Ist Dezentralität messbar?

Ich habe gerade mehrere Seiten abgesucht, daher glaube ich, dass dieser Punkt noch nicht diskutiert wurde in dieser Form.

Kann man Dezentralität messen?<

So wie man bei Strom Ampere, Volt und ähnliches herauskriegt bei Strom mit einem Wert?
Man könnte evtl. abzählen, wie viele Vollknoten Bitcoin auf jedem Kontinent hat und diese bezüglich Größe des Kontinents und Anzahl der Knoten könnte man die Kontinente miteinander vergleichen. Aber würden hier alle übereinstimmen, dass das eine gute Messgröße ist? Oder könnte man noch anders messen?
Bin auf eure Eingebungen gespannt.

Wir haben hier darüber diskutiert.

Zum Beispiel ob die Anzahl der Nodes und deren Verteilung einen Wert ergeben könnte.

Und grundsätzlich hinterfragt, ob es ein Spektrum gibt oder nur 0 und 1.

Okay, ist aber sehr lange her.

Ich habe über die Zeit mir diese Definition zurechtgelegt:

Wenn du ein großes makroskopisches Objekt bestehend aus vielen kleinen mikroskopischen Objekten untersuchst, dann ist die Dezentralität bezüglich einer untersuchten Fähigkeit vom großen Objekt ein Maß dafür, wie viele der mikroskopischen Objekte du aus diesem großen Objekt wenigstens herausnehmen musst, damit das große Objekt diese Fähigkeit verliert.

Soll heißen: Bitcoin mag natürlich sehr dezentral auf der Erde sein, was bedeutet, dass man sehr viele Objekte von der Erde entfernen muss bevor die Erde die Fähigkeit Bitcoin verliert, aber sieht man das System auf einer größeren Ebene, dann ist Bitcoin aufeinmal sehr zentral auf die Erde bezogen. Aus Sicht des Sonnensystems muss man also nur die einzelne Erde entfernen und schon verliert das Sonnensystem Bitcoin. Ist Bitcoin jetzt dezentral oder zentral? Bezogen auf die Erde als Gesammtsystem ist Bitcoin sehr dezentral, weil man viele Objekte entfernen muss um Bitcoin wirklich zu stoppen. Aber bezogen auf das Sonnensystem ist Bitcoin (vielleicht noch) sehr zentral.

Also jede noch so dezentrale Fähigkeit wird immer zentraler, umso weiter man von dem Betrachtetem System herrauszoomt.

Aber mit dieser Definition habe ich für mich beide Fragen beantwortet: Ja: es gibt ein Spektrum der Dezentralität, entweder es reicht einen zentralen Akteur zu entfernen (1/100X% dezentral bzw fast 0%, je nach Größe X des Akteurs) oder alle mikroskopischen Akteure verleihen dem makroskopischem Objekt die betrachtete Fähigkeit, dann müssten 100% alle Objekte entfernt werden was auch 100% dezentral bedeutet. (Streng genommen ist das kein Spektrum sondern ein diskretes Spektrum).

Und ja, mit dieser Definition ist die Dezentralität natürlich auch theoretisch messbar, wenn auch nicht immer praktisch bestimmbar. Die Antwort der Dezentralität hängt also davon ab, welche Fähigkeit du untersuchst und welche Objekte alle in dem Modell zum makroskopischem Objekt gehören.

Beispiel Mensch: Wie dezentral ist die Fähigkeit des Sehens? Wenn du den Mensch in Organe wie Augen, Lunge, Herz usw. einteilst, dann musst du natürlich weniger Objekte entfernen (z.B. Augen, Gehirn,…) als wenn du den Mensch in Zellen unterteilst. Auf ein paar Augenzellen oder Gehirnzellen kann jeder Mensch verzichten und diese wachsen auch normalerweise wieder nach. Was ich nur zeigen wollte ist, dass die genaue Prozentangabe natürlich vom Modell abhängt, dass du untersuchst.

Deswegen reicht es meistens aus, ob du qualitativ eine Antwort auf die Frage der Dezentralität findest. Ob das nun 12% oder 14,25% sind, macht dann normalerweise keinen großen Unterschied, gerade weil diese Zahlen vom betrachteten Modell abhängen und wie viele mikroskopische Objekte du im System definierst. Aber ob es 10% oder 90% Dezentralität sind ist schon relevant.

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Deine Betrachtung reduziert Dezentralität allerdings auf die physische Verteilung.

In dem Sinne wäre auch der ein oder andere Shitcoin dezentral.

