Ich finde es spannend, dass du sagst, Menschen können Dinge nicht erklären oder tun sich schwer damit, nicht mehr zu sein. Das mag für viele stimmen, aber es ist kein Naturgesetz, sondern eine Beobachtung, die aus einem bestimmten Bewusstseinszustand stammt. Menschen, die noch stark mit Angst oder Mangel verbunden sind, erleben die Welt so. Andere wiederum erfahren, dass Erklärungen gar nicht nötig sind, weil Verstehen nicht immer über Denken geschieht. Das Problem entsteht, wenn wir von solchen Beobachtungen direkt auf die gesamte Menschheit schließen. Denn damit machen wir die Begrenzung, die wir gerade sehen, selbst wieder zum Maßstab für alle.
Wahrheit ist nicht, was „allen schwerfällt“.
Wahrheit ist das, was bleibt, wenn nichts mehr schwerfällt.
Gravitation beschreibt ein Prinzip, das immer wirkt - egal, ob jemand es versteht oder nicht.
Sozialismus oder Religion beschreiben Versuche, mit bestimmten Erfahrungen umzugehen - sie entstehen also aus der Beobachtung, nicht vor ihr.
Das heißt:
Die Gravitation „ist“, auch wenn kein Mensch sie benennt.
Der Sozialismus „existiert“, nur solange Menschen ihn glauben, lehren oder anwenden.
Ich sehe also beides als Reaktionen auf Realität, aber nur das eine bleibt bestehen, wenn niemand mehr hinschaut. Genau da wird es spannend: Wenn das Bewusstsein wächst, brauchen wir keine Geschichten mehr, um Prinzipien zu verstehen - wir leben sie einfach.
Du hast recht: diese „Geschichten“ darf man nicht ignorieren. Aber wir dürfen sie auch loslassen, wenn wir erkennen, dass sie nur Übergänge waren.
Jeder “normale” Mensch will nicht sterben und stellt sich die drei Sinnfragen. Wo komme ich her, wo gehe ich hin und welchen Sinn hat das alles.
Darauf geben Religionen/Philosophien Antworten bzw. Hilfestellungen damit umzugehen.
Das ist Realität, also, dass sich der Mensch diese Fragen stellt usw., und zwar allgemeingültige. So allgemeingültig wie der Apfel der “immer” nach unten fällt.
(Wissenschaftler würden übrigens auch beim Apfel “nur” von einer Wahrscheinlichkeit sprechen).
Das heißt:
Die Gravitation „ist“, auch wenn kein Mensch sie benennt.
Der Sozialismus „existiert“, nur solange Menschen ihn glauben, lehren oder anwenden.
Und hier hast du (wieder) die Ebenen verwechselt. Gravitation ist das wie der Mensch eine Beobachtung beschreibt. Nämlich dass der Apfel nach unten fällt. Daraus macht er dann die Gravitationstheorie.
Die gibt es ohne Mensch nicht. Was es gibt, ist, dass der Apfel nach unten fällt.
Die Theorie Sozialismus beschreibt die Beobachtung bestimmter Verwerfungen in menschlichen Gesellschaften unter bestimmten Bedingungen. Diese Verwerfungen sind genau so eine Realität wie dass der Apfel nach unten fällt.
Und ja, du hast recht, wenn du sagst, dass der Apfel den Mensch nicht braucht um nach unten zu fallen, diese Verwerfungen es aber nur durch und mit Menschen gibt.
Nur ist das eben eine Feststellung die eigentlich gar keinen Sinn ergibt. Also sich eine Welt ohne Menschen vorzustellen und davon Dinge abzuleiten die in einer Welt MIT Menschen dann irgendeine Relevanz haben, ist, mit Verlaub, unsinnig. ;)
Unter Standardbedingungen an der Erdoberfläche fällt ein Apfel aufgrund der Gravitation immer in Richtung des Erdmittelpunkts, also „nach unten“. Das gilt gerade im Vakuum besonders eindeutig! Ohne Luftwiderstand folgt der Apfel einer reinen Gravitationsbewegung und fällt sogar noch idealer nach unten als in Luft, weil keine aufreibenden oder ablenkenden Kräfte wie Luftwiderstand wirken!
Im Weltall, z.B. ausserhalb der Hill-Sphäre der Erde, wirkt die Gravitation auch, nur schwächer und mit anderem Bezugssystem (z.B. Sonne oder Planeten, Monde, etc). Die Richtung „unten“ ist dort jedoch unklar, eben weil die Gravitation so schwach ist.
