Du scheinst besessen von Bitcoin Maximalisten zu sein. Nur weil ein Komplettverlust möglich ist, heißt es nicht, dass es irrational sein muss, dass man eine 90%+ Allokation hat. Das Risiko/Reward Verhältnis von Bitcoin stellt meiner Ansicht nach alles in den Schatten. So kann der Erwartungswert sehr hoch sein, auch wenn es eine gewisse Wahrscheinlichkeit für ein Scheitern von Bitcoin gibt.
Allgemein: Vermögen baut man mit einem konzentrierten Portfolio auf und Vermögen erhält man mit einem diversifizierten.
Wenn man eine niedrigere Varianz (in Euro gerechnet) haben möchte ja. Aber jeder darf und muss seine Allokation selber wählen, da jede Person ihr eigenes Handeln verantworten muss.
Fast jeder Unternehmensgründer hat den Großteil seines Vermögens im Unternehmen. Das Risiko ist enorm, aber auch die Chancen.
In der Theorie bei n Versuchen natürlich völlig korrekt.
Beispiel:
Es gibt ein Glücksrad. Das Drehen kostet 50.000€. Die Chance zu gewinnen liegt bei 1:10. Im Falle des Gewinners bekomme ich 2 Millionen Euro ausgezahlt. Auch hier ist mein Erwartungswert positiv. Trotzdem ist es in einem Menschenleben (n=1) nicht immer smart auf die Statistik zu hören. Denn ich kann leider nicht beliebig oft spielen.
Und noch ein hinkender Vergleich:
Nur, weil Gemüse/eine ausgewogene Ernährung rational und nachweislich gesünder ist als Fertigprodukte, heißt das nicht, dass langfristig die gesunde Ernährung gewinnt. Auch bei Bitcoin gilt: Ja, es gibt gute Gründe anzunehmen, dass sich Bitcoin durchsetzt, aber am Ende entscheidet das der Markt mit Angebot und Nachfrage.
Genauso allgemein gilt: Vermögen kann man mit einem konzentrierten Portfolio sehr schnell verlieren und Vermögen verliert man weniger stark mit einem diversifizierten.
Ganz ehrlich, nur weil ich den Begriff ein paar mal erwähnt und diese Einstellung kritisiert habe, bin ich noch lange nicht besessen davon.
Es muss nicht irrational sein. Ich würde aber behaupten, dass es für die meisten, nicht allzu vermögenden Privatanleger irrational ist, weil ein 90%iger Vermögensverlust schwerer zu verkraften ist, als der reduzierte Gewinn an Reichtum, sollte Bitcoin durch die Decke gehen, wenn man, sagen wir, nur 70 % statt 90 % und mehr in Bitcoin hält.
Stimmt, aber es kann so eben auch schief gehen mit dem Vermögensaufbau. Dessen muss man sich nur bewusst sein.
Es geht überhaupt nicht um eine niedrigere Varianz in Euro, wenn dann geht um eine niedrige Varianz in realen Gütern und Dienstleistungen, die man sich dafür kaufen kann. Ansonsten stimme ich natürlich voll und ganz zu, dass jeder sein eigenes Handeln selbst verantworten muss. Ich spreche nur eine Empfehlung aus, die man berücksichtigen, aber selbstverständlich auch ignorieren kann.
Ich glaube, dass das ein unglaublich wichtiger Punkt ist.
Bitcoin kann sich eigentlich nur Durchsetzen oder wieder verschwinden. Langfristig gibt es (imho) kein Dazwischen. Für beide Fälle kann ich mir durchspielen, was mit meinem Portfolio passiert.
Nehmen wir hier das Durchsetzen von Bitcoin mit all seinen Folgen an, dann schließe ich mich @sypher eben an. Ob ich nicht mehr arbeiten muss, weil X BTC besitze oder Y BTC ist doch völlig egal. In FIAT ausgedrückt, ob ich 3 Millionen oder 10 Millionen habe, völlig egal. In beiden Fällen geht es mir gut. Tritt aber der negative Fall ein, dann verliere ich fast alles.
Bei der Risikobetrachtung sollten auch solche Konsequenzen und Benefits mitgedacht werden. Wie viel Zusatznutzen habe ich von 0,5 BTC, wenn ich schon 7 BTC halte? Trage ich da nicht lieber mögliche Opportunitätskosten, und sichere mich für den Fall ab, dass das Szenario nicht so eintritt, wie ich es mir wünsche?
