Ja und es zeigt mir, dass wir wiedereinmal aneinander vorbeireden, weil in dem Artikel die Rationalität anders definiert wird als ich sie verwende.
Du als Psychologe unterteilst die Beweggründe (Motive oder Ziele) eines Menschen in Sicherheitsmotive, Erregungsmotive und Autonomiemotive. Mit diesem System gehe ich leider nicht wirklich mit. Es kann ja auch beliebig andere Motive geben, warum ein Mensch handelt bzw. es sind nur Kategorien. Also muss entweder jedes Motiv in eines dieser Kategorien einsortiert werden können oder es fehlen Motive in dieser Beschreibung.
Deswegen trete ich ersteinmal einen Schritt zurück: Mir ist es ersteinmal völlig egal wie man die Motive der Menschen kategorisiert. Fakt ist aber, dass die Menschen Motive oder Ziele haben, egal woher diese kommen. Und nicht nur Menschen sondern auch Tiere und sogar Pflanzen kann man diese Motive unterstellen.
Ich gehe deswegen noch einen Schritt weiter in eine andere Richtung und postuliere, dass jedes beliebige Objekt, das man sich vorstellen kann ersteinmal Handlungsmotive hat, auch wenn diese nur die physikalischen Möglichkeiten sind. Ein Stein „will“ eben hinab ins Tal rollen oder ein Blatt „will“ nach unten fallen. Die Sonne will unsere Erde wärmen. Tote Materie kann somit nur den Willen der äußeren einwirkenden Kräfte haben während lebende Materie selber Entscheiden kann, wie sie auf ihre Umgebung reagiert. Da diese Reaktionen nur durch physikalische Interaktion mit der Umwelt passieren ist es also gleichwertig ob man sagt eine Kraft hat eingewirkt oder es war der Wille dieses Objektes. Aktion = Reaktio.
Mit diesem Modell wieder bezogen auf die Menschen als Objekt bedeutet es für mich, dass Rational etwas anderes ist als in den Kategorienmodell von Bischof. Während er rationales Verhalten nur auf ökonomische Entscheidungen bezieht postuliere ich, dass jede Entscheidung immer rational ist, sonst würde sie nicht getroffen werden.
Wenn ein Mensch also andere Menschen quält oder tötet, dann hat es immer einen Grund, warum er das tut. Nur weil wir nicht nachvollziehen können wie ein Mensch so grausam sein kann bedeutet es nicht, dass dieser Mensch rational für sich die beste Entscheidung getroffen hat. Im klassischem Sinne ist es für uns nicht nachvollziehbar und somit nicht rational. Wie kann ich also behaupten, dass es doch immer eine rationale Entscheidung sein musste? Ganz einfach: wenn es nachweislich zu dieser Tat gekommen ist, dann muss der Täter sich für diese Tat entschieden haben. Von den vielen Möglichkeiten, die er gehabt hat hat er sich somit für die Entscheidung des Tötens entschieden. Und so eine Entscheidung trifft er nie ohne Grund auch wenn uns dieser Grund absolut banal und nicht nachvollziehbar erscheint z.B. nur aus Spaß. Selbst wenn er selber nicht sagen kann warum er sich so entschieden hat und somit z.B. nur instinktiv gehandelt hat, auch dann war es eine rationale Entscheidung weil sie einen kausalen Grund gehabt hat.
Der Grund dafür ist das Weltbild eines Menschen, das für alle Entscheidungen sorgt. Das Weltbild ist die Summe aller Erinnerungen und Reize, die ein Objekt durch seine Sensoren aufnimmt und speichert. Dabei ist kein Mensch gleich und kein Mensch kann in andere Menschen hineingucken. Man kann immer nur das erfahren, was einem die Augen, Ohren, Haut, innere Organe wie Schmerz oder die Muskelposition verraten. Deswegen reagiert jeder Mensch in einer gleichen Situation immer wenigstens ein Stück weit anders. Aber dieses stückweit Anders kann auch dramatisch Anders sein.
Ein Geisteskranker handelt also auch immer rational, aber seine Sinnesorgane funktionieren z.B. nicht mehr richtig oder seine Verarbeitung im Gehirn ist gestört, sodass er die Krankenschwester als Räuber ansieht. Er macht also das für sich einigst rational logische und verteidigt sich gegen diesen Angriff. Aus Sicht der anderen Seite gab es jedoch nie ein Angriff, die Krankenschwester hat ein anderes Weltbild im Kopf und wundert sich über dieses Verhalten und nennt den Gegenüber Wahnsinnig. Das Problem dabei: Wir können nicht einfach in den Wahnsinnigen hineinschauen und herausfinden, warum er so reagiert.