Mit dem Vakuum hat dies wenig zu tun. In der ISS-Raumstation fällt der Apfel nicht nach „unten“, ausserhalb des Raumschiffs auch nicht. Einmal hast du kein Vakuum (Druckkabine), das andere mal ein fast perfektes Vakuum. Der Apfel „schwebt“ im beiden Fällen.
Zum Hick-Hack zwischen @Doktor und @Katja69: Eröffnet doch bitte eine Thread zu „Epistemologie“. Darum geht es doch letztlich.
Du sprichst etwas sehr Menschliches an und genau das meine ich, wenn ich sage, dass wir ständig versuchen, das Unbegreifliche mit Worten zu fassen
Schon an deinem „normal“ sieht man, dass du selbst spürst: es ist kein allgemeingültiges Maß.
Denn was ist normal, wenn Bewusstsein in jeder Kultur und Epoche anders denkt, fühlt, glaubt? Religionen entstehen, weil Menschen Antworten suchen, aber die Suche selbst ist schon eine Interpretation.
„Nicht sterben wollen“ ist kein Naturgesetz, sondern ein Spiegel unseres gegenwärtigen Bewusstseinszustands.
Und ja, du hast recht: Theorien existieren nur durch Menschen. Aber das, was sie beschreiben, existiert unabhängig von ihnen. Die Gravitation wirkt, auch wenn sie keiner benennt. Genauso wie Energie, Bewegung, Konsequenz! Sie alle brauchen uns nicht, um zu sein.
Wir brauchen sie aber um uns zu verstehen.
Ich denke wir kommen schon noch auf den gleichen Nenner
Darum geht es ja: Wissenschaft, Religion, Ideologie…
… sie alle sind Versuche, Wahrheit zu besitzen.
Aber Wahrheit selbst entzieht sich dem Besitz.
Wissen kann durch Geld, Systeme oder Sprache geprägt sein! Bewusstsein aber nicht!
Denn Bewusstsein ist das, was bleibt, wenn jede Definition, jedes normal und jede Theorie wieder losgelassen wird.
Eine Feststellung muss keinen Sinn ergeben - sie zeigt Sinn, wenn man sie nicht mehr beweisen muss.
Ich finde es schade, dass du dich über die Aussage „amüsierst“. Wir alle investieren hier Zeit, Energie und Gedanken, um Resonanz zu schaffen - nicht um uns gegenseitig zu belehren oder zu belächeln. Es geht mir nicht darum, wer recht hat oder was „falsch“ formuliert ist, sondern darum, dass hinter jeder Perspektive ein Versuch steht, die Welt zu verstehen.
Das Wort „normal“ ist interessant, weil es zeigt, wie sehr wir Menschen versuchen, uns an eine gemeinsame Illusion von Ordnung festzuhalten.
„Normal“ ist nichts anderes als ein statistischer Durchschnitt aus unzähligen subjektiven Wahrnehmungen - es existiert also nur, weil wir uns kollektiv darauf geeinigt haben.
Genau deshalb ist Bitcoin so faszinierend:
Er funktioniert, ohne dass sich alle auf ein „Normal“ einigen müssen.
Jeder Miner, jeder Node-Betreiber, jeder Nutzer handelt egoistisch und gerade dadurch entsteht Stabilität. Niemand muss „das Gute“ tun, niemand muss verstehen, warum es funktioniert.
Es genügt, dass alle nach ihren eigenen Interessen handeln und das Protokoll sorgt dafür, dass Ordnung trotzdem bleibt.
In einer Welt, in der Menschen ständig definieren wollen, was richtig, normal oder wahr ist, bleibt Bitcoin neutral.
Das ist der eigentliche Spiegel:
Während wir noch über Normalität diskutieren, läuft das Netzwerk einfach weiter… …unbestechlich, emotionslos, wahr.
Und vielleicht zeigt uns das genau, was wahre Ordnung bedeutet:
Nicht Einigkeit, sondern Balance im Chaos.
Natürlich. Das Experiment mit der Feder kennt da ja auch jeder. Irgendwie hatte ich Schwerelosigkeit im Kopf als ich das geschrieben habe.
Wie auch immer. Ändert ja nichts daran, dass das alles letztlich Konzepte sind die von Menschen gemacht wurden auf Basis ihrer Beobachtungen der Realität.
