Neues Atomkraftwerk sorgt für negative Strompreise in Finnland: Fehler oder Fortschritt?

Ich möchte nur nochmal auf drei Aspekte eingehen und habe auch keine Zeit, für alles Quellen rauszusuchen.

Im Artikel wurde recherchiert und viele Quellen angegeben, aber wie schon erwähnt kommen einige dieser Quellen aus dem Kontra-Kernenergie-Lager. Es lohnt sich bei Recherchen auch immer, Gegendarstellungen zu recherchieren.

Kosten

In diesem Thread sind sich fast alle einig. Kernkraftwerke sind teuer und müssen subventioniert werden. Deshalb weg damit; man lasse den Markt das regeln, oder gezielt Erneuerbare ausbauen.

Der Strompreis setzt sich ganz grob so zusammen:

  • 50% Stromerzeugung
  • 25% Steuern & Abgaben (50% bis vor Kurzem, durch 25% EEG-Umlage)
  • 25% Netz

Stromgestehungskosten)
Die reinen Kosten für die Stromerzeugung liegen bei der Kernenergie seit ich denken kann bei wenigen ct/kWh. Erneuerbare kosten im Mittel das Doppelte bis Dreifache davon.
Wenn man natürlich in aktuellen deutschen Studien die Kernenergie im Vergleich einfach weglässt, sehen die Erneuerbaren unschlagbar günstig aus.

Steuern & Abgaben und nicht berücksichtige Kosten)
Wir reden die ganze Zeit über Subventionen und Endlagerung bei der Kernenergie. Gibt es solche zusätzlichen Kosten bei den Erneuerbaren nicht? Der Strompreis ist durch die Energiewende damals enorm gestiegen.
Bis vor Kurzem gab es noch zusätzlich die EEG Umlage, die eine Subvention für Erneuerbare darstellte. Dass sich die Energieversorger von diesen weggefallenen Kosten etwas abgeschnitten und auf den Preis aufgeschlagen haben ist nicht unwahrscheinlich. Auch in den aktuellen Abgaben sind übrigens noch Mittel zur Förderung der Erneuerbaren enthalten.
Was ist weiterhin mit den Kosten, die dadurch entstehen, dass Erneuerbaren zu stark fluktuieren? Sind die Kosten (und das CO2) für die entsprechende Ausgleichsregelung oder die zukünftigen Pufferspeicher mit eingerechnet? Ich vergaß, wir haben ja noch gar keine Lösung. Deutsche Kernkraftwerke wurden übrigens hin und wieder dafür bezahlt, die Leistung aufgrund von Spitzen der Erneuerbaren abzusenken. Von wegen Unflexibilität der Kernkraftwerke. Ich würde mal behaupten die Erneuerbaren sind wesentlich unflexibler.
Kennt man also alle Kosten, die in Verbindung mit dem Ausbau der Erneuerbaren stehen? Einen Teil davon sicher. Aber komischerweise werden solche zusätzlichen Kosten in allen Vergleichen bei der Kernenergie mit angegeben; bei den Erneuerbaren werden sie unterschlagen. Nicht einmal die offensichtlichen Abgaben/Umlagen wurden und werden aufgeschlagen.

Netz)
Was meint ihr wohl, wie sich die Kosten für Netz-Instandhaltung und -Ausbau wohl durch Erneuerbare im Vergleich zur Kernenergie entwickeln werden? Wiederum stark unterschätzte Kosten, die nicht explizit bei den Erneuerbaren mit angegeben werden.

Klimawandel

Man muss sich mindestens einmal entscheiden: Nehmen wir die Warnungen zum menschgemachten Klimawandel ernst, oder nicht?

Falls nein, einfach diesen Punkt ignorieren.

Falls ja, oder falls man einfach das Risiko nicht eingehen möchte, dass die Modelle stimmen:
In diesem Fall HABEN WIR KEINE ZEIT MEHR.

Eure ganzen Überlegungen und Motivation zur Energiewende in allen Ehren. Aber @Bontii, du weißt ganz genau, dass der Ausbau von Erneuerbaren, Netz, Speichern etc. nicht schnell genug klappen wird.
Sollen wir also dabei zuschauen, wie wir die Welt zerstören, oder sollen wir solange wie notwendig (!) auf bewährte Technologien setzen, die kaum CO2 produzieren?

@HODLer hat es oben schon geschrieben: Wir brauchen die Lösung JETZT!

Und Überraschung: Wir hatten einen Teil der Lösung auch schon JETZT. Aber wir haben sie abgeschaltet.

Mehr als ein Drittel des deutschen CO2-Ausstoßes kommt aus der Energiewirtschaft. Und auch beim Rest (Haushalte, Verkehr, Industrie etc.) könnte mehr CO2-armer Strom genutzt werden. Durch Kernenergie hätten wir also unsere Emissionen stark senken können (siehe im Vergleich z.B. Frankreich).

Endlagerung

Dazu zitiere ich mich mal selbst:

Selbst wenn es nicht 100 Jahre, sondern 150 Jahre dauert. Die Endlagerung belastet bis dahin weder mich noch meine Kinder sonderlich. Oder hat irgendjemand hier von negativen Erfahrungen zu berichten?

Und wieso redet nie jemand über die existierenden Endlager für konventionelle giftige Abfälle? Ach ja, das ist aufgrund Whataboutisms verboten. Whataboutism bedeutet offenbar, dass man nicht mehr vergleichen darf.

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