Inflation durch Geldmengenausweitung oder sinkende Zentralbanksolvenz?

EDIT: Ich habe die ersten drei Beiträge dieses Threads aus dem Thread Bitcoin gegen Alle hierher verschoben, da sie dort off-topic sind, aber ich das Thema gerne weiter diskutieren möchte.

Die Quantitätsgleichung, die auch immer wieder mal in Frage gestellt wird, sagt folgendes:

Bei gleichbleibender Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (= wie oft wird dasselbe Geld pro Zeit zum Bezahlen verwendet), ist der Wert der gesamten Geldmenge proportional zum Wert aller damit gehandelten Güter.

Ich muss dazu sagen, dass ich selbst absolut kein Wirtschaftsexperte bin.

Die Quantitätsgleichung ist der Grund warum alle davon ausgehen, dass das aktuelle Gelddrucken zu einer Kaufkraftentwertung des Geldes führen wird.

Allerdings hat Prof. Rieck vor einem Jahr mal von und mit Ingo Sauer gesprochen, der der Meinung ist, dass die Quantitätsgleichung in seinen Augen kein gutes Modell mehr ist, um Inflation zu beschreiben:

Wenn ich mich recht erinnere geht es Sauers Meinung nach bei der Kaufkrafterhaltung darum, ob für das von der Zentralbank geschaffene Geld ein entsprechender Wert angekauft wird. Wenn die Zentralbank Geld für Anleihen ausgibt, die nichts wert sind, sinkt die Kaufkraft. Ausgehen würde das dann von den Forex-Märkten.

Ich sehe dabei ehrlich gesagt keinen großen Unterschied zur Quantitätsgleichung, aber kenne mich wie gesagt auch nicht aus.

Und man darf nicht vergessen, dass es in einem Bitcoin Standard keine Zentralbanken mehr geben würde.

Edit: Vorlesung von Ingo Sauer zu Quantitätsgleichung & Quantitätstheorie auf Hinweis von mowtan ergänzt.

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Lass mich hier mal schnell einen auf Captain Hero machen und ein paar Erbsen zählen:

So weit ich die Vorlesung von Sauer in Erinnerung hab, ist es wichtig, zwischen der Quantitätsgleichung und der Quantitätstheorie zu unterscheiden, wobei die Quantitätsgleichung per Definition wahr ist, also eine Tautologie, die nicht in Frage gestellt werden kann; und die Quantitätstheorie dann erst die fragwürdigen Annahmen trifft, dass die Umlaufgeschwindigkeit konstant ist und die Kausalität in der Gleichung nur in eine bestimmte Richtung geht.

Also das tut jetzt nicht viel zur Sache, nur eine Bemerkung, damit wir hier auch über das Gleiche reden.

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Danke für den Hinweis! Das tut sehr wohl was zur Sache, wir wollen ja keine Halbwahrheiten verbreiten. Ich habe mir das vor einem Jahr angesehen, kann mich an nicht mehr viel erinnern und werde mir das nochmal zu Gemüte führen.

Wenn man genauer darüber nachdenkt eigentlich logisch. Wenn bei jedem einzelnen dieser Handel Geld gegen Gut getauscht wurde, war das insgesamt verwendete Geld genauso viel wert wie die entsprechenden Güter.

Wobei auch das komplizierter wird wenn man annimmt, dass bei einem Handel beide Parteien eine unterschiedliche Wertvorstellung der gehandelten Güter haben. Aber das mittelt sich wahrscheinlich raus. :slight_smile:

Ich habe mir das Interview mit Ingo Sauer vorhin nochmal angehört.

