Nein. Es war nicht „der Staat“! Ganz im Gegenteil! Es ist richtig, dass das Arpanet ein Produkt des kalten Krieges war (Übrigens ein schöner Beleg dafür, dass man damals schon die Vorteile der Dezentralität entdeckt hat!). Es sollte erreicht werden, dass man auch bei den partiellen Zerstörungen des zu erwartenden Atomkriegs dennoch eine Kommandostruktur erhält.
Die Universitäten haben dann die wachsenden Möglichkeiten entdeckt, auch richtig! Das hatte aber wenig mit dem „Internet“ zu tun, was wir heute meinen: Einer ‚Spielwiese‘ für alle (dem „Web“). Damals waren bestimmte, komplexere Protokolle verbreitet (Email, Usenet, Gopher, u.a.), die im universitären Umfeld benutzt wurden.
Auf der anderen Seite schufen die wachsenden, technischen Möglichkeiten eine private Szene der „Datenfernübertragung“ („DFÜ“), die überwiegend aus Mailboxen bestanden. Diese vernetzten sich proprietär mit Akustikkopplern und später Modems. Überwiegend hobbymäßig bis hin zu kleinen kommerziellen Mailboxen (Beispiel: Die „Solaris“ aus Aachen).
Auch auf der anderen Seite schufen amerikanische, rein private Online-Dienste eine professionelle Szene von Mailboxen („Compuserve“ oder „America Online“). Jeder hatte dabei zunächst seine eigene Software und eigene, private Zugangsknoten, wo man sich mit Zeittaktabrechnung einwählen musste.
Irgendwann wuchsen diese Dinge dann zusammen, in dem man das TCI/IP Protokoll des Internets nutzte.
Der Staat, zumindest hier in Deutschland, tat sich dabei immer eher als Blockierer hervor und nicht als jemand, der das Internet gefördert hätte! Ich erinnere an die restriktiven Gesetze im Umfeld der Bundespost: Es war bei Strafe verboten, Geräte (Telefone, Modems) einzusetzen, die die Post nicht erlaubt hatte!
Auch die Einwahlmöglichkeiten „für das Volk“ wurden nicht staatlich geschaffen, sondern durch die professionellen Player wie Compuserve oder AOL sowie eine neue Art von privaten Startups (ISP, Internet Service Provider) wie z.B. „EUnet“ oder (hier im Ruhrgbiet) „Kamps“
Wie „Staatliches“ Internet ausgesehen hat, kann man unter dem Stichwort „BTX“ im Netz ansehen. Auch dabei hat sich „der Staat“ eher als Blockierer hervor getan: Lange verweigerte man den Anschluss an das Internet, bis der Dienst schließlich (nicht nur technisch) eine Lachnummer war.
Ich kenne keine Innovation, die „der Staat“ zu meiner Lebenszeit gefördert hätte, von ausufernden Subventions- und Umverteilungsmodellen abgesehen.
Sorry, aber dieses Mal bin ich an dieser Stelle raus. Diese Ansicht kann nur das Produkt einer verblendeten, selektiven Wahrnehmung sein. Ich könnte jetzt das halbe Internet füllen mit Beispielen, die das Gegenteil belegen: Der Staat, zumindest in Deutschland, war überwiegend Hemmschuh von Innovationen und wollte alles regulieren und kontrollieren.