Aber ich bin auch bei @mowtan. Wenn man von einem absoluten Grundpolster ausgeht, auf das man gerne im Notfall bauen würde, dann kann man abhängig vom Gesamtvermögen natürlich einen relativ großen Anteil in Bitcoin haben.
Überspitzt gesagt, wenn ich 1 Milliarde zu 96% in Bitcoin stecke und Bitcoin auf 0 fällt, dann kann ich von meinen übrig gebliebenen 40 Millionen immer noch ein ziemlich schönes Leben führen.
Ich glaube schon, dass es ein dazwischen geben kann. Es ist durchaus auch ein realistisches Szenario, dass Bitcoin für längere Zeit ein Nischendasein als Zahlungsmittel führt, also nicht verschwindet, aber auch keine Massenadoption erfährt. Aber auch dann macht man nichts falsch, wenn man ein wenig diversifiziert.
Definitiv, das sehe ich noch unter mittelfristig (Jahre bis Jahrzehnte), aber auf Sicht von Jahrhunderten sehe ich nur existent oder nicht-existent. Das Szenario, dass Du beschreibst, erleben wir ja aktuell.
Mag sein, aber Jahrhunderte sind auch nicht der richtige Zeithorizont für private Vermögensallokation. Solche Überlegungen wären vielleicht allenfalls für generationenübergreifende Stiftungen relevant.
„Die reichsten Familien sind die gleichen wie vor 600 Jahren. Das haben Wissenschaftler nun für Florenz nachgewiesen. In anderen Ländern ist es ähnlich. Wohlstand vererbt sich stärker als Körpergröße.“
Halbe Zustimmung. Für „egoistische“ Vermögensallokation, ja. Aber manch eine:r spart ja auch für seine Liebsten. Der Zeithorizont bezog sich auch ausschließlich auf das Bestehen oder Verschwinden von Bitcoin.
Die Frage ist doch aber, ob das an dem Vermögen selbst liegt, was von Generation zu Generation getragen wird, oder nicht viel mehr an Immateriellem, was implizit durch die Familien getragen wird. Beispielsweise dem Wissen und der Erfahrung darüber, wie man Vermögen aufbaut und verwaltet, an dem richtigen Mindset, an den Beziehungen usw. Ich wage mal die These aufzustellen, dass man diese Familien komplett enteignen könnte und sie trotzdem nach einiger Zeit wieder überdurchschnittlich reich wären. Umgekehrt kann ein üppiges Erbe schließlich auch ziemlich schnell verschleudert sein, wenn man nicht damit umzugehen weiß.
Stimmt, aber selbst wenn man an die eigenen Kinder denkt, ist das ein ziemlich langer Zeithorizont. Lange vor dem Ende des Jahrhunderts werden die nachfolgenden Generationen ihre eigenen Vorstellungen von der richtigen Vermögensallokation haben.
Mit einem üppigen Erbe kann man Leute bezahlen, die es zu verwalten wissen. Und so viel Wissen braucht man eigentlich auch nicht, wenn man alles [Erbe] in einen MSCI World packt.
Ich würde in jedem Fall immer das Erbe einer Familie [insert big company here] ihrem Wissen vorziehen. Wäre für mich der größere Garant wohlhabend zu bleiben.
Warren Buffet hat glaube ich mal gesagt, dass wenn er stirbt, seine Nachkommen/Erben ihr Geld in einen S&P 500 ETF anlegen sollen/werden. Denn die wenigsten Fondsmanager schaffen überhaupt diesen passiven Ansatz zu schlagen.
Das ist, glaube ich, nur begrenzt richtig. Wenn Vermögensverwalter wirklich richtig gut darin wären, Vermögen zu verwalten, bräuchten sie ausschließlich nur noch ihr eigenes gigantisches Vermögen verwalten. Wer hingegen wirklich sein eigenes Vermögen verwaltet, sind Unternehmer(-familien). Nicht von ungefähr kommen aus manchen Unternehmerfamilien gleich mehrere erfolgreiche Unternehmen.
Klar, wenn du ein gigantisches Vermögen erbst, könntest du davon ziemlich lange gut leben, selbst wenn du es eher schlecht verwaltest. Aber das steht nicht im Widerspruch zu meiner These.
