Damit unterstellst Du mir Dinge, die ich so nicht vertreten habe. Ich sage nur, dass es bestimmte Bereiche gibt, bei denen demokratische Entscheidungen nicht greifen, weil die breite Masse von diesen Dingen keine Ahnung hat. Und dazu zähle ich v.a. die Förderung von Grundlagenforschung (weil ich mich da auskenne). Wie soll meine (sehr nette) Wurstverkäuferin im Supermarkt entscheiden, ob mein aktuelles Forschungsprojekt förderungswürdig ist oder nicht? Klar, ich könnte ihr das Märchen erzählen, dass bei Erfolg ihre Oma 10 Jahre länger leben wird. Aber den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung könnte sie ebensowenig beurteilen, wie die Qualität des geplanten Projekts (das sie mit ihrem Steuergeld mitfinanzieren soll).
Ich habe diesen Thread aufgemacht, weil die Aktion von Milei mMn die Schwierigkeit des Themas sehr schön illustriert. Selbstverständlich wünsche ich mir keine Neuauflage der DDR mit Planwirtschaft usw., und ich betrachte mich auch nicht als demokratiefeindlich. Aber es scheint eben Bereiche zu geben, wo das Schwarz-Weiß-Denken Hajek vs. Keynes an seine Grenzen gerät. Die Beurteilung wo und wie man diese Grenze ziehen sollte, übersteigt meine Kompetenz.
Zu dem Zeitpunkt an dem ein Bitcoin-Standard verwirklicht sein könnte, werde ich definitiv keine Finanzierung mehr brauchen.
Ich hab ja keine Ahnung, wie ein ideales System aussehen sollte. Wenn ich mich in Wirtschaft auskennen würde, wäre ich Vermögensverwalter oder Finanzminister geworden.
Das ist ja ziemlich rücksichtslos ggü. den ganzen DoktorInnen und KollegenInnen (ist das die korrekt Schreibweise in wissenschaftskreisen? ) die dann alle entlassen werden.
Mit dem Problem kämpft unsereins sein ganzes Leben. Wenn die Förderung ausläuft, ist kein Geld für die Finanzierung der über Projekte angestellten wiss. MitarbeiterInnen mehr da. Ende Gelände. Bei Normalbetrieb berücksichtigt man derlei Gefahren und hält Reserven bereit.
Die Milei-Administration argumentiert, dass die Mittel nicht gekürzt wurden. Nur blöderweise sind die Gehälter und sonstigen Kosten um etwa 50% gestiegen. Verursacht wird das durch die sagenhafte Inflation, die Milei bekämpfen möchte. Aber da beißt sich die Katze halt in den Schwanz.
In Argentinien gibt es wohl auch andere Bereiche, die unter den Kürzungen leiden. Nachdem ich mich da nicht auskenne, berührt mich das weniger. Wie eben viele andere die Kürzungen bei der Forschung nicht berühren. Staatliche Eingriffe sind offenbar nicht immer und überall verkehrt.
Ich glaube da unterschätzt du einfach die Leute. Den meisten ist es absolut klar das dann eventuell Firmen wegziehen und sie Probleme haben einen Job zu finden. Es ist also trotzdem noch eine egoistische Entscheidung diese Ferien abzulehnen.
Die Menschen haben allgemein einen recht weiten Zeithorizont und werden sich eher für etwas entscheiden das langfristig was bringt und auch den eigenen Kindern zugute kommt. Ganz im Gegensatz zu Politikern, wo die Motivation zu einem grossen Teil auch der eigene Joberhalt ist.
Ich finde leider die Statistik gerade nicht mehr, aber es ist glaube ich so das die Partei die hier die meisten Wähler hat die schlechteste Erfolgsbilanz hat was Volksabstimmungen angeht. Die können also die Leute mit ihren Versprechen dazu bringen sie zu wählen, aber wenn es dann um die Sache geht entscheiden sich die Leite dann trotzdem oft anders. Das finde ich auch noch eine sehr interessante Tatsache die mich vermuten lässt das die Leute eben einen grösseren Zeithorizont haben als die Politiker.
Genauso wie unsere gewählten Politiker, als sie zum Beispiel über den Euro Rettungsschirm abgestimmt haben?
Das waren hunderte, wenn nicht tausende Seiten Papier und die allermeisten Abgeordneten hatten keine Ahnung, was da drin steht und welche Implikationen ihre Entscheidung haben wird.