Im Endeffekt geht es darum, welche Ursache bzw. Theorie das Auftreten von Inflation des Geldes (hier im Sinne von Kaufkraftverlust) besser erklärt:

  1. Geldmengenausweitung (Quantitätstheorie)

  2. Einbruch des Wechselkurses durch verschlechterte Zentralbanksolvenz

Theorie 1 - Geldmengenausweitung (Quantitätstheorie)

Die Quantitätstheorie basiert auf der Quantitätsgleichung:

Geldmenge * Umlaufgeschwindigkeit = Preisniveau * Handelsvolumen

Im speziellen zur Quantitätstheorie steht bei Wikipedia:

Grundlage des „modernen“ Monetarismus ist eine neuere Form der Quantitätstheorie, in der nur noch angenommen wird, dass die Umlaufgeschwindigkeit und jedenfalls in der längeren Frist das reale Handelsvolumen (und damit auch die reale Produktion) im Wesentlichen unabhängig von der Geldmenge bestimmt werden.
Änderungen der Geldmenge wirken sich dadurch jedenfalls längerfristig hauptsächlich auf das Preisniveau aus. Insbesondere ist nach dieser Theorie eine zu schnelle Ausdehnung der Geldmenge als Hauptursache von Inflationen anzusehen.

Wenn man davon ausgeht, dass sich die Umlaufgeschwindigkeit und das Handelsvolumen kaum ändert, führt also eine Geldmengenausweitung längerfristig zur Inflation.

Theorie 2 - Einbruch des Wechselkurses durch verschlechterte Zentralbanksolvenz

Nach dieser Theorie führt eine Geldmengenausweitung nur dann zur Inflation, wenn die Zentralbank bei der Schöpfung (Kreditgabe) von Geld im Gegenzug immer riskantere Papiere und/oder Papiere mit steigender Laufzeit annimmt. Das können z.B. Anleihen eines Staates sein, bei dem immer klarer wird, dass er das Geld nicht zurückzahlen kann.

In der Bilanz der Zentralbank werden solche Anleihen mit dem Preis geführt, wie Geld dafür ausgegeben wurde. In der Bilanz wird also das Ausfallrisiko bzw. die Bonität der Anleihen nicht berücksichtigt.

Eine Währung wird üblicherweise durch die Zentralbank stabilisiert, in dem diese in schlechten Zeiten die eigene Währung mit Fremdwährung oder z.B. Gold zurückkauft. Sinkt das Eigenkapital einer Zentralbank, kann sie diese Funktion irgendwann nicht mehr erfüllen und es käme zu einer Hyperinflation.

Deshalb beobachten und bewerten Investoren die Zentralbankbilanz laufend unter Berücksichtigung des Ausfallrisikos der angekauften Papiere. Ein Verschlechterung der Bilanz, d.h. der Schuldner-Bonität wirkt sich direkt dadurch aus, dass die Investoren diese Währung gegen eine andere verkaufen (teilweise auch leerverkaufen).

Kauft die Zentralbank also immer weiter Anleihen eines Staates, der sich dabei zu stark überschuldet und ein immer größeres Ausfallrisiko darstellt, sinkt durch diesen Effekt direkt der Wechselkurs der Währung.

Der Wechselkurs wiederum hat einen direkten Einfluss auf die Verbraucherpreise, was auch von Ingo Sauer gezeigt wurde.

Aussagen im Interview mit Ingo Sauer

Laut Ingo Sauer ist Theorie 2 um Größenordnungen besser in der Lage die Inflation zu erklären. Hierfür hat er Zeiten der Hyperinflation in vier verschiedenen Ländern untersucht (u.a. Deutschland nach dem 1. Weltkrieg). Dabei wurde die Korrelation der Inflation mit der Geldmenge, dem Wechselkurs und der Zentralbanksolvenz untersucht.

Sein Ergebnis nach Zeitreihenanalysen ist, dass nicht das Geldmengenwachstum, sondern die Zentralbanksolvenz zu einem Absinken des Wechselkurses, und damit direkt zur Inflation geführt hat. Das Geldmengenwachstum ist eine Begleiterscheinung, aber nicht die Ursache.

