Blockchain zukunftssicher?

Hi. Kann mir jmd. sagen wo ich einen Denkfehler habe…Roman sagt ja immer, er habe schon so viele Szenarien durchgedacht, darum hab ich bestimmt einen. ^^ Kostet es die Blockchain am laufen zu halten in Zukunft nicht auch weiterhin immer mehr Aufwand und somit auch Geld, da ein ständiger Wettstreit herrscht und die Dezentralität das auch einfordert? Falls ja: Sollten wir in einem harten Geldsystem leben in dem kein neues Geld nachkommt, ist dann nicht i.wann Tag X erreicht, an dem nicht mehr Geld zur Verfügung steht um es da rein zu stecken? Sorry, falls das ne saudoofe Annahme is…
Ach und was ich mich noch frage: Wie könnte denn in der Zukunft dann immer wieder klar gemacht werden, dass es sich lohnt bei BTC zu bleiben und nicht wieder in ein Fiat-System zu verfallen. Wenn die Blockchain nur noch als Finalisierungsebene funktioniert und alle Welttransaktionen auf anderen Ebenen u. Technologien laufen, ist es dann nicht zunehmend unattraktiv zu minen, da die Dezentralität ja weiterhin einen großen Aufwand fordert, trotzdem nicht mehr Transaktionen pro Zeit stattfinden werden und auch keine neuen Sats mehr gefunden werden? Vielen lieben Dank für eure Minungen!
Gruß

Was du dir ersteinmal klar werden solltest ist, dass Geld nicht gleich Wert ist.
Also was ist Geld? Was ist Wert?

Wenn du diesen Unterschied verstanden hast, dann ist die Schlussfolgerung offensichtlich: Die Bewertung von Geld schwankt, anders als einem das das Fiatgeld mit der Preisstabilität weiß machen will.

Der Wert von Bitcoin kann nicht durch zentrale Machtapparate wie einer Zentralbank vorgegeben und durch das Erschaffen von neuem Geld gezielt manipuliert werden. Der Wert von Bitcoin entsteht alleine durch die Bewertungen aller Menschen, die Bitcoins handeln, also durch Vergleiche mit anderen Waren oder Dienstleistungen. Dieses Konstrukt nennt man den Markt.

(Natürlich wird auch der Euro an so einem Geld-Markt bewertet, aber je nach Bewertung kann dann die EZB in den Markt eingreifen und zB. die Handelsmenge regulieren oder neues Geld schaffen und somit die Bewertung des Geldes nach ihren Vorstellungen verändern.)

Wenn du dieses Bewertungsprinzip verstanden hast, dann ist es eigentlich recht offensichtlich (mit der Information, dass man Bitcoin fast beliebig klein aufteilen kann), dass es nicht wirklich zu einem Punkt kommen kann, an dem es nicht genug Bitcoins gibt.

Die ganze Erde kann mit nur einem einzigen Bitcoin funktionieren. Wie geht das? Ganz einfach, wenn das Angebot von Bitcoins so weit geschrumpft ist, dass es nurnoch einen Bitcoin gibt, dann steigt entsprechend der Bewertungen der Menschen der Wert dieses einen Bitcoins an. Mit anderen Worten, du kannst dir mit kleineren Einheiten mehr kaufen.