Muss mich hier Xander anschließen - Deine Einstellung kommt erschreckend arrogant rüber. Mag sein, dass Du als Wissenschaftler die Arbeit in Deinem Fachbereich besser einschätzen kannst, aber die Gesellschaft hat im Allgemeinen schon ein ganz gutes Gespür für Relevanz und Notwendigkeiten und damit auch die Bereitschaft zur Finanzierung.
Allerdings muss sich eine Gesellschaft Forschung auch leisten können. Nicht umsonst haben freie Demokratien mit gut laufender Wirtschaft die Nase vorn, was Forschung & Entwicklung angeht.
Eine gut laufende Wirtschaft welche gute Gewinne abwirft, ist also die Bedingung dafür, Deine zu 95% nutzlose Arbeit finanzieren zu können. Insofern ist es doch völlig logisch, wenn Milei hier entsprechend Prioritäten setzt. Das gilt übrigens ebenso für unser Sozialsystem. Auch das funktioniert auf Dauer nur, wenn das Geld dafür auch erwirtschaftet wird. Begreifen viele Sozis nur irgendwie nicht, kann man „den Reichen“ doch auch einfach wegnehmen…
So wichtig Grundlagenforschung für das Weiterkommen der Menschheit auch sein mag, etwas mehr Demut Deinerseits gegenüber der Wurstverkäuferin, die mit ihrem Steuergeld Deine Forschung überhaupt erst ermöglicht, wäre durchaus angebracht.
Naja, so kompliziert sind die Themen jeweils auch nicht. Informieren darüber kannst du dich problemlos, da gibt es immer genügend Material von allen Seiten, sowie im Vorfeld diverse Diskussionssendungen wo die Parteien einer Vorlage das diskutieren.
Das sind zum Beispiel die Unterlagen die wir kriegen für die nächste Abstimmungen im Juni:
Ja aber das gilt ja dann für die Politiker auch. Die sind ja auch nicht Experten sondern deren Beruf ist es einem bestimmten Dogma zu folgen und alles durch diese Linse zu bewerten weil dies von den Wählern so erwartet wird. Ansonsten werden sie bei der nächsten Wahl abgestraft.
Ein normaler Bürger hingegen ist viel flexibler sich effektiv auf alle Seiten und deren Argumente einzulassen und erst dann zu entscheiden. Das hat für den absolut keine Konsequenzen wenn er zwar Rechts wählt aber bei dieser einen Vorlage hat die Argumente von Links mehr Sinn machen und er das ankreuzt.
Sorry, ist etwas sehr off-topic hier meine Hausiererei mit der direkten Demokratie.
Naja, mit dem Unterschied, dass es etwas wie wissenschaftliche Politikberatung gibt (Achtung: Ich meine hier nicht Lobbyismus). Das heißt bspw., dass Menschen aus akademischen Bereichen beratend tätig werden.
Ein Expert:innengremium, dass sich mehrere Wochen mit einem Thema beschäftigt, kann sicher bessere Empfehlungen geben (und damit hoffentlich auch entsprechende Handlungen anregen) als es das breite Volk kann.
So viel wie tagtäglich im Hintergrund abgestimmt wird, kann sich dass doch kein Otto-Normalbürger leisten zu jedem Thema umfangreich zu recherchieren.
Lässt sich das denn wirklich immer trennen? Bzw. lässt die eigene Ideologie die ergebnisoffene Beratung auch zu?
Schönes Beispiel haben wir ja gerade beim Atomausstieg. Dort gab es offenbar Bedenken bzgl. Kosten und Belastungen für die Bevölkerung, die dann aber mutmaßlich unter den Tisch gekehrt wurden. Ist natürlich nicht der einzige Grund, aber nun haben wir die höchsten Stromkosten überhaupt, wobei der breite Tenor in der Bevölkerung m.E. durchaus war, die AKWs zumindest eine gewise Zeit lang noch weiter laufen zu lassen.
Dieses Expertenwissen fliesst ja trotzdem in die Vorlagen mit rein.
Und natürlich stimmen wir nicht über jeden Mist ab. Das meiste passiert immer noch im Parlament, einfach wenn die jetzt etwas abstimmen wo sich genug Leute dran stören dann kommt es halt vors Volk. Das ist auch eine recht wichtiger psychologischer Druck der hier aufgebaut wird, glaube das wird oft unterschätzt wie viel das alleine schon bewirkt.
Ich finde die Unterstellung, dass Menschen generell dumm sind und nicht in der Lage wichtige Entscheidungen treffen zu können generell ziemlich arrogant. Der Unterschied zur Schweiz ist doch eindeutig: In Deutschland und Österreich dürfen die Menschen nicht über solche Themen abstimmen.
