Dennoch hat beides in der Realität fest definierbare Wellenlängenbereiche.
Stell dir vor, die Gesellschaft ist wie eine große Gruppe von Leuten, die sich über alles Mögliche unterhalten – was in der Stadt besser laufen könnte, wie man mit der Umwelt umgehen soll oder was Kinder in der Schule lernen sollten. Politische Meinung in der gesellschaftlichen Diskussion ist genau das: die verschiedenen Ansichten, Ideen und Vorschläge, die jeder Einzelne oder Gruppen zu diesen Themen haben. Das ist wie das Brainstorming in einer Gruppe, wo jeder seine Gedanken einbringt. Es gibt viele verschiedene Meinungen, manche sind laut, manche leise, manche sind gut durchdacht, manche eher spontan. Es ist ein freier Austausch von Ideen, bei dem jeder mitreden kann und seine Sicht der Dinge äußern darf. Manchmal streiten die Leute auch leidenschaftlich, weil sie unterschiedliche Vorstellungen haben.
Umgesetzte Politik der Regierung ist etwas ganz anderes. Stell dir vor, nach dem Brainstorming in der Gruppe muss jemand entscheiden, was tatsächlich gemacht wird. Das ist die Aufgabe der Regierung. Sie hört sich die verschiedenen Meinungen an, wägt ab, was machbar ist, was rechtlich erlaubt ist und was finanziert werden kann. Am Ende trifft die Regierung Entscheidungen und setzt bestimmte Maßnahmen um. Umgesetzte Politik sind also die konkreten Regeln, Gesetze und Projekte, die tatsächlich in Kraft treten und das Leben der Menschen beeinflussen. Das ist wie der Bauplan, der nach dem Brainstorming gezeichnet und dann auch tatsächlich umgesetzt wird.
Der Unterschied einfach gesagt:
- Politische Meinung in der Diskussion: Das sind die vielen verschiedenen Ideen und Vorschläge, die in der Bevölkerung herumschwirren und über die geredet wird. Jeder kann seine Meinung sagen.
- Umgesetzte Politik der Regierung: Das sind die konkreten Entscheidungen und Maßnahmen, die die Regierung trifft und die dann tatsächlich gelten und unser Leben verändern. Nicht jede Meinung wird zur Politik.
Manchmal beeinflusst die öffentliche Meinung die Politik der Regierung. Wenn viele Leute eine bestimmte Sache fordern, wird die Regierung vielleicht darauf reagieren und ein entsprechendes Gesetz machen. Aber oft gibt es auch einen Unterschied zwischen dem, was die Leute denken und sagen, und dem, was die Regierung am Ende tatsächlich tut. Die Regierung muss viele Dinge berücksichtigen, nicht nur die Meinung der Bevölkerung.
Was ich sagen wollte ist also, die Meinung der Bevölkerung verschiebt sich, jedoch die Politik der Regierung dadurch nur manchmal und zeitverzögert.
Der „Rechtsruck“ der letzten Jahre bedeutet, dass politische Positionen und Ansichten, die früher als konservativ oder sogar extrem rechts galten, in der öffentlichen Diskussion und teilweise auch in der Politik einflussreicher geworden sind und sich als „normaler“ etabliert haben. Gleichzeitig haben sich traditionell rechte Parteien oder neu entstandene rechte Strömungen oft noch weiter nach rechts positioniert. Das kann man beispielhaft an der Veränderung einzelner politischer Positionen zeigen:
1. Einwanderung und Asyl:
- Früher: Es gab innerhalb der etablierten Parteien unterschiedliche Ansichten zur Einwanderung, aber tendenziell herrschte ein Konsens, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist und humanitäre Verpflichtungen gegenüber Flüchtlingen bestehen. Die Debatte drehte sich oft um das „Wie“ der Integration und Steuerung, aber die grundsätzliche Aufnahme von Schutzbedürftigen war breiter akzeptiert.
- Heute: Die Debatte hat sich deutlich verschärft. Forderungen nach einer drastischen Reduzierung der Zuwanderung, der kompletten Schließung von Grenzen oder der massenhaften Abschiebung sind in der öffentlichen Diskussion präsenter und werden von einigen politischen Akteuren offen vertreten. Selbst konservative Parteien, die früher gemäßigtere Positionen vertraten, haben ihre Rhetorik verschärft und übernehmen teilweise die Argumentationsmuster rechter Parteien, um Wählerstimmen zu gewinnen. Die Unterscheidung zwischen Kriegsflüchtlingen und anderen Migrantengruppen wird stärker betont, oft mit dem Ziel, letztere abzulehnen.