Und da der eine Bitcoin nur eine völlig beliebig gewählte Zahl ist, es hätten auch 100 Bitcoins oder 10000 Satoshis sein können, spielt es auch keine Rolle, wie viel Geld es wirklich davon gibt. Es ist egal, ob es jetzt 21 Millionen gibt, oder ob es maximal 42 Millionen geben würde. Wenn es doppelt so viel Bitcoins gibt, dann wäre mit diesem doppelten Angebot deren Wert grob über den Markt gepeilt auch nur halb so hoch. Das gleiche gilt natürlich auch für kleinere Werte, sodass die Bewertung im Markt dann entsprechend steigt. Wichtig für die Bewertung ist aber, dass dieser Zahlenwert nicht schwankt. Also wenn du deine Wahren heute mit dem Maximalwert von 1 Bitcoin vergleichst aber morgen mit 100 Bitcoins vergleichen musst, dann verzerrt dies deine Bewertungsgrundlage. Diese Schwankung mindert die Fähigkeit der Bewertung um faire und gerechte Preise zu erkennen. Tatsächlich ist dies nämlich im Fiatgeld durch Inflation der Fall auch wenn einem suggeriert wird, dass die Preise fest und somit fair sind. Nur wenn der Wert des Gegenstücks, der Euro, immer weiter fällt, dann sind die angegebenen Preise in Euro eben nicht mehr fair und fest, sondern schwanken genauso obwohl sie mit dem festgelegten Zahlenwert auch fest erscheinen.

Technisch gibt es natürlich in der Hauptkette von Bitcoin eine Limitierung, denn ein Satoshi selber kann ersteinmal nicht mehr geteilt werden. Aber sollte es wirklich mal nurnoch Weltweit ein Bitcoin existieren (und alle anderen 21 Millionen Bitcoins verwaist auf toten Wallets liegen), dann kann sich die Weltgemeinschaft ja auch problemlos darauf einigen, dass dieser eine Bitcoin anders als Daten kodiert werden. Denn dann kann man z.B. ein paar Nullen vorne wegstreichen und bekommt hinten dafür ein paar mehr.

Alternativ, was heute auch schon geht, sind Seitenketten wie Lightning. Dort verlässt du ja das Hauptnetzwerk und kannst problemlos mit kleineren Untereinheiten rechnen und z.B. Nanosatoshis einführen. Diese können dann zwar (noch) nicht in der Blockchain abgebildet werden, aber als Zahlung im Lightningnetzwerk trotzdem funktionieren.

Banken machen das übrigens genauso. Für die Zinsrechnung ist man ja rechnerisch nicht auf zwei Nachkommastellen oder Cents angewiesen und kann Rundungsfehler vermeiden indem man einfach mit mehr Nachkommastellen rechnet. Die Banken machen damit sogar Gewinn, weil sich der Wert des Geldes ja exponentiell vergrößert. Wenn die Bank z.B. vor 14 Jahren einen Cent abgerundet hast, dann könnte dieser mit 5% Zinsen jetzt 2 Cent wert sein. Auf eine Millionen Bankkonten sind das schon 10.000€ mehr Geld für die Bank, nur weil sie mit mehr Nachkommastellen rechnet als sie anzeigt.

(Ich hatte auch einmal meine Stromrechnung kontrolliert, mit allen Anschlussgebühren abgezogen haben die Betreiber mir 0,7 Cent mehr pro Kilowattstunde berechnet als angegeben, oder Tankstellen, die hinter dem Centbereich auf der Anzeige noch eine 9 Stehen haben, sodass ein Liter z.B. 0,999 anstatt 0,99 Cent kosten. Auf 100 Litern macht das wieder einen Gewinn von fast einen Euro-)

Man kann hier beliebig tief in die Technik einsteigen, aber eines ist doch gewiss: Wenn es die Notwendigkeit geben sollte, dass mehr Nachkommastellen nötig werden gibt es auch problemlos technische Möglichkeiten dies zu realisieren, damit bei jedem beliebigen Bitcoinbestand gleichzeitig die größten Staaten und die ärmsten Bettler (also über mehrere Wert-Größenordnungen) das Bitcoinsystem verwenden können.

Jetzt kann man sich zurecht Fragen, warum dann Bitcoin und nicht das deutlich flexiblere Fiat-Geld? Ganz einfach: Weil das Fiatgeld zentrale Machtapparate benötigt um deren Wert zu garantieren und zu steuern (sonst werden die bunten Papierzettel sehr schnell wertlos) während das Bitcoinsystem auch mit beliebiger Aufteilung keine Möglichkeiten Bietet neues Geld zu erschaffen.

