Hoffentlich schaffe ich es den Beitrag so zu schreiben, dass man meinen Gedanken gut folgen kann.
Um meine Gedanken zu verstehen würde ich erstmal immer raten die Rahmenbedingungen, Anreize und Tendenzen sich klar zu machen.
Dann kann man sehr gut voraussagen wohin die Reise gehen wird (nicht wie man dort hinkommen wird).
Fangen wir mal mit der einfachsten Sache an.
Take 1:
Momentan ist das Ausmaß an Daten welches das Netzwerk pro Einheit (Block) verarbeiten kann limitiert auf 1vMB.
Take 2:
Güter die wir als Geld verwenden sind nur ein Mittel zum Zweck, wenn sie ihre Aufgaben nicht (gut) erfüllen, so weichen wir auf andere aus, die das besser tun.
Take 3:
Alle versuchen ständig ihre Bedürfnisse (ein Mix aus vielen einzelnen Bedürfnissen gewichtet nach jemandes subjektiven Präferenzen) so effizient wie möglich zu befriedigen.
Ein jeder versucht ständig Kosten zu reduzieren/zu sparen (zumindest bis der Vorteil durch weiteren Einsatz vernachlässigbar wird).
Take 4:
Zeit ist Geld und Kosten spürt man in vielen Formen.
Take 5:
Wer glaubt, dass das Bedürfnis von den Menschen nach den Assurances (mir fällt das deutsche Wort dazu nicht ein) von On-Chain Transaktionen die x-fachen Kosten im Vergleich zu anderen Wegen überwiegt ist extrem naiv. Wer zahlt 280000 satoshi (kommt hierbei natürlich auf die Tx Size an, aber ~200sat/vbyte für eine übliche), wenn er auf einer custodial Exchange in Asset X für 500 sat wechseln kann, mit diesem Bezahlen für umgerechnet ebenfalls 500 sat und dann wieder für 500 auf die Exchange den Rest zahlt (falls man nicht eh den exakten Betrag gewechselt hat) und dann nochmal 500 zahlt um Bitcoin zu halten. Das Verhältnis wäre 1000-2000 statt 280k sat.
Take 6:
Jede Zahlung hat ihren individuellen Fee/Zahlungsbetrag Toleranzbereich, aber in reifen Systemen sind Fee/Z-Betrag > 0,1 Zahlungen praktisch nicht existent. Die einzigen Fälle in denen sowas dennoch zukünftig gegeben sein wird, ist wenn einer gehackt wird (wie auch immer) und er die Zahlung vom Hacker mit RBF überbieten will um das Geld den Minern statt ihm zu geben, weil man es eh schon verloren hat.
Take 7:
Jeder kämpft um Satoshis und nur um einen minimalen Teil davon konkurrieren die Miner alleine.
Ein jeder von uns überlegt jedes Mal, kann ich mir jetzt 9 sat/vbyte leisten damit es heute noch durchgeht oder geh ich doch mit 10, die mir mein Feeestimator empfiehlt.
Keiner zahlt einfach prinzipiell mal 200 sat/vbyte oder sonst was außerordentlich großes, weil er sich denkt, ach, wieso 191 sat/vbyte selber behalten, langfristig wird es eh nötig sein solche Summen zu zahlen. Nein, jeder denkt an sich (was gut ist, nur dumme Menschen und Versager meinen man solle in erster Linie an jemand anderen denken) und schaut wie er sich selber etwas vom Kuchen nehmen kann oder von Haus aus behält.
Dazu habe ich mir viele Gedanken gemacht wie man das am besten erklären soll, aber mir fällt leider nichts besseres ein.
Wenn wir sagen ein Ursprungspreis (Produkt/Markt noch unreif, kaum Konkurrenz) für eine Leistung ist sowas wie der Bezugspreis und der maximale Betrag den Kunden bereit sind für diese Leistung/dieses Produkt zu bezahlen, so kommt mit der Zeit immer mehr Konkurrenz ins Spiel, Exchanges und Zahlungsdienstleister bieten einem 50000 sat statt den 280k um in den nächsten Block vom Miner zu kommen und diese Exchanges und Zahlungsdienstleister haben ihre Seriosität über die Zeit bewiesen.
