COVID-19 / SARS-CoV-2

Wobei ich interessant finde, dass (wenn ich’s richtig verstehe) alles unter 55J als „jung“ gilt!

Ha! Ich bin jung, B*tches! :smiley:

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Streng genommen unter 45 :joy:

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Meine Einschätzung zur aktuellen Lage:

Sollte die Bundesregierung weiterhin Containment machen, sind die Maßnahmen in der Härte vermutlich nicht ausreichend. Die Alternative sieht auch nicht besser aus. Wenn man von der Containment-Strategie inmitten einer aktiven Epidemie („Welle“) abweichen möchte, kann man dies nur rückwärts machen, i.e. streng anfangen und dann lockern. Der Grund ist klar: Wenn es schief geht, verliert man sehr schnell die Kontrolle. Retrospektiv hätte man diese Diskussion also früher führen müssen.

Insofern sind der Bundesregierung derzeit die Hände gebunden. Ich hoffe es geht am Ende alles gut.

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Um den Bogen zu Bitcoin zu schlagen:

@Jafar:
Da du ja tiefer in der Materie zu stecken scheinst, kannst du mir zu folgenden Gedanken eine Erklärung geben?

Wenn ich mir die Länder Spanien, Frankreich, Italien, Belgien und jetzt auch Deutschland ansehe, dann weisen doch die zweiten Wellen einen deutlich anderen Verlauf auf, als die ersten Wellen.
Die Todesfällen steigen aktuell nicht ansatzweise so rasant, wie die Zahl der Neuinfektionen.
Mir ist schon klar, dass die Todesraten verzögert ansteigen werden, aber aktuell sieht es nicht mal danach aus.

Was ist also anders?
Sind die Gesundheitssysteme in so kurzer Zeit deutlich verbessert worden? (unwahrscheinlich)
Befällt das Virus aktuell fast nur noch jüngere Menschen? (kann ich mir nicht vorstellen, gibt es Zahlen dazu?)
Ist das Virus vielleicht durch etliche Mutationen zwar infektiöser aber weniger tödlich geworden? (für mich die logischere Schlussfolgerung)

Im Frühjahr waren die Testkapazitäten geringer, entsprechend war die Dunkelziffer größer.
Aus diesem Grund ist die Zahl der Neuinfektionen aus dem Frührjahr nicht mit den aktuellen vergleichbar.

Ich halte aus demselben Grund die 50/100.000 Zahl nicht wegweisend (um nicht zu sagen willkürlich).

Da dieses Argument manchmal missbraucht wird um die Pandemie kleinzureden, ein CAVEAT:
Nur weil das Infektionsgeschehen nicht so dramatisch ist, wie es die Zahlen suggerieren, heißt das nicht, dass man nachlässig sein sollte. Die Gründe hierfür sind hinreichend bekannt.

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Update zur Einschätzung der Lage:

(1) MNS
Leidiges Thema. Immer wieder sorgen Aussagen (z.T. aus dem Kontext gerissen) für Verwirrung. Es stimmt, dass die Evidenz für die Masken nicht dem wissenschaftlichen Standard entspricht, aber es zeichnet sich ein eindeutiger Trend ab. Dass MNS etwas bringen, ist unstrittig. Strittig ist eher, in welchem Setting die Masken etwas bringen. Krankenhaus? Restaurants? Supermärkten? Zudem ist strittig, ob das jeweilige Setting quantitativ etwas zur Pandemie beiträgt. Wenn man z.B. im selben Haushalt wohnt, ist es egal, ob die Ansteckung von 10% pro Stunde, auf 1% pro Stunde sinkt. Man verbringt so viel Zeit, dass nach spätestens 2 Wochen eine Ansteckung passiert ist. Es ließe sich in dem Setting also nicht verhindern, auch wenn der MNS dort etwas bringt.

Eine Sache kann ich jedoch mit Sicherheit sagen: Eine Maske zu tragen ist 100% besser als keine zu tragen.