Und so ist es eben im Prinzip mit allen anderen Theorien wie Ideologien und Religionen usw. auch.
Aber wenn du mich ärgern willst, wirst du gleich eine Grundsatzdiskussion darüber beginnen, was eine Theorie ist und was nicht.
Tatsächlich verhalten sich Teilchen in der Quantenphysik unterschiedlich je nachdem ob sie beobachtet werden oder nicht. Teilchen bei Beobachtung, Welle ohne Beobachtung. Sehr spannend!
Das bedeutet, dass die Vorstellung einer objektiven Realität, die unabhängig von der Beobachtung existiert, in der Quantenwelt nicht zutrifft!
Gravitation spielt eine Rolle bei allen Objekten mit Masse, aber dabei ist auf Ebene der Quanten noch mehr Theorie im Spiel, wie das zu berechnen ist. Bei sehr massereichen Objekten funktionieren die quantenmechanischen Berechnungen nicht mehr.
Du landest dann bei Schleifenquantengravitation und ähnlichen Späßen. Die konnte bisher experimentell nicht bestätigt werden.
Ganz sicher! Ich bin ein Mensch voller Widersprüche und sicher kein guter Christ. Aber ich habe über die Kirche zu einem Glauben gefunden.
Das „Erkennen“ ist das zentrale Element des Christentums. Erkenntnis ist also nicht bloß kognitiv, sondern existentiell und beziehungsorientiert. Sie geschieht seit jeher im Glauben. Du denkst, du hättest da etwas Neues entdeckt oder Besonderes erlebt? Bullshit! Es ist die Erkenntnis, auch wenn du dich gegen „Glauben“ wehrst. Ist ja auch heute nicht mehr zeitgeistig.
Es tut mir Leid für dich, dass du dazu Bitcoin oder gar KI benötigst. Tausende Generationen habe vor dir schon die Gegenwart Gottes gespürt.
Ich gehe soweit, zu sagen: Die Existenz Gottes ist ein Naturgesetz. Wer Gott leugnet, leugnet seine eigene Existenz: Alles, was ist, hat einen Anfang und ein Ende, sonst würde es ja nicht existieren. Und das, was jenseits von Anfang und Ende ist, das ist Gott.
Ich verstehe den Wunsch, nach, bzw. das Empfinden eines Gottes als eine Art kognitiven Seiteneffekt unseres Primatengehirns.
Ähnlich einer optischen Täuschung, entsteht meiner Meinung nach der Wunsch nach einem “höheren Wesen” aus der kindlichen Hirnstruktur, die auf “allmächtige Eltern” angewiesen ist (um nach Entwicklung des aufrechten Ganges zu überleben). Dies verschwindet beim Erwachsenwerden nicht, sondern wird umgeleitet in einen Wunsch nach einem höheren Wesen (nachdem die Eltern dies nicht mehr sein können).
Es einsteht also ähnlich einer optischen Täuschung, beeinflusst aber die Suche nach einem höheren Wesen bzw. das Gefühl dafür / Wunsch danach.
Die vielen Götter sind eher ein Versuch der verschiedenen Völker die sich ja kulturell unterschiedlich entwickelt haben sich diesem einen zu nähern.
Ungefähr so, wie wenn man einen Nebel durchschreitet. Die einen Völker sind schon weiter, die anderen weniger weit.
Kann man so sehen. Erstaunlicher Fakt ist zumindest, dass eigentlich alle Mythen und Religionen extrem viele Ähnlichkeiten zueinander aufweisen, dass gemeinsame Ursprünge ziemlich nahe liegen.
Aber natürlich kann man das alles nur vermuten. Deswegen heißt das ja auch Glaube und nicht Wissen. ;)
Nein, ich habe immer gesagt, dass Bewertungen sich jederzeit ändern (mit dem zu/abnehmendem Wissensstand der bewertenden Akteure mit der Zeit). Das ist die Zeitveränderlichkeit. Dazu macht auch jeder Akteur eine andere Bewertung, das ist die Raumveränderlichkeit.
Und weil jede Bewertung individuell von der Zeit und dem Ort abhängen ist die statistische Zusammenfassung der Bewertungen an einem Markt (= der Preis) natürlich genauso eine Funktion von Raum und Zeit.
Das können wir doch jeden Tag relativ einfach beobachten: die Handelskurse für Stahl, Getreide usw. schwanken auf beliebigen Zeitskalen. Und gleichzeitig gelten in New-York andere Preise als in London oder Singapur.
