kann mir jemand mal erklären, wie ein deflationärer Geldkreislauf funktioniert? Ich habe die Sufu genutzt und keine zufriedenstellende Antwort gefunden.
Ich möchte euch bitten, euch an die von mir vorgegebene Definition dieser Begriffe zu halten. Das soll kein Anspruch auf absolute Weisheit sein, sondern nur vorbeugen, dass nicht der eine mit Inflation das Wachsen der Geldmenge meint und der andere das Steigen des Preisniveaus.
Kann mir jemand mal erklären, wie ein deflationärer Geldkreislauf aussieht?
Beispiel: Bauer verkauft Getreide für 100 sats —> Mühle kauft Getreide, stellt Mehl her, verkauft diese für 110 sats —> Bäcker kauft Mehl und verkauft Brot an den Bauern für 120 sats damit dieser Kalorien hat neues Getreide herzustellen. Dieser Geldkreislauf würde langfristig nicht funktionieren. Die triviale Lösung wäre, dass keiner der Marktteilnehmer mehr Gewinn macht und alle die 100 sats durchreichen. Hier wäre meine Frage, warum der Müller dann das Getreide mahlen sollte, wenn er nichts davon hat?
So man erkennt, dass der Bauer die Gewinne der anderen Unternehmer nur durch Entsparen finanzieren kann. Wenn man nun eine Deflation hätte und Teile der Sats auch noch verschwinden, müsste einer der Marktteilnehmer noch massiver Sats entsparen, was das Problem weiter verschärft.
Nun nehmen wir mal für eine Sekunde an, dass es jetzt noch einen weiteren Teilnehmer gibt, nämlich den Staat gibt, der Sats aus dem Nichts schaffen kann und dem Bäcker für 30 Sats abkauft, während der Bauer Brot für 90 Sats kauft. Der Geldkreislauf würde langfristig funktionieren. Alle Marktteilnehmer würden Gewinn machen.
Wir wären hier also beim typischen Höpfgen. Jeder kann nur ausgeben, was er einnimmt. Ganz Unrecht hat er damit nicht.
Nun meine Frage an euch. Wie löst sich das Problem? Ihr müsst nicht exakt mein Beispiel verwenden, vielleicht ist dies auch zu Unterkomplex, aber bleibt bitte so simpel wie möglich, damit wir uns nicht in Kleinigkeit verheddern. Ihr könnt auch gerne anhand des einfachen Geldkreislaufes argumentieren.
Ich habe das Modell schon um Ersparnisse und Produktivitätswachstum ergänzt, also dass die Ersparnisse immer mehr an Wert gewinnen, obwohl der Bauer entsparen, so in materiellen Gütern trotzdem mehr hat … aber am Ende lande ich immer bei dem Problem, dass der Bauer 120 Sats Input an Brot hat, aber nur 100 Sats mit dem Getreide verdient. Selbst wenn die Kaufkraft der Sats steigt, würde es für den Bauern mehr Sinn machen, einfach seine Sats zu sparen.
Also das Problem was ich mit deinem Beispiel sehe ist das der Müller und Bäcker überhaupt nichts mit ihrem Geld machen weil sie offenbar nichts essen und es sonst nichts zu kaufen gibt.
Das Staatskonstrukt in deinem Beispiel löst zwar den Knoten, produziert aber keinen Mehrwert sondern vernichtet einfach Nahrung ohne Arbeit als Gegenleistung.
Wenn du stattdessen einen Schreiner einführst der Luxusgüter herstellt von denen keiner je genug kriegt, auch der Schreiner nicht, aber der muss auch essen um das herzustellen, dann kannst du das sicher balancen ohne die Gelddruckerei.
Was du hier vernachlässigst ist, dass jeder Gewinn, der erwirtschaftet wird, ja auch wieder irgendwann ausgegeben wird. Wenn der Bäcker also seine 10 Satz gewinn aus dieser Kette zieht, dann muss er selber irgendwann was essen, seine Wohnung bezahlen usw. Damit gibt er genau das Geld aus, was er durch diese verkäufe der Brötchen eingenommen hat. Und selbst wenn er nicht alles ausgibt, dann spart er sich das Geld für die Zukunft. Irgendwann kommt doch die Zeit, da wird der Bäcker dieses Geld ausgeben.
Andersherum, wenn der Bäcker nicht genug Gewinn mit dem Verkauf macht um sich selber am Leben zu halten, dann muss der Bäcker irgendwann dieses Minusgeschäft aufgeben. Wenn der Bäcker also minus macht bedeutet es, dass es keine ausreichende Nachfrage an Brötchen gibt die ausreicht, dass der Bäcker davon leben kann. Der Bäcker muss dann also schauen wie er profitabel wird, also entweder verschlechtert er die Qualität der Brötchen, er muss sie teurer anbieten oder er hört auf mit dem Backen und geht einer komplett anderen Tätigkeit nach. In jedem Fall stellen sich die Märkte darauf ein. Wenn der Bäcker aufhört, dann gibt es weniger Brötchen am Markt sodass andere Bäcker vielleicht doch wieder Profitabel werden und wenn es keine anderen Bäcker gibt, dann könnte ein Mensch auf die Idee kommen wieder Brötchen anzubieten um selber Profit daraus zu generieren und eventuell davon leben zu können.
All die Märkte reagieren jederzeit auf diese Veränderung des Angebotes und der Nachfrage und die Märkte sind stabiel in dem Sinne, dass sie immer ein lokales Minimum finden, sich also gegenseitig ausgleichen durch die Gegenläufigen Effekte von Angebot und Nachfrage.
Wo genua sollte das also nicht funktionieren können?
