Der Glaube, dass deflationäres Geld zu Qualitätskäufen führt

Ich hab das schon vermutet, aber ich hab es auch mal in einer Excel mit verschiedenen Annahmen durchgerechnet.
Es herrscht ja der Glaube, dass wir mit deflationärem Geld plötzlich alle Qualitätsgüter kaufen würden (Regal vom Schreiner) statt Ramschware (Regal von IKEA).
Selbst mit den konservativsten Annahmen komme ich nicht zu dem Schluss.

Bitcoin hatte seit Entstehung ein CAGR, also eine Compound Annual Growth Rate (durchschnittlicher jährlicher Wertgewinn) von 200%. Das ist absurd hoch natürlich (die 10 Jahres CAGR von Gold liegt bei 2%, S&P 500 bei 11%, selbst Amazon hat „nur“ 33,5%).

Selbst wenn wir also konservativ davon ausgehen, dass das ab jetzt nur noch bei 10% liegt für BTC.
Gehen wir weiter davon aus:

  • dass das Schreinerregal bei 400€ liegt
  • dass die IKEA-Regal Käufer alle 5 Jahre ein neues Regal kaufen müssen
  • dass das IKEA Regal 80€ kostet, was wir also alle 5 Jahre neu kaufen müssen
  • Das Qualitätsregal hält ewig

Hier wäre es bereits vor dem dritten Regalkauf so, dass der IKEA Käufer im Gegensatz zum Qualitätskäufer im Vorteil ist. Nach 25 Jahren ist der Ramschkäufer bei einem Wert von 1.863€ im Plus gegenüber dem Qualitätskäufer (der Ramschkäufer hatte ja im ersten Jahr 320€ von den 400€ in BTC übrig). Bei einer CAGR von 200% wäre der geldwerte Vorteil nach 25 Jahren übrigens bei € 90 Billionen.

Dieselbe Rechnung gilt natürlich auch für die Annahme, dass in einer österreichisch-ökonomischen Bitcoin Währungswelt in der keiner Steuern zahlt alle plötzlich total viel Geld für Spenden und wohltätige Zwecke bereit wären zu geben.

Kann mir also bitte nochmal jemand erklären, warum in einer Deflation alle Qualitätsprodukte kaufen?

5 „Gefällt mir“

Danke für Deine Mühe. Würdest Du Deine Berechnung mit uns teilen?

1 „Gefällt mir“

Super das es mal jemand auf den Punkt bringt habe mir die Rechnung nie so ausführlich gemacht aber war immer der selben meinung btc also ein hartes geld bringt sicher viele Vorteile aber es löst nicht alle probleme vermutlich würde der durchschnittliche (mensch) nicht einmal sparsamer werden und die Arbeitsbedingungen in vielen großen firme(china usw) würden kein bischen besser werden

1 „Gefällt mir“

Dein Post ließ mich nicht los. Die These, dass in einem deflationären System alle Qualitätsgüter kaufen würden, ist mir neu.

Meines Erachtens lautet die Argumentation, dass die Produktivitätsteigerung bei Deflation zu sinkenden Preisen führt. Mit dieser kann auch eine Qualitätssteigerung einhergehen.

Übertragen auf dein Beispiel müsstest es also heißen: ein Regal von heute ist in Zukunft günstiger zu produzieren mit vermutlich höherer Qualität. Das führt zu günstigeren Preisen.

1 „Gefällt mir“

Roman redet in jedem zweiten Stream davon dass wir alle nur noch Qualität statt Ramsch kaufen (und uns viel besser überlegen was wir überhaupt kaufen, dem würde ich ja zustimmen).
Ob IKEA irgendwann aufgrund von Deflation anfängt Qualität zu produzieren wird hier nicht betrachtet.

Die Frage ist: Du ziehst um, Du brauchst ein Regal. Jetzt. Oder einen neuen Rechner, weil Deiner abgeraucht ist. Kaufst Du ein Billigprodukt oder ein Qualitätsprodukt? Das ist hier die Frage.

Bemerke: Die absurde Annahme ist in meinem Fall sogar, dass das Regal ewig hält.

Hier der Link zur sehr banalen Rechnung: Deflationary Money and Quality Goods - Google Tabellen

Orange kann man nicht editieren (die 5 Jahre), grüne Felder sind zum spielen.

Ich denke es geht dabei viel mehr um das mindset der low time preference. Ramsch wird häufig spontan gekauft und das passiert seltener, wenn die Leute langfristig denken und ständig die Opportunitätskosten vor Augen haben.
Desweiteren kann man das empirisch untersuchen. Früher, als die Inflation niedriger war, war die Qualität der Produkte deutlich höher. Man könnte natürlich auch sagen, dass es an anderen Gründen liegt, damit habe ich mich wenig befasst. Die, in der Gesellschaft verbreitete, fast pathologische Jagd nach dem Dopamin, was auch zur hohen Zeitpräferenz gehört, ist noch ein weiterer Aspekt, der durch Bitcoin (teilweise) gefixt werden dürfte.

