Altes Narrativ, neue Agenda? – Deutsche Medien gegen Bitcoin

Also Punkt 1

stimme ich uneingeschränkt zu. Es liegt in der Natur der Sache dass Arbeit eben Zeit und/oder Energie kostet, im Fall von Mining also mit Stromkosten verbunden sind.

Aber schon Punkt 2

ist sehr schwammig. Schon hier stellst du eine Prognose auf auch wenn diese vielleicht nicht unwahrscheinlich ist. Jede Prognose ist aber immer mit einer Unsicherheit belegt und kann somit schon keine eindeutige Handlungsweise implizieren. Denn geht die Prognose nicht in Erfüllung wären komplett andere Handlungen effektiver gewesen. Aber wie immer: Wer die Realität am besten einschätzt, der kann daraus auch die besten Schlüsse ziehen und hat somit Vorteile für sein eigenes Leben.

Spätestens ab Punkt 3

ist es aber schon reine subjektive Meinung die du einbringst: Stromverbrauch ist was schlechtes. Warum sollte Stromverbrauch generell was schlechtes sein? Wenn die Energie da ist, warum sollten wir sie am Generator verpuffen lassen anstatt diese Energie benutzen zu dürfen? Das macht meiner Meinung keinen Sinn. Du stellst also vielleicht nicht den Energieverbrauch in Frage sondern den Zweck für den Energie ausgegeben wird. Und auch das halte ich für höchst problematisch und bevormundend.

Ich denke, dass dein Problem in der großen Zahl des Stromverbrauches liegt. Für einzelne Menschen sind so große Zahlen nicht einfach zu fassen und nicht wirklich vorstellbar. Aber stell dir mal vor Bitcoin würde von heute auf Morgen nicht mehr existieren, kein Miner würde mehr irgendein Strom verbrauchen, was würde sich denn wirklich an der Welt ändern? Würden wirklich Kraftwerke abgeschaltet werden oder müssten diese für eine Grundversorgung nicht sowiso laufen? Und es gibt noch tausende weitere solcher Argumente. Warum fixierst du dich so sehr darauf dass Stromverbrauch etwas schlechtes ist? Um es mal mit anderen Worten auszudrücken: Was bringt dich zu dem Stromrassismus? Strom für Computerspiele gut und Strom für Bitcoin schlecht? Nur weil wir in Bitcoin so einigermaßen rechnen können wie viel Strom da reinfließt und für Computerspiele nicht?

Denn nur anhand dieser fragen richtet es sich auch ob der Stromverbrauch überhaupt in die nähe von Gerechtfertigt kommen kann oder nicht. Aber ungeachtet deiner Meinung: Dem Wert von Bitcoin nach zu urteilen ist es für viele Menschen gerechtfertigt genug. Sobald das nicht mehr der Fall ist werden die Strompreise oder der Wert von Bitcoin sich entsprechend anpassen.

Eigentlich bricht für mich die Kette der Folgerungen hier schon ab. Um zurück zu Punkt 2 zu gehen: Die Menschheit wird langfristig nicht mehr Energie für ein Zahlungsmittel ausgeben als sie bereit ist. Das bedeutet: je nachdem wie viel Wert es der Menschheit sein wird das zensurresistenze Zahlungsmittel Bitcoin zu besitzen, danach richtet sich auch wie viel Strom sie alle zusammen bereit sind für dieses Zahlungsmittel auszugeben.

Aber schauen wir uns trotzdem noch einmal deine Argumentationskette weiter an:

Punkt 4

Naja, nicht wirklich. Die Politik kann nicht einfach gegen die Zensurresistenz vorgehen. Wie gesagt, die Politik kann es kriminalisieren Bitcoin zu verwenden aber ohne dass sie alle Menschen jeden Tag 100% rund um die Uhr zu überwachen kann sie nicht verhindern, dass irgendjemand Bitcoin benutzt. Die Politik kann sich also von dem System ausschließen aber nicht mehr. Und ehrlicher weise gruselt es mir schon bei den vielen Überwachungsmaßnahmen der EU wie z.B: Chatkontrolle, Uploadfilter usw. auch wenn diese Werkzeuge ersteinmal einen anderen Zweck erfüllen. Wenn die Eu aber will, dann kann sie diese Werkzeuge auch benutzen und zusammenführen. Eine Nachfolgeregierung könnte somit absolute Herrschaft erlangen…

Punk 5

ist mal ein neues Thema und wird heiß diskutiert. Im Endeffekt hast du aber recht: Wir können nicht beweisen dass Minigpools so sicher sind. Tendenziell sehe ich aber kein großes Problem aktuell: wenn ein großer Miningpool Transaktionen zensiert, dann können die zensierten Transaktionen immernoch in anderen regulär gefundenen Blöcken anderer Miner aufgenommen werden. Und eine 50% Attacke wird immer erkannt werden können und vermindert den Wert des Netzwerkes, also schaden auch immer den zensierenden Minern.

Dieses Thema sollten wir hier aber wirklich nicht neu aufmachen und einen eigenen Thread dazu verwenden wie z.B. die Diskussion über den Ocean Pool.

Punkt 6:

Ja natürlich, weil es nicht ausgeschlossen werden kann und es eine verschwindend geringe Chance gibt dass es passiert ist es grundsätzlich möglich. Realer weise wurde das schon einige male versucht und ist schon mit einigen Projekten gescheitert, nicht ohne Gründe wie wir dir hier groß und breit erzählt haben.

Ich meine genauso könnte ich sagen, dass es immer eine Chance gibt, dass zwei unterschiedliche Leute den gleichen private Keys für eine Wallet erwürfeln. Dass das im Durchschnitt nur so lange braucht wie das Universum alt ist (und theoretisch noch viel länger) macht es dann schon deutlich unwahrscheinlicher.

