Ich denke seit einigen Tagen über folgende Aussagen von Maurice Höfgen nach:
MMT These 1:
Wenn seit 50 Jahren Geld gedruckt wird, warum braucht es erst eine Pandemie, gebrochene Lieferketten und den Ukrainekrieg, damit die Inflationsrate um das 4 fache wächst?
Jetzt würdet ihr sagen „Du siehst doch selbst dass die Geldmenge erst in den letzten 2 Jahren massiv gewachsen ist!“.
Aber das erklärt nicht warum wir stabil bei wenigen Prozentpunkten in den letzten 30 Jahren davor waren. Ich sehe an den folgenden beiden Grafiken keine Korrelation zwischen Geldmenge und Inflation:
Dann würdet ihr sagen „Ja die Inflationsrate wird auch über fiktiven Warenkorb interpretiert, je nach dem was wir da reintun“.
Aber mein subjektives Gefühl der letzten 30 Jahre spiegelt die Inflationsstabilität bei wenigen Prozentpunkten wieder. Außerdem sehe ich keine Korrelation zwischen Geldmenge und Inflationsrate. Oder würdet ihr auf den Warenkorb Interpretations Argument bestehen?
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MMT These 2:
Warum soll allein wenn die Geldmenge steigt, die Preise steigen? Irgendjemand muss ja hingehen und die Preise anpassen. Der Bäcker hat doch gar nicht auf dem Schirm dass die Geldmenge gestiegen ist? Woher soll der Impuls kommen dass er seine Preise erhöht?
Jetzt würdet ihr sagen „Na durch die Rohstoffpreise!“
Und warum steigen die Rohstoffpreise? Durch Lieferkettenprobleme. Ausfall der Produktionsanlagen und Ausfuhrbedingungen von Rohstoffen während der Pandemmie und dem Ukrainekrieg. Gasknappheit in der Industrie führt ebenfalls zu Produktionsschwierigkeiten. Was hat das mit der Geldmenge zu tun, dass der Bäcker seine Preise anpasst?
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MMT These 3:
Wenn man nun zu dem Geldmengenhaufen hingeht und diese ausgibt, würde der Bäcker seine Produktion erhöhen um noch mehr verkaufen. Und angenommen er wäre voll ausgelastet. Dann würde er vielleicht seine Preise erhöhen. Aber auch nur vielleicht. Es geht um die Ausgaben vs Nachfrage und nicht um die Geldmenge perse.
Ist eure Argumentation nun „Eine höhere Nachfrage erzeugt höhere Preise“?
Diese Argumentation fände ich etwas mau. Ich bin selbst nebenberuflich selbständig. Wenn ich eine höhere Nachfrage habe, wäre das erste woran ich denke, wie ich mein Business skalieren kann um diese Nachfrage auffangen zu können damit ich nicht an meinen begrenzten Produktionskapazität eingeschränkt werde. An höhere Preise denke ich ehrlich gesagt nicht als erstes…
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MMT These 4:
Die Inflationsraten sind hoch weil wir Krieg haben, weil wir Corona haben, weil Lieferketten gebrochen sind, weil Opec mächtig ist, weil wir von Energieimporten aus dem Ausland abhängig sind und wenn Energie knapp wird weil wir Energie brauchen um zb. Lebensmittel zu kühlen, zu produzieren, zu transportieren usw. steigt die Inflation. Das hat nichts mit der Geldmenge zu tun.
Stimme ich zu! Was hat das jetzt mit der Geldmenge selbst zu tun?
Wäre super wenn ihr mich da aufklärt und meinen Kopf wascht.
Die beiden Grafiken können auch nicht 1:1 verglichen werden. Die Geldmengenausweitung ist ein absolutwert in Dollar, die Inflation ein relativwert in %. Diese müssen erst auf einen gemeinsamen Wert geführt werden.
Die Inflation hat mehrere Quellen: Aber sie befeuert sich stetig selbst. Spirale 1 ohne Geldmenge: Die Preise steigen, die Gewerkschaften fordern mehr Lohn, die Kosten der AG steigen, die Kosten werden auf die Produkte übertragen, die Einkaufpreise steigen, diese werden auch auf das Produkt übertragen. Die Produktpreise steigen, die Gewerkschaften gehen auf die Straße.
