Guten Abend zusammen!
Nachdem ich vor einiger Zeit das „beste Projekt von allen“ Video, neulich ein Video mit Mirco und Flo, und heute den BTC ATH Livestream gesehen habe, muss ich doch mal folgendes Thema ansprechen.
Aussage zur Energie in den Videos:
In mehreren Videos wird davon gesprochen, dass BTC „pure Energie“ sei; neulich sogar von „thermodynamischer“ Absicherung. Grund sei die Energieerhaltung, und dass Miner über ihr Hashing maximal effizient Energie in das Netzwerk pumpen.
Als Nichtinformatiker finde ich die Blocktrainer Videos klasse! Wenn es darum geht wirklich etwas über die Technologie zu erfahren ist der Kanal einzigartig (neben vielleicht noch A. Antonopoulos). Außerdem lese ich gerade das Buch „Mastering Bitcoin“, was ich jedem Nicht-Informatiker mit naturwissenschaftlichem oder technischem Background empfehlen kann.
Obwohl ich meinem „Lieblingsprojekt“ Cardano wegen seines wissenschaftlichen Ansatzes viel Erfolg wünsche, kann ich viele Gründe nachvollziehen, warum BTC zumindest noch für lange Zeit das sicherste Projekt bleiben wird. BTC ist bis auf evtl. heute noch unbekannte Schwachstellen technisch nicht mehr angreifbar. Bestimmt gibt es subtilere Angriffsmöglichkeiten, aber darum soll es nicht gehen.
Aber: Das Argument mit der Energie kann ich als Physiker überhaupt nicht nachvollziehen.
Das Verfahren, Energie ohne Umwege im Algorithmus einfach nur direkt in kryptographische Rechnungen umzusetzen, hat etwas Geniales. Die Energie wird aber doch ganz offensichtlich zum Großteil in Abwärme umgesetzt. Weder die dafür aufgewendete Energie, noch eine andere Erhaltungsgröße steckt in den geminten Coins oder im Netzwerk.
Die Energie wird auch nicht mit max. möglicher Effizienz in Information bzw. Entropie im informationstechnischen Sinne umgesetzt und gespeichert, da die durch das Hashing erzeugte Information bis zum Erreichen des Zielwertes laufend verworfen wird. Selbst wenn das nicht so wäre, sind die heutigen Rechner weit von dieser maximalen Effizienz entfernt.
Das einzige, was geplantermaßen konstant bleibt, ist die mittlere Zeit zwischen den Blöcken. Genau das ist ja der Grund, warum das Netzwerk auch bei ansteigender Mining Power und effizienteren Rechnern immer sicherer wird. Das hat nichts mit Energieerhaltung zu tun.
Ich möchte wirklich keinen x-ten Thread zum Thema ob BTC angreifbar ist. Aber ich finde die Energieerhaltung als grundlegendes Argumente dafür, dass das BTC PoW Verfahren das sicherste Verfahren sein muss, ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar.
Das heißt ausdrücklich nicht, dass BTC nicht das sicherste Projekt wäre; ich kann das mit meinem noch beschränkten Wissen nicht beurteilen. Aber es ist irreführend den Anschein zu erwecken, dass diese Sicherheit physikalisch auf Grundlage der Energieerhaltung abgeleitet, oder anderweitig mathematisch bewiesen werden könne.
Was ich hingegen nachvollziehen kann, sind die spieltheoretischen Versuche die Sicherheit zu beweisen (z.B. bei Cardano). Ich gestehe allerdings gerne ein, dass die verwendeten Modelle zu eingeengt sind, da sie sich nur auf das jeweilige Ökosystem beziehen. Wenn man die ganze Welt miteinbeziehen würde, könnte es durchaus rational sein ein Projekt einfach nur mutwillig zu zerstören, obwohl diese Handlung innerhalb des Projekt-Ökosystems evtl. irrational wäre.
Abgesehen davon geht die Spieltheorie meines Wissens durchgehend von rationalen Akteuren aus, die durch ihre Handlungen einen Erwartungswert optimieren wollen. Bei Beobachten der Weltpolitik zweifle ich stark an, dass diese Annahme auf alle Akteure zutrifft .
@Blocktrainer hatte die unzureichenden mathematischen Modelle und Betrachtungen auch in meinem Frage-Thread zu Cardano Ouroboros angesprochen.
Also, wenn ich zum Thema Energie etwas falsch verstanden haben sollte, erleuchtet mich bitte! Ansonsten auf jeden Fall weiter so, Roman!
Grüße Sebastian