Der Unterschied, durch Inflation vorne immer größere Zahlen anzuhängen oder deflationär hinten immer mehr Nachkommastellen zu schaffen ist, dass bei den Nachkommastellen die Geldeinheiten wirklich besessen werden müssen bevor man sie teilt. Das Fiatgeld kann einfach erstellt und ausgegeben werden was bedeutet es wird Wert aus dem Nichts geschaffen (was dann durch Inflation von allen anderen Geldbesitzern bezahlt bzw. ausgeglichen wird). Bei der Inflation wird also Wert auf die Geldersteller übertragen, man könnte das auch Diebstahl bezeichnen, denn während ein Normaler Mensch für z.B. 50k€ ein Jahr arbeiten gehen muss können andere Bänker sich dieses Geld einfach drucken und für entsprechende Sachwerte verkaufen. Diese Bänker haben also keinen Arbeitsnachweis erbringen müssen und bekommen trotzdem den Wert der 50k€. Das geht bei Bitcion nicht, egal wie viele Nachkommastellen du hinten ranhängst. Jeder Bitcoin, den man haben will, egal wie man ihm aufteilt, muss durch Arbeit und somit Wert bezahlt werden. (Und das Mining kommt dann noch oben drauf.)

Und wenn du diese Thematik verstanden hast, was für sich genommen schon eine riesiges Fundgrube an Wissen ist, dann willst du nicht mehr zurück zum Fiatsystem. Ich denke das beantwortet auch deine zweite Frage.

Die Blockchain wird sich langfristig nicht durch neue Bitcoins finanzieren sondern durch die Benutzer der Blockcahin: Transaktionsgebühren. Klar kannst du dann das Risiko auf dich nehmen und andere Technologien verwenden. Aber wenn du wirklich Sicherheit haben willst, dass deine Werte wirklich dir gehören (und nicht durch eine ungewollte Geldmengenvermehrung gestohlen werden), dann wirst du wohl Bitcoin verwenden, solange es keine bessere Alternative gibt.

Oder versuch einmal anders herum zu denken: Wenn du glaubst, dass die Bitcoins nur so wertvoll werden, weil aktuell noch neue erstellt werden, dann hat Bitcoin natürlich keine nachhaltige Zukunft, wenn diese „Subvention“ ausläuft. Aber wenn sich so ein System nur durch das erstellen neuer Coins aus dem Nichts am Leben lassen kann, dann bedeutet es ja gleichzeitig, dass es eine Inflationsumverteilung geben muss. Denkst du wirklich, dass man den Leuten also Zwangsweise ihre Geldwerte wegnehmen muss um so ein Geldsystem am Laufen zu halten oder sollte ein Geldsystem nicht aus der Freiwilligkeit und den Bedürfnissen der Menschen finanziert werden? Ich denke, dass wenn die Menschen wirklich einen Bedarf an Bitcoin haben werden, und mit dem Wertspeicher gibt es auch wenigstens einen validen Grund, dass Bitcoin weiterhin verwendet wird, dann werden die Menschen auch für diesen Nutzen entsprechend bezahlen, freiwillig und ohne Zwang von Oben durch Enteignung.

Also selbst wenn die Benutzung von Bitcoin etwas kostet denke ich, dass es deutlich sinnvoller ist, dass Menschen, die einen Sinn (einen Wert) in dem System sehen, auch dafür bezahlen als alle Menschen dafür zwangsweise durch Inflation zur Kasse zur bitten.

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Zusätzlich zur ausführlichen Antwort von @DasPie, von mir noch die Bitte die Suchfunktion zu nutzen! Das Thema wurde schon so oft durchgekaut.

Falls nach Lesen der existierenden Threads Fragen offen bleiben, kann man in diesen Threads weiter fragen, oder man erstellt einen neuen, sollte es thematisch zu weit weg sein.

Es gibt hier im Forum abwechselnd folgende zwei Bedenken:

Wird Bitcoin aufgrund der geringen Nachfrage und abnehmenden Subsidy irgendwann zerstört?