Spirale 2 durch Geldmenge: die Geldmenge wird durch Kredite ausgeweitet, damit wird künstlich die Nachfrage hoch gehalten. Durch mehr Kredite können mehr Leute Konsumieren. In einer Marktwirtschaft entstehen preise immer aufgrund von Angebot und Nachfrage. Durch Kredite ist die Nachfrage hoch und die Preise steigen. Was in Immobilien uns KfZ besonders deutlich ist da hier die großen Kredite genommen werden. Aufgrund dessen werden auch die Mieten immer höher, diese sind wieder Grundkosten die auf Produkte weitergegeben werden.
Aber ich bin auch an deiner Gegenthese interessiert es gehort ja zu jeder 0 Hypothese auch mindestens eine 1 Hypothese. Wenn die geldmenge nichts mit der Inflation zu tun hat. Was nutzt die Geldmengenausweitung dann? Wozu ist sie da? Warum machen wir das?
Bei gleichbleibender Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (= wie oft wird dasselbe Geld pro Zeit zum Bezahlen verwendet), ist der Wert der umlaufenden Geldmenge proportional zum Wert aller damit gehandelten Güter.
Ergo gilt bei konstanter Umlaufgeschwindigkeit vereinfacht:
Eine konstante Geldmenge bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum führt dazu, dass die Geldeinheit im Wert steigt (z.B. in einem Bitcoin Standard ).
Falls man die Geldmenge exakt parallel zum Wirtschaftswachstum ausweitet, könnte man die Geldeinheit stabil halten.
Falls man die Geldmenge sogar etwas stärker als das Wirtschaftswachstum ausweitet, verliert die Geldeinheit kontinuierlich an Wert (so wie in den letzten Jahrzehnten bis 2020).
Wenn du dir mal das weltweite BIP der letzten Jahrzehnte ansiehst (Quelle Statista):
Dann siehst du, dass das BIP von 1980 bis 2020 ca. um den Faktor 7,5 gestiegen ist.
Parallel wurde die Geldmenge in deiner Graphik ca. um den Faktor 11 erhöht, also stärker als das BIP.
Rechnet man den verbleibenden Faktor 11/7,5 = 1,47 auf das einzelne Jahr um, ergibt sich für diese 40 Jahre ein durchschnittlicher Geldwertverlust von ca. 1 % pro Jahr. Kein unsinniges Ergebnis, oder?
Natürlich vergleiche ich hier den US Dollar mit dem weltweiten BIP. Das ist nur eine grobe Abschätzung und ich bin kein Fachmann.
In der Praxis gibt es sicher auch noch andere Faktoren. Zum Beispiel ist die Umlaufgeschwindigkeit sicher nicht immer konstant (Stichworte: Krise, Liquiditätsfalle).
Trotzdem erklärt diese Abschätzung erstaunlich gut die beobachtete Geldentwertung.
Ab 2020 wurde die Geldmenge dann wesentlich stärker als das Wirtschaftswachstum erhöht. Das erklärt die aktuell einsetzende starke Inflation im Sinne von Geldentwertung.
Übrigens trügt einen manchmal auch das mathematische Bauchgefühl:
Erstens könntest du an deiner Geldmengen-Graphik prinzipiell keine Korrelation zum Kaufkraftverlust erkennen. Dafür müsstest du die Geldmenge logarithmieren und ableiten, also die relative Änderung pro Zeit berechnen.
Das Ergebnis könnte dann mit der Kaufkraftverlustrate korrelieren, wenn sich die Geldmengenausweitung immer sofort 1:1 auf den Geldwert auswirken würde. Das wird in der Realität aber nicht so sein.
Zweitens sieht die Geldmengenausweitung um den Faktor 11 in 40 Jahren nur auf den ersten Blick so groß im Vergleich zum Kaufkraftverlust aus. Wenn du mal meine ganzen Erklärungen zum Wirtschaftswachstum beiseite lässt, und den Faktor 11 komplett auf 40 Jahre umrechnest, entspricht dieser auch nur einem Geldwertverlust von ca. 6 % pro Jahr.