Soweit ich weiß, schreibt der Autor des Bitcoin Standards momentan an einem Buch darüber und behandelt das in seinen Podcasts.

Wie meinst Du das?

2 „Gefällt mir“

Wenn wir davon ausgehen, dass wir ein Sozialsystem brauchen, weil nicht jeder für sich selbst sorgen kann (Im Moment belaufen sich die jährlichen Kosten unseres Sozialsystems bei ziemlich genau einer Billion (ja, deutscher Billion) Euro), und die österreichische Ökonomiephilosophie Staat und Steuern doof findt, dann muss das ja irgendwer sonst zahlen. Diese Billion ist übrigens auf tatsächliche Arbeitnehmer runtergerechnet rund 25.000€ pro Jahr.

Im Moment ist die Annahme, dass einfach alle Bedürftigen andauernd betteln gehen müssen, total gut vernetzt sind und in ihrem Bekannten und Familienkreis rumfragen müssen, und dass das pro Monat dann immer für alle Bedürftigen ausreicht. Oder so ähnlich. Jedenfalls wurde das bisher immer mit „Menschen sind im Kern nett und helfen sich“ abgetan. Dass die Motivation zu helfen durch ein deflationäres System ja nochmal reduziert, wird ebenfalls ignoriert (das ist ja dieselbe Logik, ob ich 400€ spende oder mir dafür ein Regal kaufe: in ein paar Wochen wären das 500, plus Zinseszins für immer (!))
In „freien Städten“ gibt’s sowas ja von Anfang an nicht, weil Bedürftige da gar nicht erst rein kommen und wenn sie bedürftig werden wahrscheinlich rausgeschmissen werden.

Aber das ist nicht Thema des Threads. Es geht darum, ob wir Ramschprodukte oder Qualitätsprodukte kaufen in einer deflationären Ökonomie.

Danke für die Erklärung

Zum Thema kam mir noch dieser Gedanke: Mit Deflation können wir effektiv auf hochwertige Produkte sparen. Mit Inflation sollte man Geld so schnell wie möglich ausgeben und sparen funktioniert nicht gut. Man kann sich also eventuell gar keine Qualität leisten

2 „Gefällt mir“

Da stimme ich natürlich absolut ebenfalls zu. Du kaufst Dir halt den Lambo, wenn er nur noch 1 BTC kostet. In meiner Betrachtung sind Güter, die Du JETZT brauchst und was Du dann tust. Da fällt natürlich auch Ernährung mit rein…! Ernährst Du Dich Bio oder Fast Food…

Ich denke der finanzielle Ansatz zu diesem Thema ist nicht der Aspekt, der die entsprechenden Aussagen hervorbringt. Ein homo oeconomicus würde wahrscheinlich trotzdem weiter Ramsch kaufen, wenn es sich lohnt.
Mit einer niedrigen Zeitpräferenz fragt man sich aber eher „was nützt mir langfristig mehr“ und dazu gehört auch „was macht mich langfristig öfter glücklich“. Daher denke ich, dass man eher zu Qualität greift, weil man sich davon langfristig mehr Glückshormone verspricht.

Der Aspekt Wertverlust spielt sicher auch potentiell eine Rolle, aber es geht denke ich eher darum, dass Menschen sich generell eher überlegen Ihre Währung gegen Güter zu tauschen, wenn diese im Wert egal wie schnell zunimmt. Da ist dan eher der Gedanke „Brauch ich das? Oder Will ich das?“ im Vordergrund.
Daher ist es für einen potentiellen Käufer warscheinlich wesentlich bewusstere Kaufenscheidung und bewusst kauft man eher Qualität und/oder Design.
Und wirkliche Qualitätsmöbel können deutlich länger als 25 Jahre halten! Antikhändler verkaufen teilweise Möbel die älter als 100 Jahre sind. Ob das dann zeitgemäßes Design ist ist natürlich eine Andere Sache, aber der Markt dafür ist da…

Bewusster für was, ist die Frage. Rechne mein Modell mal für 40 Jahre. Oder für mehr als 10% Kaufkraftzuwachs bei BTC pro Jahr :wink: Im gegenwärtigen Modell der Inflation kauft man eigentlich viel eher Qualität, denn wenn das Geld eh weg muss, dann kann ich dafür auch gleich Qualität kaufen. In der Deflation warte ich lieber ab und bin eher geneigt mich zu „begnügen“.

Ich glaube daß deine Rechnung falsch aufgeht, da du von 25 Jahren ausgehst. Ich selbst besitze viele Möbel aus der Gründerzeit von ca. 1880. Ich denke das hat sich dann doch eher rentiert als Dinge von Ikea.

