In diesem Space wird einem einfach grundsätzlich viel Scheiße erzählt.
Deswegen mal hier ein Thread der gewisse Mythen aufgreift und einen Realitätscheck durchführt.
Mit den Worten von ZmnSCPxj:
„There are no quick solutions in this space.“
Egal wer euch verkauft, dass etwas super toll ist und Millionen Transaktionen schafft, unzerstörbar ist und dies und das, wenn es zu schön klingt um wahr zu sein, dann ist es das auch, egal ob das nun der böse Shitcoiner sagt oder der tolle Bitcoiner. Oft mag es nur ungewollte Ungenauigkeit sein, aber vieles davon kursiert zu sehr rum ohne großen Gegenwind.
Da ich selber nur an Bitcoin Interesse habe, werde ich hier eigentlich nur im „eigenen“ Haus versuchen aufzuräumen.
Ein einzelner Lightning Channel kann X (mehrere K, teilweise hört man was von Millionen) Transaktionen die Sekunde.
Weder kann eine aktuelle Implementierung einer Lightning Node 1000 Tps noch wird das in absehbarer Zeit der Fall sein. Dazu 2 Quellen, Details kann man aus diesen rauslesen bei Interesse.
https://bottlepay.com/blog/bitcoin-lightning-node-performance/
https://bottlepay.com/blog/bitcoin-lightning-benchmarking-performance/
Hierbei gilt zu beachten, dass das hier nicht 1 zu 1 auf das aktuelle Netzwerk ummünzbar ist.
Bitcoin ist so toll und sicher, weil wir die Blocksize/das Blockweight so niedrig halten und alles andere lässt sich ohne irgendwelche Kompromisse und Nachteile über Lösungen wie Lightning, CoinPool, Statechains, Spacechains usw. realisieren. Andere Projekte sind nicht so zensurresistent und dezentral wie Bitcoin, weil sie höhere Hardwareanforderungen an die Nodebetreiber setzen und höhere Hardwareanforderungen (Blockweighterhöhung, Nutzung von komplizierterer und somit langsamerer Kryptographie usw.) sind schlecht und deswegen abzulehnen.
Grundsätzlich mal kann keiner wirklich meinen, dass es wünschenswert ist mit der aktuellen Limitierung (1 vMB) das Projekt bis in den Tod zu fahren. Es ist wünschenswert, dass ein jedes Individuum einen Knoten laufen lassen und am Netzwerk partizipieren kann. Daran teilzunehmen beschränkt sich jedoch nicht nur auf Regeln verifizieren und Blöcke für andere herhalten, die nachfragen. Es bringt keinem was, wenn er eine Node für 20k satoshi im Jahr betreiben kann, weil es auf einem Raspberry Pi Zero laufen kann mit Blöcken limitiert auf 1k vByte, aber wegen der Begrenzung auf 1000 vB nun nur grob 10 Transaktionen alle 10 Minuten reinpassen und Leute sich hochschießen und bis zu 10000 sat pro vByte und für eine Transaktion schon mehr zahlen als sie Kosten für eine Node haben. Es geht hierbei darum einen vernünftigen Mittelweg zu finden was die Kosten in Summe angeht. Dabei muss man sowohl die Hardwareanforderungskosten bedenken, wie auch die Kosten die jeder Teilnehmer an die Miner abgibt, wenn ich es mir leisten kann 20k satoshi alle 4 Tage als Gebühr für eine Transaktion zu zahlen, dann kann ich mir auch die Hardware/Infrastruktur leisten, die mich 40k im Jahr statt 20k kostet.
Es gibt Gründe wieso die wenigsten Leute auf den Zug von Luke Dash Jr. aufgesprungen sind die Blocksize damals auf 300kB zu reduzieren. Es schadet mehr als es wirklich nützt, weil es keinem Menschen in einem Dorf in Senegal hilft, wenn selbst er mit seinem 2001 PC und der beschissenen Internetleitung in 12 Stunden die ganze Historie überprüfen könnte, aber für jede Transaktion 70k sat Gebühren zahlen müsste und er deswegen mit seinem Wochensparlan von 2k sat darauf angewiesen ist es auf der Börse oder bei seinem Händler des Vertrauens für 9 Jahre anzulegen und ihm zu trauen bis er es sich leisten kann es auf von ihm verwaltete Keys überweisen zu lassen.