Das liegt vermutlich daran dass die Industrie die Inflation sehr geschickt versteckt. Strategien - wie reduzierter Inhalt bei gleichbleibenden Preisen, übergroße bzw. aufgeblähte Verpackungen, Reduzierung der Qualität, geplante Obsoleszenz, etc. - werden nicht erst seit den letzten Jahren angewendet.
Deinen Beitrag finde ich sehr anregend, wohingegen die von dir zitierten Argumentationen von Herrn Höfgen mir sehr naiv und ignorant vorkommen. Aber die Widerlegungen überlasse ich mal den wortgewandteren hier im Forum
Was ich hier noch einwerfen will ist, dass die offiziellen Inflationswerte auch sehr beschönigt niedrig gerechnet sind, zumindest vom Euro in Deutschland. Die offiziellen Zahlen von 2022 bis 2001 sind:
1,073 1,031 1,005 1,014 1,018 1,015 1,005 1,005 1,01 1,014
1,02 1,021 1,011 1,003 1,026 1,023 1,016 1,015 1,017 1,011
1,013 1,02
Wenn man diese Zahlen einmal aufmultipliziert (denn jedes Jahr wird das Geld ja um genau diesen Wert entwertet) dann erhällt man 1,46322 also von 200 bis jetzt soll es offiziell nur eine Inflation von ungefähr 50% gegeben haben. Quellen wie Youtube Videos von Hans Werner Sinn sagen dass es offiziell ca 70% Entwertung seit Einführung des Euros gegeben haben soll.
Schaue ich mir aber mal die Entwicklung der Preise im Supermarkt an, dann komme ich zu einem anderen Ergebnis: Ein Döner hat 2000 in Berlin noch 4DM gekostet, also 2 Euro, vielleicht 2,5€. Jetzt bezahlt man wenigstens 6 Euro, also mehr als verdoppelt. Die Umrechnung zur DM haben wir locker jetzt schon erreicht. Also die gefühlte Inflation spiegelt der Wahrenkorb zumindest für mich nicht wieder.
Und selbst wenn diese Wahrenkorbpreise und offiziellen Zahlen stimmen sollten, dann beinhalten diese zahlen nicht den Immobilienmarkt und Aktienpreise, der in den letzten 10 Jahren deutlich mehr gestiegen sind. Ich finde es wirklich fragwürdig warum die Assets, die solche Preissteigerungen gemacht haben nicht im Warenkorb sind:
Allein in den letzten 10 Jahren sind die Immobilien in Berlin um 120% und in München um 140% gestiegen, währen (nach der Rechnung oben nur für die letzten 10 Jahre) die offizielle Inflationsrate bei 25,1% über die letzten 10 Jahre liegt.
Ich weiß nicht auf welche Daten die MMTler sich stützen, aber wenn es die offiziellen Daten sind, dann ist es entweder kein Wunder dass sie der Meinung sind dass Gelddrucken keinen Einfluss auf die Inflation hat (Mal als Vergleich, wir haben letztes Jahr 5 mal so viel neue Schulden gemacht wie zur Finanzkriese 2008 Euros im Umlauf gab, also soviel wie die gesammte Wirtschaft 2008 liquide mit Geld versorgt werden konnte) oder sie rechnen die Inflation gezielt klein um nicht zugeben zu müssen dass sie einer falschen Theorie hinterherlaufen. Verarsche sind die offiziellen Inflationszahlen auf jedenfall. (Auch die Argumentation dass der Wahrenkorb ja den kleinen Mann repräsentieren soll der keine Aktien kauft bedeutet doch nur, dass die Inflationszahlen speziell auf die Armen beschönigt und zugeschnitten werden)
Dieser Zusammenhang ist leider nicht sehr offensichtlich und somit gerne von Ökonomen weggeredet. Eine Geldmengenausweitung hat nur Einfluss auf die Inflation, wenn das Geld auch in den Umlauf kommt. Wird neues Geld erstellt, dann tritt aber meist erstmal der Cantilioneffekt ein, also das Geld bleibt bei den Reichen und wird in Aktien/Immobilien und anderen Sachwerten bezahlt. Diese steigen dementsprechend im Preis an (siehe oben). Sobald das Geld aber bei der Befölkerung angekommen ist, dann steigen auch die Preise. Das kann aber ein zwei Jahre dauern bis die vielen Millionen/Milliarden Euros auch wirklich verteilt werden. Es gibt also einen zeitlichen Versatz zwischen Drucken und Inflation.
