Ich habe mal wieder meine Gedanken ein bisschen schweifen lassen; vielleicht ist auch nur Unsinn dabei herausgekommen. Aber ich wäre sehr an eurer Meinung interessiert.
In deinem Beitrag betrachtest du die Dezentralität ausschließlich unter dem Aspekt der Sicherheit, was seiner Zeit denke ich der entscheidende Durchbruch war. Mit Sicherheit meine ich hierbei den Schutz des Ledgers vor Betrug oder anderen Angriffen im Normalbetrieb.
Dabei stimme ich dir in jedem Punkt zu und finde es an dieser Stelle ebenso sinnvoll, eine Größenordnung anzupeilen, ab der man das Netzwerk als ausreichend sicher betrachtet. Wie du schreibst, ist man darunter allerdings nicht minimal und darüber nicht maximal sicher.
In anderen Aspekten als der Sicherheit stimme ich hier nicht zu. Ein anderer Aspekt wäre für mich z.B. der Schutz vor einer (von der Mehrheit ungewollten) Änderung der Konsens-Regeln. Nur um diesen soll es im Rest meines Beitrags gehen.
Relevanz der Full Nodes
Wie man an der kurzen Historie von Bitcoin sehen kann, kommt dabei auch den normalen Full Nodes eine große Bedeutung zu. Ansonsten hätte ein angedrohter UASF keinerlei Bedeutung.
Allerdings ist die Anzahl der Nodes („one CPU, one Vote“) keine gute Metrik für diesen Aspekt von Dezentralisierung. Falls alleine der Hans um die Ecke seinen Client nicht updatet, weil er gegen eine Änderung ist, bewirkt er damit nicht viel. Natürlich auch nicht, wenn er 1000 Nodes laufen lässt.
Schließlich nehmen die Miner einen UASF nur ernst, falls ihnen durch Fortführen der alten Blockchain bzw. der alten Regeln ein signifikanter Verlust des Coin-Wertes droht.
Maß für die Relevanz von Nodes
Um die Relevanz der Nodes bzw. einer Teilmenge von Nodes zu bestimmen, müsste also jede Node mit einem geeigneten Maß gewichtet werden. In Frage kämen aus meiner Sicht:
- Anzahl der Nutzer der Node
- Anzahl der Transaktionen über die Node
- Volumen der Transaktionen über die Node
Die Anzahl der Nutzer ist wahrscheinlich nicht sinnvoll. Angenommen 1000 Nutzer transferieren über ihre eigene Node alle paar Monate einmal 10.000 Sats, sind diese den Minern vermutlich relativ egal. Das Problem ist, dass „Nutzer“ nichts über die Aktivität aussagt.
Die Anzahl oder das Volumen der Transaktionen ist schon besser. Die Nodes von Börsen oder Wallet-Anbietern sind sicher relevanter für die Miner, als eine private Node.
Zentral ist die Frage, wonach sich die Miner bei einem drohenden Fork richten. Durch welche Abhängigkeit würde ein Netzwerk bzw. der entsprechende Coin vorrangig an Wert verlieren: Ich vermute eher durch weniger Volumen, als durch weniger Nutzer.
In der Bitcoin Zukunft ändert sich die Betrachtung nochmal dadurch, dass der Wert pro Coin nicht mehr relevant ist. Stattdessen zählt ausschließlich, wie viel den Nutzern die On-chain Transaktionen wert sind. Ich vermute aber auch hier, dass die Nutzer mit hohem Transaktionsvolumen auch bereit sind, mehr Gebühren zu zahlen (Banken, Börsen etc.).
Oder doch nicht die Nodes?
Was man in meiner Betrachtung nicht vergessen darf ist der Umstand, dass die gewerblichen Nutzer mit hohem Transaktionsvolumen wiederum von der Zufriedenheit ihrer Kunden abhängig sind.
Viele einzelne Nutzer, die zusammen ein hohes Volumen für den gewerblichen Node-Betreiber verursachen, sind also relevant.
Das bringt mich am Ende dahin, dass vielleicht doch nicht die Nodes entscheidend sind und mit einem Maß ausgestattet werden müssen. Stattdessen könnten unabhängig von den Nodes einfach die Nutzer bzw. Teilmengen von Nutzern relevant sein, wobei ein geeignetes Maß für die jeweilige Relevanz das verursachte Transaktionsvolumen wäre.
Die Folgerung wäre unschön: Maximale Dezentralität in diesem Aspekt, also Schutz vor von der Mehrheit ungewollten Konsens-Änderungen, hätte man dann, wenn das laufende Transaktionsvolumen möglichst gleichmäßig auf die Nutzer verteilt ist.
Wohlgemerkt das laufende Volumen, nicht die Anzahl an Transaktionen oder der Besitz an Coins.
Trotzdem werden Reiche auch mehr Transaktionsvolumen verursachen. Zentralisierung von Geld stellt also auch bei Bitcoin eine Gegenkraft zur Dezentralität dar, zumindest in diesem Aspekt der Konsensregeln.