Hierbei geht es nicht darum zu sagen, wir müssen heute das Limit anheben oder sonst was. Es werden sich nur sehr viele Prediger und Influencer, die aktuell meinen, dass darf nie sein, das wäre schädlich usw. sehr „blamieren“, wenn sie dann, sobald paar „Experten“ meinen, es wäre an der Zeit es anzuheben, plötzlich für etwas sind, wofür sie 5-10 Jahre andere Projekten kritisiert haben und aus dem Nichts dann wie die Fahne im Wind ihre Meinung ändern.
Es wäre aktuell schon möglich das Blockweightlimit anzuheben ohne klare Nachteile im Vergleich zum Jahr 2018 zu haben was die Wirtschaftlichkeit angeht, wenn es um die Betreibung einer Node geht.
Es gab mehrfach in den Releasen der letzten Jahre von Bitcoin Core deutliche Verbesserungen was die Performance angeht (z.B. https://twitter.com/lopp/status/1310676326127263745, Update libsecp256k1 subtree to latest master by sipa · Pull Request #21573 · bitcoin/bitcoin · GitHub), die Hardware an sich ist auch besser geworden für denselben Preis usw… Außerdem sind selbst die größten Verfechter von small Blocks wie Luke Dash Jr. nicht abgeneigt (zumindest gewesen, hab jetzt nicht extra vor dem Beitrag hier nachgefragt ob das noch gilt) in Zukunft das Limit anzuheben. Sein Vorschlag war ja eine konstanter Anstieg um einen Prozentsatz alle 90 Tage von 300 kB weg bis zu 32 MB im Jahre 2040, wenn ich mich nicht irre. Zahlen sind hierbei nur Größenordnungen aus meinem Gedächtnis und nicht exakt das was er vorgeschlagen hat.
Auf der Gegenseite zu der Erhöhung steht natürlich immer, dass klar geprüft gehört, wie sich sowas auf andere Sachen auswirkt wie z.B. die Orphanrate usw. Außerdem ist zumindest für den Zeitpunkt ein kleineres Blockweight nützlich um finanziellen Druck auf Börsen und andere Dienstleister auszuüben, damit sie so effizient wie möglich werden. Das umfasste primär Batching, aber auch die Nutzung von SegWit und in naher Zukunft dann auch Taproot.
Ab einem gewissen Zeitpunkt, das kann in 5 oder auch erst in 20 Jahren der Fall sein, wird es nötig sein das Limit anzuheben, damit Lösungen wie Lightning (in welcher Form dann auch immer, ob Eltoo oder sonst was) so gut wie möglich funktionieren und nicht alle durchgehend auf dem Drahtseil tanzen und hoffen, dass die Mempoolzustände nicht so sind, dass praktisch das halbe Netzwerk in Gefahr ist bestohlen zu werden.
Jetzt eine Parole die zu einem gewissen Grad oben anknüpft und die viele wohl eher als schlecht wahrnehmen, die aber in den Augen manch anderer wünschenswert/gut ist.
Die Gebühren werden ewig steigen („Fees are designed/going to pump forever“ liest man oft auf Twitter von manchen Leuten, meistens große Verfechter davon, dass alle schnell ihre Lightning Channels aufsetzen sollen) oder in der etwas abgespeckteren Form, sie werden irgendwann unheimlich hoch sein und einzelne Transaktionen werden 100k € kosten (hört man praktisch überall).
Vorweg, wenn wir annehmen, dass 1 sat/vbyte jetzt das unterste Limit ist und bleibt und wir davon ausgehen, dass die Geschichte sich fortsetzt und die Kaufkraft von 1 sat immer weiter steigt, dann stimmt das in gewisser Form von mir aus, dass der Preis von einem Byte Blockspace ewig in Kaufkraft gemessen steigen wird. Wer jedoch Bitcoin als Maßeinheit für den Preis nimmt wird den Aussagen oben widersprechen.
Die erste Form ist offensichtlich purer Blödsinn und eigentlich fast schon ungerecht, dass ich das überhaupt aufgreife, weil es kaum jemand wörtlich meinen kann, aber nur ums mal kurz zu erwähnen, irgendwann ist ein Limit erreicht was man (als Kollektiv) als Fee zahlen kann. Sei es erst bei einer (kollektiven) Feerate von ~21 BTC/vbyte, spätestens dann kann die Feerate nicht mehr steigen. Gemeint ist aber auch in der ersten Form eigentlich meistens wirklich die zweite Form. „Die Gebühren werden irgendwann mal 100k $/€ pro Transaktion mimimumubaba, wir werden nur noch als Kollektiv blabla, Transaktionen mit 1 sat/vbyte wird es bald nicht mehr in Blöcken geben“.
