Gresham’s Law wird öfter in Bezug zu Bitcoin genannt. Das kommt vielleicht daher, dass Andreas Antonopoulos das auch in seinen Vorträgen bringt.
Ich kenne auch nur die Vorträge und den Wikipedia Artikel und dachte bis jetzt, dass man das Gesetz hier anwenden kann. Aber ich denke du hast vollkommen recht, dass dem nicht so ist. Hier noch meine Meinung dazu.
The principles of Gresham’s law can sometimes be applied to different fields of study. Gresham’s law may be generally applied to any circumstance in which the true value of something is markedly different from the value people are required to accept, due to factors such as lack of information or governmental decree.
[…]
Nobel Prize winner Robert Mundell believes that Gresham’s Law could be more accurately rendered, taking care of the reverse, if it were expressed as „Bad money drives out good if they exchange for the same price .“
Entscheidend ist, dass die Verkäufer gesetzlich gezwungen sind, Währungen zum gleichen, konstanten Preis zu akzeptieren. In diesem Fall wird das Geld von den Käufern ausgegeben, dem bei gleichem Nominalwert ein niedrigerer realer Wert beigemessen wird.
Ansonsten würde das „bessere“ Geld einfach zu dem höheren Wert und Preis gehandelt, der ihm beigemessen wird (mit einem Preisaufschlag = „Premium“).
In an influential theoretical article, Rolnick and Weber (1986) argued that bad money would drive good money to a premium, rather than driving it out of circulation. However, their research did not take into account the context in which Gresham had made his observation. Rolnick and Weber ignored the influence of legal tender legislation, which requires people to accept both good and bad money as if they were of equal value.
Der beigemessene niedrigere Wert kann daher kommen, dass z.B. ein Teil der umlaufenden Münzen einen kleineren Anteil an Edelmetallen enthält. Die Käufer behalten dann die Münzen mit dem höheren Edelmetallgehalt, da die Verkäufer auch zur Annahme der „schlechteren“ Münzen verpflichtet sind.
Üblicher Übertragungsversuch auf Bitcoin
Erstens ist jegliche Wertbeimessung subjektiv, d.h. es muss sich nicht um einen bestimmten Rohstoffanteil handeln.
Zweitens liegt der Wert in einem hohen Edelmetallanteil z.B. in Münzen für viele sicher darin, dass man für diese Münzen eine bessere Eigenschaft als Wertspeicher erwartet, da das enthaltenen Edelmetall nicht beliebig inflationiert werden kann.
Wären Verkäufer also gezwungen, Bitcoin und Fiat Geld als gesetzliche Zahlungsmittel zu akzeptieren, könnte man denken, dass Gresham’s Law anwendbar ist. Bitcoin würde genauso wie Münzen mit hohem Goldgehalt behalten, und Fiat zum Bezahlen verwendet.
Schwachstelle
Die Einheiten sind denke ich nicht relevant, d.h. ob ein Bitcoin aktuell einen Preis 0,1 $ oder 1 $ oder 30 k$ hat. Entscheidend ist, dass sich bei Bitcoin zu jedem Zeitpunkt ein freier Marktpreis einstellen kann. Beim besseren Geld würde wie oben zitiert bei gleichem Startpreis ein „Premium“ ggü. dem anderen entstehen.
In einem effizienten Markt würde also der Preis sowohl bei Fiat als auch bei Bitcoin exakt den durchschnittlich beigemessenen Wert widerspiegeln, weshalb es wenig Gründe gibt, das eine oder andere lieber auszugeben.
Verkäufer sind nicht gezwungen, Bitcoin und Fiat dauerhaft zu einem konstanten Preis anzunehmen.
Relativierung
Diese ganze Betrachtung gilt wie gesagt nicht für den Fall, in dem Bitcoin nicht als Zahlungsmittel akzeptiert werden muss. In diesem Fall gibt es mehrere Gründe Bitcoin zu halten, z.B. die unterschiedliche steuerliche Behandlung.
Aber selbst im Falle von gesetzlichen Zahlungsmitteln mit freien Marktpreisen gibt es einen entscheidenden Grund, den wir hier oft besprechen:
Die Leute, die nicht ihr gesamtes Gehalt ausgeben müssen, sparen sich ein Vermögen an. Man möchte aber nicht dauerhaft gezwungen sein, das gesparte Geld direkt in inflationsgeschützte Anlagen stecken zu müssen.
Der freie Marktpreis bringt einem also nichts, wenn man das Geld zu zeitlich weit entfernten Zeitpunkten kauft und verkauft. Dort macht es Sinn, das Geld mit der besseren Wertspeicher-Funktion zu halten.
Allerdings ist die Entscheidung welches Geld man langfristig hält unabhängig davon, welches Geld man zum Bezahlen verwendet. Auch wenn man seine Ersparnisse in Bitcoin hält, kann man zum täglichen Bezahlen Bitcoin oder Fiat verwenden.
Der große Unterschied zu den Münzen mit unterschiedlichem Edelmetallgehalt ist, dass man sich heute aussuchen kann, ob man Bitcoin oder Fiat kauft und hält. Damals bekam man Münzen und hat sinnvollerweise die besseren behalten, und mit den schlechteren bezahlt.
Bei einer Wahlfreiheit welche Menge an welchem Geld man besitzen und verwenden kann, ist m.E. Gresham’s Law nicht anwendbar.
Beispiel:
Ich bekomme 100% Gehalt, muss davon 80% ausgeben und möchte 20% sparen. Die Entscheidung ob ich bei den 80% Fiat oder Bitcoin verwende ist unabhängig davon, dass ich die 20% in Bitcoin anlege.
Fast noch interessanter als Gresham’s Law finde ich am Ende des deutschen Wikipedia Artikels das hier:
Wikipedia - Greshamsches Gesetz
Gresham führte seine Untersuchungen zu einer Zeit durch, in der Gläubiger (Verkäufer) von Gesetzes wegen gezwungen waren, schlechtes Geld zum gesetzlich festgelegten Kurs bzw. Preis anzunehmen. Wenn jedoch alle Wirtschaftsteilnehmer entscheiden dürfen, womit sie bezahlt werden möchten, wird das gute Geld schnell das schlechte verdrängen, da keiner freiwillig das schlechte Geld zum Kurs des guten Geldes annimmt.
In einem gesättigten Markt entscheidet nicht der Verkäufer darüber, was er erhalten kann, sondern der Kunde entscheidet, was er gibt. Der Verkäufer kann entweder das schlechte Geld des Kunden annehmen und somit Umsatz tätigen, oder aber er verzichtet und der Kunde sucht sich einen anderen Lieferanten, der lieber das schlechte Geld annimmt als gar keinen Umsatz zu machen.
Bei einer Zahlung gibt es Käufer und Verkäufer, wobei nicht unbedingt nur erstere entscheiden, womit sie bezahlen möchten.
Abhängig davon ob man eher einen Angebots- oder Nachfrage-dominierten Markt hat, können auch die Verkäufer entscheiden, welche Währung sie akzeptieren. Das muss nicht unbedingt ein Fall von Hyperinflation sein.
Ich schätze wie @Makowski oben, dass es die Verkäufer sein werden, die Bitcoin irgendwann zu einem Zahlungsmittel machen werden, weil sie Bitcoin bessere Eigenschaften beimessen.