@TurboChris
Ja du hast exakt das Skalierungsdilemma beschrieben, das alle Kryptoprojekte haben: Wie in der Quantenphysik gibt es hier 3 Elemente, die nie alle zu 100% erfüllt werden können, das Kyptotrilemma:
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Skalierbarkeit
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Sicherheit
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Dezentralisierung
Wenn du eine Blockchain hast, die im Hauptlayer unendlich skalieren kann, dann steigt auch deren Datenhunger. Du könntest z.B. einfach die Datenmenge pro Block erhöhen und somit 10fach oder 1000fach mehr Transaktionen im Hauptlayer durchführen. Aber das würde auf kosten der Dezentralisierung und der Sicherheit gehen weil damit ja auch die Datenmenge hoch geht. Statt 500 GB müsste jede Node auf einmal 1000 Terrabyte speichern und das kann nicht mehr jeder zu vernünftigen Preisen. Also würde die Blockchain nurnoch von großen Anbietern betrieben werden, aber ohne die Dezentralität würde auch eine einfache redundante Datenbank unter der Hoheit dieser großen Anbieter reichen um die Daten zu speichern.
Also wenn dir irgendein Projekt weißmachen will dieses Dilemma gelöst zu haben, es geht meines Wissens nicht. Andere Projekte gehen deswegen zwangsläufig auf Kosten der Sicherheit oder der Dezentralität.
Gelöst werden kann das Problem im Hauptlayer nicht, aber das Problem kann mit Sidechains umgangen werden. Wenn du im Hauptlayer Bitcoins mit einer Art Smart Contract lockst, sodass du selbst mit deinen Secret Keys diese Bitcoins nicht mehr bewegen kannst (ohne die Bedingung des Smart Contracts zu erfüllen), kannst du somit beweisen dass diese Coins für einen bestimmten Zweck gebunden sind. Damit kannst du eine neue Blockchian erstellen deren Wert durch die Bitcoins in der Hauptchain abgesichert sind. In dieser sogenannten Sidechain kannst du nun deine eigenen Regeln einbauen und tun und lassen was du willst.
Beispielsweise hat sich das Lightning-Protokoll gebildet das wie eine Sidechain auf Bitcoin funktioniert. Zwei Parteien geben Bitcoin auf eine Adresse und locken diese. Damit nehmen sie bildlich gesprochen die Bitcoins aus der Hauptchain heraus und können tolle Dinge mit diesen Bitcoin-Werten anstellen, z.B. diese untereinander beliebig oft handeln. Genauer gesagt bleiben die Bitcoins in der Hauptchain fest liegen und beide Parteien wissen wie viele Bitcoins das sind, können jetzt aber offline und ohne die Blockchain sich jede Millisekunde neu darauf einigen welcher Anteil dieser Bitcoins wem gehört. Sie können also beliebig viele Transaktionen zwischeneinander austauschen ohne dass die Hauptchain irgendetwas davon mitbekommt. Wenn beide fertig sind mit dem Austausch, dann entsperren sie die Bitcoins wieder auf der Hauptchain und zahlen sich gegenseitig den letzten Stand der Offlinetransaktionen aus.
Das Lightning Netzwerk funktioniert zwar ersteinmal nur mit zwei Leuten, die sich etwas mehr Vertrauen müssen als wenn sie die Transaktionen im Hauptlayer machen würden, aber sie sparen dabei eine menge Gebühren wenn sie ständig die selben Transaktinoen machen würden. Zum Beispiel wenn du einen Lightning-Kanal zu deinem Bäcker aufgebaut hast, dann kannst du ihm jeden Tag Bitcoins für deine Brötchen geben ohne dass die Hauptchain etwas davon mitbekommt. Erst wenn du den Lightning-Kanal wieder schließt werden alle Transaktionen darin ins Hauptnetz geschrieben wobei nur der letzte Stand im Hauptnetz gespeichert wird und somit Datensparsamer ist als jeden Brötchenkauf einzeln zu speichern.
Das interessante an Lightning ist nun, dass die Bitcoins zwischen Kanälen hin und her springen können. Wenn du z.B. keinen direkten Kanal zu deinem Bäcker hast, aber ein Freund von dir, dann kannst du jedesmal die Bitcoins erst deinem Freund geben und dieser gibt sie dann dem Bäcker. Da das nur ein Austasuch zwischen euren digitalen Geräten ist muss dein Freund das nichteinmal mitbekommen. Umso mehr Menschen mit Lightning verbunden sind, desto mehr Leute erreichst du auch durch Sprünge im Lightning Netzwerk. Damit könntest du vielleicht in Zukunft durch einen einzigen Lightningkanal zu irgendjemanden alle anderen Menschen der Welt erreichen sofern sie am Netzwerk angebunden sind. Es gibt zwar noch einige weitere Bedingungen wie das Balancing der Kanäle, damit diese Sprünge funktionieren, aber ich denke das reicht um die Grundidee zu Skizzieren.
Die Bitcoiner haben sich also insgesamt darauf geeinigt, dass es den Hauptlayer gibt, der langsam und gemächlich funktioniert aber dafür eine unübertroffene Sicherheit der Bitcoinbestände bietet. Und darauf kann man dann aufsetzen und beliebige Second-Layer aufsetzen, in denen dann die Zahlungen stattfinden die dann nur noch sporadisch im Hauptlayer finalisiert werden. Wenn der Speicherplatz pro Zeit im Hauptlayer zu knapp wird werden die Leute also in beliebige Second Layer wie Lightning ausweichen. diese haben zwar weniger Sicherheit, sind aber deutlich schneller und billiger. Das lustige ist, dass wenn der Second Layer auch zu teuer wird, dann werden sich Third-Layer bilden, die wieder Bitcoins z.B. aus dem Lightning herausnehmen und in weitere Sidechains packen. Damit kann man einen Baum an Blockchains erstellen und jeder kann sich dann aussuchen wie sicher ihm die Transaktion sein soll und wie viel er dafür bezahlen will. Das ist die Skalierungsmöglichkeit bei Bitcoin.
Das hat sehr viele parallelen zum heutigen Finanzsystem. Das ist nämlich sehr ähnlich aufgebaut: Es gibt die Zentralbanken die das Zentralbankgeld verwalten. Das ist wie der Mainlayer in Bitcoin, träge und sicher. Dann gibt es die Banken, die mit dem Zentralbankgeld untereinander handeln und Gegenwerte in Giralgeld ausgeben. Der Unterschied zum Bitcoinsystem ist, dass du im aktuellem System den Knoten (also den Banken oder Zentralbanken) vertrauen musst, dass die Transaktionen ausgeführt wurden und sicher vor Geldporitikänderungen sind, bei Bitcoin kannst du jede Transaktion transparent nachweisen. Die Banken erschaffen mehr Geld als sie durch Zentralbankgeld abgesichert haben, in Bitcoin würde dir das sofort auffallen wenn du die Bitcoins nicht bis in den Mainlayer nachverfolgen kannst.
Das ist die Lösung des von dir beschriebenen Problems. Ja nicht jeder wird in Zukunft den Hauptlayer benutzen, aber auch nicht jeder muss heutzutage Zentralbankgeld halten.