Umgehung der Chatkontrolle

Die Chatkontrolle scheint uns immer näher zu kommen:

Da ich großer Freund von Privacy bin, nutze ich natürlich Signal. Wenn jedoch die Chatkontrolle kommt, befürchte ich, dass Signal nicht mehr private sein wird. Das wirft bei mir die Frage auf, welche dezentralen Alternativen es gibt, also Services ohne zentrale Instanz, die zum Öffnen der Hintertür gezwungen werden kann.

Natürlich denke ich dabei sofort an Nostr. Allerdings ist mein letzter Stand, dass die Chatfunktion bisher nicht End-to-End Verschlüsselt ist. Hat sich das geändert oder nicht?

Also, welche Alternativen gibt es, um die Chatkontrolle zu umgehen?

Wenn ich mich recht erinnere, soll das doch schon auf dem Telefon, also vor der Verschlüsselung „kontrolliert“ werden.

Demnach könnte jede Client-App, auch mit einem dezentralen Netzwerk dahinter, die Vorgaben erfüllen, ohne dass wir das wirklich mitbekommen.

Eigentlich müsste man sich dann seine eigenen Apps bauen. Sonst besteht keine Sicherheit.

Vielleicht setzen sie es schon auf OS Ebene um. Dann gäbe es kaum einen Weg, diesem enormen Eingriff in die Privatsphäre zu entkommen.

Auf Appebene hilft, keine Apps zu verwenden. Also zurück zu Chats auf irgendwelchen Webseiten. Was ein Rückschritt.

Oh, das wäre krass. Danke.

Heißt das, native Apps für Webseiten unterlägen auch der Kontrolle?

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Noch nicht. Es gibt aber schon einen Vorschlag, um das zu erreichen.

https://twitter.com/nvk/status/1785011700598730972

Graphene OS würde gehen, oder?

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Am Ende müssen aber vielleicht auch die Nostr Clients den Anforderungen entsprechen. Im Wurst-Käse wäre das möglich.

Frage: Wenn von „Aushebelung der Verschlüsselung“ die Rede ist – was ist damit gemeint? Ich dachte, Ende-zu-Ende-Verschlüsselung verhindert, dass jemand anderer mitlesen kann?

Antwort: Das tut sie auch – aber eben nur auf dem Transportweg. Die Idee der EU setzt an ganz anderer Stelle an, und zwar direkt am Smartphone der User. Dort ist ein Zugriff auf die Inhalte natürlich möglich, und das lässt sich auch technisch nicht verhindern. Immerhin muss die betreffende App selbst die Chats ja auch den Nutzern am Bildschirm anzeigen, sie zwischenspeichern und verarbeiten. Genau diese Position soll nun genutzt werden, die Apps sollen also dazu verpflichtet werden, selbst nach problematischen Inhalten zu suchen. „Client Side Scanning“ nennt sich dieses Konzept.

Deine Bedenken sind berechtigt.

Aber: wie zahlst du? Bar oder Karte (egal welcher)?

Ich bin seit einigen Monaten auf Barzahlung zurückgegangen. Nun ist die Frage, wie ich meine Chats in Zukunft anonym halte

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Das schlimme ist, dass der breiten Bevölkerung das Bewusstsein für das Ausmaß einer solchen möglichen Katastrophe fehlt. Genau so gut könnte man in jedem Haus ein Mikrofon installieren, das dann KI basiert nach problematischen Unterhaltungen scannt.

Der Staat will also jedes Gespräch mithören. Leider wird es nicht so wahrgenommen, weil es das digitale Umfeld betrifft. Auf dem Smartphone ist es dann nur ein abstraktes Sicherheitsfeature des Gesetzgebers, dass die meisten weder verstehen noch sich dafür interessieren.

Wir erleben wie einigermaßen aufgeklärte Gesellschaften teilweise wieder stärker zu totalitären Zügen tendieren. Ich weiß nicht, ob ich es als eine politisch-ideologische Krankheit ansehen soll, für die es keine einfache Heilung gibt. Oder ob wir uns da nur dem Großteil der restlichen Welt wieder mehr angleichen und es eigentlich normal ist das Menschen in totalitären Herrschaftssystemen leben.

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Stimmt, ich kenne zu viele Leute, „die nichts zu verbergen haben.“ Und mir trotzdem keine Auskunft über ihre Vermögen oder ihre Sexleben geben wollen.

Da hilft nur eins, die nächste Generation für das Thema Datensicherheit sensibilisieren. Irgendwann verstehen es hoffentlich genügend Leute.