Lass dich nicht abhalten, erfinde so einen neuen Fork und dann schauen wir mal, wie viele Bitcoiner sich für den Fork entscheiden und wie viele einfach so weiter machen. Die Realität entscheidet schlussendlich immer und jeder Mensch kann jederzeit so einen Fork erstellen. :woman_shrugging:

Punkt 7 verstehe ich nicht

Die Gesamtheit sollte wenigstens durch Emergenz fast immer größer als die Summe seiner Einzelteile. Bzw. mal anders herum gesehen: Wenn das nicht so sein würde würde der Zusammenschluss ja keine Wertsteigerung bringen und die Einzelteile würden sich nicht freiwillig zusammen tun.

Bezogen auf Bitcoin: Ja Bitcoin wird die Welt verändern und meiner Meinung nach so positiv, dass der Energieverbrauch gerechtfertigt ist. Sogar bezüglich Umwelt und Klima. Denn unter Bitcoin werden die Menschen nicht mehr unter gigantischen Staaten leben können die Ölkriesen oder andere Umweltkatastrophen subventionieren können. Damit ist dann jeder Mensch selber verantwortlich für die Umgebung in der er lebt und somit wird die Erde auch überall tendentiell pfleglicher behandelt und kooperation gefördert anstatt gigantischen Staaten ihre Kriege zu finanzieren. Konflikte werden dann im kleinen gelöst anstatt dass sie zu Weltkriesen heranwachsen weil die Konflikte von großen Firmen geschührt oder verdeckt werden. Aber auch das ist nur eine Vision und muss nicht so eintreffen, vorallem wenn Bitcoin in der Zensurresistenz scheitert.

Punkt 8 würde ich aber wieder ganz Wertfrei zustimmen:

Die Frage ist aber: Würde der Schaden dem Nutzen aufwiegen? Ich würde sagen nein weil ein weiteres PoS System wie den Zentralbanken wird einfach nicht mehr benötigt. Dann könnten wir auch beim jetzigen System bleiben und die Macht bei den Zentralbanken lassen. Denn egal wie das PoS System aussehen wird, die Macht wird sich bei einzelnen Entitäten sammeln und diese werden die neuen Zentralbanken bilden. PoW verhindert das weil die Energie, die dafür nötig wird, nicht so zentral zusammengebracht werden kann. Energie ist dissipativ und Werte an diese Energie zu hängen bewirkt dass tendenziell diese Werte nicht zusammenklumpen können. Äußere Kräfte wie große Staaten können entgegen dieser dissipativen Kräfte es trotzdem versuchen, müssen dafür aber selber Energie ausgeben. Die Frage wird also sein: Ist Bitcoin schon groß genug der Macht von Amerika und Europa zu widerstehen? Wenn ja sehe ich für die Zukunft keinerlei Probleme weil sich die Macht der Bitcoiner entgegen ihren evolutionären intrinsischem Drang nach mehr Macht immer weiter aufteilen wird. Wenn nein, dann wird Bitcoin zum PoS System umgewandelt und die Mächtigen arbeiten weiterhin daran jegliche Macht weiter zu zentralisieren. Genau das möchte ich persönlich aber verhindern. Die Menschheit insgesamt ist meiner Meinung nach dezentral deutlich besser dran als wenn zu große Entitäten über jeden bestimmen dürfen.


Wenn wir uns über die Grundlagen der Diskusion schon uneinig sind macht es also eigentlich keinen Sinn tiegfergehend darüber zu diskutieren. Aber ich möchte mal andere Sichtweise auflegen:

Gehen wir also im Punkt 4 mal davon aus, dass du recht hast und die Politiker das exakt genauso sehen: Bitcoins Strombedarf ist schlecht und muss unterbunden werden. Was können sie dagegen tun? Bitcoin einfach verbieten? Wenn die Bürger Bitcoin aber benutzen wollen, dann machen die Politiker ja Politik gegen ihre eigenen Bürger. Wenn die Bürger aber Bitcoin nicht benutzen wollen, und das steht genauso jedem frei, dann benötigt man so ein Verbot auch überhaupt nicht. Jegliches Bitcoinverbot ist also entweder Ausdruck einer willkürlichen Staatsgewalt gegen seine Bürger und eine Bevormundung der Menschen oder komplett überflüssig.

Auch ökonomisch macht es keinen Sinn jemandem mit einer Solarzelle zu verbieten, seinen Strom für das Mining auszugeben wenn er den Strom gerade nicht für andere Sachen benötigt. Denn die Solarzelle produziert den Strom ja sowiso, ob er genutzt wird oder einfach nur in den Leitungen verpufft und die eingestrahlte Sonnenenergie bei der Solarzelle bleibt und dort in Wärme umgewandelt wird. Und bei Wasserkraft oder Windenergie ist es genau das Gleiche. In Deutschland werden diese Überproduktionen sogar mit Euros finanziert: nur dass der Strom verpuffen kann weil sich so eine Anlage nicht rechnet müssen alle Anderen den sonstigen Strom teurer bezahlen. Warum sollte dieser Strom nicht für das Mining genutzt werden dürfen und somit Werte anstatt physikalischer Energie speichern?

Aber bevor ich hier weiter schreibe: Warum gehst du auf diese Punkte der Zensurresistenz nicht weiter ein sondern wiederholst immer nur weiter deine Idee.

Warum ist der Stromverbrauch deiner Meinung nach so schlecht, dass du sogar Verbote über die Politik ins Spiel bringst? Oder sogar mit PoS tiefgreifend und zentral in Bitcoin eingreifen willst?

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