Als Beispiel dafür, dass die Quantitätstheorie nicht stimmt, bringt er außerdem an:

  • Es gab Phasen, in denen die Geldmenge stark ausgeweitet wurde, aber keine Inflation zu sehen war (so wie z.B. auch in den letzten Jahen).
  • Es gab Phasen, in denen die Geldmenge während einer Hyperinflation weiter ausgeweitet wurde, aber die Inflation durch eine kurzfristige Stabilisierung der Zentralbank (Rückkauf auf dem Währungsmarkt) komplett gestoppt wurde.

Meine Kritik / Anmerkungen

Meine Kritikpunkte sind eher Fragen, da ich von der ganzen Materie zu wenig verstehe.

  • Ingo Sauer hat nur Phasen von Hyperinflation ausgewertet. Er spricht auch im Interview immer davon, dass in diesen Phasen Theorie 2 eindeutig besser ist.
    Gleichzeitig wird an anderen Stellen des Interviews aber so diskutiert, als wäre Theorie 1 zu allen Zeiten schlechter, und damit die Quantitätstheorie überholt.

  • Wenn die Quantitätstheorie tatsächlich annimmt, dass Umlaufgeschwindigkeit und Handelsvolumen unabhängig von der Geldmenge sind, dann wäre sie nach den von Ingo Sauer genannten Beispielen falsch.
    Man könnte sie vielleicht noch retten, wenn man annimmt, dass die rechte Seite der Quantitätsgleichung der linken träge hinterherläuft, die Gleichung also nur einen Gleichgewichtszustand beschreibt. Auch bei Wikipedia steht „jedenfalls längerfristig“.

  • Ich verstehe allerdings schon die Annahme der unabhängigen Umlaufgeschwindigkeit nicht. Die größte Schwachstelle an der Quantitätsgleichung ist wahrscheinlich sowieso, dass man die Umlaufgeschwindigkeit nie wirklich kennt. Die Quantitätsgleichung bleibt aber nach meiner Ansicht immer gültig.
    Nehmen wir an die Geldmenge wird so wie in den letzten Jahren vervielfacht. Die Firmen oder Privatpersonen, die dieses Geld in Form von Krediten oder als Helikoptergeld erhalten, werden aber nicht alle direkt dafür einkaufen oder in Produktionsmittel investieren. Stattdessen wird ein großer Teil das Geld für höhere Zinsen anlegen, und ein anderer Teil wird es horten.
    Es gibt also eine Asset Price Inflation, aber der Verbraucherpreisindex steigt nicht, durch den die Inflation üblicherweise gemessen wird.
    Entweder zählt man solche Assets mit dazu, dann ergibt sich schon direkt eine Geldentwertung.
    Oder man betrachtet nur die Verbraucherpreise, muss dann aber berücksichtigen, dass für diese Güter die Umlaufgeschwindigkeit sinkt. Die vergrößerte Geldmenge benötigt länger, bis sie einmal diesen Güterhandel durchlaufen hat.

  • Ingo Sauer hat in seiner Auswertung die Geldmengenausweitung mit anderen Größen verglichen. Allerdings nicht das Produkt aus Umlaufgeschwindigkeit und Geldmenge. Das kann man ihm jedoch aus den gerade genannten Gründen kaum vorwerfen.

Mein persönliches Fazit:

Falls das wirklich so ist, verstehe ich nicht warum die Quantitätstheorie annimmt, dass Umlaufgeschwindigkeit und Handelsvolumen unabhängig von der Geldmenge sind. In diesem Fall müsste Geldmengenwachstum direkt zu Inflation führen, was belegbar in manchen Phasen nicht stimmt.

Die Quantitätsgleichung sollte unabhängig davon weiterhin gültig bleiben und man kann damit auch erklären, warum es in Phasen der Geldmengenerhöhung (noch) keine Inflation gibt. Die Umlaufgeschwindigkeit sinkt während des Gelddruckens einfach zuerst (Unsicherheit der Verbraucher), bis irgendwann mit dem neuen Geld eingekauft wird. Durch die erhöhte Nachfrage kommt es dann zur Inflation.

