Ja, habe ich unsauber ausgedrückt, wobei mir die grundlegende Funktionsweise durch deine Artikel bekannt ist. Mir geht es auch gar nicht darum, wo das Bild letztendlich angesehen werden kann… Es muss also ein weiterer UTXO verwendet werden für die Gebühren - ok, danke.
Ich dachte bislang, dass ein UTXO unterhalb des Dust Limits gar nicht mehr ausgegeben werden kann - das ist aber keine technische, sondern eine ökonomische Grenze, weil ich mehr Satoshis für die Gebühr bezahlen muss, als der eine UTXO an Satoshis besitzt (und daher als reine Finanztransaktion niemals als Input dienen würde). Also nur dann „technisch“ nicht möglich, wenn ich keine weiteren UTXOs besitze - korrekt?
Da habe ich die letzten Tage ausgiebiger drüber nachgedacht und sehe hier durchaus Risiken, die ich gern teilen möchte (sorry vorab für die Länge!) und bin auch auf deine Meinung sehr gespannt. Kann ja gut sein, dass ich mich hier im Kopf total verrannt habe.
Zuerst einmal wäre es, im Falle eines absichtlichen Spammens schon interessant wer das tut und warum? → dazu ein paar Gedanken am Ende
Doch zurück zur eigentlichen Frage, ob das was ändern würde. Ich sehe hier folgende Gefahren (Danke für deine Frage - ich konnte mich bisher nicht entscheiden, wo es am besten hinpasst, da u.a. auch die folgenden Threads einen Einfluss auf meine Zeilen hier hatten:
Luke Dashjr erstellt einen offiziellen CVE-Eintrag für die angebliche Schwachstelle, die von großen Inscriptions und OP_RETURN Feldern ausgeht.
Ich frage mich aktuell, wer zu Hölle sendet die ganzen Affen auf die Blockchain. Eine Überlegung die mir dabei gekommen ist, könnten es die Miner selbst sein um so die Fee’s für alle zu erhöhen und dadurch mehr Geld zu verdienen? Welche Theorien habt ihr? Ich kenne zumindest weder Bitcoiner, noch Shitcoiner die einen Sinn darin sehen Affen auf die Blockchain zu senden.
Der OCEAN-Pool legt einen durchwachsenen Start hin. Zwar wurde bereits ein Block gefunden, doch mit diesem wurden Transaktionen gefiltert.
Bis vor kurzem wäre ich der Argumentationslinie gefolgt, gemäß derer jede Transaktion, die für die Miner ökonomisch sinnvoll ist, auch in den Block aufgenommen wird. Da das als Angriff dauerhaft eigentlich keinen Sinn macht und die Miner durchgehend bezahlt, während der Angreifer selbst Geld verliert. Aktuell bin ich mir da nicht mehr so sicher…
Ich sehe hier 2 Gefahren:
1.a): Mögliche Scams mit Bitcoin als Fundament
Das jetzt Inscriptions (Ordinals / BRC-20) auf Bitcoin erstellt werden können, macht die Unterscheidung von Altcoins zunehmend schwierig - insbesondere für die breite Masse, die kein Vorwissen mitbringt. Scammern ist nun Tür und Tor geöffnet, durch die z.B. durch die Erstellung von Token. Am Ende ist hier Bitcoin das Fundament. Bisher verweist ja auch Roman z.B. auf Ethereums einzigen „Usecase“ → Shitcoins/Token zu launchen um Leute zu scammen.
Also besteht doch die Gefahr, dass sich viele die Finger verbrennen und das auf Bitcoin schieben.
→ Klar, das tangiert Bitcoin erstmal nicht direkt - doch es bremst die Adaption und macht die Differenzierung zu den Altcoin/Shitcoin-Casinos sehr schwierig.
1.b) Schlechte Anreize und witness discount
Das tieferliegende Problem ist die mögliche Verschiebung der Anreize. Denn wenn sich ein gewisser Prozentsatz an Inscriptions als überaus rentabel (durch Scams!) erweist, dann lohnt es sich diese mit hohen Fee’s auf die Blockchain zu bringen und das verstärkt den Effekt weiter. In der Folge steigen die Gebühren weiter an.
Außerdem profitieren die Inscriptions vom witness discount, indem sie (nach meinem Verständnis) vereinfacht gesagt, insgesamt weniger für den Speicherplatz bezahlen verglichen zu Finanztransaktionen - korrekt? Also belasten sie die Nodes auch noch zusätzlich (aber gut, die werden ja ohnehin nicht entschädigt).
2.: Bitcoin-Grundidee gerät in den Hintergrund
Die kontinuierliche „Überflutung“ des Mempools und der Blockchain mit arbiträren Daten, die im Angriffsfall „nur“ die Transaktionsgebühren kosten (und davon auch nur einen Teil!). Diese können entweder mit Fiat finanziert werden oder aus Gewinnen der BRC-20 Token. Folge: Nur noch sehr wenige „echte“ Finanztransaktionen finden statt.