Wird Bitcoin ohne Block Subsidy zerstört?
Blockzeit und Blockgröße in der Zukunft
Was passiert, wenn der letzte Bitcoin-Block gemined wurde?
Wie verhält sich Bitcoin nachdem alle gemined wurden?
US-Zentralbank veröffentlicht Paper: "Das Lightning Network - Wie Bitcoin zu Geld wird"!
Tail Emissions als Lösung für Bitcoins langfristige Sicherheit? BTC-Entwickler regt Debatte an.
BTC Instabilität ohne Blockbelohnung
Mythbust

Wird Bitcoin trotz Lightning mit der hohen Nachfrage klar kommen?

Das Lightning Netzwerk skaliert ja gar nicht… Was nun?
Lightning als (keine) Skalierungslösung?
Bitcoin + Lightning = Trotzdem nicht skalierbar?
Hohe On-Chain-Transaktionsgebühren auch bei Lightning ein Problem
Lightningkanäle aufmachen zu teuer?
Lightning bei hohen mainlayer gebühren
Bericht: Lightning mathematisch nicht dezentral
Hyperbitcoinization vs. Skalierbarkeit
Lightning Problem durch hohe on-chain Gebühren

Je nachdem wie sich die Zukunft von Bitcoin Nutzung und Technologie entwickelt, wird man einfach an gewissen Parametern drehen, oder andere Lösungen finden müssen. Beispielsweise Blockgröße, Blockzeit, Subsidy/Fees, weitere Second Layer, Side Chains, komplett neue Erfindungen etc., so wie eben in den existierenden Threads beschrieben.

Nachfrage nach on-chain Transaktionen sinkt → Gebühren fallen → Nachfrage nach on-chain Transaktionen steigt wieder

=> On-chain Transaktionen werden also nicht aussterben

Weiterhin passt sich die Hashrate immer so an, dass Mining wirtschaftlich bleibt. Bitcoin wird dadurch nur unsicherer.

P.S.:

Es ist unmöglich, alle Transaktionen einer zukünftigen Weltwährung direkt auf dem Settlement Layer durchzuführen, wenn man einen dezentralen Konsens innerhalb eines Peer-to-Peer-Netzwerks gewährleisten möchte, an dem praktisch jeder teilnehmen können soll!

Das ist kein Mangel von Bitcoin und das kann unter diesen Anforderungen auch kein anderes Netzwerk schaffen. Egal was irgendwelche Projekte behaupten.

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Vielen lieben Dank! :slightly_smiling_face:

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Würde ein neuer Bitcoin mit dauerhafter Subsidy geschaffen werden wie du sagst

Würden dann die bitcoin die man jetzt Besitz automatisch wertlos werden ? Oder was wäre dann ?

Wenn sich ein Teil der Nutzer, Miner und Entwickler für solch eine Änderung entscheiden sollte, gäbe es einen Hard Fork und damit anschließend zwei unterschiedliche Bitcoins.

Einmal den schon existierenden Bitcoin. Und einmal den neuen Bitcoin mit dauerhafter Subsidy.

Du hättest dann in beiden Netzwerken die gleichen Coins, die du heute nur auf der Bitcoin-Blockchain hast.

Je nachdem wie sich die beiden Coins durchsetzen werden, nach welchem also die Nachfrage größer ist, wird einer davon wahrscheinlich einen höheren Preis haben als der andere.
Du kannst beide behalten oder den einen Coin-Typ verkaufen. Genauso wie es schon bei früheren Bitcoin Forks war.

Interessant wäre eher, welcher der Coins weiterhin allgemein akzeptiert wird, falls Bitcoin zu dem Zeitpunkt schon eine Massenadoption erfahren hätte.

Das wäre eine Option. Ich persönlich habe dazu aktuell keine Meinung, da die Notwendigkeit nicht gegeben ist.

Es gäbe außerdem unterschiedliche Varianten von Tail Emissions, mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen. So oder so gäbe es dadurch aber in jedem Fall mindestens phasenweise eine Geldmengenausweitung. Siehe Thread zum Thema.

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