Gleichzeitig hilft einem die Quantitätsgleichung in der Praxis rein gar nichts, da man die Umlaufgeschwindigkeit niemals genau kennt. Trotzdem ist dadurch nicht ausgeschlossen, dass auch das Geldmengenwachstum eine Ursache von (späterer) Inflation ist.

Die Zentralbanksolvenz stellt evtl. einfach einen weiteren Faktor dar, der zu Inflation führen kann. Zu einer Hyperinflation kommt es evtl. ausschließlich durch diesen Effekt.

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Mir gefällt Deine Zusammenfassung. Beim Thema Umlaufgeschwindigkeit musste ich an das Freigeld in Wörgl denken. Das hat zwar nicht direkt hiermit zu tun, ist aber ein netter Funfact am Rande.

Als ich mich vor ein paar Jahren mit Wörgl beschäftigt habe, hatte ich gelesen, dass der Bürgermeister viel mehr Freigeldscheine drucken lies, als nötig waren. Sprich: Das Schwundgeld hatte eine derart hohe Umlaufgeschwindigkeit, dass weniger Geld benötigt wurde, als geplant.

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@Wilson09, da du im anderen Thread geschrieben hast, dass du vom Fach bist, würde mich auch deine Einschätzung zu diesem Thema interessieren. :slight_smile:

Hoppla! Meine Zeit ist mir dafür zu schade.
(Anm.: Die Quantitätgleichung (Montarismus) ist schon lange wiss. widerlegt). Die Quellen von RIECK (ich bin besser!) und Ingo Sauer (der ist gut!!!) habe ich alle konsumiert.

Ich zitiere mal Nakamoto:
„If you don’t believe it or don’t get it, I don’t have the time to try to convince you, sorry.“

Ich würde gerne ein Büchlein schreiben zu BTC auf meine alten Tage.

Projekt: den BITCOIN-Standard schlagen. Um mir das leisten zu können (Beurlaubung oder Aufgabe meiner Tätigkeit) bräuchte ich aber eine Erbschaft oder ähnliche „windfall profits“. BTC ist wiss. auch für Ökonomen hochinteressant!

Ein BUCH braucht wenigstens 6-12 Monate intensive Arbeit. Es gibt leider auf dem dt. Buch-Markt nicht viel Brauchbares. Ich denke, ich habe alles gelesen. Dr. Julian Hosp und M. Friedrich sind nicht dazu geeignet, BTC populärer zu machen. Aber das hätte BTC durchaus verdient!

An BTC fasziniert mich vor allem das „spieltheoretische Fundament“. Immerhin war das mein Schwerpunktfach im Studium und ein Ebay-Paper habe ich mal publiziert (Wirtschaftstheorie).

Der Blocktrainer ist absolut in Ordnung. Er ist aber leider kein Sozialwissenschaftler, und das war „economics“ mal früher, deswegen bringt er vieles durcheinander.

Gut, dich zwingt ja keiner. Dann trotzdem danke für deinen Beitrag!

Trotzdem hake ich hier nochmal nach, in der Hoffnung du gönnst mir noch ein paar Minuten deiner Zeit. :slight_smile:

Dass die Quantitätstheorie widerlegt ist wundert mich nicht. Man kann in mehreren Phasen der Geschichte beobachten, wie einer Geldmengenausweitung nicht direkt eine Inflation folgt.

Aber was an der Quantitätsgleichung falsch sein soll ist mir unklar. An manchen Stellen wird die Umlaufgeschwindigkeit sogar als BIP/Geldmenge definiert. Dann stimmt die Gleichung ja per Definition, wenn man Handelsvolumen und BIP als identisch annimmt.
Von dieser Definition halte ich als Nicht-Wirtschaftler nichts, da das Handelsvolumen auch Güter mit einschließt, die nicht im eigenen Land produziert wurden.