Ich glaub das wichtigste, was du hier nicht verstehst ist die Ökonomie: Immer, wenn du Geld für Forschung bekommst muss dieses Geld irgendjemanden vorher weggenommen werden, selbst wenn es aus dem Nichts erstellt wurde (dann bezahlen alle durch Inflation). DU siehst nur den Teil, den du bekommst aber die Allgemeinheit sieht auch den Teil, der ihnen weggenommen wird, egal wofür: Forschung, Nahrung, Infrastruktur usw.
Ja, da stimme ich dir zu, aber das gleiche gilt genauso für Politiker. Warum dürfen die dann darüber bestimmen, an was geforscht wird und woran nicht?
In diesem Sinne ist es doch viel förderlicher für die Wissenschaft, wenn alle Menschen daran teilhaben anstatt dass sich nur wenige Politiker damit beschäftigen, was geforscht wird.
Die Frage, die sich mir stellt ist aber: Müssen sie das oder können sie das weil sie so mehr Geld bekommen? Auch Forscher haben einen ökonomischen Anreitz und versuchen generell so viel Geld für sich herauszuschlagen wie es geht. Aber auch Forscher nehmen der Gesellschaft für ihre Forschung die Mittel weg. Nur die Gesellschaft als Ganzes (der Markt) sollte also meiner Meinung nach entscheiden dürfen, ob genug Geld für Forschung da ist oder ob das Geld lieber in Bildung, Essen oder Unterhaltung gesteckt werden sollte, nicht einzelne Politiker die immer auch eine eigene Meinung haben und die Chance groß ist, dass das nicht die Meinung des Marktes ist.
Ich will damit nicht sagen dass Forschung unwichtig ist, ich halte Forschung für absolut wichtig weil nur das die Menschheit wirklich voran bringt (mächtiger werden lässt). Aber Forschung ist auch nicht alles. Für dich eindeutig mehr als für den Rest der Gesellschaft. Das ist auch gut so, aber wenn du versuchst mit zwang die Menschen von der Wichtigkeit deiner Forschung zu überzeugen, dann wirst du dagegen widerstand erfahren.
Solange die Gesellschaft es sich also leisten kann diese Forschungen einfach zu finanzieren ist ja alles OK. Das Problem kommt aber auf (wie in Argentinien), wenn sich der Staat das nicht mehr leisten kann weil er generell mehr Ausgaben hat als er einnahmen hat. Dann kann der Staat diese Ausgaben auch für die Forschung schon physikalisch nicht erzwingen. Tut er es doch, z.b. durch Gelddrucken, dann inflationiert er das Geldsystem. Er nimmt den Menschen also zwangsweise ihr Geld um es in deinem Fall die Forschung zu stecken. Die Menschen haben also weniger zum Leben und teilweise sogar zu wenig zum Leben nur weil das Geld für Dinge ausgegeben wird, das sie aktuell nicht benötigen, wie Forschen zu müssen. So eine zwangsweise Umverteilung halte ich für einen fatalen falschen Ansatz.
Die Menschen sollte frei selber entscheiden, was sie mit ihrem Geld anfangen. Und du wirst sehen: Viele Menschen spenden Geld wenn sie es haben, auch für Forschung wird genug Geld da sein wenn man es den Leuten nicht zwangsweise wegnimmt.
Wo hatten wir denn eine Abstimmung? Ich kann mich zumindest In Deutschland nicht an sowas erinnern.
Und du unterstellst der Allgemeinheit, dass sie nicht in der Lage sind über ihr eigenes Geld entscheiden zu können, also zu dumm sind um z.B. Forschung finanzieren zu können.
Aber mal zu deinem Argument: Wer darf denn entscheiden, wofür die Bevölkerung zu dumm ist und wofür nicht? Deine Argumente sind lediglich: Ich bin Experte in einem Fachgebiet und ich will das die Allgemeinheit mich dafür anerkennt und finanziert. Ja es gibt einige Beispiele, wo die so finanzierten Menschen wirklich gute Forschung betrieben haben. Aber es gibt genauso gute Beispiele, wo die jeweiligen Menschen nur Mittel abgegriffen haben um sich ein gutes Leben davon zu machen, gerade weil die Allgemeinheit nicht verstanden hat, was da wirklich geforscht wird.
