Geldmenge hat keine Auswirkung auf Inflation: Können wir die Gegenthesen zu MMT wirklich beweisen?

Die Quantitätsgleichung sagt folgendes:

Bei gleichbleibender Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (= wie oft wird dasselbe Geld pro Zeit zum Bezahlen verwendet), ist der Wert der umlaufenden Geldmenge proportional zum Wert aller damit gehandelten Güter.

Siehe auch hier: Inflation durch Geldmengenausweitung oder sinkende Zentralbanksolvenz?

Ergo gilt bei konstanter Umlaufgeschwindigkeit vereinfacht:

  • Eine konstante Geldmenge bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum führt dazu, dass die Geldeinheit im Wert steigt (z.B. in einem Bitcoin Standard :slight_smile: ).

  • Falls man die Geldmenge exakt parallel zum Wirtschaftswachstum ausweitet, könnte man die Geldeinheit stabil halten.

  • Falls man die Geldmenge sogar etwas stärker als das Wirtschaftswachstum ausweitet, verliert die Geldeinheit kontinuierlich an Wert (so wie in den letzten Jahrzehnten bis 2020).

Wenn du dir mal das weltweite BIP der letzten Jahrzehnte ansiehst (Quelle Statista):

Dann siehst du, dass das BIP von 1980 bis 2020 ca. um den Faktor 7,5 gestiegen ist.

Parallel wurde die Geldmenge in deiner Graphik ca. um den Faktor 11 erhöht, also stärker als das BIP.

Rechnet man den verbleibenden Faktor 11/7,5 = 1,47 auf das einzelne Jahr um, ergibt sich für diese 40 Jahre ein durchschnittlicher Geldwertverlust von ca. 1 % pro Jahr. Kein unsinniges Ergebnis, oder?

Natürlich vergleiche ich hier den US Dollar mit dem weltweiten BIP. Das ist nur eine grobe Abschätzung und ich bin kein Fachmann.
In der Praxis gibt es sicher auch noch andere Faktoren. Zum Beispiel ist die Umlaufgeschwindigkeit sicher nicht immer konstant (Stichworte: Krise, Liquiditätsfalle).

Trotzdem erklärt diese Abschätzung erstaunlich gut die beobachtete Geldentwertung.

Ab 2020 wurde die Geldmenge dann wesentlich stärker als das Wirtschaftswachstum erhöht. Das erklärt die aktuell einsetzende starke Inflation im Sinne von Geldentwertung.

Übrigens trügt einen manchmal auch das mathematische Bauchgefühl:

Erstens könntest du an deiner Geldmengen-Graphik prinzipiell keine Korrelation zum Kaufkraftverlust erkennen. Dafür müsstest du die Geldmenge logarithmieren und ableiten, also die relative Änderung pro Zeit berechnen.
Das Ergebnis könnte dann mit der Kaufkraftverlustrate korrelieren, wenn sich die Geldmengenausweitung immer sofort 1:1 auf den Geldwert auswirken würde. Das wird in der Realität aber nicht so sein.

Zweitens sieht die Geldmengenausweitung um den Faktor 11 in 40 Jahren nur auf den ersten Blick so groß im Vergleich zum Kaufkraftverlust aus. Wenn du mal meine ganzen Erklärungen zum Wirtschaftswachstum beiseite lässt, und den Faktor 11 komplett auf 40 Jahre umrechnest, entspricht dieser auch nur einem Geldwertverlust von ca. 6 % pro Jahr.

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