Doch, Mathematiker können und machen laufend genau das. Und mit solchen Annahmen können sie neue mathematische Gebäude errichten, die die Physik früher oder später wieder hernehmen kann um Prozesse beschreiben zu können. Herkömmliche Gesetze, die auf 1 +1 = 2 basieren, die gelten dann mit den anderen Axiomen natürlich nicht mehr. Aber das auf anderen Axiomen aufgebaute mathematische Gebäude sieht dann komplett anders aus, kann aber trotzdem in sich stimmig sein.
Einfachstes Beispiel ist der Euklidische (Geometrische) Raum. Solange du gedanklich nicht zulässt, dass der Raum gekrümmt sein kann, solange wirst du auch nicht die Relativitätstheorie verstehen können.
Ja, unsere erfahrbare Welt baut auf 1+1 = 2 auf, genauso wie die Welt auf dem ersten Blick 3-Dimensional (euklidisch) erscheint. Viele physikalischen Effekte lassen sich aber erst erklären, wenn man sich von diesen festgefahrenen Strukturen löst und z.B. die Komplexen Zahlen definiert, mit einer imaginären Ebene über dem Zahlenstrahl. Während die Newtonsche Mechanik noch ohne dieses imaginäre Zahlenkonstrukt auskommt funktioniert die Beschreibung der Quantenmechanik überhaupt nicht ohne komplexe Zahlen. Alleine der Zusammenhang zwischen Wellenfunktion und Exponentialfunktion wäre ohne diese Zahlen nicht (einfach) darstellbar. Und dieser Zusammenhang wurde nur möglich weil die „normalen“ Zahlen historisch laufend umdefiniert wurden (Ganze Zahlen → Natürliche Zahlen → Rationale Zahlen → Reelle Zahlen → Komplexe Zahlen → ???). Mit jeder Iteration sind neue nützliche Eigenschaften zu den Zahlen dazugekommen, haben aber gleichzeitig neue komplexere Probleme aufgestellt…
Es ist die gleiche philosophische Diskussion, ob es einen Wald ohne Bäume gibt, ob Bitcoin eine Erfindung oder eine Entdeckung ist, ob Zahlen auch vor den Menschen existiert haben… Die eigentliche (abstrakte) Frage ist also: Existiert ein Objekt noch bevor wir es definiert haben oder „erscheint/entsteht“ das Objekt erst durch unsere Definition? Und das Gleiche: Existiert ein Objekt weiter selbst wenn es keiner mehr definiert oder stirbt das Objekt, wenn keiner mehr daran denkt bzw. wird es mit dem Vergessen zerstört?
Und die Antwort darauf ist eindeutig: Beides ist gleichzeitig Richtig und Falsch, solange ihr keine weiteren Informationen über das System habt. Ihr habt hier nämlich wieder das Schrödingersche Katzenexperiment: Wenn keiner hinschaut ist das System in Zustand A und B gleichzeitig zu jeweils 50%. Oder anders gesagt: Es ist ohne Hinschauen unentscheidbar und erst die wirkliche Beobachtung löst die Rätsel auf.
Auch die Naturgesetze sind nur Real, wenn wir sie erfahren. Die Physik in Romanen oder in Simulationsspielen kann problemlos von der Physik in unserer Welt abweichen. Wir können also problemlos eine andere Physik erstellen, die nichts mit unseren Naturgesetzen zu tun hat. Sowohl durch unsere Fantasie aber auch wirklich Real in (Computer)Simulationen. Für die Akteure in der Simulation oder den Büchern sind diese „anderen“ Naturgesetze aber genauso real wie die wirklichen Naturgesetze für uns. Die Akteure mit der anderen Physik müssen sich also genauso mit diesen „anderen Naturgesetzen“ herumschlagen wie wir uns mit unseren Naturgesetzen herumschlagen müssen. In jedem Fall, ob in der Realität oder in einer Simulation, erfahren die Akteure nur über ihre eigene Beobachtung, was passiert und anhand der Beobachtungen müssen sie ihre Schlüsse ziehen, wie sie in ihrer Situation bestmöglich handeln um überleben zu können.
Jeder Akteur ist also immer in einem System gefangen, das er als die eigene Realität empfindet, völlig unabhängig, ob es ein größeres System gibt, das das kleinere System (als Roman oder Simulation) steuert oder nicht. Genauso kann man sagen, dass die Naturgesetze von Gott erschaffen wurden, so wie der Gott einer Simulation der Programmierer oder der Gott eines Romans der Schriftsteller ist.
