in der letzten Blocktrainer-Instagram-Story ging es darum, dass nur eine Inflation von weniger als 0% die Preise senken lässt.
Daraufhin habe ich mir eine Frage gestellt und die Welt etwas kleiner gemacht, um es mir besser vorstellen zu können:
Angenommen, es gibt 10€ auf der Welt und 10 grüne Pullover, und sonst gibt es nichts anderes auf der Welt. Dann würde ein Pullover 1€ kosten.
Wenn wir nun eine Inflation von 10% hätten, also jedes Jahr 1€ dazukommt, und gleichzeitig jedes Jahr ein neuer Pullover hinzukäme, würde der Preis für einen Pullover immer noch bei 1€ liegen.
Wenn hingegen jedes Jahr sogar 2 Pullover hinzukämen, dann würden die Pullover sogar billiger werden, obwohl wir eine Inflation von 10% haben.
Was ich damit sagen will: In der realen Welt, wenn die Anzahl von Konsumgütern, Immobilien, Lebensmitteln usw. jedes Jahr um 2% steigt, dann wäre doch eine Inflation von 2% nicht der Grund dafür, dass die Preise steigen.
Technologischer Fortschritt kann und ist in bestimmten Branchen stärker/schneller als die Inflation. Deswegen fallen trotz Inflation zum Beispiel Computer im Preis.
Die Preisfall wäre jedoch „eigentlich“ noch viel stärker.
Der Grundgedanke ist schon richtig. Allerdings kann man nicht einfach den Wert der Geldmenge gleich dem Wert der Güter setzen.
Stell dir vor, es wären noch irgendwo 20€ versteckt, von denen niemand weiß. Solange diese nicht in Umlauf kommen, hat dieser Teil der Geldmenge auch keinen Einfluss auf die Preise.
Stattdessen ist der Wert aller gehandelten Güter gleich dem Wert des Geldes, mit dem sie bezahlt wurden; eine triviale Feststellung. Dasselbe Geld kann mehrfach, für mehrere Güter verwendet werden. Deshalb ist der Wert aller Güter proportional zum Produkt aus Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit dieser Geldmenge.
In deinem Beispiel kommt es also erst einmal nur darauf an, welcher Marktpreis sich für Pullover einstellt.
Nehmen wir dann mal an, dass zu Beginn die gesamte Geldmenge von 10€ drei Mal pro Jahr zum Bezahlen von Pullovern verwendet wird.
Nun wird die Geldmenge verzehnfacht. Aber gleichzeitig soll sich die gehandelte Warenmenge und die Umlaufgeschwindigkeit nicht ändern, das heißt dass weiterhin die gesamte Geldmenge drei Mal pro Jahr für die gleiche Anzahl an Pullovern verwendet wird. Dann steigt auch der Preis der Pullover um das Zehnfache.
Ist auch vollkommen logisch. Das wäre dasselbe, wie wenn man einfach allen Geldscheinen auf einmal eine Null hinzufügt. Die Preise würden sich sehr schnell auf das Zehnfache anpassen.
Wenn sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes nicht ändert, wäre das so.
In der Realität kann es allerdings Gründe geben, warum die Umlaufgeschwindigkeit schwankt. Beispielsweise sparen die Leute während einer Krise evtl. mehr. Nach der Krise wiederum kann es das Gegenteil sein.
Im Umkehrschluss wäre Bitcoin deshalb eine deflationären Währung, da die Geldmenge begrenzt ist, aber die Wirtschaftsleistung wächst.
Richtig. Das hat ja auch @mapleloopsong schon beantwortet. Nur eine Ergänzung dazu…
Im Gegensatz zu den Waren, die immer effizienter produziert werden und deshalb trotz Inflation günstiger werden können, sieht es bei Dienstleistungen anders aus.
Wenn man z.B. pro Jahr einen Kaufkraftverlust der Währung von 2% hätte, aber die Waren gleichzeitig pro Jahr um 2% effizienter produziert werden können, blieben die Waren bei sonst gleichen Rahmenbedingungen über Jahrzehnte gleich teuer.
Dienstleistungen hingegen, die einen hohen Anteil an Arbeitsleistung haben, der auch über die Zeit kaum geringer wird (Pflege, Friseur etc.), profitieren kaum von Effizienzsteigerungen der Waren. Deren Preis wächst also fast 1:1 mit der Inflation.
Man hätte also durch die Inflation den Eindruck, als blieben Waren über die Jahrzehnte ähnlich teuer, während die unverschämten Dienstleister den Kragen nicht voll bekommen.
Die Konsumgüter steigen vielleicht, aber gehen nach einiger Zeit ja auch kaputt. Das Geld bleibt aber dennoch in einer Gesellschaft. Vielleicht sollte man das auch berücksichtigen.