Ich denke es ist nicht zielführend jeden einzelnen Satz zu kommentieren weil du ihn somit aus dem Kontext ziehst. Du bist mit der Eingangsthese gestartet, dass:
Und dem würde ich zusammengefasst aus 3 Punkten nicht zustimmen:
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…für die ganze Gesellschaft. Nein, in einem libertärem System würde es wenigstens benachteiligten Menschen schlechter gehen und je nachdem wie weit in diese Richtung gegangen wird, umso großer wird auch wieder das Recht des Stärkeren oder Mächtigeren und sich somit wieder ein Monopol bilden
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Freiheit führt immer zu einem besserem Output: Generell gesehen vielleicht, je nachdem wie man Freiheit genau definiert. Individuell auf gar keinen Fall weil Freiheit individuell eben (zumindest für mich) Freiheit ohne Einschränkungen bedeutet, die du nicht spezifiziert hast. Und jede Freiheit bedeutet eben zu tun und zu lassen was man will und das beinhaltet eben auch Leute, Tiere oder Bäume zu zerstören um davon zu profitieren. Und auf gewisser weise gilt das Gesetz des stärkeren heute immernoch, alle Pflanzen auf den Feldern haben nicht die Freiheit zu entscheiden ob der Bauer sie erntet oder nicht und die Fliegen im Haus haben nicht die Freiheit zu entscheiden ob wir sie erschlagen oder nicht.
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Kein X ist Y weil Z. Kannst du ausschließen dass im heutigen System mit einer Staatsquote vom mehr als 50% nicht auch Leute auf die Idee kommen ihr Geld vor dem Staat zu verstecken und deswegen Ideen nachrennen, die den Staat beschränken willen? Nur weil du vielleicht diese Idee vertrittst kannst du nicht gleich auf alle Anderen schließen. (Aber das wohl am wenigsten wichtige Argument)
Im Endeffekt sind unsere Ansichten wahrscheinlich garnicht so weit auseinander nur dass wir leicht unterschiedliche Definitionen für die Begriffe wie Freiheit oder Libertär benutzen.
Was ist dann die Triebkraft eines Menschen? Individuelle Menschen können ein Ziel verfolgen wie zB. alle anderen Menschen glücklich zu machen, die Masse der Menschen wird sich aber ziemlich sicher den Gesetzen der Natur beugen und nach immer mehr Macht streben, ob monetär (inbegriffen in Macht durch Besitz), politisch oder wie auch immer diese Macht ausgeführt wird. Und das Streben nach Macht wird nunmal als egoistisch angesehen.
Allerdings ist das auch nur eine Seite der Macht, denn Macht kann auch in Gruppen abstrahiert werden. Wenn Menschen teil einer Gruppe sind, dann können sie Macht in diese Gruppe einzahlen und damit die Gruppe stärken oder wieder herausnehmen und sich davon individuell stärken. Das übermäßige Herrausnehmen der Macht aus einer Gruppe nennt man auch egoistisch.
In kleineren Gruppen gibt es einen Vorteil wenn man sich nicht Egoistisch verhält und kooperiert während in großen Gruppen es nicht mehr so auffällt wenn man nicht mehr kooperiert und mehr an sich selber denkt. Vereinfacht gesagt stehen die Menschen in kleinen Gruppen in Konkurrenz zur Umwelt während sie in großen Gruppen in Konkurrenz zu anderen Menschen aus der Gruppe stehen.
Große Gruppen geben also einen stärkeren Anreiz egoistischer zu handeln.
Was meinst du dann mit Freiheit, denn meine Definition: Frei zu sein beliebig tun und lassen zu können was man will scheint es ja nicht zu sein. Und falls du meinst: Frei zu sein solange man die Freiheiten der anderen nicht einschränkt, dann ist das für mich ein Wiederspruch denn jede Freiheit schränkt die Freiheit von anderen ein. Alleine dass ich mit meinem Körper hier bin und existiere schränke ich dich in deiner Freiheit ein genau den selben Platz einzunehmen, also an der exakt gleichen Stelle zu sein. Damit sind Freiheiten immer Grenzen gesetzt die aufeinander prallen und irgendjemand muss eben definieren was noch als Freiheit gilt oder eben nicht. Und diese Definition wird nie allgemeingültig sein weil es immer Menschen geben wird die es anders sehen und diese Grenzen verschieben wollen.
Wo ist gesellschaftlich der Unterschied zwischen Menschen und Löwen? Auch die bringen sich generell nicht selber um (auch wenn es wie bei Menschen und bei Löwen ausnahmen gibt). Auch ein Löwe hat seine Freiheiten die in den Grenzen der Freiheiten aller anderen Tiere seiner Umwelt besteht. Auch Arbeitsteilung findet bei Löwen statt, die Löwinen Jagen z.B. größtenteils während die Männchen andere Dinge tun, meistens schlafen. Der wichtigste Unterschied dieser Gesellschaften ist wohl der technische Fortschritt. Alleine aus diesem Grund können die Menschen mächtiger sein als Löwen. Körperlich stimmt das für ausgewachsene Exemplare von Menschen/Löwen definitiv nicht.