Volker Pispers hat einmal einen wunderschönen Beitrag als Analogie zur Religion gemacht: Früher gab es Menschen, die konnten Jagen, andere konnten Beeren sammeln oder Nahrung auf einem Feld kultivieren. Aber was machst du, wenn du zu all diesen Arbeiten keine Lust hast? Dann steckst du dir eine Feder in den Arsch und betest die Götter an damit alle anderen mehr Ertrag für dich nach hause bringen. Das ist eine Super Sache, die anderen können dir nicht beweisen, dass sie genauso viel Ertrag mit nach hause bringen, wenn du nicht für sie gebetet hättest.
Wenn man davon ausgeht, dass der Betende keine eigene Nahrung herbei schafft, dann lebt er ökonomisch vollständig auf Kosten der Anderen. Aber er darf das, weil er ihnen weiß macht dass sie durch ihn mehr Ertrag bekommen.
Wer entscheidet also, wer jetzt recht hat und wer nicht?
Wer darf das entscheiden? Ist es sinnvoll sowas einzelnen Politikern zu überlassen? Gerade weil du in der Schweiz lebst hast du hier eine privilegierte Sicht auf diese Dinge. Ich rate dir wirklich diese Sicht nicht zu verspielen, denn wenigstens in Deutschland wird ohne die Bevölkerung zu fragen der Federmensch mit den Werten der Arbeit der Bevölkerung belohnt. Die Frage ist also immer. Steht man auf der Gewinnerseite oder auf der Verliererseite.
Definitiv, es ist immer gut über so ein Thema zu diskutieren und seine Meinungen auszutauschen. Aber was du hier vorschlägst ist Zentralisierung der Machtverteilung. Diese mag dir aktuell genehm sein weil du diese Macht anderer dann zu dir umlenken kannst, aber für alle Anderen ist diese Zentralisierung der Macht nachteilig. Außerdem kann diese zentrale Stelle auch dich irgendwann treffen z.B. indem sie aus der Luft entscheidet, dass dein Forschungsprojekt doch nicht förderungswürdig ist und andere Menschen das Geld bekommen.
Ich halte die breite Masse für das sinnvollste und fairste Finanzierung, wenn jeder so viel spenden kann wie er es sich leisten kann und selber will. Die Unterstellung, dass dann keiner mehr Geld in Forschung steckt kann ich nicht nachvollziehen weil die Menschen dann auch selbstbestimmt über ihr Leben entscheiden müssen. Natürlich wird es weiter Menschen geben, die nur Faul vorm Fernseher sitzen, aber diese Menschen werden auch nicht viel Geld zum Spenden oder für die Forschung haben weil sie ja auch so gut wie kein Einkommen bekommen solange sie vor dem Fernseher sitzen (oder sie müssen dieses Einkommen auch nur irgendwo stehlen.)
Ich glaub das wichtigste, was du hier nicht verstehst ist die Ökonomie: Immer, wenn du Geld für irgendetwas bekommst (wie z.B. Forschung), dann muss dieses Geld irgendjemanden vorher weggenommen werden. Und das impliziert sehr viel mehr als Forschung ist wichtig. Und deswegen ist es auch gut und richtig wenn sehr viel mehr Menschen darüber abstimmen dürfen und ihre Sichtweise mit einbringen.
Das sehe ich auch so. Milei muss jetzt halt erstmal viele vielleicht auch schlechte Entscheidungen treffen. Die Wissenschaftler die er jetzt auf diese Weise verliert wandern für immer ab.
Er hat ja noch seine Peso und so die Möglichkeit zum Gelddrucken behalten so daß er weiterhin noch in Grundlagenforschung investieren kann. Ohne diese Möglichkeit wäre kein Geld da und seine Entscheidungen würde. Noch krasser ausfallen müssen. Weil keinerlei Flexibilität da ist.
Ich bin nämlich gerne bereit anteilig von meinem Einkommen Forschung zu finanzieren, wenn ich darauf vertrauen kann, dass alles anderen diese Vorhaben anteilig genauso mitfinanzieren.
Aber wieso, um in Deiner Sprache zu bleiben, sollte ich in diesem Konstrukt freiwillig Macht abgeben? Dann bin ich der „Dumme“, der die Forschung finanziert, während Peter sich den Fernseher kaufen kann, der erfunden worden ist.
Und das gilt für so vieles. Heidi will vielleicht lieber für eine Person spenden, die Obdachlose aus dem Park vertreibt, als für 3 Sozialarbeiter:innen, die wirklich Hilfe bereitsstellen.