2. Nationale Identität und Patriotismus:
- Früher: Ein gewisses Maß an Nationalstolz war in vielen politischen Strömungen vorhanden, wurde aber oft im Kontext der historischen Verantwortung Deutschlands und der europäischen Integration relativiert. Ein übersteigerter Nationalismus wurde eher kritisch gesehen.
- Heute: Ein unverkümmerter, oft aggressiver Nationalismus und eine starke Betonung der „deutschen Identität“ sind wieder stärker im Kommen. Die Ablehnung von allem „Fremden“ und die Glorifizierung des „Eigenen“ werden offener propagiert. Kritik an nationalen Symbolen oder Traditionen wird schneller als „undeutsch“ oder „vaterlandsverräterisch“ abgetan. Der Begriff „Patriotismus“ wird zunehmend von rechten Akteuren beansprucht und von anderen oft zögerlicher verwendet, um sich nicht in diese Nähe zu begeben.
3. Rolle des Staates und Wirtschaft:
- Früher: Während es klare Unterschiede zwischen linken und rechten Wirtschaftspolitiken gab (mehr oder weniger staatliche Intervention), herrschte in der Mitte oft ein Konsens über einen starken Sozialstaat und eine gewisse Regulierung der Märkte.
- Heute: Während wirtschaftsliberale Positionen weiterhin stark sind, fordern einige rechte Strömungen zusätzlich einen starken Staat in anderen Bereichen, beispielsweise bei der Durchsetzung „nationaler Interessen“, der „inneren Sicherheit“ oder der „Bewahrung der deutschen Kultur“. Gleichzeitig wird der Sozialstaat oft als Belastung dargestellt und es werden stärkere Kürzungen gefordert, insbesondere wenn es um Leistungen für Migranten geht. Es gibt eine Verschiebung hin zu einem autoritäreren Staat, der sich stark nach außen abgrenzt, aber im Inneren „Ordnung“ schafft.
4. Meinungsfreiheit und politische Korrektheit:
- Früher: Die Meinungsfreiheit wurde als hohes Gut geachtet, aber es gab auch einen breiten Konsens darüber, dass bestimmte Äußerungen (z.B. Volksverhetzung) nicht toleriert werden dürfen. Der Begriff der „politischen Korrektheit“ wurde oft als Bemühen um einen respektvollen Umgang mit Minderheiten verstanden.
- Heute: Der Begriff der „politischen Korrektheit“ wird von rechten Akteuren oft negativ als „Meinungsdiktatur“ oder „Zensur“ dargestellt. Es wird vehement das Recht gefordert, auch abfällige oder diskriminierende Meinungen ungehindert äußern zu dürfen, oft unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit. Die Grenzen des Sagbaren scheinen sich in einigen Bereichen verschoben zu haben, und Äußerungen, die früher einen Aufschrei verursacht hätten, werden nun teilweise als legitime Meinungsäußerung verteidigt.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Rechtsruck zeigt sich beispielhaft darin, dass Positionen, die früher am rechten Rand des politischen Spektrums verortet waren (z.B. eine sehr restriktive Einwanderungspolitik, aggressiver Nationalismus, Ablehnung von „politischer Korrektheit“), heute in der öffentlichen Debatte präsenter und von Teilen der politischen Landschaft übernommen oder zumindest nicht mehr so scharf abgelehnt werden. Gleichzeitig haben sich einige traditionell rechte oder neu entstandene rechte Parteien oft noch weiter in diese Richtung radikalisiert. Dies führt zu einer Verschiebung des gesamten politischen Spektrums nach rechts, bei der Positionen, die früher als gemäßigt galten, nun im Vergleich dazu „links“ erscheinen.
Nius.de ist bekannt dafür, Positionen zu vertreten, die oft als rechtskonservativ bis rechtspopulistisch eingeordnet werden. Entsprechend drehen sich die Falschinformationen oder irreführenden Darstellungen dort häufig um bestimmte Themen. Hier sind einige Beispiele in Alltagssprache zusammengefasst, wie sie typischerweise auf der Seite vorkommen könnten:
1. Thema Migration und Flüchtlinge:
- Falschbehauptung: „Die meisten Flüchtlinge sind in Wirklichkeit keine echten Flüchtlinge, sondern kommen nur nach Deutschland, um unser Sozialsystem auszunutzen.“
- Die Realität ist komplexer: Das Asylrecht ist international geregelt und schützt Menschen, die vor Verfolgung fliehen. Es gibt Verfahren, um den Schutzstatus zu prüfen. Natürlich gibt es auch Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen migrieren, aber das Asylverfahren ist dafür nicht gedacht. Die Behauptung, die „meisten“ seien keine echten Flüchtlinge, ist in der Regel nicht durch Fakten belegt.
