Ich bin mir nicht sicher, ob du meine Erklärung überhaupt verstanden hast, wenn du gleich mit einem dreifachen Falsch ankommst 
Ich glaube du versteifst dich zu sehr auf den Begriff der Geldmenge, aber was ist in diesem Szenario die Geldmenge wirklich? Woher stammt deine Annahme, dass die Geldmenge in Szenario 3 nicht steigt?
Die Eingangslage ist ja, dass der Bürgermeister zu einem Bürger oder eine Bank geht und sich das Geld leiht. Dabei findet wie bei jedem Kreditvorgang ein Handel statt, der wie bei jedem anderem Handel auch mit 2 verschiedenen Waren (Machtformen) vollzogen wird. Zu beginn, also vor dem Kreditvorgang, normieren wir die Macht des Bürgermeisters einmal auf 0€. Sobald er zur Bank geht und sich den Kredit holt hat er 5000€ Guthaben aber gleichzeitig 5000€ Schulden. Seine Gesamtmacht ist also immernoch 5000€ - 5000€ = 0€. Jetzt gibt der Bürgermeister sein Guthaben aus und lässt die Brücke bauen. Damit verliert er die 5000€ in Form von Geld und bekommt die Brücke als Machtform. Auch jetzt ist die Gesamtmacht des Bürgermeisters immernoch exakt 0: 5000€ Brücke minus 5000€ Schulden. All das sind also ersteinmal faire Handelsvorgänge.
Das Problem an diesen Handelsvorgängen ist aber, dass der Wert der jeweiligen Machtformen sich mit der Zeit ändert. Wenn die Brücke eine wichtige Handelsstrasse aufgebaut hat, dann kann es sein, dass die Brücke über die Zeit 10.000€ Wert ist während dieser Wert immernoch nur den 5000€ Schulden gegenüberstehen. Andererseits kann die Brücke aber auch einfach ins Nichts führen und wird dann nurnoch mit 1000€ bewertet, stehen aber trotzdem den 5000€ Schulden gegenüber. Genauso kann sich der Wert der Geldscheine und damit auch der Schulden ändern (Inflation/Deflation). Wenn die Brücke also sich nicht im Wert ändert, aber durch eine Inflation die Schulden nur noch 3000€ Wert sind, auch dann hat der Bürgermeister durch den Handel gewonnen. Gibt es aber eine Deflation oder auch Zinsen und es müssen 8000€ Zurückgezahlt werden, obwohl die Brücke weiterhin nur 5000€ Wert ist, dann hat der Bürgermeister an Macht verloren.
Du siehst also, dass es für den Kreditnehmer einige Szenarien gibt, wo es Sinn macht den Kredit zu nehmen aber genauso Szenarien, wo der Kredit schädlich war.
Mit dieser Erklärung zurück zur Geldmenge: Was ist jetzt die Geldmenge, von der du sprichst? Nehmen wir mal an wir waren in einem Goldstandart. Die Münzen, die die Bank verliehen hat muss sie also vorher besessen haben. Dann kann man sagen, dass die Geldmenge sich durch den Kredit nicht verändert hat. In diesem Fall hast du recht und trotzdem wird es eine Inflation geben, solange der Kredit nicht zurückgezahlt ist. Denn man könnte die Bank auch aus dem betrachtetem System ausschließen weil das Geld dort nur liegt und nicht auf den Märkten nachfragewirksam ist. Erst durch den Kredit wird das Geld in den Umlauf gebracht und wird nachfragewirksam. Es gibt mehr Geld auf dem Markt und somit eine Inflation. Selbst im Goldstandart.
Eine Erklärung ist wie gesagt die einfache Marktregel von Angebot und Nachfrage, das natürlich auch für das Gut Geld gilt. Die andere Erklärung ist, dass der Bürgermeister eine Leistung bekommen hat, die er nicht entsprechend bezahlt hat. Er hat die Brücke gebaut aber zahlt die dafür aufgenommenen Schulden nicht zurück. Irgendwer muss aber für die Brücke bezahlen da sie physisch/real gebaut worden ist. Irgendwer musste die Materialien liefern, irgendwer musste Arbeiten und all diese Menschen wurden nicht fair dafür bezahlt. Das erzeugt ein Preissteigerungsdruck, der natürlich seine Zeit braucht, bis er auffällt und sichtbar wirkt.
