Ich denke das ist der zentrale Punkt deines Gesprächspartners: Er glaubt nicht, dass das mit einer Währung möglich ist.
Generell erinnert mich das an die Diskussion zwischen Sozialismus und Kapitalismus. Die Einen glauben der eine Staat wird schon alles richten wenn man ihn groß genug macht und die Anderen glauben dass der Staat zu übermächtig wird. Ihr diskutiert auf der Ebene darüber: Wie sich unterschiedliche individuelle Staaten untereinander verhalten würden. Dabei halte ich die Analogien von den kleineren Strukturen, aus denen die Staaten bestehen sehr hilfreich.
Das Argument deines Gegenübers ist also, dass er sich nicht vorstellen kann, dass ein Geldsystem für alle Staaten funktionieren kann. Für Fiat hat er damit auch recht weil das Geldsystem immer als Machtmittel ausgenutzt werden kann weil ein Fiat-Geld lediglich ein soziales Konstrukt ist, das von der Politik des Landes erstellt wird. Ein Staat, der das Geldsystem anderen Staaten vorgibt erhält somit auch Macht über den anderen Staat, sowohl politisch aber auch eine Art Tribut für den Fall, dass mehr Geld exportiert wird als wieder zurück fließt. Genauso wie eine Inflation die eigenen Bürger trifft bedeutet Inflation auf der Ebene der Länder, dass Staaten beliebige wirtschaftliche Waren oder Dienstleistungen an den Geldherrausgeber (aktuell USA) übergeben haben und die Gegenleistung (Dollar) zwar zum Handelszeitpunkt gerecht war, aber über die Zeit verfällt. Wenn die anderen Staaten sich also nicht sofort von dem Geld wieder eine Ware oder Dienstleistung zurück kaufen, dann verfällt dieser Anspruch mit der Inflation. Und mit den Handelsbilanzen können wir erkennen, wie viel Waren und Dienstleistungen die USA mit diesem Modernem Tributsystem sich aneignet bzw. wie viel Gegenleistung die USA durch Inflation nicht mehr erbringen werden obwohl es allen anderen Ländern eigentlich zustehen würde. Der Tauschhandel ist durch Inflation nicht mehr Fair gestaltet weil die USA an Waren gewinnt aber die Gegenleistung beliebig aus dem Nichts schaffen kann, so viel sie wollen.
In diesem Sinne hat dein Gegenüber augenscheinlich recht. Er erkennt das aktuelle Problem von Fiat und dass nicht jeder auf der Welt davon profitieren kann. Wenn ein Land an Macht gewinnt dann muss ein anderes Land diese Macht abgeben. Der Vorteil von Unterschiedlichen Währungen ist, dass man diesen Machtverlust durch den Wechselkurs einfach sehen kann. Japan z.B. hat ja wieder ein Bitcoin-Handelskurs-Maximalwert erreicht wo andere Währungen dies nicht haben was zeigt, dass deren Währung massiv abwertet. Andere Beispiele wie die Türkei oder Argentinien reihen sich da genauso ein.
Aber nur weil es heutzutage so mehr schlecht als recht mit einem globalem Dollar als Währung funktioniert bedeutet es nicht, dass eine Globale Währung generell nicht funktionieren kann. Das Problem an dem Gedanken einer Globalen Währung aus Fiat-Sicht ist: Wer hat die Hoheit über das Geld? Wer darf die Geldpolitik machen und wer überwacht, dass keiner über das Geldsystem cheatet? Denn Fiat persee kann funktionierenwenn jeder die gegebenen Regeln einhällt. Aber es hapert an der Kontrolle: wer entscheidet was Falschgeld ist und was richtiges Geld ist? Wer überwacht die Kontrolleure und die Geldproduzenten? Dieses Problem wurde in Fiat zu den Zentralbanken geschoben, aber diese „Behörde“ kann gut arbeiten, muss aber nicht. Vorallem wenn sie sich ihre eigene Existenzgrundlage durch selbst erschaffenes Geld stellen ist Korruption oder ideologische Entscheidungen nicht zu verhindern. Ich meine versuch einmal die EZB zu verklagen. Selbst wenn es einen rechtlichen Weg gäbe könnte die EZB sich beliebig viel Geld ercheaten um Anwälte zu bezahlen oder Gegebenenfalls die Strafzahlungen einfach zu begleichen. Sie könnten also beliebig regeln brechen und bräuchten die Strafen nichteinmal fürchten. Welchen Anreitz haben sie die Regeln nicht zu brechen?
In Fiat muss es also eine Zentralbank geben um das Geldsystem zu überwachen aber diese Einrichtung wird früher oder später zwangsweise korrumpieren. Mit diesem Hintergrund ist es verständlich dass so eine Währung global nicht funktionieren kann. Und trotzdem übersieht dein Gegenüber einen wichtigen Punkt dabei.
Wenn wir uns mal verschiedene Länder wie Deutschland, Polen, Italien usw. anschauen, wo ist dann strukturell der Unterschied wenn wir eine Abstraktionsebene herunter gehen und uns stattdessen verschiedene Städte anschauen: Berlin, Hamburg, München, aber auch beliebige kleinere Dörfer dazwischen.