Dadurch nehmen die Wartezeiten enorm zu, was dem eigentlichen Usecase von Bitcoin schadet. Diese Angriffsart wäre sehr subtil und wesentlich weniger kostenintensiv als z.B. 51% der Hashleistung in seine Gewalt zu bekommen. Der Anreiz für die Miner bleibt dabei die ganze Zeit gegeben.
1.c) Pool/Miner als profitierender Schädling?
Ich spinne das mal in Zusammenhang mit 1.b) weiter. Die Miner und auch Poolbetreiber profitieren von hohen Transaktionsgebühren. Wenn sie selbst durch das Erstellen von BRC-20 Token/Inscriptions die Gebühren massiv in die Höhe treiben können, wäre es möglich, dass sie ihre Einnahmen - trotz der für sie selbst anfallenden Transaktionskosten - steigern. (das ist eine Theorie, halte ich aber grundsätzlich für möglich)
Ich habe es mathematisch noch nicht durchgespielt (was mal sehr interessant wäre, aber sicher auch recht komplex ist), aber mal grob gesagt: Die Transaktionsgebühren lagen über die letzten 2 Jahre überwiegend bei <0,1-0,3 BTC/Block mit einigen eher kürzeren Phasen die deutlich drüber lagen, welche seit den Inscriptions stark zugenommen haben.
Nun werden kontinuierlich zehntausende Transaktionen mit höheren Gebühren veröffentlicht, die sukzessive ansteigen. Alle anderen Netzwerkteilnehmer müssen nachziehen, wenn sie zeitnah eine Transaktion machen wollen - so ist es ja auch gedacht. Für einen gewissen Anteil ist das relevant.
Folge: Der Angreifer muss nur einen Teil der Transaktionsgebühren bezahlen, da er sicherlich auch öfter überboten wird. Die Gebühren schaukeln sich hoch - was bereits kurzfristig bei einigen Panik auslöst (sehen wir ja in diesem Thread sehr gut). Durch den Mempool, kann er mittelfristig ggf. sogar einschätzen, welchen Anteil im Block die eigenen Transaktionsgebühren haben, wenn Gebühr x eingestellt wird).
Kann man dann das Gebühren-Level auf einem bestimmten Niveau halten (bereits die aktuellen BRC-20 Token mit 153sat/vB sind geschätzt min. 30-50x höher, als die durchschnittlichen Gebühren vor dem Ordinals/BRC-20 Hype), werden immer mehr Netzwerkteilnehmer nach und nach mehr Transaktionsgebühren bezahlen. Einerseits durch die Notwendigkeit eine Transaktion durchzuführen und andererseits weil die höheren Gebühren irgendwann „normal“ werden (Gewöhnung).
Sollte also ein Pool Transaktionen einstellen, um die Gebühren hoch zu halten, könnte er dennoch Geld verdienen: Zum einen durch die künstlich in die Höhe getriebenen Gebühren, die über die geminten Blöcke verdient werden (kurzfristig sind die ausgegebenen Transaktionsgebühren sicherlich deutlich höher, über die Zeit könnte sich das jedoch drehen, weil die Notwendigkeit Transaktionen durchzuführen für andere Teilnehmer zunimmt). Zum anderen, indem via den BRC-20 Token oder Ordinals zusätzliches Geld eingesammelt wird um z.B. die Ausgaben für die Transaktionsgebühren zu kompensieren (oder gar direkt Gewinn damit zu machen).
Fazit:
Das skurrile daran ist, dass es a) so aussieht, als ob die Nutzung von Bitcoin immer mehr steigt und b) die Incentives für die Miner ein Stück weit ad absurdum geführt werden. Insbesondere in einem Bullenmarkt, wo der Preis steigt und daher mehr Leute in den Space kommen - was auch mit mehr Transaktionen/steigenden Gebühren einhergeht.
Das warum ist noch sehr spannend:
A) Miner/Pools: Für die Miner/Pools ist es schlicht der ökonomische Anreiz ihre Einnahmen zu maximieren (hohe Zeitpräferenz) - obwohl man auf längere Sicht Bitcoin damit (aus meiner Sicht) schaden würde. Weshalb ich die Ideen von OCEAN und die Problematik der Pools (Intransparenz, Vorgabe Blocktemplate) nun anders einschätze.
B) Ein tatsächlicher Angreifer: Ein Anfreifer der Bitcoin direkt schaden will, könnte den Anteil der Finanztransaktionen so weit reduzieren, dass Bitcoin nicht mehr als sinnvolle Alternative gesehen wird, weil für den Großteil der Netzwerkteilnehmer keine Transaktionen mehr sinnvoll sind. Finanzierung wäre hier Fiat oder auch wieder Scams via BRC-20/Inscriptions.
Es kann sein, dass ich hier total auf dem Holzweg bin oder einfach ein paar Punkte übersehen habe, die das Thema wieder in eine andere Richtung bringen. Es ist halt einfach sehr komplex und wird durch Inscriptions noch komplexer.
Von daher wünsche ich mir sachliches, kritisches Feedback zum Thema - und würde mich sehr freuen, wenn es wertschätzend formuliert ist ;)