Das wäre keine Lösung wie du schon richtig sagst. Der Müller würde hier minus machen weil er Maschinen und Arbeitskraft ausgeben muss ohne diese durch das Einkommen bezahlen zu können. Kurzfristig könnte der Müller das mit seinem Ersparten gegenfinanzieren aber Langfristig muss er soviel Gewinn machen um wenigstens davon leben zu können, egal woher der Gewinn kommt.
Was du hier generell vernachlässigst ist, dass jeder Handel mit Geld immer einen Gegenpart hat. Es wird nicht einfach nur Geld abgegeben und sonst passiert nichts. Bei jedem Handel werden Waren oder Dienstleistungen getauscht und diese mit Geld bezahlt. Ein Bäcker wird also erstmal nicht reicher oder mächtiger weil er brötchen verkauft, denn er gewinnt zwar Geld, verliert aber die Brötchen. Es findet also ein Handel statt und nicht einfach nur ein Geldübertrag ohne Gegenleistung.
Vielleicht solltest du dir einmal anschauen, was bei so einem Handel mikroskopisch passiert und mit welchen Ramenbedingungen solche Handel fair sind und ab wann man so einen Tausch auch als Angriff werten kann.
Der Gewinn jeder Ware ist immer die Differenz zwisdchen Herstellungswert und Verkaufswert. Der Herstellungswert gibt an, wie viel Geld insgesammt in so ein Produkt geflossen ist mitsammt allen Transportkosten, Bürokratiekosten, Energiekosten usw. Der Verkaufswert wird am Markt durch Angebot und Nachfrage gebildet.
Du solltest dir auch einmal überlegen, wie das Wirtshaften in einem Goldstandard vor 1000 Jahren funktioniert hat. Der Handel mit hartem Geld ersetzt das Vertrauen darin, dass die Menschen auch etwas gutes für die gesellscahft erarbeitet haben, was andere benötigten. Dieses Prinzip des Vertrauens wird aber dadurch entkräftet, wenn einige das Geld einfach erstellen können ohne diese Gegenleistungen erbracht haben. Das ist der Betrug im Fiatgeldsystem und der Grund für Inflation.
Theoretisch hat Höfgen damit sogar recht, aber das gillt schon physikalisch für alle vorstellbaren Objekte, also genauso für den Staat. Man kann nur soviel aus einem Objekt herausholen, wie man irgenwann mal hineingesteckt hat, das folgt aus der Energieerhaltung und Materieerhaltung. Auch ein Staat kann nicht mehr ausgeben als er einnimmt. Und genau hier macht Höfgen mit der MMT einen großen Denkfehler, den er postuliert, dass der Staat beliebig Geld ausgeben kann ohne dass das Rückkopplungen in der Gesellschaft hat.
Was passiert also, wenn der Staat mehr Geld ausgibt als er einimmt? Das Geldsystem wertet ab und zwar genau in dem Maße, wie der Staat mehr Geld ausgibt als er einnimmt. Es gibt weitere Effekte, die dem Entgegenwirken wie reales Wirtschaftswachstum oder Ausbreitung des Geldsystems auf mehr Teritorien bzw. Marktteilnehmer.
Wenn das Geldsystem aber abwertet (Inflation), dann hat das wieder Einfluss auf die Gewinne, die alle Händler mikroskopisch machen. Wenn der Bäcker also 1000€ Gewinn erarbeitet, dann kommt aber 4% Inflation, dann schrumpft sein gewinn dadurch. Er kann sich mit seinen Verkäufe weniger Leisten und hat somit Geld verloren das ihm eignetlich zusteht.
Was also passiert ist, das der Staat (und andere große Wirtschaftsteilnehmer) Geld erstellen und dieses ausgeben. Dafür erhalten sie Waren und Dienstleistungen. Da sie dieses Geld aber nicht wieder zurücknehmen (zumindest weniger als sie ausgegeben haben) gibt es einen Nettofluss von Geld in die Bevölkerung aber dafür einen Fluss von Waren oder Dienstleistungen zum Staat. Genau das sagt eine unausgeglichene Bilanz aus, wenn man nur das Geld betrachtet.
Was also makroskopisch passiert ist, dass auf den Märkten die Waren und Dinstleistungen knapper werden während das Angebot von Geld mehr wird. Nach Angebot und Nachfrage werden die Preise also immer teurer. Man könnte auch sagen, dass dem Bäcker seine Gewinne durch den Brötchenverkauf weggenommen wurden und zum Staat oder anderen großen Wirtschaftsunternehmen umverteilt worden sind: Inflation geht immer auf Kosten der Armen und bevorteilt die Reichen.
Jetzt versuche dir einmal vorszustellen, wie das Wirtschaftssystem in einem deflationärem Umfeld aussehen würde? Der Staat kann nicht einfach Geld drucken und somit seinen Bedarf finanzieren. Der Staat wird zu einem normalen Marktteilnehmer degradiert: Er muss sich seine Bedürfnisse erarbeiten wie jeder andere Mensch und jede Firma auch. Wenn der Staat mehr Geld einnimmt als er selber benötigt, dann kann er dieses Sparen oder ausgeben aber wenn er weniger einnimmt dann muss der Staat dafür sorgen, dass er entweder mehr bekommt (und somit seinen Bürger mehr wegnehmen muss die dadurch verarmen können) oder er muss sich verschlanken und sparsamer bzw. effektiver werden. Alternativ kann er seine Ausgaben irgendwann nicht mehr bezahlen und muss pleite gehen, wie jeder andere Mensch oder jede andere Firma auch.