In der ursprünglichen Diskussion ging es eben gerade darum zu diskutieren welche Eigenschaften Einfluss auf die Beurteilung der Dezentralität haben.

Bspw.: FOSS vs. Entwickler-Team.

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Hatte hier mal ein paar Aspekte aufgelistet:

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Sehe ich nicht so weil ich auch nicht physische Objekte als mikroskopische Bestandteile des makroskopischem Objekt zulasse. Meistens rede ich auch nicht von Objekten, sondern von Akteuren im betrachteten System.

Eine Firma ist eine Gruppe von Menschen, Immobilien oder Produktionsstätten, aber die Beziehungen zwischen den Menschen und ihre handlungsweise gehören genauso zur Firma. Die Firma selber ist auch nicht wirklich physisch anfassbar, kann aber wiederum als Einzelakteur im Wirtschaftskreislauf oder im Gesellschafts-Staat aufgefasst werden.

Eine Religion ist auch nicht anfassbar, kann aber immer wenigstens in ihre Mitglieder aufgeteilt werden, die diese Religion praktizieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Mitglieder öffentlich bekannt sind oder ob sie ihren Glauben nur im Verborgenen praktizieren. Das ist eben der Unterschied, ob wir ein System beobachten, wo wir allwissend sind oder ob wir ein System untersuchen, das unbekannte enthält. Mit unbekannten kann man natürlich auch das Maß der Dezentralität maximal abschätzen.

Alleine damit hast du ja zwei Objekte genannt, namentlich „Foss“ und „Entwicklerteam“, die beide wiederum in Unterakteure unterteilt werden können aber genauso Teil von verschiedenen größeren Gruppen sein können, die jeweils wieder auf Dezentralität einer Fähigkeit untersucht werden können.

Wichtig ist eben, dass man sich für die Frage der Dezentralität im klaren sein muss, welche Akteure es im betrachten System gibt und wie (mit welchen Fähigkeiten) diese miteinander interagieren können.

Jedes Objekt, egal ob Real, Anfassbar, Ausgedacht oder Abstrakt, lässt sich immer in kleinere Objekte unterteilen, die das große Objekt bilden. Andersherum bedeutet es, dass man auch jedes Objekt mit anderen Objekten zusammenschließen kann um so größere Objekte definieren zu können.

Zahlen z.B. kann man als Atomar 1,2,3,4,… ansehen aber man kann sie auch zerlegen in 0,5 … Mathematisch geht man davon aus, dass man 0-dimensionale Punkte nicht mehr kleiner zerlegen kann. Wenn man jetzt aber herraus-zoomt, dann wird so gut wie jedes Objekt bei weit genügendem Zoom zum einzelnen Punkt. Warum sollte man also nicht auch umgedreht nah genug an dem Punkt heran kommen, dass dieser doch wieder größer wird? Aber das ist wohl ehr eine Philosophische Frage, welche Bestandteile ein Punkt wirklich hat. Es könnten ja auch andere erweiterte Theorien geben, die den Punkten weitere Eigenschaften verleihen und in die der Punkt dann teilbar ist. Ohne Ausdehnung, Volumen bzw. Maß eines Punktes würde man z.B. auch die Ausdehnung einer Punktwolke zu einer Linie, Fläche oder zum Raum nicht verstehen können. → Maßproblem

Dann verstehe ich aber nicht, weshalb das „Herauszoomen“ immer zu Zentralität führen soll. Finde dieses Bild unpassend bei einer umfassenderen Beurteilung. In Hinblick auf die physische Verteilung finde ich dieses Bild allerdings ausgezeichnet, dann macht es klar, dass eine Bezugsgröße Einfluss auf den Grad der Dezentralität hat.

Wenn man Dezentralität abet in Hinblick auf einen anderen Einfluss bewertet, dann wird klar, dass ich bis zur Milchstraße herauszoomen kann, ohne dass sich an der Bewertung der Dezentralität etwas ändert.

Naja, das herauszommen bedeutet für mich nicht zwangsläufig, dass man räumlich herauszoomt (auch wenn das Bild dabei oft passend ist), sondern dass man in einem System zu viele Objekte hat, die man nicht mehr einfach fassen kann. Das bedeutet, dass man anfängt diese Objekte zu Gruppen zusammenzufassen bzw. zu Clustern. Dabei gibt es aber verschiedene Möglichkeiten je nach Eigenschaft, nach denen sortiert wird. Ein Objekt kann ja auch zu mehreren größeren Gruppen gehören, ein Mensch ist Teil seiner Familie, aber auch als Angestellter ein Teil seiner Firma oder als Staatsbürger ein Teil des Staates. Je nachdem, auf welcher Abstraktionsebene man nun unterwegs ist, ist der einzelne Mensch im Staat irrelevant weil nur die Wirtschaftsfirmen oder die Staatsapparate miteinander interagieren oder der Mensch ist doch relevant, weil er im Kontext seiner Firma oder der Familie gemeint ist. Auch hier gibt es also ein Herauszoomen zwischen den Objekten …->Mensch->Firma->Staat->Erde->… auch wenn dabei die räumliche Komponente keine Rolle spielt.