Ich finde einen sozialen Vertrag in dem alle (anteilig nach ihrem Einkommen/Vermögen) solche Leistungen finanzieren, die die Gesellschaft zu dem macht was sie ist, deutlich vertrauenserweckender.
Ich habe ja selbst bei mir Zweifel, dass ich gewisse Dinge nicht mitfinanzieren würde, die wichtig sind, aber die mich eben nicht betreffen.
Und in der Summe möchte ich nicht wissen, was das für benachteiligte Menschen bedeutet. Mal sehen wie lebenswürdig ein solches Leben noch ist.
Ja, gerne viel Freiheit, aber die eigene Freiheit hat imho Grenzen, wenn man sich auf zentrale Ideen wie „die Würde des Menschen“ etc geeinigt hat.
Das würde also aus deiner Sicht bedeuten, das es Heute nur Forschung gibt ohne das eine Gewinnabsicht dahinter steht. Und all die Geldgeber dieser Forschungsaufträge werden dann unter einem BTC alle verstorben oder verschwunden sein. Aus meiner Sicht eine sehr naive kindliche Sicht der Zukunft völlig losgelöst von dem Gewinn der verschiedenen Forschungsergebnisse.
Mit anderen Worten würde es ja auch bedeuten das unter einem BTC Standard keine Grundlagenforschung mehr geben wird. Ist das wirklich dein ernst?
Das Ergebnis jeder Forschung ist immer ein Erkenntnisgewinn der für den der die Forschung in Auftrag gibt auch immer einen Gewinn darstellt und das Gewinnstreben wird durch Bitcoin nicht aufgehoben.
Im Gegenteil Heute werden nur die Forschungen finanziell unterstützt und ermöglicht die durch Lobbyarbeit oder politische Einflussnahme finanziell unterstützt werden, weil es eben Gruppen in der Gesellschaft gibt die näher an der Geldschöpfungsquelle stehen und ob die für die Gesellschaft immer die richtige Auswahl an Forschungstehmen treffen glaube ich auch zu bezweifeln.
Wo ist das ein Widerspruch? Du musst es ja nicht tun. Du muss nicht deine Werte für Forschung oder Soziales ausgeben, aber du kannst es tun. Du kannst auch einfach vorm Fernseher sitzen und nichts tun. Was hat das damit zu tun ob Andere sich dafür entscheiden ihr Geld für Forschung oder Soziales abzugeben oder auch nur vor dem Fernseher zu sitzen?
Warum solltest du nur etwas „spenden“, wenn das auch Andere tun? Warum willst du Andere dazu zwingen etwas zu spenden, ist da der Hintergedanke dass du dann weniger spenden musst? Aber dann sind das eben keine Spenden mehr sondern zwangsabgaben.
Ich bin da absolut dagegen, weil so ein wie du sagst „sozialer Vertrag“ auf Menschen ausgeweitet/angewendet wird, die diesem nicht ausdrücklich zugestimmt haben, Kinder z.B. Das ist dann übertrieben gesagt nichts anderes als Leibeigenschaft. Weil du Eltern hattest die diesem Vertrag zugestimmt haben musst du auch diesem Vertrag zustimmen. Das halte ich nicht wirklich für fair den Menschen gegenüber und hat mit Freiwilligkeit nicht viel zu tun.
Ich stimme dir aber zu, dass es generell soziale Regeln gibt um überhaupt ein vertrauensvolles Miteinander überhaupt erst zu ermöglichen. Extremes Gegenbeispiel: Wenn man sich nie sicher ist auf einem Machtmarkt nicht einfach getötet zu werden bringt dieser Machtmarkt keinerlei vertrauen. Aber diese Soziale Regeln müssen eben auf der Basis der Menschen ausgehandelt werden und nicht von irgendwelchen Politikern eingeführt werden, die einem Vorschreiben dass z.B. Gendern sozial ist. Wenn solche Regeln von der Bevölkerung als sinnvoll eingeschätzt werden, dann halten sie sich auch freiwillig daran, ansonsten muss diese Regel gegen die Bevölkerung eingeführt und überwacht werden was ökonomisch teuer ist.