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Ist irgendwie eine Vertrauensfrage. Bitcoin ist ja auch eine Lösung für ein Vertrauensproblem, was aber viele nicht als solche wahrnehmen. Vermutlich gehen die meisten Menschen davon aus, dass der Staat so vertrauenwürdig ist, dass nur relevante Informationen gesammelt und Informationen über ihr Sexualleben und Vermögen nicht gegen sie benutzen werden. So wie man einer Bank vertraut, dass die ihr Wissen über die Vermögensverhältnisse nicht missbrauchen.

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erst heute habe ich irendwo auf Twitter gelesen, dass die Datencrawler eine Leidenschaft für Sexthemen hätten. Über Vermögenswerte müssen wir erst gar nicht reden.

in wievielen Haushalten gibt es Alexa & Co?

Aber auf Einhaltung von Datenschutzregeln pochen sie! :partying_face:

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Es gibt noch Matrix (matrix.org) als potentiell dezentrales und quelloffenes Chat-System. Man kann seinen eigenen Server betreiben und den Code für Server und Client sichten und ggf. anpassen. Hilft aber natürlich nicht gegen Überwachung auf Betriebsystemebene.

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Vielleicht wird einem auch bald Blut über den Fingerabdrucksensor abgezapft um per DNA Abgleich sicher zu gehen, dass der Schreiber auch der Besitzer des Telefons ist?

Soweit ich das verstanden habe, gefährdet die ‚Chat-Kontrolle‘ Open Source Software insgesamt und in Gänze, da die Entwickler, die dem Staat keinen Zugang gemäß der Kontrollvorgaben einbauen, selbst zu Zielen juristischer Verfolgung werden würden.

Was dem unbescholtenen Bürger, der ja ‚nichts zu verbergen hat‘, als Schutz vor Kinderpornografie u.ä. verkauft wird, könnte freie Software insgesamt bedrohen.

Hier wird ein ganzer Schwarm von Freiheitsfliegen mit einer Klappe geschlagen. Das dürfte auch den Bitcoin bedrohen, zumindest in der EU, die so eine totalitäre Überwachungsmaßnahme diskutiert.

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Es gäbe weiterhin Software außerhalb der EU, die davon nicht betroffen ist. Und unter Kriminellen würde es sich schnell rumsprechen, dass sie die EU Lösungen einfach meiden müssen.

Am Ende finden die Kriminellen also weiterhin Wege um ihre Kommunikation zu verschleiern und das Gesetz würde nur die normale Bevölkerung treffen.

So wie die sich das vorstellen, müsste man das auf globaler Ebene umsetzen und selbst dann gäbe es illegale Software die diese Gesetze ignoriert. So kriegt man keine Kriminellen zu fassen sondern überwacht nur die Bevölkerung.

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Open-Source-Entwickler in der EU könnten dann immernoch pro forma eine Überwachungsschnittstelle einbauen, die man dann wieder ausbauen kann, wenn man die Software nutzen will. Für alle, die nicht programmieren können, wäre es dann wohl der richtige Zeitpunkt, es zu lernen.

Ja, genau dasselbe, wie bei der angeblichen „Anti-Geldwäsche“-Gesetzgebung und in vielen anderen Bereichen. Mit Demokratieverständnis hat es die politische Klasse eben nicht so.

Sollte die Chatkontrolle kommen, gehe ich davon aus, dass 99% der Nutzer ihr Verhalten nicht ändern werden. Vergiss das programmieren. Die meisten können und wollen nicht mal Apps außerhalb der App Stores nutzen. Selbst wenn es also angepasste Versionen zum Download gäbe, wird es den meisten nichts bringen.

Netzwerkeffekte und Wunsch nach maximalem Komfort verhindern die Etablierung von Alternativen.

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Da hast du völlig Recht. Den meisten Menschen ist Privatsphäre einfach sch**egal bzw. die Bequemlichkeit gewinnt. Ansonsten wäre dieses übergriffige Verhalten des Staatsapparats und der großen IT-Konzerne garnicht möglich. Die Bemerkung war auch mehr an die Minderheit an Menschen gerichtet, denen es nicht egal ist, und die eine Möglichkeit zum Opt Out suchen.

Das frustrierende an der Privatsphären Ignoranz ist, dass die Menschen sich nicht für die Probleme öffnen, die Überwachung mir sich bringt.

Oder kennt Ihr gute Argumente, mit denen Ihre Euren Freundeskreis schnell dafür sensibilisieren konntet?

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