Naja, hier gehe ich schon nicht mit, die Definition über einen Warenkorb beinhaltet ja schon, dass nicht alle Waren berücksichtigt werden und zusätzlich wird dieser Warenkorb ja auch ziemlich oft angepasst. Aber natürlich hast du recht, die Inflation trifft nicht jeden gleich weil einem ein Wirtschaftszeig (wie z.B. Fussball) nicht interessiert dann ist eine Verteuerung in diesem Bereich auch ziemlich egal.
Im Endeffekt interessiert dich doch aber kein willkürlicher Wahrenkorb sondern ob du bezüglich anderen Menschen oder Investoren ärmer oder reicher geworden bist. Die Menschen, die sich mit dem so definierten Warenkorb zufrieden geben denken dass sie genauso reich bleiben wenn sie so viel Geld mehr in der Tasche haben, in Wahrheit verringert sich ihr Besitzanteil zu Gunsten anderer Leute was bedeutet sie werden ärmer.
Ich meine überleg mal wie die Preise zur Euro-Einführung waren. Ich kann mich an Dönerpreise von 4 DM in Berlin erinnern was auf 2€ umgerechnet wurde. Die Offizielle Inflation vom 2000 bis 2020 war aber nur ca. ein Faktor von 1,6 aber die Döner kosten jetzt 6€, also ein Faktor 3. Es gibt auch zahlreiche andere Beispielprodukte die zeigen, dass diese angegebenen Inflationszahlen nichts mit der wirklichen Teuerungsrate der Produkte zu tun hat. Und gerade bei Aktien oder Immobilien sieht der Unterschied von Inflationsrate und wirklicher Preissteigerung deutlich anders aus, aber diese Assets sind kaum bis garnicht in dem Wahrenkorb drin.
Diese Sogenannten offiziellen Inflationszahlen sind also absolut nicht aussagekräftig ob man reicher oder ärmer wird. Jeder der in diesem Zeitraum um einen Faktor 1,6 (also um die offizielle Inflationsrate) reicher geworden ist ist gegen der wahren Inflation trotsdem ärmer geworden.
Wie wollt ihr also eine aussagekräftige Inflation definieren? Eigentlich über die Geldmenge, die sich auf alle Bürger, Firmen, Vereine usw. verteilt und wie reich du bist gegenüber den Anderen kannst du daran feststellen wie das Verhältnis von deinem Geld zu dem Geld der Anderen ist. Aber Preissteigerungen hinken realerweise der Geldmengenausweiten in der Zeit hinterher, nämlich genauso lange wie es benötigt das neue Geld in den Umlauf zu bringen und das ist nicht einfach vorhersagbar weil es höchst individuell von Kredit zu Kredit anders sein kann wie und wann dieser ausgegeben wird.
Deswegen halte ich hier gerade den Durchschnitt aller ETFs oder Aktien für einen guten Inflationsindikator weil er auch leicht vergleichbar ist. Dieser besagt wie viel reicher im Zahlenwert die investierten Menschen im Durchschnitt geworden sind. Aber diese Inflation kann ein ETF nicht outperformen solange der ETF diesen Durchschnitt so genau wie möglich abbildet und das ist ja das Ziel von ETFs.
Dann stell dir vor, alle ETFs oder alle gehandelten Aktien, Rohstoffe, Staatsanleihen und Immobilien bilden den Wahrenkorb. Dann kannst du davon jederzeit den Wertdurchschnitt bilden und die Steigerung des Wertes ist die Inflation. Denn im Durchschnitt sind alle Investoren um diesen Wert dann reicher geworden. Liegen deine eigenen Gewinne darunter hast du vielleicht zwar mehr Geld als vorher, bist aber im Vergleich zum Durchschnittsinvestor ärmer geworden. Hattest du Glück und kannst mehr Geld als der Durchschnittsinvestor dein eigen nennen, dann wirst du auch wirklich reicher.
Aber einfach nur zu sagen ich hab mehr Geld als letztes Jahr in der Tasche ist heutzutage leider kein Indiz mehr wirklich reicher geworden zu sein, denn wenn du zwar mehr Geld hast als letztes Jahr aber weniger als der Durchschnitt der Menschen, dann bist du trotzdem insgesammt ärmer geworden. Durch die Inflationsraten kann man den Reichtum eben nicht mehr einfach auf Plus Minus 0 normieren sondern muss schauen ob man im Verhältnis zu anderen mehr oder weniger Geld in der Tasche hat.
Und das liegt daran dass unser Geld entwertet, also dass es inflationiert wird. Das verändert den Maßstab wie wir Reichtum bemessen. Ich meine stell dir mal vor du verdienst 100 Euro durch Arbeit, bist du dann reicher geworden? Viele Leute würden sagen Ja natürlich weil du jetzt 100€ mehr Geld hast von denen du dir beliebige Dienstleistungen oder Waren kaufen kannst. Aber was wäre wenn in der Zeit, wo du hart arbeitest der Staat hingeht und jedem anderen nicht arbeitenden auch 100€ gibt? Dann hast du zwar gearbeitet, aber im Verhältnis zu jedem anderen Menschen bist du nicht reicher geworden wegen dem neuen Geld für die anderen aus dem Nichts. (Natürlich macht es wenig Sinn dieses Geld auf alle anderen Menschen aufzuteilen, aber es wird ja trotzdem erstellt und irgendjemand bekommt das Geld. Und dieser Jemand, auch wenn es viele sind werden dadurch reicher als du durch Arbeit.)
Wenn du in ETFs und Aktien investierst, dann bekommst du von dem neu gedrucktem Geld auch etwas ab. Ob du jetzt reicher wirst hängt aber davon ab, ob du dir mehr oder weniger als der Durchschnittsinvestor von dem neuen Geld etwas nehmen darfst. Und das System ist so angelegt, dass du umso mehr davon profitierst umso mehr Aktien oder ETFs du auch gekauft hast denn auf diese Werte verteilt sich das neue Geld.