Ich habe versucht, diesen Kommentar in Youtube zu posten - der wurde leider immer wieder gelöscht (durch YT, nicht euch - ich sah in ein paar Minuten in meinem Verlauf, dann war er jeweils plötzlich fort, muss eine YT Macke sein). Darum poste ich das hier:
Ich fand das Video gut und informativ, aber was den Quantencomputer Teil anbetrifft finde ich, der es wird mehr Konfusion geschaffen als wirklich etwas geklärt. Ich stimme zwar der Meinung zu, Quantencomputer stellen kein unlösbares Problem für BTC dar, finde aber, man sollte das sauber darstellen. Man muss ganz klar unterscheiden zwischen:
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Dem Mining, der Blockchain selber: hier kommen Hashfunktionen (SHA256) zum Zug, hier geht es um Proof of Work, um Thermodynamik, um Entropie und Energie, um Konsensfindung. Und hier stellen Quantencomputer klar KEIN Risiko dar, da sie für Hashfunktionen untauglich sind, diese nicht reversen können, egal of SHA256 oder SHA512 oder was auch immer. Das ist nichts Neues, war immer unbestritten, und können wir abhaken. Leider wird im Beitrag praktisch nur dieser eine Aspekt, der überhaupt kein Problem darstellt, diskutiert. Zwar korrekt und ich widerspreche den Argumenten mit keinem Wort - QC stellen für die Blockchain mit PoW selber kein Problem dar. Das ist aber nicht der springende Punkt…
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Davon klar trennen muss man die Signaturalgorithmen selber (eliptische Kurven, Schnorrr Signaturen), mit denen dann die einzelnen Transaktionen signiert werden. Die haben NICHTS mit dem Mining oder der Blockchain selber zu tun, mit SHA256, mit Entropie, Thermodynamik, oder Energieaufwand. Das geht es um ein völlig anderes Problem. Denn HIER ist der theoretische Angriffspunkt von QC. Es ist essentiell, dass entweder nie QC gebaut werden können, die leistungsfähig genug sind, private Keys aus public Keys der Signieralgorithmen zu berechnen (es kommt dann noch die Frage, ob man die public Keys überhaupt kennt - in Taproot kennen wir diese wieder, im Gegensatz zu Segwit) - oder, falls es starke QC jemals geben wird (sehr spekulativ), dass man VORHER (!) quantensichere Algorithmen entwickelt, diese in einem neuen Adressformat in Form eines Soft Forks verfügbar macht, und den Usern genügend Zeit gibt, ihre Coins auf das neue Adressformat zu transferieren. Gelingt das nicht, besteht durchaus das Risiko, dass man keine sicheren Transaktionen auf der Blockchain mehr vornehmen kann. Die Blockchain selbst bliebe zwar unangegriffen, Mining wäre noch immer sicher, ein Konsens würde noch immer gefunden, aber sie böte trotzdem keine Sicherheit mehr, da sie gewissermassen die privaten Signatur-Keys „leaken“ würde, spätestens im Moment des Ausgebens. Man muss also zwischen der Sicherheit der Blockchain, und der Sicherheit der Transaktionen darin unterscheiden.
Es ist m.E. essentiell, sich mit diesen quantensicheren Algorithmen zu beschäftigen. Diese haben bis heute zwei Probleme: Erstens: wie wissen wir, dass ein Algorithmus „quantensicher“ ist? Wir wissen höchstens, dass es noch keinen Quantenalgorithmus zu einem Signierverfahren gibt. Zweitens: die bis heute bekannten (vermutlich) quantensicheren Algorithmen haben einen sehr grossen Speicherbedarf. Transaktionen würden damit sehr teuer werden. Meines Wissens kennen wir noch kein wirklich praktikables Verfahren (da kann ich mich aber täuschen). Schliesslich würde sich eventuell das Problem stellen, dass solche Algorithmen nicht alle praktischen Features von Schnorr Signaturen auch noch hätten, wie Signaturaggregation oder MAST. Es könnte also zu einem zwar quantensicheren, aber weniger funktionalen Adressformat führen, und dann würde es mit der Adoption schwierig.
Die Sache mit der 1-Million-Nakamoto-Coins stellt sich schon, ist aber eher ein psychologisches und vielleicht „Show“ Phänomen. Wenn der Bitcoin schon vollständig adoptiert ist, wäre es wohl kein existentielles Problem, wie du zu Recht auch sagst - zwar unschön, dass eventuell eine Person zum reichsten Menschen der Welt wird, die Funktion des Bitcoins würde es aber nicht gefährden. Es könnte aber trotzdem hässlich werden (Unruhen?), würde immerhin um 5% des gesamten Geldes der Welt gehen. Wenn wir Glück haben, ist Satoshi noch unter uns, hat seine Keys nicht vernichtet, und rettet diese Bitcoins rechtzeitig in einen zweites, jetzt hoffentlich wirklich sicheres „Grab“ (kann man da von Exhumation sprechen? :-). Problematischer wird es natürlich, wenn das schon in 5 Jahren oder so passieren würde, das könnte dann die Adoption des Bitcoins schon stark bremsen. Aber auch das Vertrauen ins gesamte Finanzsystem wäre dahin, darum habe ich da nicht so Angst.