Man stelle sich nun diese 280k als maximalen Betrag in einer Kuchenform vor. Anfangs konkurriert nur der Miner um diesen Betrag, deswegen kriegt er 100%, weiteren Konkurrenten bleibt nicht viel übrig als uns niedrigere Preise anzubieten, weil wir sonst nicht zu ihnen wechseln und somit sinngemäß uns einen Teil des Kuchens abzugeben (Ersparnisse). Diesen Kampf führt aber nicht nur der Zahlungsdienstleister mit dem Miner, den führen wir selber wie gesagt auch,indem wir uns ein anderes Produkt anbieten (warte vielleicht bissl länger und mach 1 sat/vbyte weniger) oder wir selber Wege finden unseren Kuchenanteil größer zu machen durch Innovation (Batching von Zahlungen, Payment Channels usw.)
Im Endeffekt wird der Teil vom Kuchen den der Miner kriegen wird immer kleiner werden.
Siehe dazu Grafik:
Quelle: Feerates in Blocks
Mit jedem Jump in der Nutzerzahl gibt es zwar peaks, aber diese sind immer geringer und die neuen Nutzer ideologisch weiter weg von Leuten die die Assurances vom Mainlayer groß schätzen, sonst wären sie deutlich früher dabei und somit Leute, die viel früher Alternativen aufsuchen werden, wenn Fee/Z-Betrag zu groß wird.
Schätze diese Aussagen und Rahmenbedingungen wird keiner groß anfechten (wenn doch, dann braucht er ab hier nicht weiterlesen).
Was machen wir also nun aus diesen „Takes“ und wohin führt uns die Reise.
Behauptung 1:
Miner werden sich mit immer weniger sat / vbyte abfinden müssen.
Wie wir dort hinkommen ist noch unklar, gibt jetzt mal spontan mal 3 starke Vermutungen.
Bitcoin wird primär custodial und somit fällt der Großteil der Transaktionen auf PayPal, Visa, MasterCard, BitPay und co. und es gibt nur noch wenige Ausgleichszahlungen zwischen den Custodians, also keinen Grund sich großartig zu überbieten.
Bitcoin stirbt aus, weil was anderes übernommen wird, CBDC, ETH, XMR oder Gold.
Würde auch bedeuten, dass die Miner einfach nichts mehr kriegen.
Bitcoin entwickelt sich, konkurriert mit anderen Netzwerken um Zahlungen und setzt sich durch, das würde aber viel Innovation, Parameteranpassungen usw. erfordern, was alles davon zu sinkenden Preisen pro byte führt. Wenn man meint, ja, aber Bitcoin kann auch erfolgreich werden und gewaltige Nachfrage haben und dadurch staut es sich auf und Leute überbieten sich.
Hier kommt dann Take 2 zum Tragen, wenn man ausgepreist wird und dieser Zustand aufrechterhalten bleibt und es ist wurscht ob der Bäcker On-Chain mit einer einfachen Zahlung ausgepreist wird, er mit seinen Channels ausgepreist wird, seine On-Chainzahlung zur Verwaltung seiner Channel ausgepreist wird oder wir von Bänkern reden, weil die können sich das ja leisten, wenn jemand nicht mehr kann, dann hat er in der Wirtschaft immer Deadlines, der Kunde will sein Brot jetzt und nicht in am Wochenende, wenn die Fees fallen, der Notar will auch jetzt Cash sonst unterschreibt er nicht usw., alle davon müssen abwandern, ob das dann WalletOfSatoshi, BitPay, Coinbase oder Litecoin ist spielt keine Rolle, diese sind weg.
Also ist um Nutzer und Sats NICHT kämpfen ein automatisches Todesurteil für Bitcoin, denn jeder andere tut es. BitPay, Coinbase, Kraken, Du, ich, andere Netzwerke kämpfen um die Nutzer genauso und somit quasi um die Sats, nur konvertiert in eine andere Währung.