Du kannst dir ja einmal die Frage stellen: Sollte ein Staat bedingungslos auf Kosten seiner Bürger leben dürfen, egal wie viel geld er verschwendet? Mit diesem Geldsystem kann der Staat es aufjedenfall ohne dass die Menschen groß mitbekommen dass er eine weitere Inflationssteuer erstellt hat. Die Menschen werden also hinterrücks enteignet ohne dass ein Steuereintreiber kommen muss um diese Werte direkt mitzunehmen wo die Menschen merken, wie viel ihnen wirklich für den Staat abgenommen wird. Wäre es da nicht besser, wenn auch der Staat sich an die monetäre Regeln halten müsste? All diese Folgen gibt es nur weil der Staat Geld erstellen kann und dieses Pribvileg auch für sich ausnutzt.
Edit: Was würde also in einem Deflationärem Geld passieren? Ersteinmal genau das Gegenteil: Während bei einer Inflation jedem Menschen seine Gewinne des Handels weggenmmen werden und zum Staat (oder wer dieses Geld auch immer erstellt und durch Kredite bekommt) umverteilt wird ist es bei Deflation genau umgedreht: Das Geld, das man durch Handel einnimmt wird mit der Zeit mehr wert. Anstatt dass der Bäcker also immer teurer werden muss kann er seine preise sogar mit der Zeit senken. Makroskopisch wird damit nicht nur einem einzigen Wirtschaftsteilnehmer geholfen sondern allen gleichzeitig. Während vorher alle Menschen für einige wenige bezahlen mussten ist es jetzt andersherum: die Deflation kommt allen Menschen zugute.
Wirtschaftswachstum sorgt in der Inflation dafür, dass einige wenige dadurch Reich werden während alle anderen dafür bezahlen müssen. In einer Deflation ist es umgedreht: Durch Wirtschaftswachstum gibt es Deflation und davon profitieren alle Wirtschaftsteilnehmer. Horten die Wirtschaftsteilnehmer nur ihr Geld, dann gibt es weniger Wirtshcaftswachstum, weniger Deflation und somit weniger Gewinne für alle. Also auch in einer Deflation haben die Menschen immer einen Anreitz zu Forschen und Geld zu investieren.
In Fiat wird es hochgradig belohnt Besitz zu haben und Geld so schnell wie möglich los zu werden. Das hat zur Folge, dass die Reichen auch wenig Geld haben sondern sich viele Sachwerte davon kaufen: Häuser, Firmen usw. die dadurch noch weiter über die Inflation hinaus im (Markt-)Wert steigen sodass es normalen Bürgern nur umso schweerer fällt diesen Besitz abkaufen zu können bzw. erarbeiten zu können. In einer Deflation ist es anders herum: der Besitz von Geld wird belohnt.
Jetzt könnte man sagen, naja, dann verkaufen die Reichen in einem harten deflationärem Geld eben ihr Besitz und horten eben das Geld und nicht mehr die Ländereien. Und ja, das können sie auch tun, aber der große Unterschied ist, dass Geld alleine kein Einkommen generiert sondern nur der Besitz das machen kann. Jeder Mensch muss Geld ausgeben um überleben zu können, wenigstens um die Grundbedürfnisse wie Essen zu befriedigen. Das gillt auch für die Reichen. Die Reichen können also zwar viel Geld haben, aber sobald sie es ausgeben ist es weg und kommt ersteinmal nicht wieder außer sie haben gute ökonomisch nachhaltige Entscheidungen getroffen. Sie werden also trotz Deflation immer gezwungen das Geld auszugeben in der Hoffnung mehr zu bekommen und dabei müssen sie eben effizient sein oder sie verlieren ihren Reichtum.
Somit sorgt Deflation makroskoisch dafür, dass die Scheere zwischen Arm und reich immer weiter zusammen geht und sich Besitz und Geld in der Bevölkerung gut verteilt. Inflation hat genau den gegenteiligen Effekt: Besitz und somit Einkommen geht immer weiter zu den Reichen über.
Bitte was? Wie willst du denn ein deflationäres System verstehen, wenn dein nicht-deflationäres schon nicht funktioniert?
Selbstverständlich muss der Bauer genug Getreide produzieren, damit 3 Leute essen können, nicht nur er selbst.
Bauer verkauft 3 Portionen Getreide für €3 —> Müller kauft es, verkauft 3 Portionen Mehl für €6 —> Bäcker kauft es, macht 3 Brote, isst eines davon, verkauft die beiden anderen an Bauer und Müller für jeweils €3 —> jeder ist satt und hat wieder so viel Geld wie vorher
Weil ein Teilnehmer im Wirtschaftskreislauf negative Renditen machen muss, damit die anderen Gewinn machen können. Würdest du als Bauer diesen Deal annehmen? 120 sats Inputkosten und dafür 100 Sats Einnahmen? Die Bauern würden ihre Produktion einstellen. Nun könnte man Argumentieren, dass die Bauern so lange die Produktion herunterfahren, bis das Getreide so teuer und der Inputfaktor Brot so günstig wird, dass der Bauer wieder ein positives Geschäft macht, aber dann würden wir letztendlich wieder zum trivialen Fall kommen, wo die 100 Sats einfach durch gereicht werden, mit dem Unterschied, dass die Produktion mächtig reduziert wurde.
