Können Miner eine Mindest-Transactionsfee festlegen?

Das würde evtl. funktionieren, wenn das Kartell fast die komplette Mining Hardware besitzt und alle Mining Hardware Hersteller involviert wären. Bei Bitmain sicher nicht schwer vorzustellen.
Ansonsten könnte eben ein neuer Miner um die Ecke kommen, der sich nicht dem Kartell anschließt, also solche Transaktionen mit aufnimmt. Zumindest falls er dadurch wirtschaftlicher wäre (s.u.).

Bleibt auch die Frage, ob das Kartell evtl. Mafia-Methoden gegenüber einem abtrünnigen Miner anwenden könnte. Das halte ich aber für faktisch unmöglich.
Es braucht sich ja nur ein neuer Pool-Betreiber finden, der im Verborgenen operiert. Jeder Miner kann dann entscheiden, wem er sich anschließt; siehe nächster Punkt.

Abgesehen von den Überlegungen zur Umsetzung wäre nämlich noch folgende Grundlage zu klären:

Die Zensurresistenz von Bitcoin beruht entscheidend darauf, dass jederzeit neue Miner ins Spiel kommen können, welche auch die „verpöhnten“ Transaktionen aufnehmen und dadurch wirtschaftlicher sind.

Wie wäre das, wenn das angenommene Kartell eine Mindestfee erhebt?

  • In dem Zustand, in dem nur das Kartell mined, hat man pro Block n Transaktionen mit einer mittleren Fee f, die größer oder gleich der Mindestfee ist.

  • In dem Zustand, in dem ein abtrünniger Pool mit ersten Minern dazu kommt, wird die Anzahl der Transaktionen pro Block auf n+m steigen. Allerdings wird ohne Mindestfee bei geringer Nachfrage die mittlere Fee auf f-g sinken.

Man kann sicher nicht ohne weiter Annahmen sagen, in welchem Zustand die Gesamtfee größer wäre, also n⋅f oder (n+m)⋅(f-g).

Sollte die Gesamtfee im ersten Zustand größer sein, hätten Miner keinen Anreiz den Pool zu wechseln und sie würden den Pools des Kartells angeschlossen bleiben.
Nur wenn im zweiten Zustand die Gesamtfee höher wäre, würden die Miner zum abtrünnigen Pool wechseln und die Ordnung wieder herstellen.

Beispiel:
Wären die Blöcke trotz Mindestfee immer voll, und kämen ohne Mindestfee-Zwang auch noch Transaktionen in einen Block, die unter der Mindestfee lägen, dann ist m=0 und g>0.
In dieser Situation würden Miner alleine aus Wirtschaftlichkeitsgründen beim Kartell bleiben. Die Mindestfee könnte also weiterhin durchgesetzt werden; solange bis die Nachfrage steigt (⇒ g=0), oder bis die Nachfrage fällt, die Blöcke fast leer werden (⇒ m>>n), aber die mittlere Fee ohne Mindestfee nicht zu stark fällt.

Das sind ähnliche Überlegungen wie wir sie neulich am Ende bei den Tail Emissions hatten:

Tail Emissions als Lösung für Bitcoins langfristige Sicherheit? BTC-Entwickler regt Debatte an.

Das ganze wird dadurch noch komplexer, dass sich Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit nicht nur auf das Mining beziehen können. Falls aufgrund eines Mining Kartells z.B. die Bitcoin Adoption sinkt, würden sich evtl. andere Währungen durchsetzen, was am Ende der Totalschaden für alle Bitcoin Miner wäre.

Da fällt mir doch glatt wieder die geniale Veranschaulichung von @mowtan ein:

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