Mir geht es in diesem Thread um die Frage, ob man von einer Geldmengenausweitung auf eine verzögert folgende Inflation schließen kann. Als Maß für die Inflation würde ich in diesem Kontext den Verbraucherpreisindex, sowie unabhängig davon die Asset Preise verwenden.

Im Moment der Gelderzeugung wird evtl. nur gehortet und angelegt, d.h. die Umlaufgeschwindigkeit sinkt. Sobald aber entweder die Produktionskosten oder die Nachfrage steigt, ist mehr Geld als vorher da, was ausgegeben werden kann.

  1. Es ist nicht einfach. Einfache Antworten gibt es NIE! Ich müsste mir für ein Buchprojekt nochmal den gesamten Bereich Geldtheorie/ Werttheorie reinpfeifen. Mir stinkt es einfach gewaltig, dass so viel populärwiss. Unfung zirkuliert.

  2. Auf meiner 3semstrigen-FH-Vertretungsprofessur habe ich gelernt, dass es genau 60 SWS dauert um den Prozess der Preisbildung auf Märkten genau zu beschreiben. Als „START“ in die Welt der Mikrotheorie/Preisbildung.

Aber nähern wir uns der Frage ob Geldmengenausweitung zwangsläufig zu Inflation führt…(haben die Monetaristen immer behauptet, dass man über die einfache Betrachtung der Quantitätsgleichung Inflation steuern kann).

Der Einfachheit halber nehmen wir mal den Ansatz von J.M. Keynes. KEYNES unterscheidet 2 Motive der GELDHALTUNG:

  1. Transaktionskasse
  2. Spekulationskasse

Für 1. benötige ich eine bestimmte Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit um die Tauschwerte der Weltökonomie abzuwickeln. Aus diesem Motiv speist sich die spekulative Nachfrage nach Werten wie Ripple, Litecoin, Bitcoin Cash. Die Hoffnung, dass all diese „coins“ als Transaktionkasse sich auf den iPhones und Android-Phones widerfinden werden. Nicht so wichtig, ich denke, das „lightning network“ hat hier ein Wörtchen mitzureden. Als TRANSAKTIONSKASSE werden aber CBDC fungieren, wenn ich anonym peer-to-peer zahlen möchte, eher Monero und zCash (vor allem für Kriminelle usw.)

  1. Spekulationskasse
    Kassenhaltung erfolgt in „assets“, Aktien, Anleihen, Gold und in „Cash“. Individuen halten diese „Kasse“ um Erträge zu erwirtschaften. Je höher die Anleihen-Zinsen, desto geringer die Nachfrage nach Aktien usw.

Klar ist, wenn sich Die Geldmenge ausweitet, landet das GELD irgendwo. Als „cash“ unter der Matratze der Banker? Eher nein. Es landet auf den Aktien-Märkten, im Gold/Immobilien-Markt oder sonstwo.

Der CPI (consumer price index) als Maß für INFLATION ist ein Witz der Geschichte.

Grundsätzlich führt technologischer Fortschritt dazu, dass wir deflationäre Entwicklungen haben. Wenn jetzt der CPI sagt, dass die PREISE nur um 2,3,4% steigen ist das trotzdem heftig. ZINSEN sind eher NULL.

Ergo: BULL-Run auf ASSETS. INFLATION! Ein echtes Inflations-Mass müsste z.B. den S&P500 abbilden oder Immobilien.

Als Westeuropäer MUSS ich in AKTIEN gehen, und als WESTEUROPÄER habe ich das Privileg das zu tun. BTC ist ein Geschenk für die „unbanked people“ der Welt.

Zurück zur Frage, „Mir geht es in diesem Thread um die Frage, ob man von einer Geldmengenausweitung auf eine verzögert folgende Inflation schließen kann.“

JA. Was denn sonst? Kommt nur darauf an, wo man hinschaut. Betrachte ich die einzelnen Teilmärkte (z.B. Immobilien in D.), bedeutet das nicht dass Immobilien zwangsläufig steigen werden im gehandelten Preis (nicht Wert). Hier sind Lage und demografische Entwicklung entscheidend. Ich würde nicht auf hohe Preise in D. in 2035-40 setzen.