Nicht ganz. Wir bewegen uns hier auf einer Modellebene. Der Müller hat als einzigen Inputfaktor Getreide und der Bauer ist der einzige, der Brot braucht. Das ist zwar unrealistisch, aber genauso ist es unrealistisch, dass eine Volkswirtschaft nur aus Bauern, Müllern und Bäckern besteht Mir geht es darum, den Sachverhalt auf seinen Kern zu reduzieren. Wir machen einen Sachverhalt simpel, um ihn isoliert zu betrachten. Natürlich können wir das Modell verkomplizieren, in dem wir den Konsum des Bäckers und Müllers noch hinzufügen. Wenn diese zufällig ihren Gewinn in Brot verspeisen, ist das identisch mit dem trivialen Fall, dass alle 100 Sats ausgeben und einnehmen. Wenn sie nicht all ihren Gewinn verspeisen oder sogar mehr verspeisen, haben wir wieder das Problem, dass Einer Gewinn machen muss, damit Einer Verlust machen kann.
Der Punkt ist interessanter. Erweitern wir das Modell um Ersparnisse. Man könnte z.B. noch einen Akteur hinzufügen, welcher entspart. Wie man das macht, ist eigentlich egal, um es einfach zu halten, nehmen wir einmal an, dass es eine Gruppe „Rentner“ gibt, die aus Bauern, Müller und Bäckern besteht, die ihre Arbeit getan haben und nun ihre Rente genießen, die sie sich aus den Gewinnen angespart haben.
Also Bauer verkauft Getreide für 100 Sats an Müller, dieser verkauft Mehl an den Bäcker für 110 Sat und Bäcker verkauft Brot für 90 Sats an den Bauern und für 30 Sats an die Rentner. Die 10 Sats Gewinne von jeweils Bauer, Müller und Bäcker bauen Ersparnisse auf, welche dann in der Rente verkonsumiert werden.
Nun gehen wir den Extremfall durch, dass einer der Akteure spart. Je mehr ich darüber nachdenke, können Bäcker, Bauer und Müller nur das sparen, was die Rentner entsparen, denn ihre Ersparnisse sind ja der Gewinn aus ihrer Tätigkeit.
Ihre Preise bilden sich ja am Markt und wenn einer der Produzenten bei den Inputfaktoren spart, reduziert er automatisch sein Gewinn, weil er ja auch weniger Output generieren kann. Wenn z.B. ein einzelner Müller am Getreide spart, wird er auch weniger Mehl erhalten. Da der Müller aber mit seinem Schaffen Gewinn machen kann, würde dies nur seinen eigenen Gewinn schmälern. Würde der Getreidepreis fallen? Nein, zumindest nicht auf einem effizienten Müllermarkt, bei dem ein anderer Müller diese Chance dann wahrnimmt und mehr Getreide mahlt und somit den Gewinn des anderen Müllers „mitnimmt“. Soll heißen, die Produzenten haben keinen Anreiz zu sparen. Alles was sie sparen wird durch Wettbewerb in der eigenen Branche kompensiert. Die einzigen, die ihre Ausgaben reduzieren können, sind die Rentner. Wenn diese weniger Brot kaufen, dann muss der Bäcker die Preise reduzieren, es wird ein Anreiz für Sparer geschaffen, mehr Brot zu konsumieren, was den Anreiz des Sparens verringert. Irgendwo findet sich dann ein Gleichgewicht. Geringere Brotpreise sorgen auch dafür, dass das Mehl weniger nachgefragt und damit günstiger wird, gleiches gilt für den Bauern und das Getreide. Dies schneidet in die Margen der Produzenten, um genau den Betrag, den die Rentner jetzt sparen. Soll heißen, die Ersparnisse/Gewinne der Produzenten müssen immer gleich hoch zu der Entsparsumme der Rentner sein.
Die gesparten Sats der Rentner haben nun nur drei Wege, wie sie doch ausgegeben werden können. 1.Rentner erhöhen wieder ihren Brotkonsum, 2. die Rentner vererben ihre Sats an die nächste Generation von späteren Rentern, oder die Sats gehen verloren. Im ersteren Fall steigt wieder der Brotkonsum und damit das Preisniveau. Im Falle der Vererbung wird der Zeitpunkt der Marktreaktion weiter nach hinten verschoben und im dritten Falle, dem des Verlustes der Ersparnisse, bleibt das Preisniveau auf dem niedrigeren Stand. Die Ersparnisse der neuen Rentnergeneration, die nun weniger sparen konnten, da sie weniger Gewinne hatten, gewinnen an Kaufkraft, da die Preise dauerhaft günstig bleiben.
Habe ich irgendwo einen Denkfehler?
Das ist ein Punkt, über den ich nochmal nachdenken muss. Die deflationäre (gemeint ist die negative Teuerung) Spirale ist kein gutes Konstrukt, um im „Bitcoiner-Sinne“ Deflation gut zu erklären. Denn wenn man in die Historie guckt, dann ist etwas komplett anderes passiert: Die Wikinger hatten z.B. chronischen Silbermangel. Es gab zu wenig Silber, um alle Transaktionen abzubilden. Was haben die Wikinger gemacht? Andere Metalle als Silber verwendet. Sie haben also andere Währungen eingeführt. Sie haben sogar schon die ersten „Ledger“ erfunden. Die meisten und vor allem ältesten Runenfunde sind Schuldscheine jeglicher Art. Das gleiche gilt für Tontafeln in Mesopotamien. Damals hat man also die Knappheit nach Geld damit gelöst, dass man das Geldsystem gewechselt oder um eine neue Währung ergänzt hat.
Bitte nutz für diese Diskussion die Begriffe, wie oben definiert. Ansonsten kommen wir in Teufels Küche. Inflation ist die Geldmengenausweitung, steigende Preise sind die Teuerung. Ich will keine Korinthen kacken, aber ich habe in so vielen Diskussionen schon aneinander vorbeigeredet, weil der eine Geldmengenausweitung meinte und der andere Teuerung. Ich weiß, das eine folgt aus dem anderen, jedoch sind es zwei verschiedene Dinge.