- Irreführende Darstellung: „Die Kriminalität ist explodiert, seit so viele Ausländer im Land sind.“
- Die Realität ist differenzierter: Statistiken zeigen oft keinen direkten, einfachen Zusammenhang zwischen Zuwanderung und einem generellen Anstieg der Kriminalität. Bestimmte Deliktbereiche können sich verändern, aber pauschale Aussagen sind meist falsch und schüren Vorurteile. Oft werden Einzelfälle aufgebauscht und verallgemeinert.
2. Thema Klimawandel:
- Falschbehauptung: „Der Klimawandel ist eine Erfindung von linken Ideologen, um uns das Leben schwer zu machen. Es gibt gar keine globale Erwärmung.“
- Die Realität ist durch wissenschaftlichen Konsens belegt: Die überwiegende Mehrheit der Klimawissenschaftler weltweit ist sich einig, dass sich die Erde erwärmt und dass menschliche Aktivitäten die Hauptursache dafür sind. Es gibt umfangreiche Daten und Beweise dafür. Solche Behauptungen ignorieren oder verdrehen wissenschaftliche Fakten.
- Irreführende Darstellung: „Die Maßnahmen gegen den Klimawandel ruinieren unsere Wirtschaft und bringen uns nichts.“
- Die Realität ist, dass Nicht-Handeln teurer werden kann: Die Folgen des Klimawandels (extreme Wetterereignisse, Schäden an der Infrastruktur etc.) können enorme wirtschaftliche Kosten verursachen. Zudem bietet der Umstieg auf erneuerbare Energien und nachhaltige Technologien auch wirtschaftliche Chancen und Innovationen.
3. Thema Gender und Gleichstellung:
- Falschbehauptung: „Die Gender-Ideologie will unsere traditionellen Familien zerstören und allen vorschreiben, wie sie zu leben haben.“
- Die Realität ist, dass es um Gleichberechtigung und Vielfalt geht: Genderforschung und Gleichstellungsbemühungen zielen darauf ab, Diskriminierung aufgrund des Geschlechts abzubauen und allen Menschen gleiche Chancen zu ermöglichen. Es geht nicht darum, traditionelle Familien zu „zerstören“, sondern darum, dass unterschiedliche Lebensformen gleichwertig respektiert werden.
- Irreführende Darstellung: „Frauen verdienen nur deshalb weniger als Männer, weil sie weniger arbeiten wollen oder schlechter verhandeln.“
- Die Realität ist komplexer und beinhaltet auch Diskriminierung: Der Gender Pay Gap hat viele Ursachen, darunter auch ungleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, die Benachteiligung von Frauen in Führungspositionen und die ungleiche Verteilung von unbezahlter Arbeit.
4. Thema Politik und Medien:
- Falschbehauptung: „Die Mainstream-Medien lügen uns alle an und sind nur Werkzeuge der Regierung.“
- Die Realität ist, dass es Qualitätsjournalismus gibt: Es gibt viele Medien, die nach journalistischen Standards arbeiten und versuchen, ausgewogen zu berichten. Natürlich gibt es auch Fehler oder unterschiedliche Schwerpunkte, aber die pauschale Behauptung der Lüge ist meist unbegründet und dient dazu, Misstrauen zu säen.
- Irreführende Darstellung: „Die Regierung macht alles falsch und handelt nur gegen das Volk.“
- Die Realität ist, dass Politik komplex ist: Regierungen treffen Entscheidungen unter schwierigen Bedingungen und müssen verschiedene Interessen abwägen. Kritik ist wichtig, aber pauschale Ablehnung ohne differenzierte Argumentation ist oft polemisch und wenig konstruktiv.
Wichtig: Diese Beispiele sind typische Muster, die auf Seiten mit einer ähnlichen politischen Ausrichtung häufig zu finden sind. Es ist wichtig, Nachrichten und Informationen immer kritisch zu hinterfragen und verschiedene Quellen zu konsultieren, um sich ein umfassendes Bild zu machen. Oft werden auf solchen Seiten Emotionen geschürt, Ängste verstärkt und einfache Antworten auf komplexe Fragen gegeben, was ein Warnsignal für mögliche Falschinformationen sein kann.