Als Jemand der sich nun 10,5 Jahre vegan ernährt möchte ich Romans Aussagen zum Thema Veganismus so nicht unkommentiert lassen und auf einige davon hier eingehen. Ich möchte direkt vorweg sagen, dass ich ein Fan von dir bin Roman und es sich dabei in keinster Weise um einen Angriff auf deine Person handelt, sondern sich ausschließlich auf das für mich persönlich wichtige Thema Veganismus bezieht.
Zunächst stellt Roman einen vermeintlichen Zusammenhang zwischen dem Abholzen des Regenwaldes für den Anbau von Sojafeldern und dem in der veganen Ernährung verwendetem Soja her. Dabei bemerkt er anschließend noch selbst, dass diese ja „auch“ für Tierfutter verwendet werden würden und stellt die These auf, dass ohne den Sojabedarf für die vegane Ernährung diese ja vielleicht gar nicht gebraucht werden würden, da man da die Tiere ja auch anders füttern könnte.
Tatsächlich werden von der weltweiten Sojaernte nur ca. 6% für den menschlichen Verzehr verwendet und hierbei achten quasi alle Hersteller darauf, zertifziertes Soja zu verwenden, eben genau wegen des schlechten Image. Ich kann mich nicht erinnern, in meinen über 10 Jahren vegan jemals Soja aus dem Regenwald gegessen zu haben und glaube auch nicht, dass sich solche Produkte im Supermarkt finden (falls jemand hierfür Gegenbeispiele hat, immer her damit). Der überwältigende Anteil der Weltsojaernte wird als Tierfutter verwendet, es sind also keine veganen Lebensmittel, welche die Abholzung des Regenwaldes fördern, sondern der Anbau von Futtermitteln für Tiere, die im Anschluss geschlachtet und gegessen werden. Dass die theoretisch ja auch anders ernährt werden könnten ist vermutlich eine andere komplexe Frage, die Praxis sieht jedoch anders aus und entsprechend erzeugt die Nachfrage nach diesen Produkten auch die Schäden für die Regenwälder. Hier dem Veganismus irgendeine Mitschuld zu geben ist grob falsch und wie bereits aufgezeigt wird genau andersherum ein Schuh draus.
Auch spricht Roman davon, dass vegane Ersatzprodukte wie vegane Schnitzel:„vollgepumpt mit Chemie“ seien. Mal ganz davon abgesehen, dass man sich auch völlig ohne Ersatzprodukte vegan ernähren kann, kann ich anhand des Begriffs Chemie hier nicht eindeutg sagen, was Roman meint (Chemie ist ja perse erstmal nichts Schlechtes sondern alles besteht aus Chemie), nehme aber an, dass er auf Aroma-Stoffe und ähnliches abzielt. Dies kann zunächst schonmal nur für die Nicht-Bio-Produkte gelten, welche weniger strengen Auflaugen unterliegen und auch bei den konventionellen Ersatzprodukten würde mir Roman hier schon konkrete Beispiele nennen müssen, welche Stoffe da in welcher Form schädlich für den menschlichen Körper sind. Chemie, die mir im Zusammenhang mit Fleisch einfällt, sind nachgewiesene Rückstände von Antiobiotika, Beta-Blockern sowie Beruhigungsmitteln, welche in der Massentierhaltung eingesetzt werden und von den üblichen Krankheitserregern wie Salmonellen und Listerien will ich erst gar nicht anfangen. Ist nun also eine vegane oder eine Ernährung mit Fleisch die gesündere? Hier würde ich persönlich sagen, dass man sich bei beiden Varianten sowohl gesund als auch ungesund ernähren kann, was auch die Blutwerte der Menschen zeigen, welche die jeweilige Ernährung praktizieren. Man wird dabei in beiden Fällen aber nicht herum kommen, sich mit der eigenen Ernährung auseinander zu setzen, wer sich nur von Sojschnitzeln ernährt wird dabei ebenso Probleme bekommen wie jemand, der ausschließlich Schweineschnitzel isst. Aber hier könnte ich mich mit Roman vielleicht sogar einigen, dass eine vegane Ernährung nicht automatisch die gesündere darstellt.
Nun komme ich nochmal zum wesentlichen Punkt, aus dem ich selbst vegan wurde und auch bleiben werde und das ist der moralische Aspekt. Selbst ohne oben genannten Auswirkungen auf die Umwelt bleibt am Ende immer noch die Tatsache, dass andere Lebewesen für meinen Konsum sterben müssen, obwohl es inzwischen kein Problem mehr darstellt, auf tierische Lebensmittel zu verzichten. Das ist für mich der Kern der gesamten Debatte und für mich durch nichts zu rechtfertigen. Einleuchtender wird dies für viele Menschen, wenn man Hühner, Schweine und Kühe durch Hunde und Katzen ersetzt und ich möchte da gerade dich als Katzenfreund fragen Roman, ob das für das für dich so in Ordnung wäre und wenn nein, wo für dich der Unterschied liegt. Ich glaube, dass es viele Menschen gibt, die sehr empathisch wären, wenn sie die Tiere vor Ort sehen würden und erst recht dann, wenn sie einen Schlachthof betreten würden oder gar selber die Tiere schlachten müssen, die sie essen. Dass irgendjemand Bock auf das Leid der Tiere hat, welches durch die Nachfrage für Fleisch und co. entsteht bezweifle ich, von daher gibt es zumindest aus moralischer Sicht keine Rechtfertigung für den Kauf dieser Produkte. Davon ausgenommen sind natürilich ganz klar Menschen, die aufgrund schwerer Bedingungen darauf angewiesen sind (z.B. Inuiten), das gilt für uns Menschen hier in Deutschland aber nicht.
Man könnte jetzt meinen, dass ich hier gegen nicht vegan lebende Menschen abledern möchte, tatsächlich rede ich nach so langer Zeit aber eher seltener über das Thema und bin jedem Menschen gegenüber aufgeschlossen. Dennoch haben mich die Aussagen etwas gestört und eventuell findet sich ja auch der ein oder andere Zuschauer dabei wieder.