Vielen Dank für die Erklärungen.
Ich verstehe ja dass das Fiatsystem so gewachsen ist und bis jetzt auch seine Vorteile geboten hat. Aber leider hab ich immernoch für mich keine guten Argumente gelesen warum wir das so beibehalten sollten. Ich glaube das das größtenteils einfach an einer anderen Ideologie liegt, die wir vertreten.
Da gebe ich dir Recht. Die Kontrollinstitution darf aber keine zentrale Entität sein weil sie sonst früher oder später ihre Macht missbraucht (Korrumpiert) und sie muss sich an die Moralvorstellung der Bevölkerung anpassen. Meiner Meinung ist das die Aufgabe der Staatengemeinschaft (auch als der Staat bezeichnet) und für die Wahrung der Aufgaben braucht es kein Fiat. Die Abgabeschuld in Bitcoin kann der Staat auch anders regeln. Wer heute seine Steuern nicht bezahlt müsste auch mit Bitcoin das gleiche fürchten.
Bitcoin selber ist nur ersteinmal nur Guthaben. Trotsdem können Menschen in einem Staat doch Forderungen ausstellen die mit Bitcoin (bzw mit einer Transaktion) beglichen werden müssen? Sollte das nicht passieren können immernoch weitere rechtliche mittel und die Judikative eingeschaltet werden. Warum sollte der Staat nicht genauso für Bitcoin regulatorien erlassen wie für Fiat? Wenn jemand seine Brötchen nicht bezahlt, dann bekommt er die Konsequenzen durch den Staat zu spüren, ob die Brötchen in Euro, Dollar oder Gold nicht bezahlt wurden ist dabei doch eigentlich ziemlich egal. Solange die Handlung des Nichtbezahlens (Diebstahl) eine moralisch verwerfliche Aktion war wird die Gemeinschaft darüber richten.
Genau das ist doch im Bitcoin universum so gewollt. Ein Bitcoin ist und bleibt für immer ein Bitcoin. Aber die Bepreisung anderer Dinge kann sich immer ändern und damit flexibel auf veränderte Wirtschaftslagen reagieren. Bitcoin ist somit lediglich ein Anker, eine Art Vergleichseinheit für alles andere. Dadurch dass sich der Wert der Euros und Dollars jederzeit ändern hat die Menschheit diesen Messprozess der Wertbemessung verloren. Wenn man ein Haus bauen will und der Wert des Dollars sich in zwei Jahren um 40% verändert, wie soll man so planen können? Natürlich kann man jetzt sagen dass das in Bitcoin auch passieren kann, aber man merkt die Veränderungen direkter wenn die Holz/Betonpreise sich um 40% in Bitcoin erhöhen. Wenn sich aber der Wert des Geldes ändert, dann ändert man damit unbemerkt oder heimlich auch alle anderen Bepreisungen mit den Effekten, die eigentlich nur Baustoffe teurer machen lässt (Inflation).
Ja, das liegt daran dass die Preise in dem volatilem Asset Dollar beschrieben werden und nicht berücksichtigt wird, dass Bitcoin einen maximale Anzahl hat. Ein Bitcoin wird immer einer von 21 Millionen sein. Ein Dollar ist ein Dollar unter schwankend vielen anderen. Zusätzlich wird heutzutage jedes Geschäft immer noch in Dollar gemacht. Das bedeutet dass bei einem Einkaufkauf der Preis in Euro oder Dollar gemacht wird. Wenn dann mit Bitcoin bezahlt wird muss man also erst Bitcoin in Dollar (und dann Dollar in Euro) umrechnen. Daher kommt momentan die Unsicherheiten beim Bezahlen. Aber ich gebe dir recht das die Kursschwankungen aktuell keine gute Grundlage für gutes Geld sind, weil halt immernoch in Fiatgeld gerechnet wird, auch wenn Bitcoin dran steht. Falls Bitcoin so groß wird wie der Dollar, dann wird es auch nicht mehr so leicht sein den Kurs so massiv zu manipulieren → Ja das sind nur Zukunftshoffnungen. Die Statistiken zeigen aber dass das Netzwerk in den letzten Jahren exponentiell gewachsen ist. Diese Zukunft scheint mir nicht allzuweit entfernt zu sein.