Egal was die Motive oder Ziele eines Menschen also sind, eines ist schon rein aus der Physik 100% sicher: es muss einen Grund gegeben haben warum der Mensch so handelt, wie er handelt. Und dabei spielt es ersteinmal keine Rolle, ob es seine Gene, seine Instinkte, seine Reflexe oder seine Gedanken waren, die zu dieser Tat geführt haben. In jedem Fall gab es eine rationale Erklärung für den Fall auch wenn wir als äußeren Beobachter das nicht sagen können und auch wenn die handelnde Person das nicht mal selber sagen kann. Denn wie gesagt, das gleiche Prinzip gilt somit genauso für Pflanzen oder Tiere, die einem ja auch nicht sagen, warum sie etwas tun. Es kann also interessant sein herauszufinden, warum eine Handlung passiert ist, aber sicher ist ersteinmal nur, dass wenn etwas passiert ist, dann gab es auch einen logischen Grund dafür. Und deswegen postuliere ich, dass alle Motive und Ziele immer rational sind auch wenn sie ökonomisch schlechtere Ergebnisse erzielen als möglich gewesen wäre.
Mit dieser Betrachtungsweise kannst du dir also viele verschiedene Menschen in einem System vorstellen, die auf ein Ereignis alle komplett verschieden reagieren. Es gibt welche, die ein Extrem annehmen, es gibt Menschen die mit dem kompletten anderen Extremen reagieren und es gibt Menschen, die sich irgendwie für der Mitte entscheiden. Es gibt also ein großes Spektrum an Handlungsweisen, die ALLE logisch und rational erklärbar sind obwohl alle Handlungsweisen von nur einem Ereignis her kommen. Das liegt daran, dass alle Menschen unterschiedlich sind, eben ein anderes Weltbild haben und somit komplett andere Schlüsse aus einem Ereignis ziehen können.
Auf dieses Prinzip kommt dann erst das Selektionsprinzip: Die Menschen, die sich für Aktionen entschieden haben, die ihnen mehr Macht gibt, die werden evolutionär bevorzugt. Entscheidungen, die die eigene Macht stärken werden also tendenziell bevorzugt als Entscheidungen, die das überleben gefährden.
Damit behaupte ich also nicht, dass jeder Mensch immer nur die ökonomisch richtigen Entscheidungen trifft sondern lediglich, dass es diese Menschen leichter in ihrem Leben haben und sie somit bessere Chancen für ihre Kinder schaffen während die Mörder relativ schnell von der Gesellschaft in ihrer Macht beschnitten werden. Trotzdem war es für den Mörder rational diese tat zu begehen, er muss immer ein Mordmotiv gehabt haben, ob das Rache, Egoismus, Geiz oder sonstige Motive waren. Für Menschen ist es also sinnvoll ökonomisch gute Entscheidungen zu treffen und die Evolution bevorzugt diese Menschen aber das bedeutet nicht, dass alle Menschen zwangsweise so handeln. Es gibt immer auch das komplette Spektrum an anderen Entscheidungen. In einem Modell darfst du also nie irgendwelche Handlungsmöglichkeiten außer acht lassen.
Wenn du dir jetzt also eine Masse an Menschen vorstellst und alle irgendwie mehr oder weniger Zufällig auf ein Ereignis wie ein BGE reagieren, dann wird es natürlich Menschen geben, die das BGE ausnutzen und es wird Menschen geben, die vom BGE profitieren. Die Frage ist also: Wie groß sind die Menschengruppen, die profitieren gegenüber denen, die durch das BGE verlieren?
Aus diesem Grund rede ich immer von Anreizen. Wenn man den Menschen also ökonomische Entscheidungen vorgesetzt werden, dann wird es immer Menschen geben, die sich für die Ökonomie entscheiden und welche, die sich dagegen entscheiden. Mithilfe von Anreizen kannst du diese Massen aber steuern.
Wenn du z.B. sagst, jeder Mensch soll sich Impfen lassen, dann wird das ein gewisser Prozentsatz tun und die anderen eben nicht. Es ist ersteinmal die freie Entscheidung jedes einzelnen Menschen (so ganz frei ist sie eben nicht weil die Entscheidung vom Weltbild des individuellen Menschen abhängt). Aber du kannst den Prozentsatz für Impfungen erhöhen, wenn es für die Impfung eine Belohnung gibt: 10€ oder eine Mahlzeit. Damit erhöhst du den Anreiz dafür, dass die Menschen sich für diese Impfung entscheiden weil sie dadurch ökonomisch besser dastehen. Damit erreichst du natürlich immernoch nicht alle Menschen. Diejenigen mit einer Extremen Impfabneigung lachen dann über die 10€ und gehen trotzdem nicht aber leichte Skeptiker könntest du mit der Anreizerhöhung schon zum Impfen bewegen. Mit dem Geld wird also der Prozentsatz an Impfungen hoch gehen weil es einen ökonomischen Anreiz dafür gibt. Umso mehr Geld du also für die Impfung „verschenkst“, desto mehr Menschen werden dieses Angebot nicht ausschlagen und umso höher ist die Impfquote. Mikroskopisch werden immer mehr Menschen das Angebot für sich also annehmen während makroskopisch die Impfquote steigt. Diese Tendenzen sind also messbar auch wenn sie nicht linear sind. Logisch weil einen absoluten Impfgegner wirst du auch mit 1000€ nicht überzeugen, aber mit 10 Millionen Euro vielleicht schon (also die Aussicht auf ein ökonomisch unbeschwertes Leben).