Generell kann man hier sagen, dass das Geld einerseits durch das größere Angebot entwertet wird und andererseits sich durch Angebot und Nachfrage der Preis regelt.
„Woher soll der Impuls kommen dass er seine Preise erhöht?“
Andersherrum könnte man zurückfragen, dass wenn mehr Geld in den Umlauf kommt und es keinerlei Einfluss auf die Wirtschaft hat, warum peilt man dann eine Inflation an durch das Neudrucken von Geld? Hier dreht sich die Argumentation leider im Kreis. Makroökonomisch gibt es also genug Gründe warum die Preise steigen, hier wird aber explizit nach mikroökonomischen Entscheidungen gefragt. Und hier muss man klar sagen: so einfach ist das nicht zu wiedersprechen, denn die Situation des Bäckers ist eine völlig andere als die der Gesammtwirtschaft und kann für jeden Bäcker Lutze anders sein. Ich würde hier argumentieren, dass die Entwertung des Geldes natürlich nicht sofort jedem Bäcker auffällt, aber große Externe Einflüsse wie zB. die Energiekriese und Rohstoffpreiserhöhungen findet immer eine Neubewertung der eigenen leistung statt und dabei fließt indirekt auch die Inflationsrate ein, denn auch der Bäcker will wohnen, was teurer geworden ist und sich auch mal was anderes gönnen oder konsumieren was aj auch teurer wird. Zumal auch ohne die Externen Einflüsse werden jährlich Streiks für bessere Gehällter ausgefochten und im Zuge solcher Lohnerhöhungen kann er auch seine Preise erhöhen.
Das Problem hier ist doch, dass wenn er sein Geldhaufen ausgegeben hat, dann hat er seine Effektivität gesteigert indem er mehr Brötchen backen kann. Das ist auch eine Art Inflation die der Geldmengeninflation entgegenwirkt. Das Geld ist in diesem Fall aus dem System (des Bäckers) aber nicht aus dem System der Gesammtwirtschaft. Jetzt hockt ein Ofenbauer auf dem Geldhaufen und kann es für was anderes ausgeben. Der Bäcker kann aber durch die Produktivitätssteigerung erstmal mehr Brötchen verkaufen und somit mehr Geld wieder einsammeln. Das geht solange gut biss seine Wohnung und der Konsum sich wieder verteuert haben dass er entweder wieder investieren muss oder doch die Preise erhöhen muss. Genau das ist doch der Teufelskreis der Inflation.
Aber wichtig ist hier, dass man die Makroökonomie nicht 1 zu 1 auf Mikroökonomie übertragen kann, wass der gute Maurice hier aber versucht zu machen.
Das Schöne an Ökonomie ist, dann alle Leute immer eine logische Erklärung finden, warum etwas passiert oder nicht passiert (auch mich eingeschlossen!). Zu jedem Ereignis kann man plausible „Geschichten erfinden“. Zum aktuellem Börsencrash kann man sagen die Zentralbank hat die Märkte gecrasht. Wenn die Aktien aber nicht gefallen währen dann würde die Story durch die Welt gehen dass die Märkte sich nicht von den Zentralbanken beeindrucken lassen. Beides würde Plausibel klingen und wird von vielen Leuten, die die Zukunft vorraussehen auch ausgesprochen. Wenn das Ereigniss dann wirklich eintritt, dann wird es immer jemanden geben der sagt: das hab ich doch schon vor einem Monat vorrausgesat, tut doch nicht so überrascht.
Was ich damit sagen will: Ja die MMTler können die aktuelle Situation auf alles mögliche andere lenken, irgend eine Geschichte könnten sie auch erzählen wenn es die Inflation gegeben hätte ohne dass Putin in die ukraine einmaschiert währe und wenn China nicht die Lieferkettenunterbrochen hätte. Dann würde warscheinlich irgen ein anderes Coronaereigniss „den Kopf dafür herhalten müssen“.