(2) Gefährlichkeit des Virus
Die WHO konstatiert in der Meta-Analyse, dass das SARS-CoV-2 Virus eine Letalität von etwa 0,26% hat. Für die öffentliche Gesundheit ist dies mMn kein großes Problem, vor allem verglichen mit anderen Erkrankungen. Ich sehe hier das ethische Problem größer als das gesundheitliche: Anders als bei der Influenza landen die schweren Verläufe an Beatmungsgeräten. Sollte man hier rationieren müssen, wird dies zu unangenehmen Diskussionen führen.

Krankenhauskapazität ist die Größe, an der sich öffentliche Gesundheitsmaßnahmen ausrichten sollten.

(3) Kritik an die Bundesregierung

Hätte man während der Sommermonate weniger Containment gemacht, wäre das Problem nicht so groß. In dem Fall würde uns die geballte Power einer Infektionswelle nicht so hart treffen, da bereits mehr Menschen immun wären. Das Phänomen zeigt sich bspw. am schwedischen Weg, die mit einer verhältnismäßig milden zweiten Welle zu kämpfen haben.
Die Bundesregierung / Gesellschaft dachte, dass sie Herr der Lage sei und es ewig so weiter gehen würde. Wir waren zu selbstherrlich. Kritische Stimmen wollte man nicht hören.

(4) Denunziantentum
Anstelle das Mismanagement einzuräumen, erleben wir eine Hexenjagd. Aktuell sind es junge Menschen, die das feiern nicht lassen können. Abseits von der tatsächlichen inhaltlichen Kritik („Ist das wirklich nötig?“) sehe ich aber keinen Mehrwert in der Diskussion. Es wird der Eindruck erweckt, dass das Scheitern des Pandemieplans auf Einzelakteure zurückgeht, was mitnichten der Fall ist. Die Bundesregierung sollte einfach Einräumen sich in ihrer Strategie (Containment) geirrt zu haben.

Lösung:
Eine zufriedenstellende Lösung kann ich leider nicht anbieten. Während eines exponentiellen Wachstums Maßnahmen zu lockern erscheint mir fahrlässig. Um den politischen Handlungsspielraum zu erhöhen, müssen Intensivkapazitäten vorgehalten werde. Erst wenn sich abzeichnet, dass diese nicht benötigt werden, kann gelockert und ggf. ein zweiter Lockdown verhindert werden.

Welche Maßnahmen bringen was?

https://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(20)30785-4/fulltext#tbl1

Table 1: Change in the R ratio over time on day 7, day 14, and day 28 after the introduction and relaxation of each NPI

Day 7 Day 14 Day 28
School closure
Introduction 0·89 (0·82–0·97) 0·86 (0·72–1·02) 0·85 (0·66–1·10)
Relaxation 1·05 (0·96–1·14) 1·18 (1·02–1·36) 1·24 (1·00–1·52)
Workplace closure
Introduction 0·89 (0·83–0·96) 0·89 (0·78–1·02) 0·87 (0·73–1·03)
Relaxation 1·04 (0·97–1·13) 1·10 (0·97–1·24) 1·01 (0·83–1·25)
Public events ban
Introduction 0·90 (0·82–0·99) 0·83 (0·68–1·00) 0·76 (0·58–1·00)
Relaxation 1·02 (0·93–1·11) 1·07 (0·92–1·24) 1·21 (0·97–1·50)
Ban on gatherings of more than ten people
Introduction 0·93 (0·87–0·99) 0·98 (0·87–1·10) 0·97 (0·83–1·14)
Relaxation 0·99 (0·93–1·06) 1·07 (0·96–1·20) 1·25 (1·03–1·51)
Public transport closure
Introduction 0·97 (0·91–1·04) 0·98 (0·87–1·11) 0·99 (0·84–1·18)
Relaxation 1·00 (0·93–1·07) 1·08 (0·96–1·22) 1·04 (0·85–1·27)
Requirements to stay at home
Introduction 0·90 (0·85–0·97) 0·89 (0·79–1·00) 0·97 (0·83–1·14)
Relaxation 0·97 (0·91–1·03) 1·02 (0·92–1·13) 1·11 (0·94–1·32)
Internal movement limits
Introduction 0·97 (0·90–1·03) 0·97 (0·87–1·10) 0·93 (0·79–1·10)
Relaxation 0·98 (0·92–1·04) 1·06 (0·95–1·18) 1·13 (0·94–1·37)
International travel limits
Introduction 0·89 (0·81–0·98) 0·97 (0·81–1·16) 1·08 (0·85–1·38)
Relaxation 0·95 (0·84–1·07) 1·02 (0·81–1·28) 0·98 (0·68–1·40)

