Mag interessant sein. Aber dann fasse doch bitte mal die Grundthesen und Begründungen kurz zusammen.
Im Endeffekt wird bestimmt wieder nur relativiert, dass GMA nicht sofort und nur unter gewissen Bedingungen zur Preissteigerung führt. Davon haben wir aber nichts.
Jedes Geld, dass irgendwann im Wirtschaftskreislauf ankommt („nachfragewirksam wird“) und die Wirtschaftsleistung übertrifft, führt zu einer Steigerung von Erzeuger- und/oder Verbraucherpreisen.
Das ist rein mathematisch so! Die Geldeinheit entspricht einer Art Kalibrierfaktor in der Theorie. Diesen Faktor kann man beliebig anpassen, ohne dass alle Aussagen/Gleichungen ihre Aussagen ändern.
Man kann das damit vergleichen, dass physikalische Gleichungen ihre Aussagekraft behalten und korrekt bleiben, unabhängig davon wie man die Einheit der physikalischen Größen wählt (z.B. kg, Pfund, Unze etc.).
Deshalb ist das Abstreiten eines Zusammenhangs einfach blanker Unsinn!
Man kann sich gerne über den genauen Zusammenhang streiten, oder diesen einfach gemeinsam vernünftig untersuchen.
kurze Definitionsklärung: nach österreichischer Schule ist Inflation = Geldmengenausweitung während es heutzutage mit Preissteigerungen (Verbraucherpreise) definiert ist
er geht auf die Fisher-Gleichung ein (gemeint ist hier die Quantitätsgleichung!) - und darauf das die Annahme, die Umlaufgeschwindigkeit sei konstant, falsch sei (in den letzten Jahrzehnten ist sie abnehmend - vorher war sie relativ konstant)
nach Alex ist aber das neu erstellte Geld der letzten Jahrzehnte nicht in die Realwirtschaft gelangt - weshalb die Konsumgüterpreise auch nicht gestiegen seien (bis 2020) → Geldmenge wurde größer, Umlaufgeschwindigkeit kleiner => keine/geringe Inflation
Ursache der Preissteigerungen: nicht basierend auf Geldmenge bzw. mehr Geld im Markt sondern durch Angebot und Nachfrage → das ist für mich der erste Punkt, an dem Alex die Auswirkungen von mehr Geld im Markt nicht berücksichtigt. Die Nachfrage wird durch mehr (billiges) Geld natürlich erhöht, was zu Preissteigerungen führt, sofern das Angebot konstant ist
die hohe Preissteigerung ist durch kaputte Lieferketten (negative Angebotsschocks) entstanden + Stimuli z.B. der Staaten (positive Nachfrageschocks: z.B.: USA → 1200$ an jeden Bürger, D → Tankrabatt, 9€ Ticket etc.)
Zentralbanken nehmen Einfluss auf die Nachfrageseite → durch Zinspolitik, nicht durch
Geldmengenausweitung → auch hier wieder: ja, die EZB gibt das Geld nicht direkt aus - doch die Kredite werden dennoch durch Banken zu 99% aus dem Nichts geschaffen und erhöhen die Nachfrage nach diversen Gütern (was ja auch Ziel des Ganzen ist)
zusätzliches Geld (aus QE) ist nicht in den Finanzmarkt und Assetpreise (z.B. Immobilien, Aktien) geflossen, sondern der niedrige Zins hat zu einem Anstieg der Assetpreise geführt → hier bezieht sich Alex nur auf die Geldmengenausweitung der Zentralbanken direkt durch QE-Programme, ohne zu berücksichtigen, dass die Geldmenge eben auch durch Kredite von Privatbanken erhöht wird (basierend auf den niedrigen Zinsen)
Fazit:
die EZB steuert nicht die Geldmenge sondern den Zins
auf die Konsumgüterpreise hatte dies in den vergangenen Jahren einen vernachlässigbaren Einfluss, da dieses Geld nicht nachfragewirksam wurde
die Hauptgründe der hohen Preissteigerungen (Verbrauchsgüter) sind:
a) negative Angebotsschocks (-> gestörte Lieferketten seit Corona / Ukrainekrieg)
b) positive Nachfrageschocks (-> Geld/Subventionen vom Staat)
die wesentlichen Gründe für die Assetpreisinflation:
getrieben durch niedrige Zinsen (beeinflusst von Zentralbanken) und nicht durch Geldmengenausweitung
Grundsätzlich finde ich die Folge von Alex interessant und die Zusammenhänge stellt er aus meiner Sicht auch gut dar. Warum er allerdings die Geldmenge isoliert vom Zins, sowie auch Angebot und Nachfrage betrachtet, leuchtet mir nicht ein. Immerhin leben wir in einem System, bei dem Geld aus dem Nichts erzeugt werden kann und wird. Wenn also die Anreize → niedriger Zins bzw. hohe Nachfrage nach Gütern absichtlich so gesetzt werden (und das liegt diesem System zu Grunde), dann ist die Geldmengenausweitung die logische Folge. Der Ursprung wäre dann der systemimmanente Anreiz das Geld kostenlos erstellt werden kann und durch bestimmte Instrumente (Zinsen) auch wird.
Diese Annahme einer konstanten Umlaufgeschwindigkeit entspricht meines Wissens dem, was man Quantitätstheorie nennt.
Nur weil die Quantitätstheorie falsch ist, verliert die Quantitätsgleichung, welche Geldmenge und Preisniveau überhaupt erst in Beziehung zueinander setzt, nicht ihre Gültigkeit. Trotzdem wird ständig behauptet es gäbe diesen Zusammenhang nicht, nur weil die Quantitätstheorie widerlegt ist.
Das ist genau der Punkt, auf dem ich hier im Forum auch immer wieder herumreite. Dazu kommt ja noch, dass genau die Dynamik der Umlaufgeschwindigkeit nach einer GMA bestimmt, wie schnell der Effekt auf die Preise eintritt.
Selbst wenn die GMA nicht der Auslöser der aktuellen Preissteigerung wäre, hätte man damit nicht widerlegt, dass es einen GMA Einfluss gibt. Dieser kann ja auch erst noch kommen.
Ich sehe das aber genauso wie du:
Wenn in der Krise überhaupt kein frisches Geld in der Wirtschaft angekommen wäre, dann wäre auch die Nachfrage geringer, die beim aktuell verknappten Angebot die Preise nach oben treibt.
Verstehe ich auch nicht. Mit frischem Geld soll die Wirtschaft unterstützt werden. Das ist doch der Sinn von Zinssenkungen, oder? Und die aktuellen Zinserhöhungen sollen die GMA bremsen.
Ein Video mit Hans-Werner Sinn weils so gut hier rein passt (mit Zeitstempel):
Sinngemäß sagt er zum neuen Entlastungspaket Deutschlands: Es wird wieder Geld ausgegeben; Geld was der Staat garnicht hat. Dieses Geld wird vermutlich wieder auf neue Verschuldung hinauslaufen Und damit ist dieses Paket inflationär. […] Wir haben jetzt Inflation: Jede Staatsverschudlung ist nicht belebend sondern ist inflationär. Da belebt sich nix, weil die Angebtosseite die knappe Seite ist.