INFLATION ist komplex. Angebot/Nachfrage. Produktionskosten.

Was hat das mit BTC zu tun? Auf keinen Fall reicht es zu schreien „die drucken GELD“, BTC? BTC als Inflationsschutz. Es gibt keinen Zusammenhang zw. einer gesteigerten Geldmenge und einem zwangsläufigen BTC-Preisanstieg.

Vielleicht ziehen die Preise auf den Cayman-Islands massiv an. Oder Landpreise explodieren auf den Bahamas. BTC MUSS nicht steigen im gehandelten Preis.

Trotzdem…„a bullish case for Bitcoin“ (Buch ist bestellt, sollte mal übersetzt werden).

Wenn man konservativ unterstellt, dass ein Anteil der SPEKULATIONSKASSENHALTUNG über die Jahre konstant in BTC investiert wird (also, keine weitere Adaption, keine Verbreitung usw.), führt die GELDMENGENAUSWEITUNG zwangsläufig dazu, dass BTC mit der RATE der weltweiten GELDMENGENAUSWEITUNG wächst.

Quantitative Studien dazu sind mir nicht bekannt, müsste es aber geben. Ich tippe mal auf 15-30% (oder mehr?) weltweit pro Jahr.

Zudem: ein wenig Transaktionskasse kommt ja hinzu (El Salvador).

Ergo: BTC ist ein „safe asset“ in the long run. Da aber die Ausfallwahrscheinlichkeit >0 ist, rate ich von ALL-IN dringend ab.

hier halte ich mich an die Wall Street und Cathie Woods. 5% Deiner SPEKULATIONSKASSENHALTUNG in BTC.

TRANSAKTIONKASSE ist das, was KOMMER und die ETF Industrie propagieren. 2-3 Monatsgehälter auf dem Konto.

Ich persönlich würde BTC niemals als Transaktionkasse verwenden, wozu? Dafür gibt es CBDC.

BTC ist WERTSPEICHER und korreliert negativ mit anderen asset Klassen.

5%. HODLN und DCA.

Alles andere ist Spekulation und „hype“. Investiere ich in Technologie. Dann AKTIEN, wozu ETH? kann man machen, ist aber was ganz anderes als BTC.

Dieser ganze Krampf bei „coinmarketcap“, BTC Dominance, „flippening“ das ist alles Unfug und für die Medien. Aufmerksamkeit, Einschaltquoten, usw.

So, schlussendlich. Ganz einfach. 2 Merksätze aus der Studienzeit/ Assistentenzeit. Weiss nicht mehr von wem, HICKS?

a. „Jedes Einkommen gelangt irgendwann zur Verausgabung“
b. „Allein der Konsum ist nutzenstiftend.“

Die Frage, ob eine Geldmengenausweitung (Druckerpresse) zu steigenden Preisen führt (wo auch immer), kannst Du jetzt doch selber beantworten, oder?

Grüsse

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Nochmal:
a. Jedes Einkommen (GELD) gelangt irgendwann zur Verausgabung.

D.h., die Nachfragekurve verschiebt sich nach rechts. Bei normal verlaufener Angebotskurve resultiert ein höherer Gleichgewichtspreis bei gestiegener Menge. Da ich aber nur 1-2 Bananen pro TAG verdrücken kann, wird sich die NACHFRAGE nach Bananen nicht verändern. Eher nach AVOCADOS, das ist ja der neue HYPE (soll gesund sein). Sind AVOCADOS im CPI?

Irgendwo muss das GELD hin, wenn es in Kryptos investiert wird, kann es keine INFLATION geben, oder?

Das wäre dumm für die Zentralbanken, „quantitative easing“, so kommen wir niicht von den Staatsschulden weg.