Wenn die Leute mehr Geld haben, steigt die Nachfrage immer. Es geht gar nicht anders. Sicher nicht proportional zur Geldmenge, geschenkt… Da ist ja auch egal wie die Verteilung des neuen Geldes aussieht. Irgendwelche Leute kaufen immer mehr von irgendetwas, wenn mehr Geld da ist. Das ist ein Naturgesetz und es ist komplett menschlich, dass so etwas passiert. Ja und dann steigen eben auch die Lebensmittelpreise am Ende… nicht weil die Verbraucher unbedingt mehr kaufen, sondern weil die Lebensmittelhersteller die Preise weitergeben müssen.
Also ja: mehr Geld → mehr Kaufen → mehr Nachfrage → höhere Preise
Ich weiß gar nicht was ein „subjektives Empfinden“ überhaupt für eine Relevanz hat. Ich habe dauernd subjektive Empfinden, was komplett daneben und nicht rational ist.
Der „Warenkorb“ ist das große Aushängeschild für die Bevölkerung, dass das alles nicht so schlimm ist. Es ist ein Witz.
Woran liegt es denn dass Lebensmittelpreise nie sinken? Konnte man in den 60ern soviel effizienter produzieren als heute? Sollte nicht die Mehrzahl der Produkte billiger werden statt teurer?
Anmerkung: nicht nur der Warenkorb ändert sich, sondern auch die Definition von „Inflation“. Heutzutage beinhaltet „Inflation“ nicht nur die Teuerung durch mehr Geld.
Es kann doch gar nicht anders sein. Logisch gesehen führt eine Erhöhung der Geldmenge zu einer Entwertung des Geldes. Wie kann es überhaupt zu Debatte stehen dass dies nicht der Fall sei?
Früher oder später muss sich das auch auf die Preisbildung ausschlagen. Auch wenn die Preise noch von anderen Faktoren abhängen.
Naja, so eindeutig ist der Zusammenhang auch nicht. Die MMTler bringen dann immer das argument, dass wenn ein Kredit ausgegeben wird, dann erhöht sich zwar die Geldmenge, aber nach wenigen Jahren wird der Kredit ja auch wieder zurückgezahlt, also reduziert sich die Geldmenge wieder.
Das stimmt zwar, also wenn alle Schulden jetzt zurückgezahlt werden würden, dann würde es auch kein Guthaben mehr geben. Aber Fakt ist auch, dass die Zentralbanken immer mehr Anreize schafft zum Schulden machen und somit die Geldmenge steigt obwohl viel Geld wieder zurückgezahlt wird.
Also denke ich das das Argument auch nicht so richtig gilt
Beim Bäcker: Die Preise können aus genau zwei Gründen steigen. Entweder der Bäcker kann das Angebot nicht mehr zum bisherigen Preis bereitstellen, oder die Kunden sind bereit, mehr für das Angebot auszugeben.
Was hat das mit Inflation zu tun? Je nach Definition von Inflation (Preissteigerung vs. Geldmengenausweitung), gilt das wie von anderen schon gesagt nur, wenn die Geldmengenausweitung auch wirklich bei den Konsumenten ankommt.
Zum Angebotsrückgang wurde ja schon viel gesagt.
Es gibt aber noch eine Möglichkeit, warum die Nachfrage jetzt höher sein könnte. Ausgerechnet Markus Krall lag da mal mit einer Prognose ziemlich richtig. Seine Argumentation (vor 2 Jahren) war, dass zunächst die Lockdowns zu einer Konsumzurückhaltung führen (war beobachtbar). Er prognostizierte einen daraus resultierenden Angebotsrückgang (ist eingetreten). Nun trifft die von den Konsumenten zurückgehaltene Geldmenge auf ein verknapptes Angebot und verursacht die von Krall prognostizierte Inflation. Das fand ich ziemlich überzeugend, wenngleich das wenig mit der Geldmengenausweitung durch die Zentralbanken zu tun hat.
P.S.: Das bedeutet natürlich nicht, dass eine Geldmengenausweitung nicht auch für Inflation verantwortlich sei. Ich halte es aber für umso plausibler, dass da noch viel mehr kommt.