Erstmal eines was daran einfach generell nervt, Gebühren werden nicht in /€ bezahlt und selbst wenn das so wäre, dann heißt das praktisch nichts. 50k Mark vor 50 Jahren sind nicht das was 50k Mark jetzt sind. Es wird euch vollkommen egal sein ob ihr für eine Transaktion Gebühren im Gegenwert von 100k /€ zahlt, wenn euch die Milch in 50 Jahren ebenfalls 100k /€ kostet. /€ sind kein guter Maßstab für Wert, Aktien von Unternehmen, die vor 20 Jahren X% Marktanteil in ihrer Branche hatten und aktuell X/5 sind in 90% der Währungen der Welt dennoch im „Plus“ und waren besser als Wertanlage für den Einwohner von Land X als seine Landeswährung.
Wichtig ist die Feerate, die für den Blockspace gezahlt wird und diese wird nicht in ungeahnte Höhen steigen (bzw. muss sie es auch nicht damit das System sicher bleibt, wie von manchen suggeriert wird).
Die Miner erhielten die ersten 210k Blöcke pro Block mindestens 50 BTC (+ Fee halt und natürlich nur sofern sie die 50 BTC wirklich geclaimed haben), danach 25 BTC, danach dann 12,5 und aktuell mindestens 6,25. Wir waren meines Wissens nach über dieses Jahr nie für einen längeren Zeitraum (willkürliche Definition von längerer Zeitraum als z.B. 2016 Blöcke) bei einem Schnitt von über 10 BTC (Subsidy + Fee). Die meiste Zeit schwankte (meines Wissens) der Betrag der Fees bei den Blöcken zwischen 0,25 und 2 BTC. Angenommen es wäre aus irgendeinem Grund nötig, dass der aktuelle Minerertrag von 6,25 + die aktuell schwankenden Fees zwischen grob 0,25 und 2 BTC beibehalten werden muss um sicher zu bleiben, dann reden wir hier davon, dass wir eine grobe Kompensation von 625 sat/vbyte auf die bisherigen Raten von 25-200 erwarten müssten und hätten somit unseren groben Betrag den wir als oberes Limit für praktischen jeden Zeitpunkt nehmen können. Wie aber beim Umstieg von 50 auf 25 und von 25 auf 12,5, wird es wahrscheinlich auch bei der Reduktion von 6,25 auf 3,125 nicht wirklich passieren, dass wir tatsächlich mit den Fees dann über die ganze Periode von 210k Blöcken auch nur grob die wegfallende Entlohnung kompensieren werden müssen.
Bitcoin ist inzwischen zu groß um zu scheitern und andere Shitcoins können nicht wie Bitcoin unbemerkt heranwachsen bis sie sicher genug sind um Staaten zu widerstehen.
Nichts ist je zu genug um zu scheitern. Dass man sowas überhaupt glaubt ist mega cringe.
Wenn die Kultur verloren geht Sachen zu prüfen statt zu glauben, die Einstellung sich festigt custodial solutions zu nutzen, weil es nur kleine „Lightning“-Beträge sind, man Regulationen akzeptiert und dem damit verbundenen Zwang unterwirft und und und, dann ist es scheiß egal ob das Asset noch existiert, aber keine der wünschenswerten Eigenschaften mehr gegeben sind. Vielleicht ist es ein Stück besser als das aktuelle System, aber es würde nicht einmal ansatzweise den Wunschvorstellungen von einer freieren Welt entsprechen, die wir alle haben.
Falls jemand meint, dass es hier um „Undercover FUD“ geht und ich mich nur als Bitcoiner ausgebe um FUD zu verbreiten (passiert mir öfter mal), möchte ich das mit den Worten Shinobis adressieren:
I used to not think this kind of statement was necessary, but everyone looking at all my criticisms of things lately: I am all in Bitcoin and have been for years.
That doesn’t mean I am going to delude myself into ignoring reality.
In naher Zukunft hoffe ich auch bissl was zu Lightning eignet sich toll für kleine Centbeträge und paar anderen Sachen zu schreiben, jeder andere kann gerne meine Aussagen hier richtigstellen, wenn er meint Fehler gefunden zu haben oder mit der Klarstellung anderer Mythen zu dem Thread beitragen.