Wenn du mich schon der lüge bezichtigst, wo sind deine Belege für diese Anschuldigungen?
Hier mal eine spieltheoretische Analyse von Prof. Riek über das Tucker Carlson Interview. Ein mögliches Signal dieses Interview ist eindeutig: Hey, wir wollen reden. Und das schon vor einem Jahr.
Wer aber offensichtlich nicht reden wollte ist der komplette Westen: weder die EU, noch Deutschland oder die USA hatten irgendein Interesse an einer Kommunikation oder sogar diplomatische Unterhaltungen. Warum wurde also über die ganze Zeit des Krieges keinerlei Verhandlung versucht? Falls du dich sogar mal erinnerst: Orban hat Verhandlungen versucht und wurde dafür von höchster Stelle sogar ausgebuht: EU-Außenminister tagen: Haben Orbans Reisen Konsequenzen? | tagesschau.de
Natürlich bedeutet das nicht, dass Russland keine Propaganda macht. Natürlich gibt es in Russland die gleiche Propaganda, nur eben in die andere Richtung verzerrte Information. Aber um aus dieser einseitigen Informationsblase auszusteigen muss man sich eben allgemeiner informieren.
Wenn du also mit offenen Augen durch die Welt läufst und nicht nur die westliche Propaganda über diesen Krieg glaubst, dann gab es noch viel mehr Anzeichen, die der Westen hätte annehmen können, die aber alle von dem Westen ausgeschlagen wurden: Mit Putin kann man ja nicht verhandeln, er ist der nächste Hitler, der ganz Europa überrollen wird…
Glaubt ihr wirklich dass Putin so dumm ist die Stärke der Nato und der EU gleichzeitig anzugreifen, wo er doch schon in der Ukraine so lange nicht vorrangekommen ist? Wo er doch jegliche Aggression aus dem Westen wie die verbale Kriegserklärung von Baerbock, die veröffentlichten Generalsdebatte aus Deutschland oder die zusätzlichen Waffenlieferungen und weitere Eskalationsaktionen maximal verbal gegenübergetreten ist, aber seine wirklichen Handlungen nicht direkt gegen den Westen gerichtet waren? Wenn Putin wirklich den Westen angreifen wollte, dann hätte er mehr als genug Kriegsgründe gehabt und trotzdem hat er sich auf die Ukraine beschränkt. Aus strategischer Sicht meiner Meinung nach definitiv sinnvoll, weil er wahrscheinlich der gesammelten Macht der Nato und der EU nicht gewachsen wäre. Putin hat meiner Meinung nach sehr oft und offen gezeigt, dass er kein Interesse an einem dritten Weltkrieg hat.
Nicht auf der Wortebene, wo er natürlich Stärke für sein Land zeigen muss und natürlich bereit wäre sein Land zu verteidigen, aber seine Handlungen gegenüber dem Westlichen Verbund zeigen ein völlig anderes Bild.
Dass die EU und der „vereinigte“ Westen keinerlei diplomatische Bemühungen zeigt und jegliche diplomatische Bemühungen verunglimpft ist meiner Meinung nach ein absoluter Skandal und zeigt, dass hier keine reife Demokratie am Werk ist sondern die „Herrscher“ unserer Länder den Krieg wollten.
Klar ist Russland bzw. Putin nicht unschuldig, aber die Verhandlungen wurden vom Westen abgebrochen, die Brandmauer gegen Putin wurde vom Westen aufgebaut. Der Westen hat alles für eine Eskalation getan anstatt nach Frieden zu streben. Das sind also absolut nicht meine Werte, die dort vertreten wurden und für die zumindest die EU auch einmal stand.
Du kannst natürlich deine Augen davor verschließen, ich bin aber nicht gewillt einfach blind in einen Krieg zu stolpern. Ein Krieg, den wahrscheinlich nur die oberen Mächtigen wollen aber wahrscheinlich nicht die Bevölkerung, die dadurch leidet.
@Achse
Das sind gute Analysen, aber sie haben alle eines gemeinsam: Russland will früher oder später die EU bzw. den Westen angreifen.
