Ich bin im Grunde einfach der Meinung, dass es nicht nur zutreffen und nicht zutreffen, sowie Bitcoin und Altcoins gibt. Viele der beschriebenen Aspekte sind nicht wahr/falsch, sondern bewegen sich kontinuierlich auf einer Skala. Trotzdem kann man auf der Skala natürlich gewisse Schwellen definieren.
So wie ich es verstanden habe geht es darum, dass man für Nutzer/Anleger eine größere Gefahr sieht bei:
- stärker zentralisierten Projekten
- nicht-PoW Projekten
- Smart Contract Plattformen
Also sollte auch die Stärke und Art der Regulierung, sowie evtl. sogar die zuständigen Behörden davon abhängen.
Wenn man das möchte, muss man entsprechende Maßstäbe und Kriterien definieren, nach denen alle Projekte objektiv kategorisiert werden können. Die Maßnahmen hängen dann aber von den Kategorien ab, die nicht einfach Bitcoin und Altcoin sein sollten. Auch wenn das Ergebnis am Ende sein kann, dass Bitcoin als einziger Coin in einer bestimmten Kategorie landet.
Die Maßstäbe und Kriterien wiederum sollten abgeleitet werden von den Zielen, die man eigentlich erreichen möchte. Also z.B. Schutz der Anleger vor einzelnen Betrügern, Hackern, Datendiebstahl, Software-Fehlern, Komplettverlust und was weiß ich.
Ein ganz grobes Beispiel liefern die ersten Diskussionen in den USA darüber, welche Coins Securities und welche Comodities sind. Auch dort scheint es aber kaum objektive Maßstäbe und Kriterien für die Einstufung zu geben. Mir fällt nur der oft erwähnte Howey Test ein, ansonsten werden schwammige Meinungen geäußert.
Wichtig bei der Kategorisierung ist, dass diese regelmäßig überprüft wird. Damit können Coins im Laufe der Zeit auch ihre Kategorie ändern, vielleicht sogar darauf hin arbeiten.
Weiter sehe ich Probleme bei dem Ansatz im Brief dabei:
Falls aus den Zielen und daraus abgeleiteten Maßstäben und Kriterien tatsächlich die Dezentralität und Nicht-PoW relevant sind, wird es sehr schwierig.
Für Dezentralität gibt es bis heute keine allgemein anerkannte Definition, was einfach daran liegt, dass es verdammt schwierig ist. Selbst wenn man sich nur darauf beschränken möchte, welchen Einfluss einzelne Entitäten auf das Projekt nehmen können. Es gibt zahlreiche Aspekte, die einen kontinuierlichen (nicht schwarz/weiß) Einfluss darauf haben, und die man zu einem Gesamtwert von Dezentralität verheiraten müsste.
Da es aktuell keine Definition gibt, kann man auch nicht einfach behaupten Bitcoin sei dezentral, Altcoins nicht. Das wirkt eben nicht faktenbasiert und wissenschaftlich.
Außerdem muss man sich überlegen, ob es wirklich die Dezentralität ist, die am Ende zu den gewünschten Zielen beiträgt, oder nur bestimmte Teilaspekte oder sogar Konsequenzen, die man theoretisch auch anders erreichen könnte.
Weiteres dazu in diesen Threads:
→ Gibt es ein Spektrum für Dezentralität?
→ Warum kritisiert Roman, dass andere Projekte auch ein Coin zur Verfügung stellen?
→ Ethereum: Die Mutter aller bewussten Irreführung
→ Mythbust
Bei „nicht-PoW“ ist die Situation ähnlich. Es gibt keine objektiven Analysen dazu, wieviel sicherer PoW ggü. anderen Mechanismen wirklich ist.
Das hängt ja sicher auch wieder von vielen Parametern ab, mit denen das jeweilige PoW oder PoS betrieben wird (Anzahl unabhängiger Miner, CPU-Mining möglich ja/nein, Verfügbare HW, Minen andere größere Projekte mit der gleichen HW, Merge Mining, aktuelle elektr. Gesamtleistung etc.). Ist ETC z.B. sicherer als Cardano oder ETH2.0.?