Die Wertstabilität der Fiatwährungen sind durch die Versprechungen der zentralen Regierungen gegeben, das Wertversprechen der 21 Millionen trägt jeder, der sich am Bitcoinnetzwerk beteiligt.
Die zentralen Regierungen werden irgendwann so korrupt dass sie erneuert werden. Mich würde jetzt interessieren ob die durch das Fiatgeld korrumpieren oder ob die Ablösezyklen des Fiats die Regierungen reinigen? Generell bin ich aber der Meinung dass man seine Gesellschaftswerkzeuge so Stabiel wie möglich halten sollte, allein schon weil Menschen Sicherheit haben wollen. Und dazu gehört die Fiat-Theorie absolut nicht dazu. Das das Werkzeug, um auf das Vermögen des Volkes zugreifen zu können sich evolutionär gebildet hat ist ziemlich logisch. Aber es passt einfach nicht in mein Demokratieverständnis dass der Staat diese Macht an eine zentrale nichtdemokratische Zentralbank abgibt.
Ich verstehe immernoch nicht warum es wirklich nötig ist dass Gelder aus dem Nichts entstehen. Proof of Work bedeutet, dass man für das, was man haben will arbeiten muss. Bitcoin speichert diese Arbeitsleistung sodass man sie in Zukunft ausgeben kann oder anders gesagt man kann nicht mehr ausgeben als irgendwie reale Arbeit vollbracht wurde. Bitcoin ist damit immer zu 100% gedeckt.
Wenn der Staat jetzt eine Brücke bauen will, dann muss er immer Arbeiter finden, die diese Brücke auch bauen, also er muss sie bezahlen bzw. ernähren und bei Laune halten. Bei Bitcoin ist für diese Arbeit immer eine Arbeit vorausgegangen währen bei Fiat das nicht der Fall sein muss. Der Gegenwert bei Bitcoin ist somit bekannt, bei Fiat nur versprochen. Solange der Staat mächtig ist ist das praktisch das selbe. Aber wie du schon angedeutet hast muss das System ja früher oder später scheitern. Und das sehe ich als äußerst unfair an. Für alle Schneballsysteme gibt es Regulierungen bzw. Bestrafungen, nur das Fiat-Schneeballsystem nicht.
Das gesammte Fiat-Konstrukt könnte vielleicht funktionieren wenn es selber keine Zentrale Stelle hätte die es verwaltet und (früher oder später Unsinn treibt bzw nur sich für sich selbst arbeitet (Korruption)).
Aber dann bräuchte es auch ein Konzept wie man verhindert dass jeder einfach seine eigene Gelddruckmaschine anwirft. All diese Probleme würde Bitcoin problemlos lösen.
Aber wie schon angedeutet unterscheiden sich wohl unsere Idiologien dahingehend dass ich Bitcoin als ein deutlich faireres, demokratischeres, stabileres und schnelleres Geld halte als es Fiat/Gold jemals war.
Ich denke wir können im Gegenzug nicht nachvollziehen warum du mehr in Geld hineininterpretieren willst. Für Fiat-Schulden ist das vielleicht Nachvollziebar und nötig weil es eben auf Glauben und versprechen basiert. Ich frage mich aber: Brauchen wir wirklich so ein überkomplexes System wo an der Spitze nur ein paar Bänker stehen die ihr eigenes Geldsystem nicht verstehen (siehe EZB und die Aussagen die sie vor einem halben Jahr gemacht haben) oder die uns direkt ins Gesicht anlügen?
Oder wäre es nicht an der Zeit zu dem zurückzukehren was das Geld sein sollte bzw. für viele „normaldumme“ Leute wie mich einfach ist: Ein Tauschgut das jeder annimmt, womit man so ziemlich alles andere bekommen kann und in dem man seine Arbeits- und Lebenszeit speichern kann.
Natürlich hat jeder Bezahlvorgang auch eine Rechtliche Komponente weil wir (auch mündlich) einen Vertrag eingegangen sind. Aber diese Art von Vertrag ist doch bei jedem Tausch gleich und es ist völlig egal ob der Vertrag in Gold, Kisel oder Euro aufgesetzt wurde. Jeder Vertrag hat rechtliche Auswirkungen die von den Moralvorstellungen des Staates durchgesetzt werden. Das würde sich mit Bitcoin nicht (primär) ändern.