Ich behaupte also nie, dass alle Menschen immer nur ökonomische Entscheidungen treffen aber mit ökonomischen Anreizen oder Abstoßungen wie z.B. steuern kann man über eine große Masse an Menschen das generelle Verhalten definitiv steuern. Natürlich nicht alle Menschen aber je nach Anreiz ausreichend viele.
Und deswegen rede ich immer von Effekten: Welche Effekte oder Ereignisse sorgen dafür, dass mehr Menschen vom BGE leben als dass diese ins BGE einzahlen? Welche Effekte wirken diesem entgegen? Am Ende zählt nur die Gesamtbilanz aller Effekte, ob wir sie benannt haben oder ob sie unbemerkt wirken oder ob wir sie bewusst aus dem Gesamtbild herauslassen weil diese nicht in unser Weltbild passen. Der Realität ist unser Weltbild höchst egal, wenn wir also realistische Entscheidungen treffen wollen, dann müssen wir dafür sorgen, dass unser Weltbild auch möglichst realistisch ist und damit müssen wir alle wirkenden Effekte ausreichend gut genug einschätzen können.
Und da ist die Analyse der Gesellschaft auch schon von historischen Beispielen relativ eindeutig: Die Anreize des BGE sind so dramatisch unökonomisch, dass langfristig die Gesellschaft verarmt. Der Grund dafür ist, dass du mit einem BGE die Handlungsmotivationen der Menschen verschiebst, weg von den ökonomischen Beweggründen hin zu allen möglichen anderen Motiven. Damit sage ich nicht, dass keiner mehr ökonomisch handelt, aber dass die Masse damit weniger ökonomisch agiert. Und das ist kein Prozess, der von heute auf morgen mit einem BGE sich sofort auswirkt weil das Weltbild der Menschen sich ersteinmal auf dieses System einstellen muss.
Die Menschen machen also jederzeit rationale Entscheidungen und wenn diese Entscheidungen nicht mehr ökonomisch sein müssen weil die Menschen ja ökonomisch immer ausreichend versorgt werden um überleben zu können, dann hat das eben auch fatale Auswirkungen auf die Ökonomie der Menschen insgesamt. Solche Auswirkungen habe ich euch versucht ober zu erklären.
Jeder Mensch wird mit einem BGE also jederzeit neu vor die Entscheidung gestellt ob er was für die Gesellschaft tut oder ob er sich selber was gutes tut. Wie wird sich die Masse an Menschen wohl entscheiden? und nochmal, das ist kein Schwarz weiß denken: auch jeder mittlere Weg wie eine 20 Stundenwoche für die Gemeinschaft arbeiten ist immer möglich.
Es werden also tendenziell immer mehr Menschen von dem BGE profitieren als in das BGE einzahlen. Damit ist die Gesellschaft aber in ein Ungleichgewicht gerückt worden. Wie können mehr Menschen profitieren als sie dafür abgeben? Genau: indem der Speicher des Wohlstandes abgebaut wird. Und wenn dieser ersteinmal Leer ist, dann haben alle Menschen der Gesellschaft ein Problem. Ein BGE ist damit nicht nachhaltig, kurzfristig profitieren die Menschen natürlich davon, aber langfristig zerstört es eine Gesellschaft, unter Anderem weil die Handlungsmotivation nicht mehr ökonomisch ist, ua. weil der soziale Zusammenhalt der Gesellschaft durch den Bedarf an Handel damit wegfällt. All das hat sehr tiefgreifende Auswirkungen auf das menschliche Zusammenleben und gerade weil die Ökonomie damit unterdrückt wird ist es absolut unwahrscheinlich, dass die Menschen damit langfristig glücklich werden.
Aber eines ist ziemlich sicher: Die Länder mit einer extremen Umverteilung wie einem BGE werden ökonomisch abfallen gegenüber Ländern ohne BGE sodass nach einer gewissen zeit die anderen Länder in so ziemlich jeder Hinsicht besser dastehen werden: im Wohlstand, in der Kulturellen Entwicklung und vorallem der Militärmacht, einfach weil diese Länder ökonomisch deutlich mehr Ressourcen/Mittel/Macht für all ihre Bedürfnisse zur Verfügung haben werden. Diese Länder werden also einen größeren Fortschritt erleben als ein BGE Land. Und all das kannst du alleine daraus ableiten, dass ein BGE die Handlungsweisen der Menschen weg von ökonomischen Entscheidungen zieht. Nicht für alle Menschen, aber von der Masse an Menschen.