Die MMT liegt auch daneben, weil sie davon ausgeht, dass der Staat das „Geld“ emittiert (und dabei unendliche Mittel zur Verfügung hätte). Der Staat beurkundet aber lediglich und sorgt für die Einhaltung des Rechts. D.h. er setzt die Haftung innerhalb seines Rechtsraums durch und legt auch die jeweiligen Dokumentationspflichten fest und ob und in welchem Umfang Eigentum und damit die Entfaltung privaten Vermögens in seinem Geltungsbereich überhaupt möglich sind und natürlich auch die Höhe der Steuern, die als Besicherung der Staatsverschuldung gilt. Aber „Geld“ herausgeben, das tut er nicht.
Die in diesem Zusammenhang wichtige historische Entwicklung der Staatsbildung ist allerdings auch ein offener Streitpunkt zwischen Debitisten und Eigentumsökonomikern.
In der Eigentumsökonomik wird von „freien“ Eigentümern ausgegangen, die sich zusammenschließen und ein Staats- und Rechtswesen konstituieren. Also eine Art freimütiger Konsens, dem sich alle anschließen (bis halt auf jene, die das Recht brechen und entsprechend bestraft werden, wie in der Romulus-Remus-Sage). Ganz so einfach wird es aber nicht gewesen sein, wenn wir auf die von Gewalt geprägte Historie blicken. Interessant ist hierbei insb. der von Heinsohn genannte Übergang der mykenischen Palastwirtschaft (Feudalismus unter Fürsten), die laut Sage wohl von einem Fürstensohn (also Prinzen) gestürzt wurde, hin zur Attischen Demokratie. Ich erinnere mich da an eine Debatte, die es vor Jahren im Gelben Forum gab und in der es um die Tyrannis ging. Ob da überhaupt Steuern erhoben worden oder ob es sich um eine freiwillige Beteiligung handelte. Ich bezweifle letzteres sehr stark aus den weiter oben genannten Gründen bzw. wird diese Freiwilligkeit nicht allzu lange angehalten haben - denn ohne Sanktion besteht ja kein Grund zur freimütigen Zahlung ggü. Fremden, insb. in der eigenen Not.
Beim Debitismus ist es hingegen grundsätzlich so, dass ein Staat bzw. eine vorstaatliche (mafiöse) Organisation sich selbst verschulden muss, um seinen Machtbereich überhaupt erstmal durchsetzen und erst daraufhin ebenda Steuern eintreiben zu können. Das ist die Vorfinanzierung des Staatswesens, die der einzutreibenden Steuer immer hinterherläuft. Es startet mit Vertrauen in ein Versprechen und die Fähigkeit zum Zwang. Der Ablauf ist: Sold aus Vorfinanzierung (Verschuldung des Staates bzw. der vorstaatlichen Struktur) → allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel → Steuerzahlungsmittel/Tribut → Sold usw. usf.
Hier wird auch klar, wieso es überhaupt all diese unterschiedliche Münzprägungen mit ihren unterschiedlichen Münzfüßen gegeben hat (die im Übrigen den Handel geradewegs erschwerten statt erleichterten, aber das nur nebenbei zur angeblich „tollen Erfindung zur Erleichterung des Handels“): um den jeweiligen Herrschaftsbereich herauszustellen.
Als Einstieg zum Debitismus kann man sich diesen Aufsatz von Paul C. Martin durchlesen. Er geht da teilweise sehr ins Detail.
Nichtsdestotrotz gab es historisch freilich mehrere Versuche, in denen der Staat direkt Geld selbst herausgeben wollte, ohne entsprechende Bewertung am freien Markt - bspw. über eine staatliche Zentralbank, wie es John Law tat. Heute setzt man das eleganter um, kann am Grundproblem aber nichts ändern.