Keine Sorge, du brauchst mich nicht von Bitcoin überzeugen. Die Trennung von Staat und Geld ist das, wo ich die wahre Innovation hinter Bitcoin sehe. Ich bin mir nicht sicher, ob da reinprogrammierte Geldmengen Limit von 21 Millionen eine gute Idee war. Sorgen macht mir das trotzdem nicht. Die Geldregeln werden von den Nutzern bestimmt und sollte ein deflationäres Geldsystem nicht funktionieren, dann wird der Konsens die Blockrewards wieder einführen. Das ist ja das Geniale an Bitcoin. Da muss man sich gar keine Gedanken machen. Die realwirtschaftlichen Anreize werden das regeln.
Da kommen wir auch schon zum nächsten Punkt, mit dem ich hadere. Warum burnen wir nicht Bitcoin mit jeder Transaktion. Also das nur 90% der Gebühren an die Miner weiter geben werden, der Rest verschwindet. Wenn Deflation gut ist, dann ist doch mehr Deflation besser, oder?
Das spricht eigentlich gegen eine lebendige Investitionskultur. Wenn ein Subjekt sein eigenes Geld investiert und mit seiner gestiegenen Produktivität und der daraus resultierenden geringeren Teuerungsrate den „Anderen“ einen Vorteil verschafft, dann hat das Subjekt keinen ökonomischen Anreiz zu investieren. Die Innovation muss im mindesten einen der Art großen Vorteil gegenüber der Konkurrenz einbringen, dass die Forschungs- und Verbesserungskosten mit dem besseren Produkt oder dem Abluchsen von Marktanteilen gegenfinanziert werden können und Gewinn machen.
Wenn jemand soviel Geld hat, dass die negative Teuerungsrate über dem Prozentsatz deines Vermögens liegt, welchen du verkaufen musst, um deine Kosten zu bestreiten, vergrößert sich dein Vermögen in Kaufkraft gerechnet immer noch. So könntest du theoretisch ein Leben lang davon profitieren.
Investments in einen harten Geldstandard machen deshalb Sinn, weil gute Ideen mehr Rendite einbringen können, als die negative Teuerungsrate die Kaufkraft des Bitcoins stärken. Gute Innovation treiben Produktivitätswachstum → Investitionen rentieren sich weniger und werden reduziert → Weniger Investitionen führen zu geringerem Produktivitätswachstum → negative Teuerungsrate sinkt —>gute Investitionen lohnen sich wieder mehr. So würde ich das beschreiben.
Es können auch alle an Kaufkraft gewinnen in dem die Preise sinken.
Wenn alle produktiver werden, weil Peter Getreide anbaut, Cem Brot backt und damit Yildriz Zeit hat einen Traktor zu bauen, weshalb Peter wiederum effizienter ernten kann, Cem mehr Brot backt, weil er Geld für einen Ofen zusammenbekommt und Yildriz noch bessere technische Geräte entwirft.
Ja, dann kann ganz schnell das Angebot an Waren (und Dienstleistungen) zunehmen.
Und plötzlich erwirtschaftet zwar niemand nominalen Gewinn. Aber aufgrund sinkender Preise haben alle eine höhere Kaufkraft.
Ist das wirklich so wichtig wie das gesetzt ist? Auch wenn das jetzt für immer inflationär wäre, der Punkt ist ja vor allem das die Ausschüttung fix ist. Sie kann überhaupt nicht dynamisch sein wie bei Fiat.
Und das ist eigentlich auch der Hauptunterschied zwischen den zwei Geld Technologien. Fiat kann sich dem Bedarf anpassen, während Bitcoin bei höherem Bedarf einfach teurer wird.
Und das hat meiner Meinung nach viel krassere Konsequenzen in der Wirtschaft als Inflation/Deflation, nämlich das die kosten für Kredite extrem fluktuieren weil sich die Geldmenge nicht wie bei Fiat dem Bedarf anpassen kann.
Wenn man gegen Wirtschaftswachstum ist mag das eine gute Eigenschaft sein, aber ich denke eher dass dies der Sargnagel für den Bitcoin Standard ist.
Ich bin überzeugt Bitcoin wird zum globalen Settlement Layer werden, dafür sind die Eigenschaften ideal, aber als Geld für die lokale Wirtschaft ist Fiat besser geeignet weil es günstiger ist.
Ein gutes ökonomisches Modell muss also mit beidem auskommen um die Wirtschaft zu modellieren.
Ist das so? Also wenn du möchtest kann ich dir diesen unfassbar guten Deal auch jetzt schon anbieten. Du gibst dir deine Bitcoin und in 10 Jahren gebe ich dir 90% davon zurück. In Kaufkraft hast du dann mehr…
Da gäbe tatsächlich Möglichkeiten, das ganz zu dynamisieren. Die Blockreward könnte ja sonst wie programmiert sein. Die Frage ist, ob das Netzwerk das wollte. Im Goldstandard gab es ja auch eine relativ konstante kleine Inflation, obwohl die Teuerungsrate negativ war. Diese war auch zufällig vom Bergbau abhängig und nicht an das Marktgeschehen angepasst.
Rein theoretisch könntest du auch 3rd Layer bauen auf den Banken Zahlungsstrome ganz ohne Bitcoin in Bitcoin denominiert Zahlungsströme abwickeln. Wenn es rein um Liquidität geht, kann man dies durch Besicherung schaffen.
Also wenn du dir die Zeit des Goldstandards vor 1913 anguckst, dann lässt sich das nicht bestätigen. Die USA sind gelaufen wie ein Uhrwerk. Selbst ein fataler Bürgerkrieg hat dem ganzen kein Abriss getan. Da haben nebenbei die Banken genau diese „3rd Layer“-Funktion erfüllt und z.T. ohne das nötige Gold zu haben, Zahlungen durchgeführt.