Wenn wir also jeden Beobachter oder Akteur aus einem System nehmen, dann können wir eben keine Aussage mehr über das System machen. Es bleibt ein Zustand maximaler Ungewissheit, den man natürlich mit beliebiger Fantasie füllen kann, das macht den unbekannten Zustand aber nicht realer oder wahrer, erst die Messung bzw. die Beobachtung macht das.
Ich kann das nachvollziehen. Du schreibst deine Texte sehr poetisch und überzeugt daher, machst aber physikalisch gesehen an sehr vielen Stellen wenigstens kleine Fehler, wo ich dir immer wieder widersprechen müsste.
Du nutzt also zwar die physikalisch fest definierten Begriffe, aber verwendest sie offensichtlich falsch bzw nicht im physikalischen Sinne. Und gerade Energie hat im esoterischem Sinne genau die gleiche Wirkung.
Das zusammen lässt dich eben sehr religiös wirken.
Nicht böse gemeint, aber du kannst deine Erkenntnisse, über die du so sehr erstaunt bist, eben noch nicht richtig oder nachvollziehbar ausdrücken. Aber das kann ich gut nachvollziehen, mein Hirn hat auch die letzten 4 Jahre sehr viel gerattert und ich hatte auch sehr viele Mindblowing-Momente, die ich leider nicht wirklich teilen bzw. kommunizieren konnte.
Jedes Naturgesetz ist immer ein Stück weit Ideologie, da es von uns geschaffen wird und wir daran glauben. Der Vorteil dieser „Naturideologie“ ist, dass sie uns innerhalb ihres Gültigkeitsbereiches noch nie enttäuscht hat. Dass nennt man Evidenz: wir können durch Experimente die Theorien beweisen. Aber wer sagt, dass nur weil ein Experiment 3 mal geklappt hat, dass es auch ein 4tes mal klappt? Wir haben also keine 100% Sicherheit, dass die Naturgesetze so bleibt, wie sie sind, aber wir haben eine extrem große Datenlage, der wir vertrauen können, eben eine große Evidenz.
Einfaches Beispiel ist die Gravitationskonstante (oder alle beliebigen anderen physikalischen konstanten). Wer sagt nicht, dass die Gravitationskonstante sich mit der Zeit ändern kann oder dass die nur hier in örtlich in unserer Region der Milchstraße gültig ist, aber woanders einen anderen Wert hat? Also dass G nicht einfach konstant ist sondern ein Feld G(x̄,t) ist?
Die Naturgesetze haben nur deswegen einen so hohen Stellenwert in unserem physikalischem Denken, weil diese Gesetze evident sind und uns noch nie angelogen haben. Das ist aber keine Garantie, das das auch in Zukunft so bleibt. Aber wir haben nunnmal keine besseren Gesetzmäßigkeiten als die Naturgesetze.
Ich empfehle euch wirklich einmal ein Physikstudium, dann versteht ihr vielleicht, wie die Welt aufgebaut ist und funktioniert. Nicht umsonst hieß das Fach früher nicht Physik sondern Naturphilosophie.
Wenn du als Mensch auf einem Planeten lebst, dann spürst du die Gesetze der Gravitation und kannst ersteinmal nichts gegen die Gravitationsgesetze machen.
Wenn du als Mensch in einem sozialistischem Land lebst, dann spürst du die Gesetze des Sozialismus und kannst ersteinmal nichts dagegen machen.
Der Unterschied zwischen diesen Gesetzmäßigkeiten ist die Größenordnung, also dass man deutlich einfacher das Gesetz des Sozialismus ändern kann, weil die Menschen es sich selber kollektiv gegeben haben während die Naturgesetze von einer größeren Macht (von außen) vorgegeben werden. Diese größere Macht nennen wir Realität und für die haben wir (noch) keine Manipulationsmöglichkeiten gefunden.
Trotzdem kann als kleiner ohnmächtiger Mensch auch die Gesetze des Sozialismus/Kapitalismus harte erfahrbare Realität sein.
Ich finde auch hier das Beispiel der Computersimulationen sehr treffend. Ein Mensch in der Simulation könnte die Simulation verstehen und über die Simulation auf den Programmcode zugreifen. Damit hätte er theoretisch die Macht (Möglichkeit), selber aus der Simulation heraus die Physik der eigenen Simulation zu ändern (Film Matrix).
