Nun, ich kenne ja nicht die Priester von vor 2000 Jahren, die das Verboten haben.
Aber eine Erklärung habe ich: Einerseits weil diese Priester kein ökonomisches Verständnis hatten und andererseits weil sie den Unterschied zwischen den Machtunterschieden zwischen Akteuren nicht unterscheiden konnten von Handlungen zwischen diesen Akteuren, die trotz Machtunterschieden ein ausgeglichenen Machthandel darstellen konnten.
Soll heißen nur weil ein Akteur mächtiger ist bedeutet es nicht, dass er nicht trotzdem Fair mit denen umgehen kann, die nicht so mächtig sind. Das heißt nicht, dass der Mächtigere immer mehr Macht abgeben muss sondern dass er genauso viel Macht bekommt wie er abgibt.
Wenn man fair aber emotional sieht, dann stellt man neidisch fest, dass der Mächtigere es sich ja leisten kann mehr Macht abzugeben und sieht einen gleichwertigen Machthandel trotzdem als Unfair an. Aus solchen emotionalen Überlegungen kann man dann z.B. den Zins verbieten ohne zu erkennen, dass man damit einen Markt komplett zugrunde richtet und somit allen schadet, die dort tätig sein würden: Sowohl den Bänkern, die dann kein Geld mehr verleihen weil sie nur Minus machen als auch die Kunden, die in schweren Zeiten kein Kredit mehr bekommen.
@JerryChriss
Schade, dass du dir meine Erklärung oben nicht durchgelesen hast.
Du machst den Denkfehler, dass Kredite immer ohne weitere Gegenleistung gemacht werden. Dein Gläserbeispiel geht davon aus, dass sich ein Kreditnehmer einen Kredit holt und diesen Jahrelang nur herumliegen lässt, ohne das Geld zu benutzen. Warum sollte man dieses offensichtliche Minusgeschäft denn antun? Na weil man das Geld in der Zwischenzeit benutzt und seinen Profit daraus zieht: Eine neue Wohnung, ein neues Geschäft, was auch immer. Außerdem beziehst du nicht ein, dass der Kreditnehmer in der Zwischenzeit Arbeiten geht um den Kredit tilgen zu können.
Wenn du also 1000 Goldstücke leihst und 1100 zurückgeben musst, obwohl es nur 1000 Goldstücke real gibt, dann kannst du immer die 1000 Goldstücke zurückgeben und bleibst bei einer Schuld von 100 Goldstücken. Diese hat aber jetzt die Bank und du musst irgendwie wieder an diese Goldstück gelangen um sie zurückzahlen zu können. Wie geht das? Na einfach indem du für die Bank arbeitest oder der Bank etwas verkauft. Dann bekommst du z.B. als Bäcker für jedes Brötchen ein Goldstück von der Bank und du muss nurnoch 100 Brötchen an die Bank liefern und deine Schuld ist beglichen. Ohne dass es jehmals mehr als die 1000 Goldstücke gegeben hat.
Natürlich, wenn sich jemand einen Kredit nimmt und das Geld einfach nur ausgibt ohne irgendein Einkommen zu haben, dann wird es immer zu Problemen bei der Rückzahlung geben. Aber diese Probleme würde es auch geben, wenn es keinen Zins gäbe. Das ist eben das Risiko des Bänkers: Das Geld muss nicht zurück kommen und der Bänker bleibt auf den Schulden sitzen.
Die Argumentation, dass Zinsen zwangsweise zu mehr schulden führen ist eine Möglichkeit, blendet aber alle anderen Möglichkeiten zur Schuldentilgung aus. Weil du mit diesem einen Szenario rechnest, dass die Schulden nie zurückgezahlt werden, aber alle anderen Möglichkeiten ausblendest, kommst du eben zu dem falschen Schluss.
Das ist schlicht falsch. Jeder Zins ist genauso eine Schuld und ein Guthaben für die Bank, die zurückgezahlt werden. Wenn alle Schulden zurückgezahlt sind, dann gibt es auch keine Zinsen mehr, die sind ja als Schuld genauso zurückgezahlt worden.