Erst wenn das Geld wirklich zurückgezahlt wird, dann wird der Brückenbau fair ausgeglichen und macht die Inflationsfolgen rückgängig. Aber eine Produktivitätssteigerung (durch die Brücke, aber genauso gut durch technologischen Fortschritt oder Bevölkerungswachstum) kann der entstandenen Inflation entgegenwirken, sodass die Menschen die entstandene Inflation nicht wirklich bemerken.
Und wenn wir in einen Fiatstandart gehen, dann hat sich durch den Kredit offensichtlich die Geldmenge erhöht weil die Bank die ausgegebenen Geldwerte nicht mehr vorhalten muss. Also klar, Bargeld muss schon irgendwie vorhanden sein, aber nicht das eigenes Giralgeld der Bank. Das kann die Bank fast beliebig selber erstellen und wenn die Brückenbauer und Arbeiter auch ein Konto bei der Bank haben, dann muss die Bank auch nichtmal das Geld physisch ausgeben sondern einfach in den Büchern/Konten notieren. Damit hat sie aber Geld geschaffen weil die Menschen im Dorf jetzt 5000€ mehr haben, mit denen sie Handel betreiben können während die Bank einen Anspruch darauf hat, dass sie irgend wann einmal 5000€ (plus Zinsen) vom Bürgermeister wieder bekommt. Die Geldmenge hat sich also durch den Kredit erhöht, zumindest solange wie der Kredit nicht zurückgezahlt wird.
Ich kann deine Aussage also nicht nachvollziehen, dass die Preise im Szenario 3 gleich bleiben nur weil die Geldmenge sich hypothetisch nicht ändert während im Szenario 4 das auf wundersame weise doch passiert. Hier stimmt irgendwas in deinen Aussagen nicht.
Deinem Punkt 2 stimme ich dir zu, aber es widerspricht doch überhaupt nicht meinen Ausführungen. Die gesamte Diskussion dreht sich je gerade um den Punkt: Wer bezahlt im Endeffekt die Brücke wenn der Bürgermeister nicht genug Geld/Macht dafür selber hat. Je nachdem, wie der Bürgermeister sich entscheidet müssen eben einige Bürger mehr bezahlen und andere weniger. Aber genau das sage ich ja auch explizit z.B. mit Szenario 1 und 2 bzw. den direkten Steuerabgaben. Inflation ist aber wie geschrieben genauso eine mögliche Abgabe für den Bürger, nur dass nicht offensichtlich ist, wer genau dafür bezahlt.
Dafür mal wieder ein Bild: Stell dir vor, dass ein Geldfälscher eine Münze fälscht. Das Fälschen macht natürlich nur Sinn, wenn der Fälscher einen Vorteil davon hat. Er wird also nicht mehr Macht in die Münze stecken, als er diese neue Münze verkaufen kann. Er wird also keine Eisenmünzen durch teurere Goldmünzen ersetzen. Stattdessen benutzt er billigeres Eisen und vergoldet die Münze nur um eine teure Goldmünze verkaufen zu können.
Was passiert jetzt, wenn er die Münze verkauft? Der erste Händler erkennt die Fälschung vielleicht nicht und gibt dem Betrüger Gegenwerte in voller Goldmünzenhöhe, z.B. ein neues Ballkleid. Egal was der Fälscher sich kauft, er bekommt Macht vom Händler weil er weniger Macht in Form einer falschen Goldmünze abgibt als der Händler an Macht zurück gibt. Der Fälscher wird also direkt reicher und mächtiger durch diesen Betrug. Der Händler hat hingegen Macht verloren weil er mehr Waren ausgegeben hat als die Münze wirklich wert ist.