Die Freiheit des einen hört immer bei der Freiheit des anderen auf. Wo die genauen Grenzen aber liegen können aber nur die beiden Akteure zwischeneinander aushandeln. Das wäre wirkliche Freiheit. Soziale Regeln und Moral halten diese Grenzen als Soziale Regel über viele Menschen aufrecht und müssen ständig diskutiert und erneuert werden. Aber diese Regeln dürfen nicht einfach von einzelnen Menschen/Firmen/Religionen/Staaten festgelegt werden können. Im Endeffekt entscheiden immer die Individuen zwischeneinander, ob ihre Handlungen gerechtfertigt waren oder nicht (Stichwort: Manche Menschen wollen unterdrückt werden, manche Menschen wollen Macht verlieren bzw. spenden usw. Problematisch wird es erst, wenn ihnen diese Unterdrückung von außen aufgezwungen wird.)
Warum ich arrogant rüber komme, wenn ich eine Tatsache feststelle, weiß ich nicht.
Ich habe niemals behauptet, dass Menschen generell dumm sind. Auch ich kann die Qualität von >90 % der Anträge auf Forschungsförderung nicht beurteilen, weil mir dafür die Expertise fehlt. Wie soll ich beurteilen, ob ein Projekt eines Quantenphysikers, Strukturbiologen, Archäologen (usw. und so fort) förderungswürdig ist? Bei nahezu allen Anträgen bin ich auf exakt dem selben Niveau wie meine weiter oben zitierte Wurstverkäuferin (und vermutlich die meisten Mitglieder dieses Forums). Deshalb sind wir doch allesamt nicht dumm.
Fazit: Über Forschungsförderung kann nicht basisdemokratisch entschieden werden, das wird auch in keinem Land dieser Welt so gehandhabt. Die Entscheidungen treffen Expertinnen, die sich auf dem entsprechenden Gebiet auskennen (Peers), die Mittel kommen dann vom Staat, also dem jeweiligen Wissenschafts- oder Bildungsministerium.
Im Unterschied zu dem skizzierten bottom-up Prozess meinen manche Politiker es besser zu wissen und schütten Geld für - ihrer Meinung nach - wichtige Forschungsthemen aus, die sie fördern möchten. Diese top-down Variante der Forschungsförderung hat tatsächlich Parallelen zur Planwirtschaft in Nordkorea oder der DDR. Ein derartiger Ansatz funktioniert nicht, weil Politiker - ebenso wie meine Wurstverkäuferin und ich - keine Ahnung von der Komplexität des jeweiligen Themas haben. Außerdem lassen sich durch Ausschüttung von Geld nicht kompetente WissenschaftlerInnen quasi aus dem Nichts erschaffen. Zur Stärkung vermeintlich wichtiger Forschungsgebiete braucht es langfristige Strategien, so z.B. die Schaffung und adäquate Ausstattung entsprechender Professuren.
Ob die Mittel sinnvoller in andere Bereiche investiert werden könnten, ist eine ideologisch/politische Frage, die sich nicht objektiv beantworten lässt. Ich halte Grundlagenforschung für einen essentiellen Bereich, aber das sehen andere offenbar anders.
Crowdfunding von Grundlagenforschung - träum weiter.
Habe ein aktuell vom FWF gefördertes Projekt ausgewählt, das ich auf die Schnelle gefunden habe - einfach das erste in der Liste genommen:
„Mikroskopische Herleitung effektiver Hamilton-Operatoren“.
Da wünsche ich Dir viel Spaß beim Crowdfunding dieses Projekts. Weder ich noch meine Wurstverkäuferin würden auch nur einen müden Cent in diese Fragestellung investieren. Dennoch hat das Projekt offensichtlich den kompetitiven Auswahlprozess des FWF überstanden.
Ich war >10 Jahre in der Forschungsförderung tätig und bitte Dich mir zu glauben: Die Förderung von Grundlagenforschung erfolgt nahezu ausschließlich über den beschriebenen Prozess der Evaluierung durch Peers. Für Anwendungs-orientierte Forschung mag Crowdfunding in Einzelfällen funktionieren, aber darum geht es hier nicht.
Um die Schwierigkeit zu illustrieren, ein Beispiel. Ich hatte mal einen Antrag betreut, in dem die Pubertät des Ziesels untersucht werden sollte. Aus dem Bauch heraus hätte ich das umgehend abgelehnt. Wen interessiert die Pubertät von diesem Tier? Crowdfunding hätte wohl auch nicht besonders viel eingebracht. Tatsächlich wurde das Projekt aber von mehreren internationalen Gutachtern exzellent bewertet, sodass ich - entgegen meiner Einschätzung als Laie - Förderung empfohlen hatte. Die Entscheidung wurde von der autonomen Scientific Community getroffen und nicht durch Hinz & Kunz (zu denen ich mich auch selbst zähle).