Data are R ratio (95% CI). For each NPI, the reference period is the day before introduction or relaxation of that NPI. An R ratio of more than 1 indicates increased transmission, and an R ratio of less than 1 indicates decreased transmission. NPI=non-pharmaceutical intervention. R =time-varying reproduction number.

Was kann man daraus lernen?

  1. Nur das Verbot öffentlicher Versammlungen hat einen gesicherten langfristigen Effekt
  2. Schulschließungen und nicht zur Arbeit gehen bringen vermutlich auch etwas
  3. Ein Lockdown (zu Hause bleiben, keine anderen Menschen treffen) bringt nichts, oder nur sehr wenig.

edit:

  1. Selbst wenn man alle Maßnahmen umsetzt, senkt dies den R(0)-Wert nur um etwa 50%. Das reicht nicht um über die Wintermonate ein erfolgreiches Containment umzusetzen. Die zweite Welle in DE ist unvermeidbar.

Ich sehe in der aktuellen Situation ein Rezept für ein Desaster.

Wenn man die o.g. wissenschaftlichen Ergebnisse ernst nimmt, muss man zu dem Schluss kommen, dass ein sog. „Wellenbrecher“ in der Praxis nicht möglich ist. Diese kognitive Dissonanz wird sich entladen.

Die Leute werden nicht infrage stellen, ob die Maßnahmen richtig waren, sondern werden in guter altdeutscher Manier mit dem Finger auf andere zeigen und sie der Wehrkraftzersetzung bezichtigen.

Es wird in eine Hexenjagd enden.

Gestern hat wieder ein s.g. Experte gemeint, dass die Immunisierung nach einer Erkrankung innerhalt von 6 Monaten sehr nachlässt und vermutlich eine überstandene Erkrankung gar nicht auf lange Zeit schützt. Und was hat er empfohlen? Natürlich auch die Impfen die schon krank waren (Kasse machen halt).

Mag ja sein, dass es stimmt.
Und ich habe auch kein Problem mich Impfen zu lassen.

Aber ich sehe nicht, wie dies die Probleme im Winter lösen wird. Es gibt keinen Impfstoff.

Warum sollte nach einer natürlichen Erkrankung die Immunität nachlassen aber nach einer Impfung nicht?

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Genau das ist der Punkt.

Ich denke die besten Virologen findet man hier im Forum.

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:eyes:

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Kurz (Kanzler AT) hat mit Merkel telefoniert. Immer schlechtes Zeichen. Wenn unser Kanzler keine Meinung hat geht er zu Merkel und kopiert ihre Meinung. Zumal AT im Einwohner/Cov19 Verhältnis doppelt so hoch liegt. Bei uns liegt also auch schon der Duft von Lockdown in der Luft.

Das Gros der Ärzteschaft stellt sich gegen die Politik von Merkel, Drosten und Lauterbach.

Wie würdest du die Relevanz dieser Beteiligten im Vergleich zum RKI einschätzen? Sorry, kenn mich in dieser Branche (wenn ich das so sagen darf) nicht wirklich aus.

Für mich als Außenstehender hört sich das so an als wären das alle Ärzte in Deutschland.

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