Kredite waren zu dieser Zeit die Ausnahme, da der Dollar eine negative Teuerungsrate hatte und sich Kredite zzgl. zum Zins über die Jahre verteuerten. Unternehmen hatten eher Guthaben. (Haben die heutigen Unternehmen im Summe auch, das liegt daran, dass man operative Unternehmen, welche verschuldet sind, mit vermögensverwaltenden Unternehmen in einen Topf wirft. Letzte halten die Anleihen von ersteren und daher sparen die Unternehmen, wenn du einen Höpfgen fragst.)
Du bist gedanklich immer noch in der Fiatwelt, in welcher es Sinn macht, die künstlich günstig gehaltenen Kredite aufzunehmen, anstatt Eigenkapital aufzunehmen. Wenn ich 10% Eigenkapitalrendite habe, aber nur 4% Anleihenzins zahle, dann macht es Sinn Fremdkapital aufzunehmen. Hier sind volatile Zinsen unangenehm da ganze Geschäftsmodelle ohne günstige Zinsen garnicht funktionieren würden und es ist geboten den Zinssatz erwartbar zu bewegen.
In einer harten Welt werden die meisten Unternehmen eigenkapitalfinanziert sein. Lediglich die absoluten high Flyer können sich Kredite leisten. Volatile Zinsen sind hier deutlich weniger gefährlich und die Branchen, die stabile Finanzierungen brauchen, haben so hohe Margen, dass sie es sich auch leisten können den Zins zu hedgen.
Ich hoffe Du merkst, dass Dein „Vergleich“ ziemlich hinkt.
Du bist beim Thema Kreditvergabe. Die Kosten für Kredite ergeben sich am Markt und werden durch den Zins ausgedrückt. Ich werde Dir also nichts leihen - zumindest nicht für Deinen gewünschten Zinssatz.
Aber auch in einer Welt mit fester Geldmenge wird es Kreditvergaben geben. Nur kann niemand als Retter in Not auftreten, sondern es wird Kreditausfälle geben.
Ansonsten steigt die Kaufkraft nur wenn die Wirtschaft wächst. Schrumpft die Wirtschaft, so entwertet das Geld, weshalb Investitionen wieder interessanter werden und der Zins günstiger.
Du gibst dem Kind nur einen anderen Namen. Völlig egal, ob es ein Kredit oder eine Investition ist. Wenn Du genug Bitcoin hast, gründe ich Dir auch eine GmbH, in die Du reininvestieren kannst. Dann bist Du im Eigenkapital investiert…
Das ändert rein gar nichts daran, dass der von Dir vorgeschlagene Handeln die eigene Kaufkraft schmälert und derjenige der seine Bitcoin stumpf hält, wird am Ende ökonomisch erfolgreicher sein. Damit gibt es einen monetären Anreiz, dies nicht zu tun. Ab gesehen von karitativen Zwecken oder misslungenen Investitionen, wird dies nicht passieren.
Klar, aber das meine ich nicht mit dynamisch. Damit meine ich das die Geldmenge sich dem Bedarf anpasst weil zum Beispiel wie bei Fiat ein Bänker eine Risikoabschätzung macht.
Da gebe ich dir recht. Ein Kreditgeld Layer auf Bitcoin in Bitcoin denominiert, also an die Währung gekoppelt hätte sowohl die dynamischen Eigenschaften von einem frei drehenden Fiat, hat aber eventuell härtere untere Grenzen was die Kosten der Kredite angeht.
Glaube auch das es sehr wahrscheinlich ist dass dies entstehen wird. Denke die Technologie dafür existiert bereits mit den ecash Mints die mittels Lightning dann wieder untereinander Setteln können. Der Fakt das sich quasi die ganze technische Infrastruktur einer Bank und inter-Bank clearing so automatisieren lässt ist schon sehr cool, und wird hoffentlich dazu führen das sehr kleine lokale Banken wieder attraktiver werden.
Naja, ich pendle immer ein wenig hin und her während ich lerne. Ich sehe Fiat als Geldtechnologie so wie Bitcoin auch eine neue Geldtechnologie ist. Und auf Grund der Features dieser Technologien versuche ich dann zu verstehen was wo im Markt Sinn machen wird. Ist halt meine Herangehensweise an das Thema.
Wie du in deinem Artikel ganz richtig festgestellt hast, gibt es keine risikofreie Rendite.
Tatsächlich kann dir mein Geldkreislauf deine Frage beantworten:
Gehen wir mal von einer Adoption aus. Es gibt wenige vermögende Bitcoiner, das Wort Bitcoiner beschreibt nun keinen Freak mehr, sondern jemanden, der einen ganzen Bitcoin besitzt
Die Wale werden irgendwas konsumieren, ein paar Bitcoin sind auch noch in staatlicher Hand und werden fleißig verschwendet. Es gibt also viele Bitcoin in den Händen der Bitcoiner und wenige in den Händen der normalen Bevölkerung. Trotzdem bilden sich Märkte basierend auf der Verfügbaren Bitcoinmenge. Jemand, der keine Bitcoin hat, muss nun seine Arbeit so günstig anbieten, bis er wieder auf Nachfrage nach seiner Arbeitskraft stößt. Das ist kein individuelles Phänomen, sondern ein gesamt wirtschaftliches. Die Lohnstückkosten und damit die Preise sinken so lange, bis die Bitcoinmenge ausreicht, um alle Wirtschaftsprozesse abzubilden, oder die Bitcoiner anfangen zu konsumieren. Der Konsum schafft Bedarfe nach Investition und dementsprechend kommen auch die Investitionsmärkte wieder in Gang.