Deswegen wird BTC bekämpft.

Nur weil BTC ein unelastisches Angebot hat (fast vertikal verlaufende Kurve), bedeutet es nicht, dass der PREIS zwangsläufig steigt. Das stock-to-flow-Modell ist ein KRAMPF.

Die Krypto-Industrie arbeitet mit diesem Irrsinn, um zusätzliche Nachfrage zu generieren.

Am meisten verdienen bei einem „gold rush“, immer die Schaufel-Hersteller. also, Coinbase, Bitbox02, Ledger usw.

Nicht vergessen. Cool bleiben, „mit Augenmaß“ agieren.

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Meine Definition von Inflation gestaltet sich aktuell folgendermaßen:

Es gibt die Geldzeichen, was im Gesamten der Geldmenge, also der Summe an Zahlenwerten auf den Scheinen, Konten und sonstigem entspricht.
Es gibt das Kapital, was dem Wert aller Güter als Summe entspricht. Mit allen Geldzeichen kann man theoretisch das gesamte Kapital abbilden.

Wenn jetzt mehr Geldzeichen gedruckt werden oder durch andere Geldschöpfung in den Umlauf kommen, steigt das Kapital, was in Geld gespeichert ist nicht an, es gibt nur mehr Geldzeichen.

Als Beispiel: Die gesamte Wirtschaft besteht auf 10€ und 10 Äpfeln
Nun kommen Geldzeichen hinzu und zwar 10€. Das Kapital ist aber weiterhin nur 10 Äpfel. Die neuen Geldzeichen haben keinen Nutzen für die Ökonomie, sie verändern auch nicht die Geldmenge, sondern nur die Geldzeichenmenge.
Wenn mit dem neugeschaffenen Geld mehr Kapital produziert wird, gilt es das natürlich zu beachten und einzurechnen.

Da dich diese Definition mit den Geldzeichen erst gestern gehört habe, bin ich noch am Anfang diesbezüglich. Möchte es hier dokumentieren, um zu sehen wie sich meine Definition entwickelt.
Wenn man es herunterbricht, kann man sagen: Geldzeichenwachstum = Inflation.

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Der Begriff Inflation wird tatsächlich unterschiedlich verwendet.

Was du beschreibst ist wie du selbst sagst die Geldmengenausweitung.

In diesem Thread spreche ich von der Inflation als Kaufkraftverlust der Geldes. Das ist zugegebenermaßen eine sehr fragwürdige Definition, da man das nicht eindeutig messen kann.

Es gibt verschiedene Indizes, die einen Durchschnitt der Verbraucherpreise abbilden. Und es gibt die Asset Price Inflation, wobei diese wiederum vom Asset abhängt.

Trotzdem ist es ein eindeutiger Kaufkraftverlust des Geldes wenn irgendwann z.B. Aktien das 2,7fache, Gold das 3,2fache und tägliche Konsumartikel das 2,4fache kosten.

Selbst andere Währungen kann man aktuell leider nicht als Maßstab verwenden, da sie alle parallel an Kaufkraft verlieren.

Ich würde trotzdem in diesem Kontext bei der etwas schwammigen Definition bleiben. So wie auch hier: Inflation – Wikipedia

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Also ich finde die Erklärung von Denni hier am einleuchtensten.
Ockhams Rasiermesser^^

Ich weiß nicht ob ihr die bisherigen, leider etwas längeren Beiträge gelesen habt. Aber das was @Denni beschrieben hat steht in anderen Worten schon weiter oben.

Anstatt zu sagen „Geld ist nur, was verwendet wird, unabhängig von der Anzahl der Geldzeichen“, kann man das mit den Begrifflichkeiten der Quantitätsgleichung ausdrücken.

Mehr „nicht verwendete Geldzeichen“ bedeutet, dass die Geldmenge wächst, aber die Umlaufgeschwindigkeit sinkt.