Was passiert aber mit der Goldmünze? Diese ist jetzt im Umlauf und der erste Händler kann sie vielleicht noch weiter verkaufen. Damit kann der Händler seinen Verlust wieder ausgleichen, denn er verkauft jetzt die minderwertige Münze an einen Dritten, bekommt aber selber wieder die vollwertige Ware. Der erste Händler hat also zwar unbewusst kurzzeitig an Macht verloren, konnte diese Macht aber wieder zurück gewinnen. Dafür sitzt jetzt ein anderer Händler oder Bürger auf dieser Niete. Sobald aber auffällt, dass die Münze gefälscht wurde, kann dieses Spiel nicht mehr fortgeführt werden. Derjenige, der im Besitz der Münze ist wenn auffällt, dass es eine Fälschung ist, realisiert den Machtverlust weil dieser zuviel Macht abgegeben hat für den Erwerb der Münze, aber er kann diese Münze jetzt nicht mehr zum vollen Preis weiter verkaufen. Genau dieser arme Mensch hat im Endeffekt den Gewinn des anfänglichen Geldfälschers bezahlt. Die Macht ist also von einem zufälligen Bürger zum Geldfälscher gewandert und durch die zwischendurch getätigten Weitergaben der Münze ist der Geldfälscher auch anonymisiert worden.
Das ist mikroskopisch die Machtverschiebung einer einzelnen Münze. Was passiert aber, wenn das Geldsystem systematisch verschlechtert wird? Dann sitzen immer mehr Menschen auf diesen falschen Münzen und irgendwann ist es eben Statistik, wer verliert. Sind alle Münzen betroffen, dann verlieren sogar alle Menschen die entsprechenden Werte. Die Menschen bemerken diese Wertminderung ihres Geldes zwar, können jetzt aber nicht mehr auf irgendwem mit dem Finger zeigen und sagen: Der hat das Geld entwertet. Trotzdem gibt es die Profiteure der Inflation, also die, die die Abwertung des Geldes begonnen haben. Das ist die mikroskopische Erklärung für den makroskopischen Cantilioneffekt.
Auch hier hängt es vom Geldsystem ab, das wir betrachten. Im Goldstandart hast du recht, die Goldmünzen werden nicht vernichtet. Im Fiatstandart hast du aber definitiv unrecht, denn dort wird das Geld durch einen Kredit erstellt und bei Rückzahlung vernichtet. Wie oben geschrieben läuft ein Kreditvertrag ja so ab, dass es immer ein Guthaben und eine Schuld gibt, sowohl für die Bank als auch für den Kreditnehmer. Der Kreditnehmer hat mit Kredit also z.B. 5000€ Guthaben und 5000€ Schulden. Das Guthaben bezeichnen wir als Geld, er kann es von seinem Konto abheben oder es sich auszahlen lassen und beliebige Dinge davon kaufen. Die Schulden bleiben aber bei der Bank und sind damit als negatives Geld nicht so präsent. Aber aus der Sicht der Bank dreht sich ja der gesamte Sachverhalt um. Mit dem Kredit schuldet die Bank dem Kreditnehmer ja sofort die 5000€ und bekommt das Guthaben, dass diese 5000€ irgendwann einmal wieder zurück gezahlt werden. Das ist ein Vermögenswert der Bank mit dem die Bank genauso wie mit Geld handeln kann wenn z.B. andere Banken diese Rückzahlungsansprüche abkaufen. Auch Schulden sind Geld.
Was passiert jetzt bei der Rückzahlung? Die Geldmenge mit dem Kredit wurde erhöht weil es neues Geld gibt und mit der Rückzahlung wird dieses Geld aber wieder vernichtet. Sagen wir die Geldmenge im Bürgerkreislauf beträgt mit Kredit 5000€ und der Bürgermeister zahlt 1000€ zurück, dann wird der Kredit verringert aber gleichzeitig auch die Geldmenge. Jetzt sind nurnoch 4000€ des Kredites im Umlauf und auch die Bank hat nurnoch Anspruch auf 4000€ Rückzahlung. Die Geldmenge hat sich also verringer mit Rückzahlung des Kredites. Und wenn der Kredit vollständig getilgt wurde, dann hat der Bürgermeister wieder genau 0€, genauso wie die Bank dann nurnoch 0€ Anspruch auf Rückzahlung hat.