Naja, ich habe mich ja auch nie auf irgendeine vorherige Diskussion bezogen sondern den Rahmen beschrieben, in dem ich für mich die Frage der Dezentralität definiere. Und diese ist nuneinmal allgemeingültig für jedes System, nicht nur für Blockchains.
Ich weiß jetzt aktuell nicht genau, was der Kontext der vorherigen Diskussion war.
Aber wenn wir mal schauen, welche Kontexte zu einer Blockchain gehören, dann kann man das System vielleicht mit diesen Objekten definieren:
In diesem Kontext ist die Frage der Dezentralität meiner Meinung nach sehr zentral. Man muss für das System nur eines der Komponenten herausnehmen und das Projekt ist gescheitert. Ohne Nodes kein Speichern der Blockchain. Ohne Miner keine Zeitevolution der Blockchain. Ohne User kein ökonomischer Anreiz für die Blockchain.
Aber jedes dieser Objekte ist ja nur eine Zusammenfassung vieler kleiner Objekte, die das große Objekt bilden.
Die Nodes kann man unterteilen in verschiedene Computer, verschiedene Betriebssysteme usw. Außerdem wird die Kommunikation zwischen den Nodes wichtig, also wie die Nodes sich untereinander austauschen und interagieren. Wie müssen diese Nodes beschaffen sein, damit sie als Gesamtheit genau die Eigenschaften bilden, die wir oben für die Blockchain benötigen bzw. in unserem System definiert haben?
Auch die Miner kann man als Hardware relativ ähnlich zu den Nodes unterteilen, auch wenn deren Eigenschaften dann insgesamt eine Andere abbilden als die der Nodes. Deswegen unterscheidet sich auch die Hardware qualitativ vom spezialisierten Asic Miner zur universellen CPU.
Und auch die User kann man unterteilen in einfache User, die nur ab und zu eine Transaktion machen, User die sich für Bitcoin engagieren und vielleicht eine Node oder einen Miner betreiben oder aktiv an der Weiterentwicklung mitarbeiten und neuen Quellcode oder Hardware für Bitcoin erstellen.
Was man beim hereinzoomen in die makroskopischen Objekte/Akteure auch bemerkt ist, dass manche kleineren Objekte ein Teil von allen großen Objekten sind. Es mag User geben, die eine Node haben und Mining betreiben.
Wenn man also in diese 3 makroskopischen Objekte hineinzoomt und damit (hoffentlich korrekt) deutlich besser die Funktionsweise der Objekte versteht indem man ihre Interaktionen und Fähigkeiten untereinander einschätzen kann, dann ändert sich das Bild der Dezentralität. Jetzt merkt man, dass man nicht einfach alle User aus dem System löschen oder alle Miner übernehmen kann.
Diese Unterteilungen in kleinere Einheiten kann man unendlich beliebig oft machen. Ich nenne das hineinzoomen in die Objekte bzw. das herauszoomen und die Gruppenbildung der Objekte die verschiedenen Abstraktionsebenen, auf denen man die Systeme analysieren kann. Im Großen sind die Objekte wie kleine Blackboxen, denen man Eigenschaften und Fähigkeiten definiert. Im kleinen kann man sich dann diese Blackbox anschauen und überlegen, wie die Akteure in dem Objekt sich verhalten und interagieren, also welche Fähigkeiten die Akteure haben um die Fähigkeiten und Eigenschaften der Blackbox zu beschrieben.
Gerade weil das beliebig komplex werden kann ist die Gruppenbildung und Backboxirierung der Objekte unglaublich wichtig, dabei muss man aber aufpassen, dass man das System aber auch richtig definiert und dass es wie gesagt mehrere Möglichkeiten der Gruppenbildung gibt.
Die Grundaussage, die ich damit machen will ist: Die Definition der Dezentralität ist relativ einfach, die praktische Auslegung ist aber hochgradig davon abhängig, wie man sein System definiert hat, also welche Objekte wirklich relevant sind und welche Fähigkeiten man den Objekten auch zuspricht. Denn davon hängt eben maßgeblich die Auslese ab, welche dieser Objekte man aus dem System entfernen kann ohne die untersuchte Fähigkeit zu verlieren. Denn gerade wenn man sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzt, dann macht man oft den Fehler und fokussiert sich sowiso schon auf die wesentlichen Teile. In diesem Kondensat ist es natürlich deutlich schwieriger, die Dezentralität zu messen weil ja schon alles nichtrelevante weggelassen bzw. vernachlässigt wurde. Natürlich wird man bei so einem „Analsysekonzentrat“ auf eine sehr zentralisierte Aussage kommen.
Genau deswegen ist es wichtig für die Frage der Dezentralisierung zu definieren, was alles in der Betrachtung mit einfließt und was nur zusammengefasst wurde.