Umso weiter du die Betrachtung zu den größeren makroskopischen Objekte verlagerst, desto unwichtiger werden die kleinen mikroskopischen Objekte im größeren Objekt und deswegen werden diese Objekte zusammengefasst um ihnen wieder ein relevantes Gewicht zu verleihen. Das ist meine eigentlichen Aussagen mit dem Zoom, komplett unabhängig von der räumlichen oder physischen Ausdehnung der Objekte. Genauso kann man in jedes Objekt hineinzoomen was bedeutet man untersucht die teile, aus denen das Objekt besteht und die dem großem Objekt im Zusammenspiel seine Fähigkeiten verleihen.

Eine Sockenkiste kann eben komplett unsortiert sein, nach Farbe oder Größe Sortiert sein, oder nach Sommersocken und Wintersocken unterteilt sein. Jeder wird wahrscheinlich noch andere Sortierungen finden. Wenn du jetzt also nur den Sockenkasten betrachtest, dann kann man sich darüber Gedanken machen, wie die Socken sortiert sind. Aber der Sockenkasten ist ja ein Teil des Zimmers. Auf der Betrachtungsebene des Zimmers macht es irgendwann keinen Unterschied, wie man die Socken gruppiert, da ist es wohl ehr relevant, wie die Möbel im Zimmer stehen. Das Zimmer ist auch ein Teil des Hauses usw.

Ich hoffe das Prinzip ist klargeworden, auch wenn das jetzt doch wieder ein räumliches Beispiel war…

Ich sehe die Objekte ehr als eine Art Mindmap, die alle miteinander verknüpft sind. So wie: Raum besteht aus Stuhl, Stuhl besteht aus Brettern, Raum ist teil von Haus, Raum ist teil von Wohnung, Raum beinhaltet Lampe,…

Meine Grundaussage dabei bleibt: Wenn man sich ein System definiert hat, was bedeutet man definiert sich alle relevanten Objekte in einem System, dann kann man dieses System nach Dezentralität untersuchen und innerhalb des Systems auch gut definieren. Vergleichen mit anderen Systemen kann man dann natürlich eben nur, wenn man die Systeme nicht zu sehr ändert. Also wenn man herauszoomt, dann muss man auch passende Gruppierungen der mikroskopischen Objekte finden, die treffend genug die Eigenschaften bzw. Fähigkeiten der neuen größeren Objekte beschreibt, die diese Gruppierungen dann bilden.

Mal als Frage: Wie war die Machtverteilung in der Kleinstaaterei von Deutschland vor dem preußischem Zusammenschluss? Sehr Zentral für jedes Land weil überall ein König geherrscht hat oder sehr dezentral in Europa, weil die vielen kleinen Staaten kein Machtzentrum hatten? Hier ist mal ein Beispiel, wo das Herauszoomen meiner Meinung nach die Dezentralität erhöht.

Genau deswegen ist es wichtig das System zu definieren, in dem man die Dezentralität misst.

Ich finde Dein Text schweift ziemlich ab. Bzw. für mich persönlich einfach zu stark.

Im Kontext der vergangenen Diskussionen um Dezentralität ging es zum Beispiel um die Bewertung in wie fern ein dezentrales Projekt an Dezentralität verliert, wenn maßgeblich nur einige wenige Programmierer:innen den Code bzw. Änderungsvorschläge schreiben.

Aus meiner Sicht kann ich dann erstmal über genau diese Sache diskutieren. Und sicher ist es dabei hilfreich einem Rahmen zu definieren.

Aber ob der Ausflug zu Mensch, Firma und Co notwendig ist, das bezweifle ich an der Stelle.

Viel spannender finde ich eben im Kontext Bitcoin zu fragen woran ich Dezentralität messen möchte und wie ich welche Anteile gewichte. Zum Teil ist genau dies in vergangenen Diskussionen passiert. Hier würde ich gerne wieder anknüpfen.

Naja, ich habe mich ja auch nie auf irgendeine vorherige Diskussion bezogen sondern den Rahmen beschrieben, in dem ich für mich die Frage der Dezentralität definiere. Und diese ist nuneinmal allgemeingültig für jedes System, nicht nur für Blockchains.
Ich weiß jetzt aktuell nicht genau, was der Kontext der vorherigen Diskussion war.