Dazu kommt, dass die sparsamen Bitcoiner auch irgendwann einmal Tod sind und ihre verzogenen Gören das Geld erben, die mit anderen Lebenserfahrungen aufgewachsen wahrscheinlich nicht so sorgsam mit dem Geld umgehen werden. Also irgendwann wird sich der einmalige Cantillon Effekte des Bitcoins ausgewachsen haben.
Die vermögenden Bitcoiner sind in diesem Beispiel die Rentner aus meinem Modell.
Ich persönlich gebe jedem Objekt in dem Modell eine abstrakte Größe: den Machtwert. Dabei gibt es einen exakten Wert, den der Modellersteller oder eine göttliche Fügung kennen kann aber alle anderen Objekte bzw. Akteure können diesen Wert nur abschätzen.
Wenn du jetzt also ein Objekt Bauer hast, dann hat dieser z.B. 1000 Machteinheiten in Form seines Körpers aber auch in Form von Besitz: Getreide und Geld. Wenn der Bauer jetzt also seine Machtform Getreide abgibt, dann muss er vom Müller eine gleichwertige Machtform wieder zurück bekommen, andernfalls verliert entweder der Bauer an Macht oder der Müller. Jeder Handel muss also gleichwertig in den Machtwerten sein, damit er fair ist. Ist der Handel nicht fair, dann kann man das als einen Angriff bezeichnen, der Müller stiehlt z.B. das Getreide, dann wird der Bauer um das Getreide ärmer und der Müller um das Getreide reicher. Erst wenn das Geld (oder eine andere Machtform wie andere Waren oder Dienstleistungen) diesen Machtfluss ausgleicht ist der Handel wieder fair.
Mit dieser einfachen Betrachtung gibt es also immer nur fairen Handel, wenn beide Handelspartner sich einig sind, dass der Handel fair und gleichwertig ist. Und daraus ergibt sich der Wert des Geldes bzw. sein Machtwert. Wie kann man nun diesen Machtwert bestimmen? Im Prinzip ist jeder Mensch einzigartig, hat andere Gedanken und Erfahrungen und einen anderen Körperbau. Damit bewertet jeder Mensch eine Machtform auch anders. Deswegen kann man z.B: dem Getreide auch keinen einfachen Zahlenwert zuordnen: Der Bauer bewertet das Getreide geringer als der Müller z.B. weil der Bauer davon so viel hat, dass er selber nicht alles alleine verkonsumieren kann. Wenn der Bauer also alles Getreide einfach liegen lässt, dann verfällt es und damit sinkt auch der Machtwert des Getreides mit der Zeit. Wie kann der Bauer also seine Macht erhalten? Indem er das Getreide verkauft und seine Macht im Geld speichert. Und wie viel Macht in Form von Geld bekommt er für sein Getreide? Das bestimmt der Markt. Und am Markt gibt es eine Nachfrage, also andere Menschen, die das Getreide höher bewerten als der Bauer es tut und aus dieser Bewertungsdifferenz kann der Bauer seinen Gewinn ziehen.
An einem Markt kommen alle Menschen zusammen und bewerten das Angebotene Getreide mit ihrem Bedarf an Getreide. Und daraus bildet sich der Preis, also für wie viel Macht der Bauer das Getreide verkaufen kann. Ist er der einzige Bauer, dann kann er beliebige Preise für das Getreide verlangen aber gibt es noch andere Bauern, dann muss er mit diesen konkurrieren. Genauso für die Käufer: gibt es nur einen Müller, der das Getreide mahlen kann, dann kann er die Preise nach belieben senken aber umso mehr Müller es gibt, desto mehr konkurrieren diese miteinander.
Diese beiden Gegenläufigen Effekte: Angebot und Nachfrage finden immer ein Gleichgewicht und somit einen Preis. Ist der Bauer alleine und nimmt Wucherpreise, dann gibt es einen hohen Anreiz für die Menschen selber in ihrem Garten Getreide anzubauen und sich selber zu versorgen. Ist das Getreide aber günstig weil viele Menschen sich selber darum kümmern dann lohnt es sich mehr dieses einfach zu kaufen und andere Dinge zu machen. Durch diese Machtmärkte bildet sich immer ein natürliches Gleichgewicht, einfach durch Angebot und Nachfrage.
Vielleicht einmal die Frage an dich: Wo sind die Unterschiede von meinem Modell und deinem? Weil ich ehrlicherweise deines nicht wirklich verstanden habe. Entweder du beschreibst es nicht richtig und implizierst einige Sachen, die du aber nicht erwähnst oder ich denke mir zu viel dazu, sodass es für mich einfach keinen Sinn ergibt.
Weil das die Einkommen der Miner sind. Warum sollte man diesen Gewinn den Minern wegnehmen? Dazu gibt es doch keinerlei Grund. Außerdem hätte das Geld damit ein definiertes Ablaufdatum: Es kann nur x mal gehandelt werden und danach ist es weg.
Was du verstehen solltest: Alle Machtmärkte hängen immer voneinander ab. Wenn du in den einen Machtmarkt eingreifst, z.B. indem du die Belohnung der Miner verringerst, dann hat das Auswirkungen auf die abhängigen Märkte: Wenn die Miner weniger profitabel sind, dann werden mehr Miner ihr Mininggeschäft aufgeben. Es bildet sich natürlich wieder ersteinmal ein Gleichgewicht und Bitcoin könnte so theoretisch weitermachen. Aber nur kurzfristig solange es noch Bitcoin aus dem Nichts gibt. Wenn es diese nicht mehr gibt, dann gibt es auch keine Einkünfte mehr durch Mining. Damit hättest du langfristig diesen Markt zerstört weil du damit das Angebot auf 0 senkst. Damit gibt es dann keine Gleichgewichtslage mehr, die der Markt finden kann.
