3 Möglichkeiten Bitcoin zu kaufen:
❶ zentrale regulierte Börsen (z.B. Binance, Kraken)
❷ dezentrale Handelsplätze (z.B. Bisq, Localcryptos, Hodlhodl)
❸ peer to peer außerhalb von Handelsplätzen
Ich habe alle 3 Möglichkeiten genutzt und mir nachfolgend Gedanken zu den Vor- und Nachteilen der 3 Möglichkeiten gemacht.
Kosten (EUR pro Bitcoin inklusive Transaktionskosten)
❶ Auf regulierten Börsen kostet Bitcoin den Marktpreis plus rund 0.2% (Transaktions- und Auszahlungsgebühren)
❷ und ❸ Auf dezentralen Handelsplattformen liegt der Preis von Bitcoin i.d.R. etwas über dem Marktpreis auf zentralen Börsen. Bitcoin auf Bisq, die zuvor aus einer regulierten Börse stammen, kosten inklusive Handelsgebühren üblicherweise 4-5% über Marktpreis. Gleiches gilt für Bitcoin, die außerhalb von zentralen Handelsplätzen verkauft werden.
Zeitaufwand Geschäftsbeziehung aufzubauen
An allen drei Orten ist der Zeitaufwand ähnlich hoch, aber erfordert unterschiedliche Tätigkeiten (ca. 10 Stunden)
❶ Bürokratische Arbeit: Zentrale Börsen ermöglichen eine einfache Anmeldung. Wenn sie dich erst mal als Kunden gewonnen haben und dein Geld bereits eingezahlt hast, dann kommen sie hinterher mit zusätzlichen Anforderungen um die Ecke (z.B. KYC und Mittelherkunftsnachweise).
Kraken habe ich hier nicht so schwierig in Erinnerung.
Mit Binance hatte ich aber schon häufiger Probleme: ⓐ Abruf von Steuerunterlagen war problematisch mit unterschiedlichen Formaten, nur maximal 3 Abrufen mit maximal 90 Tagen Historie pro Tag, verschiedenen Abrufen für verschiedene Geschäfte, Einzahlungen, Auszahlungen. Es gab Formatbrüche im Zeitverlauf. ⓑ Beim Mittelherkunfsnachweis war das Uploadformular unpassend. Die Ablehnung erfolgte ohne Begründung. Es gab keine direkte Kommunikation mit dem Sachbearbeiter. ⓒ Binance wurde für einen gewissen Zeitraum die Bankverbindung gekündigt.
DIe Insolvenz von FTX führt nicht nur zu einem Verlust an Guthaben sondern auch an Daten für die Steuererklärung, wer diese nicht rechtzeitig abgerufen hat.
➤ Fazit: eine zentrale Börse zu nutzen ist keineswegs der einfachste Ort Bitcoin zu kaufen. Man kommt leicht rein aber den Ärger hat man hinterher.
❷ IT-Arbeit: Die meisten dezentralen Handelsplätze basieren auf einer Webseite die Käufer und Verkäufer zusammen bringt. Im Gegensatz zu einer Börse sammeln die dezentralen Handelspätze von dir weniger Daten und verwahren keine Bitcoin. Der Handel findet direkt zwischen Verkäufer und Käufer statt. Ein Teil deiner Daten bleibt jedoch zentral gespeichert. Bei Bisq bist du selbst Herr deiner Daten. Musst aber ⓐ eine Software herunterladen und solltest ⓑ die Signatur vor ⓒ Installation überprüfen. Wenn du sowieso schon dabei bist, kannst du alles (Bisq und Wallets) über Whonix laufen lassen, um wenig Daten zu hinterlassen.
❸ Kommunikations-Arbeit: Wenn du Bitcoin außerhalb einer Plattform kaufst, dann musst du natürlich erst mal einen ⓐ Verkäufer finden, ⓑ die Datails zum Handel und zum Settlement EUR gegen BTC klären, und ⓒ prüfen ob der Verkäufer vertrauenswürdig ist. Der Arbeitsaufwand liegt hier eher im reden mit Hilde [verschlüsselter] Email und Whatsapp/Signal. Ein gewisses Grundverständnis solltest du heir schon mitbringen.
Zeitaufwand für das Kaufen von Bitcoin
❶ Der Kauf allein kostet auf einer zentralen Börse nur 1 Minute. Vor dem Kauf musst du EUR auf die Börse überweisen (ca. 1 Tag) und deine Bitcoin auszahlen lassen (ca. 30 Minuten). Die Herkunft deiner Bitcoin musst du nicht überprüfen, da sie ja aus der zentralen Börse kommen.
Insgesamt 10 Minuten Arbeit und 1 Tag Warten.
❷ Der Kauf selbst ist etwas langsamer z.B. 1-5 Minuten. Dadurch dass zügigere Überweisungsmethoden möglich sind (z.B. Revolut, SEPA Instant) gibt es weniger Wartezeit. Wenn du darauf acht gibst, Käufe von Bitcoin mit einer schlechten Historie zu vermeiden, musst du hier noch die Historie überprüfen und beim Verkäufer vermerken, damit du nach und nach weist welcher Verkäufer Bitcoin mit welcher Historie verkauft.