Aber wenn wir mal schauen, welche Kontexte zu einer Blockchain gehören, dann kann man das System vielleicht mit diesen Objekten definieren:

  • Nodes
  • Miner
  • User

In diesem Kontext ist die Frage der Dezentralität meiner Meinung nach sehr zentral. Man muss für das System nur eines der Komponenten herausnehmen und das Projekt ist gescheitert. Ohne Nodes kein Speichern der Blockchain. Ohne Miner keine Zeitevolution der Blockchain. Ohne User kein ökonomischer Anreiz für die Blockchain.

Aber jedes dieser Objekte ist ja nur eine Zusammenfassung vieler kleiner Objekte, die das große Objekt bilden.

Die Nodes kann man unterteilen in verschiedene Computer, verschiedene Betriebssysteme usw. Außerdem wird die Kommunikation zwischen den Nodes wichtig, also wie die Nodes sich untereinander austauschen und interagieren. Wie müssen diese Nodes beschaffen sein, damit sie als Gesamtheit genau die Eigenschaften bilden, die wir oben für die Blockchain benötigen bzw. in unserem System definiert haben?

Auch die Miner kann man als Hardware relativ ähnlich zu den Nodes unterteilen, auch wenn deren Eigenschaften dann insgesamt eine Andere abbilden als die der Nodes. Deswegen unterscheidet sich auch die Hardware qualitativ vom spezialisierten Asic Miner zur universellen CPU.

Und auch die User kann man unterteilen in einfache User, die nur ab und zu eine Transaktion machen, User die sich für Bitcoin engagieren und vielleicht eine Node oder einen Miner betreiben oder aktiv an der Weiterentwicklung mitarbeiten und neuen Quellcode oder Hardware für Bitcoin erstellen.

Was man beim hereinzoomen in die makroskopischen Objekte/Akteure auch bemerkt ist, dass manche kleineren Objekte ein Teil von allen großen Objekten sind. Es mag User geben, die eine Node haben und Mining betreiben.

Wenn man also in diese 3 makroskopischen Objekte hineinzoomt und damit (hoffentlich korrekt) deutlich besser die Funktionsweise der Objekte versteht indem man ihre Interaktionen und Fähigkeiten untereinander einschätzen kann, dann ändert sich das Bild der Dezentralität. Jetzt merkt man, dass man nicht einfach alle User aus dem System löschen oder alle Miner übernehmen kann.

Diese Unterteilungen in kleinere Einheiten kann man unendlich beliebig oft machen. Ich nenne das hineinzoomen in die Objekte bzw. das herauszoomen und die Gruppenbildung der Objekte die verschiedenen Abstraktionsebenen, auf denen man die Systeme analysieren kann. Im Großen sind die Objekte wie kleine Blackboxen, denen man Eigenschaften und Fähigkeiten definiert. Im kleinen kann man sich dann diese Blackbox anschauen und überlegen, wie die Akteure in dem Objekt sich verhalten und interagieren, also welche Fähigkeiten die Akteure haben um die Fähigkeiten und Eigenschaften der Blackbox zu beschrieben.

Gerade weil das beliebig komplex werden kann ist die Gruppenbildung und Backboxirierung der Objekte unglaublich wichtig, dabei muss man aber aufpassen, dass man das System aber auch richtig definiert und dass es wie gesagt mehrere Möglichkeiten der Gruppenbildung gibt.

Die Grundaussage, die ich damit machen will ist: Die Definition der Dezentralität ist relativ einfach, die praktische Auslegung ist aber hochgradig davon abhängig, wie man sein System definiert hat, also welche Objekte wirklich relevant sind und welche Fähigkeiten man den Objekten auch zuspricht. Denn davon hängt eben maßgeblich die Auslese ab, welche dieser Objekte man aus dem System entfernen kann ohne die untersuchte Fähigkeit zu verlieren. Denn gerade wenn man sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzt, dann macht man oft den Fehler und fokussiert sich sowiso schon auf die wesentlichen Teile. In diesem Kondensat ist es natürlich deutlich schwieriger, die Dezentralität zu messen weil ja schon alles nichtrelevante weggelassen bzw. vernachlässigt wurde. Natürlich wird man bei so einem „Analsysekonzentrat“ auf eine sehr zentralisierte Aussage kommen.

Genau deswegen ist es wichtig für die Frage der Dezentralisierung zu definieren, was alles in der Betrachtung mit einfließt und was nur zusammengefasst wurde.