Klar sind das Szenarien, vor denen wir uns schützen müssen damit wir nicht wehrlos in einen Krieg gezogen werden. Denn genau das war das Problem der Ukraine: Zu Kriegsbeginn hatte sie keine Verbündete und war somit für das „starken Russland“ eine leichte Beute. Aber weil sich die Ukraine besser wehren konnte als sowohl vom Westen als auch von Russland erwartet wurde bekam sie immer neue Verbündete bzw. immer mehr Hilfen. Erst in dem Krieg wurde sie zunehmend vom Westen unterstützt, zu beginn waren die Hilfen ehr wenig weil es keine direkten Verträge mit der Ukraine gab. Die Ukraine war nicht unser Verbündeter, sie ist erst im Krieg zum Verbündeten gemacht worden.
Also klar sollten wir solche Szenarien im Sinne unserer Verteidigung im Kopf haben. Aber was man nicht vergessen sollte ist, dass es auch noch viele andere Szenarien gibt, in denen Russland seine Aggression wieder zurückfährt und die EU nicht überfallen wird. Nur weil es diese 5 Szenarien gibt, auf die wir uns definitiv vorbereiten sollten bedeutet es also nicht, dass es nicht auch anders kommen kann. Das psychologische Problem ist nämlich, dass hier ausschließlich davon ausgegangen wird, dass der gegenüber ein Feind ist und dabei nicht beachtet wird, dass die Gegenüber trotzdem Menschen sind.
Wie sollte es zu einem Frieden kommen, wenn wir immer nur das schlechteste über Russland denken? Natürlich kommt es dann nicht zu einer diplomatischen Lösung sondern der Konflikt verschärft sich immer weiter, wenn wir ausschließlich das Feindbild im Kopf haben.
Ich persönlich halte Putin für einen guten Strategen, ungeachtet dessen, ob man ihn moralisch dafür verurteilen mag oder nicht. Welchen Vorteil hätte Putin, wenn er einen Krieg mit der EU anfangen würde? Die Siegchancen mit all ihren Verbündeten der EU wären nochmal deutlich geringer als bei der Ukraine, die Front deutlich länger und ungünstiger für Russland. Er hätte nicht nur eine Armee gegen sich sondern viele verschiedene… Welche Machtvorteil würde ihm so ein Krieg bringen? Auf der anderen Seite darf man auch nicht vergessen: Welche Macht müsste er für so einen Krieg ausgeben? Die Kosten auf beiden Seiten wären enorm. Ich komme also für mich zum Schluss, dass wenn Putin wirklich ein guter Stratege ist, dann wird er die Machtkosten gegen dem Machtgewinn von so einem Krieg gegen die EU abwägen und sehr wahrscheinlich zum Schluss kommen, dass es sich absolut nicht lohnen wird. So ein Krieg würde ihn auch als Präsidenten mehr schaden als nützen, von seinen Untertanen ganz abzusehen. Warum sollte Putin das also wollen? Warum sollte Putin die Nato offen angreifen? Selbst wenn die USA sich aus diesem Konflikt heraushalten würde glaube ich nicht, dass Russland alleine gegen die EU zu einem Kampf fordern würde. Und wenn man sich nach verbündete für Russland umschaut, da bleibt nicht viel übrig. Selbst wenn China mitmachen würde, dann hätten wir definitiv die USA wieder auf unserer Seite. Das macht aus strategischer Sicht meiner Meinung nach alles absolut keinen Sinn.
Im Gegenzug dazu sehe ich unsere Politiker, die in vielen Belangen nicht die Interessen unseres Landes befolgen und die sich so einen Krieg sogar wünschen. Die Empörung über die Friedensverhandlungen sind da nur ein weiteres Puzzelstück, das dieses Bild zeichnet.
Also ja, wir sollten uns vor solche Szenarien schützen, aber das bedeutet nicht, dass diese Szenarien auch wirklich eintreten, vorallem wenn wir uns gegen diese Szenarien schützen und somit verhindern.
Was aber beiden Blöcken hilft ist ein gemeinsamer Handel. Durch die Handelsbeziehungen würden wieder beide Seiten profitieren. Das Friedensszenario ist also nicht unbedingt abwegig, wenn sich unsere Länder wieder ein wenig annähern würden. Das würde aber bedeuten, dass unsere Politiker wieder rationale Entscheidungen treffen müssen und nicht weiter emotional alles und jeden moralisieren. Wozu das führt sehen wir ja an dem Krieg: Lieber weitere Menschen sterben lassen als einzugestehen, dass sie nichteinmal versucht haben für Frieden zu sorgen. Die Moral gegen Putin zu sein galt mehr als für Frieden zu sein.