Wir leben in der sogenannten Realität. Die physikalischen Gesetzmäßigkeiten werden uns von außen wie in der Simulation vorgegeben. Das bedeutet aber nicht, dass es keine Möglichkeit gibt, auf diese Gesetzmäßigkeiten zugreifen zu können…
Ich wollte mal ein Echo auf deinen Thread geben, wirklich klasse! Man muss nicht in allem einer Meinung sein, aber ich finde deinen Beitrag sehr gelungen und bereichernd. Mach gern weiter so, unterschiedliche Perspektiven machen die Diskussion spannend und helfen, neue Blickwinkel zu entdecken.
Ja, und was macht ein Charakter in einem Computerspiel oder einem Roman, der sich auf den Daumen haut?
Selbst wenn irgend ein Gott oder Programmierer diese Simulation erstellt hat und die Physik in der Simulation nahe an die Physik unserer Realität angepasst hat, der Charakter in der Simulation erfährt trotzdem nur die Physik der Simulation, in der er gefangen ist.
Also stell dir mal vor, der Charakter im Roman heilt sich, wenn er seinen Daumen schlägt. Für uns wäre es schmerzhaft weil wir dadurch unsere Gesundheit gefärden (z.B. den Daumen verlieren könnten). Für die Charaktere im Spiel wäre es aber das Gegenteil: ihr Lebenselexier, das sie also möglichst oft wiederholen wollen um nicht zu sterben, es würde sie wieder Gesund machen.
Ich für meinen Teil muss nichts erklären, denn ich habe verstanden. Ich mache es aber trotzdem, weil ich mit meinem einfachen Hauptschulabschluss der für mich keinen Wert hat, weil es Schulpflicht gibt (vor ca 22 Jahren) - Ich ganz andere Erfahrungen gesammelt habe als Du. Ich erkenne viel durch Erfahrung und habe mich dementsprechend anders entfalten als viele andere, die gelenkt wurden. Dafür brauche ich kein Physikstudium oder sonstige Titel etc.! Das iat aber nicht böse gemeint
Du redest sehr stark aus dem Systemdenken heraus. Du braucht Modelle, Definitionen, Begriffe - so funktioniert deine Welt. Alles muss quantifizierbar, überprüfbar und wissenschaftlich“ fassbar sein. Das ist nicht böse, sondern einfach deine Art, dir Sicherheit zu geben. Du stehst - geistig - auf einem Gerüst aus Formeln.
Ich hingegen sehe, dass das Gerüst selbst Teil des Spiels ist.
Du versucht, Wahrheit zu errechnen. Ich erkenne sie durch Erfahrung.
Das sind zwei völlig verschiedene Ebenen des Bewusstseins.
„Wenn die Menschheit morgen verschwindet, kreisen die Planeten trotzdem weiter.“
Das ist keine Meinung, sondern Beobachtung von Existenz ohne Beobachter. Es wird hier dagegen aus einer rein menschlich-zentrierten Sicht argumentiert: Ohne Beobachter kein System, keine Realität, keine Bedeutung.
Aber das ist Projektion. Das Universum „braucht“ keine Bedeutung, um zu sein.
„Die Naturgesetze haben nur deswegen einen so hohen Stellenwert, weil sie uns noch nie angelogen haben“
Da verrät dein inneres Bedürfnis doch nach Sicherheit oder?
Du glaubt an „Gesetze“, weil sie Stabilität versprechen auch wenn du gleichzeitig zugibt, dass sie sich ändern könnten. Das ist der Widerspruch des Rationalen: Alles erklären wollen, aber im Erklärten Halt suchen.
„Ersteinmal kannst du nichts gegen die Gravitationsgesetze machen“
Das zeigt mir genau, wo Du stehst. Du sagst ersteinmal, weil Du innerlich spürst, dass Kontrolle eine Illusion ist.
Ich sage: Ich muss gar nichts kontrollieren, denn ich lebe mit den Gesetzen, nicht gegen sie.
Das ist Freiheit! Nicht Ohnmacht! Ich siehe die Begrenztheit der Systeme, die andere noch für „Realität“ halten. Dein Bewusstsein ist noch durch Sprache, Formeln und Logik geprägt. Mein Denken über die Welt ist nicht die Welt selbst.
Ich „bräuchte“ also nichts mehr zu schreiben. Ich habe verstanden, du erklärst.
Aber wir beide haben getan, was unserem Bewusstseinszustand entspricht und das ist völlig in Ordnung :)