Insgesamt 10 Minuten Arbeit und 1 Stunde Warten. Plus 5-60 Minuten Arbeit die Historie nachzuvollziehen.
❸ Der Kauf selber ist schnell. Du musst aber dem Verkäufer schon 1-2 Tage vorher Bescheid geben, damit er Geld an die zentrale Börse überweist. Beim Settlement (EUR gegen BTC) hast du mehrere Teilbeträge. Überweisung von Revolut auf SEPA (1 Minute), Überweisung der BTC (2 Minuten bis unconfirmed). Die Bitcoin kommen mit 1-2 Hopps aus der vereinbarten Quelle, eine Prüfung der Historie ist deswegen einfach. (2 Minuten).
Insgesamt 1 Stunde Arbeit und 1 Tag Warten
Risiken
Risiken von Raub und Enteignung (weil Name, Adresse, Ausweis, Vermögensstand in einer zentralen Datenbank liegt, die regelmäßig gehacked & veröffentlicht wird)
❶ Regulierte zentrale Börsen haben deine Daten in einer zentralen Datenbank, deswegen hohes Risiko.
❷ und ❸ weniger Daten die zudem noch dezentral (=weniger interessantes Ziel für Hacker) gespeichert sind, deswegen niedriges Risiko
Regulatorisches Risiko (Staat denkt sich etwas aus, um Eigentümern mit schlechter Bitcoin Historie das Leben schwer zu machen)
❶ und ❸ weil Bitcoin aus einer regulierten Börse stammen, sehr geringes regulatorisches Risiko,
❷ Bisq Trades sind klar auf der Blockchain erkennbar (2of2 Multisig, Timelock, statische Adresse für Handelsgebühren, Sicherheitsleistung). Andere Handelsplatfromen nutzen ebenfalls Escow-Wallets. Chain analysis kann dies erkennen und sieht den Kauf von Bitcion peer to peer oder auf wenig regulierten Börsen als (moderaten) Risikofaktor. Zusätzlich kommen die Bitcoin vor dem Kauf ggf. aus einer schlechten Quelle.
Quelle Anteil (Urteil Chain Analysis)
Mining 1-5% (sehr gut)
regulierte Börse 75% (sehr gut)
Hacks / Scam 5-10% (sehr schlecht)
Coinjoin 5-10% (schlecht)
Bisq / Gehalt, 10-15% (mittel)
Source: Meine eigenen Erfahrungen auf Bisq.
moderates regulatorisches Risiko, aber für Teilbestände sehr hohes regulatorisches Risiko
Settlement Risiko (du bezahlst EUR, bekommst deine Bitcoin aber nicht)
❶ Nach der Insolvenz von vielen zentralen Börsen, könnte man ein hohes Risiko vermuten. Wer sein Geld aber direkt nach dem Handel von der Börse abzieht, ist nur einen Tag im Risiko. Da müsste die Börse schon gerade zu diesem Zeitpunkt pleite gehen. Ausfallrisiko unter 0.1%
❷ Das Ausfallrisiko bei der Handelsplattform Bisq liegt extrem niedrig, weil der Verkäufer die Bitcoin inklusive Sicherheitsleistung in die Multisig-Wallet einbezahlt. Ausfallrisiko unter 0.01%
❸ Wer außerhalb von Handelsplätzen kauft und in Vorleistung EUR bezahlt, geht schon ein Risiko ein. Dieses Risiko kann durch verschiedene Sicherheitsvorkehrungen reduziert werden: ⓐ Verkäufer am richtigen Ort finden ⓑ Kommunikation ⓒ Aufspalten in mehrere kleine Settlement Beträge ⓓ langfristige Geschäftsbeziehung ⓔ erwarteter Gewinn aus der verbleibenden Geschäftsbeziehung mehr als ein Settlement Betrag. Ausfallrisiko unter 1% und fällt damit weniger ins Gewicht als die 4% Preisaufschlag beim Kauf.
Fazit:
➤ ❶ Zentrale Börsen sind nicht zu empfehlen. Das Risiko von Raub und Enteignung möchte ich auf jeden Fall vermeiden.
➤ ❷ Käufe auf Bisq sind empfehlenswert. Man findet schnell Angebote und die Verkäufer auf Bisq handeln ggf. auch außerhalb der Plattform mit dir. Das Downside ist, dass du teilweise schlechte Historien kaufst. Im schlimmsten Fall hast du in Zukunft einen Wertverlust auf deine Bitcoin mit schlechter Historie. Du solltest deswegen die UTXOs nicht mischen.
➤ ❸ Käufer außerhalb schützender Handelsplattformen würde ich auch empfehlen. Ggü. Variante 2 verringerst du dein regulatorisches Risiko und erhöhst im Gegenzug dein Settlementrisiko.
➤ Ich würde 1/2 bis 2/3 meiner Bitcoin über Bisq kaufen [= Variante ❷] und 1/3 bis 1/2 außerhalb von Handelsprotokollen [Variante ❸].
Ich würde also gerne wieder die klugen Gehirne hier im Forum anzapfen, ob ich etwas übersehen habe.