Um noch eine Bemerkung hinzuzufügen: Aus psychologischer Sicht ist deine Entscheidung auch verständlich, denn etwas zu haben ist natürlich auch bei allem Wissen viel einfacher, als es sich selbst aufbauen zu müssen. Wenn du das Vermögen aber durch einen Schicksalsschlag verlierst, hättest du keine Ahnung, wie du dich wieder aus der Armut befreien kannst. Also ist das Wissen vielleicht doch nicht ohne Wert.
Ich glaube nicht. Denn sie hätten weder Kapital, noch Produktionsstätten. Und sie müsste sich gegen genauso unternehmerische Familien durchsetzen, die beides haben.
Entsprechend glaube ich nicht daran, dass diese Familie wieder überdurchschnittlich reich werden würde.
Der Faktor Kapital kann bei unternehmerischen Vorhaben gar nicht zu wenig berücksichtigt werden.
Der Witz ist doch gerade, dass Menschen teilweise unglaublich gebildet und manch einer sicher schlauer als die Chefin oder Chef. Aber der einen gehören Fabriken und viele haben ‚nur‘ geistiges Kapital.
Und klar, kann ich womöglich Investor:innen gewinnen, aber da ist die Familie mit einem dicken Batzen Eingenkapital eben einfach besser gestellt.
Wie du selbst schon sagst, dann würden sie Investoren finden (die sie aus ihrer Zeit vor der Enteignung ja auch noch kennen und die wissen, dass sie es mit fähigen Unternehmern zu tun haben). Mit deren Hilfe würden sie alsbald wieder eigenes Kapital aufbauen.
Es geht dabei garnicht unbedingt um Bildung und Schlauheit. Bildung allein macht leider nicht reich. Es geht viel mehr um ein unternehmerisches Mindset, Risikobereitschaft, die Fähigkeit zum Verhandeln, Verkaufen und Netzwerken und um Führungskompetenz.
Es ist einer dieser Irrtümer aus dem marxistischen Erbe, was sich genährt durch Neidgefühle im kollektiven Denken breitgemacht hat, dass man bloß Kapital haben müsse und einem dann alles zufliegen würde.
Wie definierst Du den schwammigen Begriff „unternehmerisches Mindset“?
Ich kann all dies mitbringen und werde statistisch immer hinter der Person hinterherhinken, die die gleichen Fähigkeiten hatte, aber 2 Mio € geerbt hat.
So wird wieder suggeriert, dass es ja jedes Individuum schaffen könne. Die Realität sieht leider anders aus.
Niemand spricht von Zufliegen. Und auch von Neid war hier nie die Rede. Aber Erbe verteilt Chancen einfach ganz anders. Jemand der nicht das große Kapital geerbt hat, kann sich viel weniger Fehltritte erlauben. Und jemand mit viel Kapital wird günstigere Kredite bekommen, mehr Wagnisse eingehen könnten und sich stärker weiterbilden können.
Das bestreite ich ja garnicht. Wie schon gesagt, hat man sicher gute Chancen, von einem Milliardenvermögen lange gut zu leben, selbst wenn man es schlecht verwaltet. Was ich bestreite, ist, dass über viele Generationen hinweg vermögende Familien vor allem deswegen vermögend sind, weil sie ihr materielles Kapital weitervererben. Ich behaupte, dass das immaterielle Erbe über Generationen hinweg wichtiger ist.
Grob gesagt meine ich damit alles, was ein Unternehmer als implizites Wissen zur Führung eines Unternehmens verwendet. Wenn ich es genauer definieren könnte, wäre ich wohl selbst längst steinreich.
Stimmt, aber wenn du die Fähigkeiten nicht mitbringst, sind die 2 Mio irgendwann aufgebraucht.
Du konstruierst hier gerade ein Strohmannargument, indem du gegen die These argumentierst, dass die Dinge ohne Kapital genauso einfach wären, wie mit Kapital. Das habe ich aber nie behauptet. Siehe oben.
Jemand, der von seinen Eltern respekt -und liebevoll aufgezogen wurde und dadurch selbstbewusst ist, hat es auch deutlich leichter im Leben. Wäre schön, wenn das alle hätten, aber wird im Fiat System wahrscheinlich nicht passieren. (Hamsterrad) In Deutschland regen sich 90% über die oberen 10% auf, obwohl sie selbst global betrachtet zu den oberen 10% gehören, die 90% der Weltbevölkerung ausbeuten…