0,01 BTC sind momentan nicht wirklich angreifbar und bleiben den Minern nach diesem aktuellen Modell (Policy die <1sat/vbyte Transaktionen nicht weiterleitet) und diese gehören als einziges zur Gänze ihnen, alle anderen sat macht ihnen jemand streitig. Die Frage ist nur wie schnell, aber auf Dauer ist es unausweichlich.
Diese protected 0,01 BTC können größer werden durch eine größere Blocksize als 1vMB.
Mein Vorschlag ist „grundsätzlich“ so zu verstehen, wenn wir uns einig sind, dass 0,01 BTC pro Block zu gering sind (und hier kann man gerne diskutieren), dann führt kein Weg an Blocksize > 1vMB vorbei und muss somit diskutiert werden, aber um diesen zu füllen muss mit anderen Netzwerken (Custodian oder andere Chains) gekämpft werden und ich meine damit, es muss privater werden, es muss mehr Funktionalität in der Form geben, dass ich covenants usw. auf einem guten Niveau machen kann und somit diese Sats den Notaren, Custodians usw. wegnehme und sie der Chain gebe. Wenn wir nicht um sie kämpfen treiben wir sie im besten Fall auf eine andere Chain, im schlimmsten Fall etabliert sich Bitcoin als Asset des Vertrauens und sie werden Nutzer von Coinbase und co.
Was diese Innovation und den Kampf um diese Sats angeht sehe ich keine großen Probleme (außer etwas im Punkt Privatsphäre, weil der Großteil der Bitcoiner inzwischen von Blendern dazu gebracht wurde einen epileptischen Anfall zu kriegen, wenn man CTs anspricht, weil SUPPLY!!!).
In den wichtigsten Punkten wird genug geforscht und versucht die Verbesserungen umzusetzen, die kaum Nachteile mitbringen und an den anderen etwas länger zu forschen, wenn es nicht ganz klar ist, aber eine Bereitschaft ist grundsätzlich da.
Man wird nicht die Umfänge von den SC von ETH abdecken oder ganz so privat wie XMR oder die shielded Tx von ZCash sein, aber das muss auch nicht sein, solange man deutlich in allen Punkten aufholt.
Wo ich sorgen habe ist die Ablehnung von den meisten darüber sich überhaupt mit sowas wie den Parametern zukünftig auseinanderzusetzen und es somit eher daran scheitern wird Bitcoin erfolgreich zu machen, weil „mäh, wir ändern nicht 4000000 auf X“ anstatt daran, dass wir hochkomplexe Systeme wie das LN gut zu programmieren, was eigentlich traurig ist. Man stelle sich vor jemand schafft den Marathon nicht, weil er die Strecke verlässt oder sich die Schuhe nicht binden kann und nicht, weil er es konditionell nicht schaffen könnte nachdem er Jahre an der Kondition gearbeitet hat.
Was deinen Einwand angeht, dass man meinen Aussagen nach quasi indirekt mit der Blocksize somit den Reward definieren könnte, jein. Nein, weil man kann die Innovation nicht planen und ihren Impact vorahnen, aber zugleich ja, weil wir wissen es geht langfristig down (im besten Fall auf die untere Grenze 0,01 BTC nach aktuellem Stand, aber das ist auch etwas naiv).
Man könnte somit sagen, solange wir als Netzwerk um die Nutzer kämpfen und Bitcoin immer billiger, privater usw. machen wird man somit auch immer weiter die Blöcke füllen und quasi auf dieses Limit zusteuern.
Dann wäre ein Ansatz zu diskutieren und definieren was man als sicher ansieht und ein wachsendes Limit so zu setzen, dass man mit der ablaufenden Subvention zusammen diesen Wert dann „nie“ unterschreitet.
Sagen wir also das Ziel wäre 0,5 BTC (vollkommen willkürlicher Wert).
Müssten wir am Ende eine Blocksize von 50vMB langfristig anstreben bzw. 200MWU.
Das kann man dann ansteuern auf welche Art man will, immer so eine Blocksize, dass bei vollem Block und 1 sat/vbyte mit Subvention 0,5 BTC angestrebt werden.