Wenn ich das richtig sehe, dann sind die 10% Wertsteigerung bei Bitcoin genau die Annahme, die den Ausschlag gibt. Ab 3% wird es in deiner Modellrechnung interessant. Sind die von dir zitierten CAGR Werte inflationsbereinigt? Das würde dann ja wegfallen. D.h. ich halte die 10% nach erfolgter Massenadaption für überschätzt.

Güter die einem schnellen Fortschritt unterliegen (derzeit Elektronik) werden ohnehin nicht so stark von der Dynamik betroffen sein, weil der Wertverfall durch Veraltung mit eingerechnet werden muss.

Das heißt die Qualitätskauf-These gilt meiner Meinung nach ohnehin nur für potentiell langlebige Dinge, wie z.B. Gebäude, und Möbel.

Hast Du überhaupt gelesen was ich geschrieben habe…? Nichts davon ist für die These relevant. Wenn ich das für 140 Jahre reche, und Du hättest vor 140 Jahren die Luxusgründerzeitmöbel gekauft, und damals hätte es BTC gegeben, wäre es noch viel viel schlimmer für Dich. Die Rechnung ist ja exakt anders herum. Bitte lies nochmal was ich geschrieben habe, verstehe den Zusammenhang und guck Dir die Excel an.

@Makowski
Die CAGR ist nicht 10% sondern 200% im Moment. Da macht die Inflation jetzt nicht mehr soooo viel aus. Insofern weiß ich nicht genau wovon Du redest. Ich bin ja schon extremst konservativ an die Sache gegangen. Alles über 10% wird völlig absurd was die Wertsteigerung angeht, die Du erhältst, wenn Du Ramsch kaufst statt Qualität.

1 „Gefällt mir“

Ich rede von der Zukunft.

@Bauernstube hatte das schonmal mit einem Beispiel anhand einer Waschmaschine beschrieben und ich stimme da auch zu

Das Argument von Roman ist mMn nicht valide

2 „Gefällt mir“

Auch da ist die Annahme für die Wertentwicklung von Bitcoin auf lange Sicht zu bullish:

Der oben beschriebene Effekt eines deflationären Geldes wird erst nach Massenadaption eintreten. Der Preisanstieg von Bitcoin ist derzeit noch Adaptionsgetrieben. Die wird aber irgendwann gesättigt sein und aufhören. Danach wird die Wertsteigerung vor allem (ausschließlich?) vom realen Wirtschaftswachstum abhängen. Erst dann können die Effekte zum Tragen kommen. Wenn man den Zeithorizont erweitert – also eine geringere Wertsteigerung von Bitcoin anlegt – macht das Modell auch Sinn.

1 „Gefällt mir“

Die Werte sind natürlich wie @Bauernstube geschrieben hat übertrieben aber der beschriebene Effekt bleibt der selbe auch wenn wir die variablen ändern.

Nehmen wir 5% Wertsteigerung an
Die 250€ Waschmaschine hält 5 Jahre
Die 500€ Waschmaschine hält 10 Jahre

Nach 10 Jahren sind sowohl meine beiden billigen, als auch die qualitätswaschmaschine kaputt.
Jedoch (nach meiner Rechnung) hat die billige Variante 88€ weniger gekostet bzw haben wir da die Wertsteigerung in Höhe von 88€ mitgenommen.

Natürlich wenn die doppelte Haltbarkeit nicht doppelt so teuer wäre, dann lohnt es sich, aber das ist bei Inflation doch noch stärker :thinking:

1 „Gefällt mir“

Du vergisst in dieser Annahme glaube ich, dass kaum jemand mit diesem durch hohen Inflation getriebenen Mindset seine Euros gerne raushaut weil er denkt, bloß wieder weg damit. Ich denke dabei an den Ottonormal Bürger, wie zB eine Freundin von mir, die einen höheren 5-stelligen Betrag seit Jahren auf ihrem Bankkonto liegen hat.

Auch in unserem jetzigen System wird eher der Schrott gekauft… Zudem darf es dann auch, wenn man sich nicht zwischen XBox und Playstation entscheiden kann, beide Konsolen sein… als Beispiel. …Ich denke dahingehend, würde man mit einem deflationären Geld schon besser wirtschaften… einfach aus dem Bewusstsein heraus.

Bei dem Thema Alltagsgüter bin ich allerdings bei dir.

…Es macht nur wenig Sinn für jemanden zB Qualitätsfleisch beim Metzger zu kaufen, wenn er Paycheck2Paycheck lebt… dies betrifft dann meist die jüngere Generation, die noch nicht genügend gelernt hat zu wirtschaften, gut genug verdient, geerbt hat, etc.

Wenn man allerdings genügend auf der Kante hat, ist es für die meisten selbstverständlich auch mehr auf Qualität zu achten, zu spenden, etc.

2 „Gefällt mir“