Die Frage ist dann: Wird das neue unverwendete Geld irgendwann auf jeden Fall verwendet, was zur Inflation führt, oder bleibt die Umlaufgeschwindigkeit einfach niedriger?

Ich denke, wie ich oben geschrieben habe, dass hängt von der Entwicklung von Nachfrage und Produktionskosten ab. @Wilson09 schreibt dazu:

Wenn dem so ist, stimmt allerdings auch die Quantitätstheorie, nur eben verzögert.

Wenn Einkommen steigt und Inflation steigt, dann ist es doch trotzdem inflation, da die Ersparnisse entwerten

Dazu die Immobilien und Aktien Inflation die jetzt schon krass vorgeschritten ist.

Ist es nicht Haarspalterei? Ich sehe deutliche Inflation in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Hab die Beiträge überflogen aber nicht wirklich verstanden um ehrlich zu sein :man_shrugging: außer den von Denni

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hmm ich würde es von dem oben unterscheiden, da es sich nicht auf die Preise bezieht und dadurch auch das „Horten“ bzw die Umlaufgeschwindigkeit ignorieren kann.
Es gibt bei meiner Definiton keine nicht verwendeten Geldzeichen, da das Sparen auch eine Nutzung ist.

Es geht hier nicht darum, ob es aktuell eine Inflation gibt. Es geht darum, ob Inflation generell durch Geldmengenausweitung verursacht wird, oder wie Ingo Sauer untersucht hat, durch das Ausfallrisiko der Zentralbankkredite.

Um das zu untersuchen hat Ingo Sauer eine Metrik entwickelt, mit der die Papiere im Eigenkapital einer Zentralbank bewertet und daraus die Solvenz der Zentralbank bestimmt wird.

Zumindest in den von ihm untersuchten Zeiten der Hyperinflation in vier verschiedenen Ländern, wurde die Inflation viel eher durch die sinkende Zentralbanksolvenz als durch die Geldmenge ausgelöst.

Wenn das immer so wäre würde das z.B. für den aktuellen Zeitpunkt bedeuten, dass wir trotz Gelddruckerei keine hohe Inflation bekämen, solange die Zentralbanken keine Schrottpapiere ankaufen.

Ich finde die Fragestellung deshalb sehr interessant.

Aber beides ist doch bereits der Fall.
Immobilien und Aktien sind locker >10% gestiegen im letzten Jahr.
Soweit ich weis kauft die EZB schrottanleihen jede Woche

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Mag sein. Aber mich interessiert was von beiden die Ursache und was nur die Begleiterscheinung ist.
Ingo Sauer sagt die ZB Solvenz ist die Ursache und die Geldmenge ist nur eine Begleiterscheinung.

In der Bitcoin Community oder bei den Crashpropheten höre ich als Begründung für die baldige Hyperinflation nicht, dass jemand das Ausfallrisiko der ZB Kredite beurteilt hat.

Als Begründung sehe ich stattdessen Videos von Jerome Powell an der Gelddruckmaschine und höre immer nur Brrrrr. :slight_smile:

Ich persönlich würde mich auch schwer tun, das Ausfallrisiko der ganzen Staats- und Umternehmensanleihen einzuschätzen. Laut Ingo Sauer steht die ZB vom Eigenkapital her noch ganz gut da. Ich weiß gerade nicht mehr ob er von Fed oder EZB oder beiden gesprochen hat.

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Ich halte das tatsächlich für einen wichtigen Aspekt bei der Kaufkraftänderung einer Währung. Finde die Arbeit von Ingo Sauer sehr interessant. Es ist für mich schlüssig, dass der Wert fällt, wenn die Währung auf den Devisenmärkten nicht mehr gut verteidigt werden kann, weil deren assets nicht wertvoll genug sind.
Mir fehlt aber der Aspekt, der meine beschriebene Sicht beinhaltet sehr.

Heute kam noch ein gutes Video von Rieck https://youtu.be/zH8I3iqx7Ac

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