Und das hat wiederum Auswirkungen auf alle abhängigen Märkte: Wenn das Mining nicht mehr profitabel ist dann wird die Blockchain nicht mehr gesichert und wenn die Blockchain nicht mehr sicher ist dann kann sie einfach angegriffen werden,… Kurzum: mit so einem Eingriff würdest du das Ökosystem von Bitcoin auf langer Zeitskala zerstört. Ohne den Eingriff kann sich das Netzwerk durch die Marktmechanismen immer wieder selber in eine Gleichgewichtslage versetzen. Und genau das ist der Vorteil der Dezentralität: Jeder Aspekt ist durch Marktmechanismen gesichert, die diesen Markt ökonomisch schützen.
Du gehst hier von einem Extrem in ein anderes Extrem. Natürlich gibt es Anreize zu investieren und somit eine Produktion aufzubauen wenn man dadurch mehr Geld bekommen kann als das investierte Geld an wert gewinnt. Ja es gibt weniger Anreize zum Investieren als wenn einem das Geld durch Inflation weggenommen wird, aber stell dir doch einmal das Extremszenario vor: Keiner würde mehr Geld ausgeben weil alle denken es wird in Zukunft mehr. Was passiert in so einer Situation? Das Geld entwertet wieder weil das Angebot absinkt. Den Investitionen müssen auch getätigt werden um die Produktionsmaschinen zu warten, die Arbeiter zu bezahlen usw. Also alleine die laufenden Kosten kosten dann Geld oder eben umgerechnet Machtwerte, egal ob das Geld, Maschinen oder sonstige Ausgaben sind.
Wenn also garnicht mehr investiert wird, dann verfallen die Produktionsanlagen, die Wirtschaft schrumpft und es gibt dadurch bedingt eine Inflation. Das Geld wird also wieder wertloser. Das bedeutet die Menschen haben wieder einen Anreiz es mehr auszugeben und zu investieren. Und mit den Investitionen gibt es wieder Deflation. Auch das ist ein Machtmarkt, der sich wegen diesen gegenläufigen Effekten selber reguliert. Dieser Machtmarkt geht somit nicht von sich aus gegen 0.
Gerade weil dieser Machtmarkt sich ständig ausgleicht ist es aber auch äußerst unwahrscheinlich, dass es überhaupt zu so einer Extremen Lage kommt wie dass keiner mehr Investiert. Als Makroskopische Größe mittelt sich das Wirtschaftswachstum und somit die Deflation ja immer weiter aus.
Ja, hier musst du vorsichtig sein und mikroskopische Effekte nicht mit makroskopischen Effekten vermischen. Also ja, klar kann ein Reicher von seinem Geld leben indem es immer mehr Wert wird. Aber im Gegensatz zum Fiatsystem wird sein Geld nominell immer geringer. Wenn er sich also nur auf seinem Geldberg ausruht und kein Geld dazu bekommt wird er mit der zeit ärmer und nicht reicher. Sobald er sein Geld aber einsetzt und investiert, dann muss er gut wirtschaften weil er sonst auch wieder sein Geld los ist. Und genau das ist der große Unterschied zum Fiatsystem: Die Profite der Reichen in einer Deflation gibt es nur, wenn die Wirtschaft wächst und somit alle Menschen davon was abbekommen. Mit einer Inflation profitieren die Reichen weil sie diese Inflation selber herbeiführen können ohne dass die Bevölkerung etwas davon hat.
Ist der unterschied wirklich so groß? Denn wie du schon sagst: auch wenn Bitcoin sich nicht in den Zahlen der Bitcoins anpasst, eine Anpassung gibt es trotzdem. Diese äußert sich eben nicht in der Geldmenge sondern in der Bewertung des Geldes. Das ist wie in der Relativitätstheorie, wenn die Körper nahe Lichtgeschwindigkeit nicht mehr schneller werden können, dann verzerren sie eben den Raum und die Zeit um sich herum. Deswegen bin ich auch bei den nächsten Satz nicht bei dir:
Auch in einer Deflation wird es natürlich schwankungen am Markt geben, aber warum sollten diese viel doller schwanken als im Fiatstandard. Also Ja, es gibt keine Instanz mehr, die solchen Schwankungen offiziell entgegenwirkt, aber das Problem dieser Gegenwirkung ist ja, dass die Zentralbank damit überhaupt erst Schwankungen auslöst indem sie die Märkte damit synchronisiert.
Das sehe ich nicht so: Kredite =! Investition. Kredite können die Wirtschaft ankurbeln, aber wenn sie es nicht tun dann nennt man das Konsumkredite.
Wenn du also einen Kredit von einer Millionen Euro aufnimmst um einen Bauernhof aufzubauen, dann bringt der Kredit Wirtschaftswachstum, wenn dein Bauernhof später 1,5 Millionen Euro wert ist aber kein Wirtschaftswachstum wenn der Bauernhof dann nur noch 500.000€ wert ist. In jedem Fall hast du Investitionen gemacht aber nur im ersten Fall Wirtschaftswachstum erschaffen und im zweiten Fall auf kosten der Gesellschaft gelebt. Diese Kosten muss entweder die Bank tragen und mit anderen Einkommen gegenfinanzieren oder diese Kosten werden durch Inflation auf alle Menschen umverteilt. (Weil es jetzt mehr Geld gibt (1.000.000) als Marktwerte diesem gegenüberstehen (500.000) )