Zunächst wurden die Indexe in den USA für die Preissteigerung schon mehrmals geändert, sodass die Zahlen geringer Ausfallen. Desweiteren hat die Regierung ein großes Interesse daran, dass die Zahlen kleiner ausschauen als sie eigentlich sind. Wieviel glauben man also diesen Indexen schenkt sei mal dahin gestellt. Aber auch wenn man das tut, bedeutet ein Durchschnitt von 3% über 40 Jahre eine Preissteigerung von 1,03^40=3,26 also 326%.
Was aber auch bedacht werden muss ist, dass hier nur die Konsumgüter, d.h. Nahrung, Autos, Möbel etc., berechnet werden. Wenn du überlegst, dass das meiste Zentralbank-Geld großen Kreditnehmern zugespielt wird, dann heißt das, dass dieses neue Geld gerade eher in die Finanzmärkte fließt, als zu den Durchschnittsbürgern, welche das meiste Geld für Nahrung ausgeben.
So verteilt sich das neue Geld eher zwischen den Reichen, sodass vor allem Aktien, Immobilien und andere Finanzprodukte stark an Wert gewinnen. So hat der NASDAQ z.B. allein in den letzten 10 Jahren um ca. 480% zugenommen, was einer jährlichen Steigerung von 17% entspricht. Gold hat seinen Preis seit den 70ern verfünfzigfacht und Immobilien konnte man in den USA in den 70ern noch für unter 10.000$ bekommen.
So fließt das Geld eben hauptsächlich in die Hände von den Reichen und kommt gar nicht in der Realwirtschaft an.
Viel Geld wird auch von den riesigen Schuldenbergen von großen Unternehmen oder Staaten verschluckt, die ohne großzügige Finanzspritzen schon längst Pleite wären. So wird defacto auf Kosten der Zukunft produziert und operiert. Dass das nicht gut gehen kann sieht man auch an den Wirtschaftszusammenbrüchen, die regelmäßig geschehen (z.B. 2008) wobei dann viel Vermögen aufgrund dieser Verschuldung liquidiert wird und vielleicht nicht die Güterpreise direkt steigen, allerdings aufgrund des Vermögensverlustes die Kaufkraft schwindet.
Also ja, die Geldmenge steht nicht zu 100% in Korrelation zu den Konsumgüterpreisen, aber Fakt ist, dass das Vermögen durch die Geldmengenausweitung langsam in die Hände der Regierungsnahen Kreise sickert und in keinem Fall der Realwirtschaft zugute kommt.
These 2:
Ja die Rohstoffpreise können natürlich durch Lieferkettenprobleme steigen. Aber die Geldmenge ist genauso gut ein Faktor, der da mitspielt. Denn du musst dir überlegen wo das Geld hinfließt. Wenn jetzt die Geldmenge erweitert wird, wird vor allem die Kreditschöpfung an Unternehmen erhöht. Wenn jetzt die produzierenden Unternehmen besonders von der Kreditvergabe profitieren, dann kämpfen sie mit immer mehr Kapital um die Rohstoffe, wodurch eben die Preise dieser steigen. Wenn der Bäcker also seine Bäckerei erneuern will, dann muss er mehr Geld zahlen, wodurch er auch seine Preise erhöhen muss, wenn er keinen Verlust machen will.
Die Kernthese ist aber, dass die Geldmenge bei einer Inflation eigentlich immer mit ein Haupttreiber sein muss. Und das lässt sich folgendermaßen veranschaulichen: Angenommen es gibt z.B. Lieferprobleme bei einem Gut A. Dann müssen die Käufer von A mehr Geld für A ausgeben, da das Angebot verknappt, wodurch also weniger Geld für andere Güter überbleibt. So sinkt also gleichzeitig die Nachfrage nach anderen Gütern, wodurch zunächst deren Preise sinken müssen. Gleichzeitig wird allerdings mehr Geld für A ausgegeben, wodurch der Anreiz steigt alternativen zu produzieren oder A aus anderen Quellen zu beziehen steigt. Das führt dazu, dass sich das Angebot von A wieder erholt oder die Nachfrage umgeleitet wird, wodurch der Preis von A wieder sinkt.
