Eine wirklich interessante, komplexe Fragestellung. Vielleicht funktioniert dein Szenario, hier aber als Diskussionsgrundlage einige wenige Kritikpunkte.
Vor allem bei spieltheoretischen Analysen, bei denen nicht nur maximaler Profit das Ziel ist, tue ich mich schwer damit, die verschiedenen Pfade/Handlungsoptionen passend zu gewichten, und vor allem überhaupt erst einmal alle relevanten Aspekte zu identifizieren. All das unterscheidet sich je nach Akteur und damit auch die Vorstellung davon, was man als rationales Verhalten ansieht.
(Prof. Rieck hatte z.B. im Rahmen der Ukraine-Krise einige Analysen auf YT gezeigt. Aufgrund der starken Vereinfachung sind die Ergebnisse aber m.E. sehr fragwürdig. Evtl. täusche ich mich da aber auch.)
Sowohl das Streben nach mehr Geld als auch nach mehr Macht entsteht direkt aus grundlegenden menschlichen Eigenschaften wie z.B. Gier, Wunsch nach Besserstellung ggü. anderen etc. .
Bitcoins Sicherheit wird also durch grundlegende menschliche Eigenschaften befeuert. Unabhängig davon ob die Mining Profitabilität entscheidend ist, oder das Machtstreben von Staaten bzw. deren Machthabern.
Allerdings vereinfacht Profitmaximierung m.E. die spieltheoretischen Analysen im Vergleich enorm.
Wie würde man ohne Profit als zentralem Ziel mögliche Angriffsszenarien identifizieren, modellieren und analysieren? Geht vielleicht; wenn dann aber nur sehr schwierig.
Im Gegensatz dazu sind die Analysen relativ einfach, wenn man annimmt, dass der Großteil der Miner das ausschließlich aus Profitstreben macht. (Es sei mal dahingestellt, ob das eine gute Annahme ist. Wir hatten das ja schon anderweitig diskutiert.)
Unabhängig davon sehe ich einen weiteren Vorteil, solange die Mining Profitabilität der entscheidende Aspekt ist:
Jeder mit Zugriff auf günstigere Energie, evtl. Überschuss-Energie, ist incentiviert zu minen. Dieser Anreiz ist entkoppelt von den Machtverhältnissen auf globaler Ebene.
Das sollte also zu einer wesentlich stärkeren Mining Dezentralisierung bzw. „Bitcoin Machtverteilung“ führen, als wenn Mining kein Geld abwirft und sich das außer Superreichen und Staaten niemand leisten kann.
Mir gefällt z.B. die Vorstellung, dass irgendwann jeder Privathaushalt mined um zu heizen, evtl. in Kombination mit PV-Anlage, oder dass gewisse Industrien minen und dadurch am Ende wirtschaftlicher sind. Das sind Beispiele; um Details geht es mir hier nicht, bevor wieder ein Schlauberger kommt.
Bitcoin Mining wäre ein Machtinstrument. Analog zum atomaren Wettrüsten würde niemand die tatsächlichen Hashrate Reserven verschiedener Staaten/Verbünde kennen. Abkommen würden wahrscheinlich ebenso im Geheimen gebrochen, wie es heute bei den Nuklearwaffen der Fall ist.
(Ich bin wirklich kein Verschwörungstheoretiker. Aber mir kann niemand erzählen, dass Länder wie z.B. USA, Russland oder China diese eindeutig nuklearwaffen-zentrierte, gut finanzierte Forschung betreiben, um damit nicht ständig neue Nuklearwaffen zu entwickeln und zu bauen. Das nukleare Abrüsten ist für mich eines der größten Schauspiele auf der internationalen Bühne.)
Im Ernstfall wüsste man also nicht, wer aus welchen Gründen mehr oder weniger davon hätte, das Netzwerk anzugreifen. Betroffen wäre man natürlich auch selbst, wie bei Nuklearschlag und Gegenschlag. Aber wenn ein Staat denkt, der Feind wäre stärker betroffen, wer weiß.
Mit Bezug auf mein Argument von oben:
Bei Mining Profitabilität als zentralem Aspekt gäbe es im Gegensatz dazu auch viele andere Akteure, die minen. Evtl. sogar mit stärkerer Hashrate als die Staaten.
Vielleicht werden ja auch bei hoher Mining Profitabilität irgendwann größere Staaten mit einsteigen. So wie heute schon im Kleinen. Aber sie wären eben nicht die Einzigen.
Auch wenn es dir darum in diesem Thread nicht geht, ganz kurz:
Wie in anderen Threads schon diskutiert (z.B. 1, 2, 3), wäre auch eine dauerhafte Subsidy insofern fair, dass sich alle Bitcoin Besitzer durch den Wertverlust an der Netzwerk Sicherung beteiligen.
Nicht nur die Nutzer, die Transaktionen ausführen. Und zwar jeder proportional zu seinem Bitcoin Besitz.
Aber du hast recht. Je nachdem wie das staatliche Mining finanziert würde, wäre eine Umverteilung möglich.