Genau, das Dilemma ist meiner Meinung nach nur mit einem Staat zu lösen, der aus unterschiedlichen Instanzen besteht und sich gegenseitig überwachen. Allerdings scheint diese Überwachungsfunktion komplexer zu erstellen zu sein als die Gründerväter es sich erdacht haben sodass die Machtverteilungen heutzutage immer weiter aufgeweicht werden.
Tun wir das? Ok Warum klammern wir andere Gesellschaften aus?
Das ist eine sehr wage Definition mit so unglaublich viel Spielraum und meiner Meinung nach zu kurzsichtig. Wie oben schon geschrieben kann das für jeden Menschen schon was anderes bedeutet. Die eine findet sich schon in ihrer Freiheit eingeschränkt wenn sie sich nicht auf die Strasse traut oder sich jemand zu sehr nährt (aber gemäß der Definition sie nicht berührt). Andere könnten unterschiedliche Auffassung von Angriffen haben und z.B. Haare ausreißen nicht als verbrechen einstufen obwohl es eine physische beeinträchtigung war. Es geht auch schon los mit der Definition „was ist Besitz“ denn ohne das Konzept des Besitzes kann man auch niemanden bestehlen. Besitze ich meinen Körper? Besitze ich einen Stein wenn ich ihn anfassen kann? Besitze ich den Stein nur wenn ich ihn verschlucke? Oder besitze ich den Stein wenn ich die physische Macht über den Stein habe? Was ist mit anderen Objekten wie die Körper von Tieren, Zahlen, Patente?
Heutzutage gibt es Besitz weil der Staat das Monopol hat Besitz definieren zu dürfen und diesen garantiert. Denn wenn ich den Besitz verliere sorgt der Staat dafür das ich entschädigt werde, z.B. indem der Dieb nach der Tat gesellschaftlich bestraft wird.
Wie würdest du es libertär definieren, vorallem auch so, dass jeder die Definition akzeptiert ohne zu rebellieren? Beispielsweise gab es Zeiten, da waren Sklaven Besitz und der Staat hat auch garantiert dass das so bleibt. Wenn ein Sklave z.B. geflohen ist und sich somit seinem Besitzer entzogen hat war es trotzdem jedem Menschen der Gesellschaft gestattet den Sklave als Besitz wieder einzufangen. Heutzutage trifft das gleiche für jede Art von Haustier zu. Wird sich das in Zukunft ändern?
Außerdem warum sperren wir andere Lebewesen aus dieser Betrachtungsweise aus, warum darf ein Löwe nicht auch etwas besitzen wie z.B. sein Jagdgebiet oder eine Fleischdose? Wenn Löwen die gleichen Reduktionen der Freiheit auch nur auf ihre Spezies anwenden, dann sind Autos in ihrem Jagdgebiet auch nur Fleischdosen die sie öffnen könnten wenn sie hunger haben.
Wie gesagt, ich denke das das Staatsmonopol heutzutage zu übermächtig ist, aber die Grunddefinitionen der Liberalen sind mir zu wage und ungenau. Und wenn die Grunddefinitionen schon so schwammig sind, wie will man auf dieses Fundament eine solide Gesellschaft aufbauen? Da ist es doch schon vorprogrammiert dass das System wieder in Richtung Diktatur abdriftet. Also warum nicht gleich einen minimalinvasiven Staat definieren der all diese Begriffe klären und durchsetzen kann, den man aber auch kontrollieren muss diese Macht nicht zu missbracuhen.
Ja da hast du recht bzw. sieht man ja an realen Beispielen.
Ich persönlich gehe von einem Spektrum der Dezentralität aus, also dass es kontinuierliche Abstufungen in Menschengruppen zwischen Zentralisiert (Diktatorisch) und dezentralisiert (ideale Demokratie) gibt. Die realen Demokratien heutzutage tendieren aber wieder Richtung diktatorisch bzw. die Einflussnahme des Volkes ist relativ gering. In Deutschland zwar noch besser als z.B. in Russland oder Saudi Arabien, aber trotzdem nicht wirklich nahe an einer idealen Demokratie wo jeder über jede Entscheidung abstimmen darf (effizient wäre das allerdings auch nicht).
Wie gesagt, unsere Grundideen eines guten Gesellschaftssystems liegen warscheinlich nicht sehr weit auseinander, aber die Definitionen der Begrifflichkeiten tuen es sehr wohl