Gleiches gilt für eine Pandemie. Wenn die Pandemie beginnt müsste die Nachfrage zunächst zurückgehen, wodurch die Preise sinken, und wenn die Lockdowns dann aufgehoben werden, kommt die Nachfrage wieder auf das Niveau von vor der Pandemie, wodurch auch die Preise auf das Niveau von vor der Pandemie steigen würden.
Was wir aber aktuell sehen, ist dass die Preise alle Güter kontinuierlich steigen, ohne sich auf ein Niveau einzupendeln. Wenn die Geldmenge nämlich gleich bleiben würde, dann müsste die Inflation doch nach der Krise sich wieder auf ein Niveau von vor der Krise einpendeln. Das wird aber nicht geschehen, weil während der Pandemie ganz viel Geld in den Markt gepumpt wurde, damit dieser während der Pandemie nicht aufgrund der eben erläuterten hohen Verschuldung zusammenbricht. Was zurzeit passiert, ist, dass dieses neue Geld jetzt langsam ausgegeben wird. Das lässt sich auch gut beobachten, denn die Inflation ist schon vor dem Krieg und den Lieferproblemen in China angestiegen und lag bei Beginn des Krieges schon bei 7%.
Solche äußeren Faktoren können natürlich auch einen kurzfristigen Einfluss auf die Preise haben. Allerdings steigen die Preise aktuell langfristig und kontinuierlich bei allen Produkten an ohne dass Aussicht auf eine Erholung auf ein normales Niveau zurück besteht, was nur in Kombination mit einer Flutung des Marktes mit neuem Geld möglich ist.
These 3:
Wenn der Bäcker zunächst skalieren will anstatt seine Preise zu erhöhen, dann geht er eben zum Getreidehändler um mehr Getreide zu kaufen. Wenn das dann alle Bäcker machen, dann wird eben das Getreide teurer, wodurch die Bäcker wiederum gezwungen sind ihre Preise auch zu erhöhen.
Damit die Preise im Zuge einer erhöhten Nachfrage nicht erhöht werden, muss zunächst die Produktion erhöht werden (mehr Getreide produziert) um die Nachfrage zu bedienen. Das geschieht aber nicht indem man einfach Geld in den Markt pumpt.
Und hier liegt mMn auch das Kernproblem der ganzen Keynesianer und MMT oder wie die alle heißen. Denn Geld aus dem Nichts schaffen führt nicht zu einer höheren Produktion. Damit die Produktion steigt muss ein Realwirtschaftlicher Fortschritt entstehen. Und diesen kann man nicht per Zauberhand mit frischen Papierscheinen herbeiführen. Fortschritt entsteht durch Handeln mit niedriger Zeitpräferenz, indem man in der Gegenwart verzichtet, um in der Zukunft noch mehr zu Konsumieren. Und nicht umgekehrt, in dem man sich in der Gegenwart verschuldet um auf Kosten der Zukunft zu leben. Dadurch kann die MMT oder jede andere Theorie, die den Gedanken so toll findet, einfach ein bisschen mit dem Geld-Zauberstab herumzufuchteln und damit irgendwelche realen Probleme zu lösen, nicht funktionieren. Ich finde dieses Eingehen auf deren Rechtfertigungen, warum denn die Geldmengenausweitung gar nicht so schlimm sei und nicht für die Inflation verantwortlich sei, überhaupt nicht notwendig, wenn man sich dieses einfache Prinzip mal vor Augen führt.
Also pro MMT bzw. weiterer Staatsverschuldung zum Wohle der Gesellschaft…
Ich muss ehrlich sagen, dass ich den Zusammenhang zwischen „links“ und Staatsverschuldung nie so richtig verstanden habe. Die Verschuldung käme der breiten Masse ja nur dann zugute, wenn die Geldmengenausweitung keine Preissteigerungen zur Folge hätte.
Aber genau diesen Punkt, um den es in diesem Thread ja auch geht, kann man doch beim besten Willen nicht abstreiten!?
