Ich finde es etwas schade und unverständlich, dass die Diskussion hier schon wieder in Richtung freiwilliger oder unfreiwilliger „Rückführung von Lost Coins“ geht.
Jegliche Art von Enteignungen dieser Art sind Unsinn, von keinem gewollt, und vor allem unnötig (feinere Unterteilung etc.). Das haben wir doch in vielen Threads hier schon diskutiert (zuletzt z.B. hier).
Aber: Darum geht es doch bei den Tail Emissions überhaupt nicht!
Es geht darum, dass seit langer Zeit diskutiert wird, ob man langfristig alleine mit Fees auskommen wird oder nicht.
Aktuell weiß man das noch nicht. Aber ein Punkt, der auf Anhieb schon im Voraus gegen Tail Emissions spricht, ist eine dauerhafte Inflation durch eine dauerhafte Subsidy. Im ersten Gedanken erschüttert das die Grundfeste von Bitcoin.
Im zweiten aber nicht unbedingt! Das ist die Aussage von Peter Todd.
Seine Aussage ist von mir formuliert ganz einfach diese:
Auch wenn man ein feste dauerhafte Subsidy einführen würde, hätte das spätestens nach einigen Jahrzehnten keinen entscheidenden inflationären Einfluss mehr auf den Bitcoin Wert.
Entscheidend ist hier wichtig, da der Einfluss natürlich immer da ist, sich nur mit anderen Effekten ausgleicht.
Ich würde bei der Argumentation sogar noch einen Schritt weitergehen als Peter Todd, so wie ich es oben schon beschrieben habe.
Es gibt am Ende inflationäre und deflationäre Einflüsse auf den Wert eines Bitcoins.
Inflationäre / Wertmindernde Einflüsse:
- Tail Emissions (konstanter Absolutwert, konstanter Prozentwert, oder variabel)
- Rezession
Deflationäre / Wertsteigernde Einflüsse:
- Lost Coins
- Wirtschaftswachstum
- Steigende Verbreitung
- mehr Use Cases
All diese Einflüsse kann man aufsummieren. Das Ergebnis wird am Ende sehr wahrscheinlich trotz Subsidy in den meisten Jahren positiv für Bitcoin ausfallen. D.h. der Bitcoin Wert würde sehr wahrscheinlich trotzdem im Mittel dauerhaft steigen.
Die Lost Coins sind nur ein Beitrag, welcher der Subsidy entgegen wirkt. Ich habe das oben auch versucht zu erklären. Es geht bei dieser Diskussion nicht darum Lost Coins zurückzuführen.
Die Frage, die man nun diskutieren sollte ist:
Wären wir prinzipiell bereit, für die Netzwerksicherheit auf einen Teil der Bitcoin Wertsteigerung zu verzichten, selbst wenn die Wertsteigerung im Mittel trotzdem noch positiv ist?
Aktuell wird uns diese Frage noch nicht aufgezwungen. Aber es könnte soweit kommen, falls die Fee irgendwann leider doch nicht mehr reichen sollte.
Parallel zur allgemeinen Diskussion über die Bereitschaft für Tail Emissions kann man verschiedene Ansätze diskutieren. Dafür sollte man zwei Dinge tun:
- Einflüsse modellieren und abschätzen
- Sensitivitätsanalyse, d.h. welchen Einfluss haben Abweichungen bei den Annahmen oder den verwendeten Parametern auf das Endergebnis?
Wenn man z.B. nur Lost Coins und Tail Emissions modelliert, gibt es beim zweiten Punkt Probleme (siehe mein Beitrag oben). Allerdings ist dieses Modell auch nicht ausreichend.
Letztendlich darf man sich aber nichts vormachen: Der dauerhafte inflationäre Einfluss durch Tail Emissions wäre immer vorhanden. Er wäre zwar nicht offensichtlich, wenn der BTC Wert trotzdem steigt. Aber der Wert würde ohne Tail Emissions stärker steigen.
Es wird m.E. keine Lösung dafür gesucht, Lost Coins zurückzuführen. Sondern wie man im Falle des Falles die Netzwerksicherheit garantieren kann.
Wir haben ja schon an anderen Stellen darüber diskutiert. Ich bin ganz klar dieser Meinung.
Die absolute Hashrate kann niemals egal sein. Das wäre sie nur dann, wenn es eine für alle Zeit begrenzte Menge an Mining HW gäbe, die auch immer komplett in Gebrauch ist und ausreichend verteilt bleibt.
In allen anderen Fällen (Realität), können wir es uns nicht leisten, dass die Hashrate z.B. auf 10 % des heutigen Wertes absinkt. Das Risiko wäre viel zu groß, dass irgendwelche machtversessenen Spinner die billige HW aufkaufen, die zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich keiner will. Übliche Spieltheorie setzt rationale Akteure voraus.
Ich weiß, 51% Attacken würden Bitcoin nicht unbedingt zerstören. Das hängt aber auch davon ab, wie lange diese dauern und wie stark sie sind. Es kann ja auch eine 90% Attacke sein.
Bei Bitcoin als einer zuküntigen Weltwährung wäre so etwas fatal und würde die komplette Weltwirtschaft in ein Chaos stürzen.
Die Hashrate sollte m.E. immer so groß sein, dass einzelne Staaten nicht die Energie aufbringen könnten, um Bitcoin anzugreifen.
Das denke ich mir auch, wenn ich so manch andere „Diskussion“ hier anschaue.
Ich war gestern auch sehr verwundert. Es wird im Sekundentakt darüber diskutiert, ob Hitler rechts oder links ist. Aber wenn einer der bedeutendsten Bitcoin Entwickler Bitcoin inflationieren will, sagt fast keiner was.