Jeder dieser Akteure hat eine eigene Wirtschaftsleistung und Berlin als Großstadt hat definitiv eine größere Wirtschaftsleistung als ein kleines Dorf in der nähe von Berlin. Berlin wird also politisch immer eine größere Macht darstellen als das kleine Dorf neben Berlin. Aber würdest du sagen, dass diese beiden Dörfer nicht im gleichen Währungsraum sein können? Das Berlin das Dorf über die Währung kaputt macht? In diesem Beispiel wird das Geldsystem ja automatisch als konstant hingenommen weil es ja vom Staat (Deutsche Mark) oder sogar von der EU (Euro) vorgegeben wird. Warum sollte es das kleinere Dorf also schwerer oder leichter haben nur weil wir ein einheitliches Geldsystem haben? Welchen Vorteil hätte das Dorf eine eigene Währung zu erstellen, die das große Berlin sehr schnell manipulieren könnte? Ehr im Gegenteil, das Dorf profitiert doch durch den Handel mit Berlin und da ist eine einheitliche Währung sogar förderlich.
Und warum können wir sehen, das ein kleines Dorf neben Berlin problemlos bestehen kann? Weil in einem hartem Geld jeder Handel auch gleichwertig ist. In einem hartem Geldstandart steht jedem Verkauf von Waren oder Dienstleistungen auch ein gleichwertiger Austuaschwert gegenüber. Das Dorf verkauft also z.B. Nahrung nach Berlin und bekommt dafür Geld. Dieses Geld kann das Dorf auch in Berlin wieder ausgeben um sich z.B. neue Strassen oder Häuser bauen zu lassen. Ein Problem für das Dorf gibt es erst, wenn sie mehr Nahrung liefern müssen als sie an Wert wieder zurück bekommen und das kann durch ein weiches Geld erfolgen aber auch durch andere Macht z.B. Steuern.
Welche Prinzipien gelten auf größerer Ebene zwischen verschiedenen Ländern, dass es hier auf einmal anders sein sollte?
Ich denke dass der Hauptgrund der Zweifler der ist, dass sich viele Menschen keinen Geldstandart ohne Zentralbank vorstellen können und die Zentralbanken (bzw. deren Politik) dafür verantwortlich sind dass das Geld als Machtmittel auf Staatsebene missbraucht werden kann. Ohne Zentralbank müsste auch jede Regierung wirtschaftlich sein oder pleite gehen. Mit Zentralbank kann man sich beliebig finanzieren und somit auch beliebige Ideologien durchsetzen, die mangels Überlebensfähigkeit eigentlich frühzeitig abgestellt werden müssten. Und das gilt für Kriege gegen andere Länder genauso wie Richtlinien oder Gesetze gegen das eigene Volk.
Außerdem gab es historisch keine Beispiele, wo es globale Geldstandarts gab, aber genug Beispiele, wo der Geldstandart verschiedene wirtschaftlich leistungsstarke Gebiete verarmt haben. Das muss aber nicht der Fall sein nur weil wir es z.B. im Euro aktuell beobachten können. Der Euro hat das Problem, dass sie politisch jedes Land gleichberechtigt halten wollen obwohl deren Wirtschaft das so nicht hergibt. Es ist also eine Art Sozialismus zwischen den Staaten im Eurosystem. In den USA kann jeder Bundesstaat pleite gehen und bekommt seine Kredite zu einem vom Markt festgelegten Preis. Damit bestimmt der Markt, wie viele Schulden ein Bundesland haben kann, denn wenn das Bundesland zu verschuldet ist steigt das Risiko dort sein Geld zu investieren und das Land muss somit höhere Zinsen zahlen um sich die Kredite leisten zu können. Höhere Zinsen bedeutet, das Geld wird teurer. Auf der anderen Seite sind die Kreditgeber, die sich entscheiden können, welchem Bundesland sie ihr Geld geben um die Staatsanleihen zu bekommen. Wenn ein Bundesland also zu schlechte Politik macht, dann bekommt es kein Geld mehr von den Investoren und das zwingt das Bundesland zu einer gewissen ökonomischen Realität.
In der EU ist das aber so nicht der Fall, jedes EU-Land bekommt von der EZB vorgeschrieben die gleichen Zinsen. Das bedeutet einerseits für die Investoren, dass sie weniger Vergleichbarkeit zwischen den Ländern haben, es also eine Art planwirtschaftliche Gleichschaltung gibt wo sie investieren könnten. Auf der anderen Seite bekommen die Länder die Kredite auch gleichmäßiger, egal wie gut ihre Politik ist. Durch diese Sozialpolitik zwischen den Ländern, bzw. auch die Gesamthaftung von allen Ländern falls ein Land in der EU mal wirklich pleite geht führt tendenziell dazu, dass die Länder wenig Anreitz haben sich selber um eine funktionierende sinnvolle Wirtschaft zu bemühen weil es ja viel einfacher ist alles auf Kredit zu erledigen für den die gesamte EU haftet. Der Euro ist also ein Paradebeispiel wie ein Geldsystem nicht gut funktioniert für verschiedene Wirtschaftszonen weil sozialistisch der Wert von den guten Wirtschaftszonen zu den ineffizienten Wirtschaftszonen umverteilt wird.
Das diese Gesamthaftung bei Bitcoin nicht wirklich möglich ist weil keiner so viel Geld drucken könnte wie nötig wäre um ein komplettes überschuldetes Land zu finanzieren oder für dieses Land zu haften, das sehen nur wenig Menschen. Auch eine Zentralbank wird nicht benötigt, sodass ich zu dem Schluss komme, dass ein globales Geldsystem mit Bitcoin durchaus funktionieren könnte, mit Fiat aber definitiv nicht.