Selbst wenn man mal die ganzen detaillierteren Ansätze oben beiseite lässt. Qualitativ kann man sich das Phänomen wie so oft gut über ein Extrembeispiel klarmachen:
Angenommen der Staat nimmt ab jetzt jährlich Schulden in der Höhe von 40.000 Mrd€ auf. Einen kleinen Teil behält er ein, um im nächsten Jahr die Zinsen zu zahlen. Dann kann er damit über verschiedene Wege und Förderungen jedem Haushalt im Mittel jährlich 1 Mio€ auszahlen. Das Geld soll ja nach den Linken der breiten Bevölkerung zugute kommen.
Nimmt jetzt ernsthaft jemand an, dass die Preise nicht steigen würden? Natürlich wird ein Teil des Geldes, wegen mir auch gerne verzögert, in den Konsum gehen. Damit steigen peu a peu über die verwobenen Lieferketten alle Preise und auch die Löhne enorm an.
Nimmt die MMT nun an, dass eine gigantische Geldmengenausweitung zwar eine gigantische Teuerung zur Folge hätte, aber eine geringe Ausweitung überhaupt keine Teuerung?
Natürlich könnte das so sein, da die Volkswirtschaft komplex ist. Zum Beispiel falls die Ausweitung nur dem Wirtschaftswachstum folgt (siehe mein Beitrag oben).
Aber hat die MMT dazu ein Modell bzw. wenigstens eine qualitative Argumentation?
Unabhängig davon gibt es noch ein weiteres, offensichtliches Argument:
Wenn der Staat jedes Jahr neue Schulden aufnimmt, kann er sich die damit jährlich steigenden Zinsen irgendwann nicht mehr leisten…
… außer das Geld wird parallel entwertet, so dass der Realzins ungefähr bei 0 bleibt.
Was wäre die Lösung der MMT für dieses Problem, also steigende jährliche Zinslast bei konstantem Geldwert? Soll das über das Wirtschaftswachstum aufgefangen werden? Dann dürfte man die Geldmenge nur parallel dazu ausweiten.
Wie du weißt, würde ich mir das wünschen. Sonst kann man nicht diskutieren.
In einem Bitcoin Standard bzw. bei einer konstanten Geldmenge wäre es denke ich so, dass durch steigende Nachfrage nach Krediten der Zinssatz explodiert. Man wird also immer nur minimal und vor allem temporär Schulden machen können.
Gegen letzteres spricht ja auch nichts. Falls er in einer Krise wie Corona kurzzeitig unterstützen möchte, muss der Staat eben BTC Schulden aufnehmen. Diese müssen nach der Krise aber dann zurückgezahlt werden, in dem man temporär Ausgaben reduziert (Sozialgelder, Förderungen etc.), oder Einnahmen erhöht (Abgaben, Steuern).
Das tut weh, aber es ist transparent und man kann steuern, von wem das Geld zur Überbrückung der Krise im Nachhinein wieder geholt wird. Das müsste doch eigentlich viel eher im Sinne der Linken sein?
Im heutigen System zahlen wir das alle über die Inflation, also sinkende Real-Löhne zurück. Das triftt den ärmeren Arbeitnehmer wesentlich härter als die Reichen.
Sonst hinterfragt die Anstalt doch auch die Daten oder deckt Misstände auf?
Dass sie hier nichtmal die Inflationsraten oder wie sie „berechnet“ werden angesprochen haben,…
Aber hier ist die Meinung ist klar vorgegeben: dass die Geldmenge nichts mit Inflation zu tun haben darf.
Aber es gibt doch gar keinen direkten Zusammenhang zwischen einer wachsenden
Geldmenge und der Inflation?
Really? Ist das nicht schon dein Leben lang widerlegt? Das behauptet ja nicht mal
mehr die Bundesbank.
Die Inflation ist die Folge von Corona, dem Krieg, die verfehlte Energiepolitik,…
Wenn man sich die Quellen vom Merz so anschaut ist aber auch Dreist die komplette Inflation auf die aktuelle Bundesregierung zu schieben, die den Scherbenhaufen ja nur geerbt hat.
Das ist tatsächlich die Quelle für die Falschinformation:
Ouch, dieser Artikel kommt noch aus der Zeit wo die aktuelle Inflation nur ein „Hump“ laut Lagarde sein sollte.
Aber eine Inflationssonderfolge zu machen, bei der man eine Statistik bringt an dessen Ende die Inflation bei 0 ist und sich dann darauf zu basieren. Epic Fail!