Dann hätte man sowas:
2032 Subvention 0,781… BTC + 1vMB Fees
2036 Subvention 0,39…. BTC + ~11vMB Fees
2040 Subvention 0,19…. BTC + ~ 30,5vMB Fees
2044 Subvention 0,09…… BTC + ~40,2vMB Fees
usw., danach tut sich aber nicht mehr viel. Geht gegen 50 vMB.
Man kann es auch konstant um 1% oder 1vMB ab einem Zeitpunkt erhöhen und dann bei 50vMB aufhören, wenn eben das Ziel 0,5 BTC sind.
Nun etwas Kritik an meinem „Vorschlag“
Wenn jetzt beispielsweise 50vMB das ziel wäre und 30,5vMB 2040 erreicht werden, dann hätte das halt einen klaren Impact auf die Nodebetreiber, zumindest nach heutigem Stand gibt es keinen Grund dafür davon auszugehen, dass es GARANTIERT 2040 so einfach ist das 30-fache an Throughput wie mit gleich teurer Hardware jetzt 1vMB zu verifizieren.
Das ist jetzt eine Aussage die kaum undeutlicher sein könnte, weil gleich teuer mit Inflation usw. halt verwässert wird und schwer exakt zu definieren ist, es aber zeitgleich keinen Grund gibt, dass die Hardware nicht diese Performance erreicht um dann mit Innovation und Softwareverbesserung zusammen diese Leistung hinlegt bzw. in diesem Zeitraum 2043 erst diese Leistung zu erreichen wäre kein Weltuntergang.
Aber dennoch, wer ETH Nodes oder XMR Nodes auf Laptops versucht beispielsweise als Vergleich laufen zu lassen merkt deutliche Unterschiede was die Zeit angeht, wenn man zum Iststand aufholen will und sie den gleichen Zeitraum zurück sind. Wer das grob testen möchte, alle 3 aufsetzen, sobald sie alle aktuell sind, alle abdrehen, morgen dann abwechselnd starten und schauen wie viel länger monerod und geth im Vergleich zu bitcoind brauchen um synchend zu sein.
Am besten mehrere Tage machen um Ausreißer zu vermeiden (schlechte Peers, kein Internet zu der Zeit bei einem von den Daemons und bei den anderen schon, andere Programme beanspruchten die Ressourcen zu der Zeit von einem Daemon usw.)
Man muss sagen, dass der Impact zwar spürbar wäre, aber ja jetzt 0,5 BTC nicht gerade ein gut ausgearbeiteter Wert ist, sondern vollkommen willkürlich. Eventuell ist 0,25 BTC „genug“ und das schiebt es nach hinten und dämmt das Ausmaß der Erhöhung.
Problematisch wird es erst, wenn wir noch immer einen Konsens in der Community haben, dass das unantastbar ist und wir im Jahr 2025 ankommen, dann wird es echt schwer nach 8 Jahren diesen Konsens zu brechen.
Edit: Link zu seinem Tweet vergessen:
Beispielsweise stimme ich Kalle Rosenbaum zu, dass BSV pure Scheiße ist und war auch dagegen während der Blocksize Debatte die Blocksize zu erhöhen und einen Präzedenzfall zu setzen, dass das der einzige nötige Weg ist um zu skalieren und die wichtigeren Sachen wie Innovation und Verbesserungen so dann immer nach hinten geschoben werden würden, aber was diesen Tweet angeht macht man sich über einen Block lustig, der 9,7 BSV in Fees hat und mehr Fees als Subsidy hat. Das trifft bei weitem nicht auf alle BSV Blöcke zu, aber es werden einem solche Sprüche wieder ins eigene Gesicht fliegen, wenn klar wird, dass man in dieselbe Richtung beim Bitcoin muss und dann hört man teils unberechtigte und teils berechtigte „Wir haben es euch doch schon immer gesagt“ Sprüche, was das Vertrauen in die Denker der Community erschüttern wird und als ganzes dem Bitcoin vielleicht schadet.
Habe jetzt vieles weggelassen, weil man die Kritik als solche noch weiterfassen kann, aber dann wird der Beitrag viel zu groß, ich spiele hiermit den Ball wieder zu dir.