Bitcoin ist kein Allheilmittel für die Gleichverteilung von Macht, Bitcoin ist „nur“ ein Geldsystem.
Was ist Geld? Geld ist ein Machtmittel denn mithilfe von Geld kannst du andere Menschen dazu bringen dir Waren oder Dienstleistungen freiwillig abzugeben. Wer mehr Geld hat, der hat somit auch mehr Macht. Das galt schon immer und wird sich mit Bitcoin nicht ändern.
Das Geldsystem zu revolutionieren bedeutet lediglich, dass die Reichen monetär an die gleichen Regeln gebunden werden, sie können aber immernoch Macht durch andere Machtkanäle bekommen und ausüben (Rechte/Gesetze/Angst/Versklavung/Informationen/Journalismus usw.).
An all diesen Machtkanälen ändert Bitcoin ersteinmal überhaupt nichts und kann damit kein Allheilmittel für die Machtverteilung sein. Bitcoin ändert lediglich die Regeln dahingehend, dass die Reichen, die ihr Geld zum Fenster rauswerfen dieses Geld auch wirklich verlieren und nicht zur Bank gehen können und es mit billigen Krediten oder Geld aus dem Nichts zu ersetzen. Bitcoin ändert die Investitionsphilosophie, dass auf alles mögliche Geld drauf geworfen wird in der Hoffnung dass es mehr Geld einbringt als es gekostet hat nur um nicht durch Inflation enteignet zu werden. Aber auch in Bitcoin wird es weiterhin reiche Menschen und arme Menschen geben weil es auch in Bitcoin Menschen geben wird die ökonomisch gute und schlechte Entscheidungen treffen werden.
Aus der Historie haben wir gelernt, dass Macht die Eigenschaft hat sich zu zentralisieren weil die Mächtigen durch die Macht die Geschehnisse so beeinflussen können, dass es vorteilhaft für sie ist. Allerdings geht das immer nur zu einem gewissen Grad. Zentralisiert es sich weiter, dann zerbricht das System an dieser zentralen Stelle weil auch die zentrale Stelle korrumpiert, ineffizient wird und somit früher oder später relativ einfach von effizienteren Strukturen zerschlagen werden kann.
Also auch in Bitcoin werden die Menschen immer für ihre Freiheit kämpfen müssen oder sie werden durch größere Player wie Firmen oder Staaten verdrängt. Nur dass in Bitcoin die monetären Regeln vorgegeben werden, nach denen sich ALLE Teilnehmer richten müssen. Das soll heißen, dass ein Staat zwar Macht auf anderen Kanälen einsammeln kann und somit auch mehr Macht in Bitcoin bekommen kann (wenn z.B. hypothetisch Deutschland jetzt all seine Mittel aufbringt um Bitcoin zu kaufen) aber trotzdem ist er an die Gesetzte von Bitcoin gebunden und kann sich nicht einfach neue Gesetzt schaffen wie. z.B. eine automatische Transaktionssteuer sodass automatisch 10% einer Transaktion zum deutschen Staat überwiesen werden. Sowas kann der Staat mit seinem eigenem Geld machen, aber nicht mit Bitcoin (er kann es versuchen und den Quellcode ändern, aber dann müsste die gesamte Welt dem zustimmen und auch diese Steuer zahlen).
Bitcoin gibt eine Konkurrenz vor, der zumindest momentan noch keine Macht der Welt gewachsen ist und verhindert somit auch in gewisser weise dass Netzwerkteilnehmer zu groß und gewichtig werden. Denn diese unausgewogene Übermacht ist das Problem in der Welt, dass z.B. die USA in Saudiarabien bestimmen dürfen wo das Öl hingeht und mit wem sie Krieg führen dürfen oder Handeln können und mit wem nicht. Bitcoin würde alle handelnden Staaten wieder zu den gleichen fairen Regeln zwingen. Aber nur, wenn es keine Entität gibt, die trotzdem so viel Macht hat Bitcoin wieder abzusetzen. Und um sowas zu verhindern müssen die Menschen immerwährend neu Kämpfen, jederzeit (und auf jedem Layer). Ansonsten kann auch Bitcoin korrumpieren und untergehen.
Gerade wegen der Weltweiten Konkurrenz gehe ich nicht davon aus, dass Bitcoin schnell korrumpiert. Jeder Versuch den Bitcoinquellcode zu ändern wird einzelnen Netzwerkteilnehmern mehr Vorteile Bringen und anderen weniger. Solange die Machtverteilung ausgewogen genug ist wird sich daran auch nichts ändern und Änderungen die nicht nötig sind verhindern. Erst wenn die Machtverteilung eben zu unausgeglichen ist wird Bitcoin scheitern.
Die Frage ist also, ob die ökonomischen Regeln in Bitcoin verhindern können dass es solch übermächtige Entitäten im Netzwerk jemals geben kann oder ob solche Angriffe immer rechtzeitig erkannt und verhindert werden. Dabei spielt natürlich nicht nur die monetäre Macht in Bitcoin eine Rolle. Bitcoin kann genauso gut von außerhalb mit einem anderen Machtkanal angegriffen werden (Beispielsweise ein weltweites Verbot, an das sich auch alle Staaten halten und durchsetzen oder die Zerstörung der Erde.)
Ich persönlich denke, umso länger Bitcoin sich hält, desto unwahrscheinlicher wird ein Angriff auf Bitcoin. Denn in Bitcoin sind die ökonomischen Anreize so gesetzt, dass sich größere Strukturen wie Staaten in der heutigen Form nicht finanzieren lassen und in kleinere Teile zerfallen oder schlanker und somit weniger mächtig sein müssen. Damit wird es immer weitere Konkurrenten geben sodass es niemals zur Monopolbildung kommen wird.
Ob das aber so zutrifft ist Glaßkuglerei
und es bleibt die Erkenntnis: There is no free Lunch, Bitcoin ist kein Allheilmittel. Die Menschheit muss sich immerwährend gegen Zentralisierung und Gewallt neu schützen und diese Angriffe kommen aus immer unterschiedlicheren Machtkanälen. Auf der anderen Seite wird es immer Menschen, Firmen oder Staaten geben die ihre Macht ausbauen wollen und somit Angriffe auf andere Entitäten einleiten. Die beste Verteidigung ist möglichst große Dezentralisierung, was aber auch wieder (energetisch) ineffektiver ist als eine Zentralisierung. Das Beste ist also immer irgendein Mittelweg wobei die Menschen immer individuell und jederzeit aufpassen müssen nicht zu sehr in eine Richtung abzudriften.