Ist Inflation Ausbeutung der Armen?

Ich bin aktuell sehr in die Geschehnisse der globalen Wirtschaft(en) vertieft und bekomme folgendes GEDANKENSPIEL nicht aus dem Kopf:

Aktuell sehen wir überall auf der Welt Inflation. In Europa 7.8%, in den USA sogar 8.5% usw. Gleichzeitig erreicht der DXY (Dollar Strength Index, welcher die relative Stärke des USD gegen die relevantesten internationalen Währungen anzeigt) Werte, die zuletzt 2002 gesehen wurden. Generell sagt der DXY, dass der USD in den letzten 12 Monaten im Vergleich zu anderen Währungen im Durchschnitt ca 15% dazugewonnen hat. Das heißt, dass Importe aus nicht USD-Ländern für die USA um eben diese ca 15% günstiger geworden sein müssten, sehe ich das richtig? Dementsprechend kommen die 8.5% Inflation zustande TROTZ 15% „Discount“ auf Exporte. Soweit erstmal so gut…

Gleichzeitig werden Importe aus den USA für alle anderen Länder, zB für uns in Deutschland, ca 15% teurer. Das heißt in einer theoretischen Welt, in der wir keine Im- und Exporte hätten und alles selbst erzeugen könnten (und mir ist bewusst, dass das SEHR theoretisch ist und dann andere Kosten auf einen zukommen würden), wäre unsere Inflation nicht bei 7.8%, sondern darunter, weil unsere Importkosten nicht so stark gestiegen wären. Wenn man es also zusammenfasst: Die USA hätten ohne Im-/Exporte eine höhere Inflation, während Deutschland bzw die ohne den internationalen Handel mit den USA eine niedrigere Inflation bzw Konsumentenpreise hätte. Heißt das im Umkehrschluss, dass die USA einen Teil ihrer Inflation an uns exportieren??? Wenn man es mal runterbricht: Die USA können Geld drucken und müssen darauf achten, dass sie relativ gesehen nicht Unmengen mehr drucken, als andere Länder, weil der USD dann an Stärke verlieren würde. Aber solange andere Länder auch drucken und die Stärke des USD zumindest gleich bleibt, wird der schwarze (Inflations-)Peter an die internationalen Handelspartner weitergegeben, bzw. exportiert.

Wenn man das jetzt weiterspinnt, sucht sich die EU also den nächsten Handels"partner", dem man die eigenen Waren+Inflation verkauft. Je kleiner die Währung des Handelspartners im Vergleich zum Euro ist, desto größer der positive Effekt für die EU. Dann geht es immer so weiter, bis irgendwann in der Nahrungs(Import)kette ein Land NICHT soviel Geld gedruckt hat und dann, obwohl es selbst vllt gar kein Problem mit Inflation im eigenen Land hätte, soviel mehr für die Importe zahlt, dass die Inflation auch in diesen Ländern ankommt. Und diese dann wahrscheinlich deutlich höher ausfällt, weil die eigene Währung generell schwächer ist weil sie international nicht so hoch anerkannt wird und man ja die von den USA/EU/usw exportierte Inflation „mitbezahlen“ muss… Wenn dem so wäre, und ich will nicht ausschließen, dass ich einige Denkfehler in meinem GEDANKENSPIEL habe und wahrscheinlich wichtige Faktoren fehlen, dann wäre das für mich auch eine Erklärung dafür warum kleinere Währungen generell stärker inflationieren und schneller kaputt gehen.

So und ausgehend davon, könnte man doch in einer steilen These sagen, dass die größeren Länder ihre Inflation immer weiter an die kleineren weitergeben bzw exportieren und sich dadurch einen Vorteil schaffen, sehe ich das richtig? Wenn man es ganz provokant sagen will, dann beutet man mit den standardmäßigen 2% Inflation die normalerweise angepeilt sind, standardmäßig kleinere bzw ärmere Länder aus, weil diese bzw deren Bevölkerung zumindest teilweise unsere Inflation mitbezahlen. Wenn man noch einen draufsetzen will, dann könnte man das Argument: „Wir brauchen 2% Inflation um unsere Sozialleistungen bezahlen zu können“ auch umdichten zu „Wir brauchen Ausbeutung der Armen um unsere Sozialleistungen bezahlen zu können“.

Ich weiß, dass das wahrscheinlich schon einen Schritt zu weit geht und wie gesagt sind es bisher auch nur sehr vereinfachte Überlegungen von mir. Evtl (und hoffentlich) gibt es ja einige Faktoren, die ich übersehe, die meine Überlegungen hinfällig machen…

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Generell gesagt hast du recht. Die Inflation trifft zwar auf dem Papier ersteinmal alle, nach dem zweiten hinsehen aber deutlich stärker die Armen.

Zum einen sind die Leute, die wenig Geld haben durch eine Preiserhöhung einfach deutlich mehr betroffen, prozentual gesehen an ihrem Einkommen.
Zum anderen sind die reichen meist in allem anderen Investiert anstatt das inflationierende Geld selber zu halten. Die Sachwerte wie Firmen/Aktien, Imobilien, Gold, Eisen, Uran usw sind von der Inflation nicht betroffen. Im Gegenteil durch die Inflation werden genau diese Sachgüter immer mehr Wert und steigern sogar den Profit der Reichen.
Außerdem wird das Geld beim Gelddrucken ja erstmal an Initiatoren verteilt. Die Leute die „Am Geldhahn“ sitzen sind bestimmt nicht die Armen. Wenn der Staat sich herablässt und Sozialabgaben druckt, dann mit Auflagen und der bitteren Angst das Geld ungerechtfertigt aus dem Nichts erschaffen zu haben weil die Menschen es nicht verdient haben, zB. weil sie eine Zahnbürste zuviel im Bad herumstehen haben.

Auch im Export/Import-Handel ist Inflation immer ein Nachteil der Armen. Reiche Länder importieren meist mehr als sie exportieren, da sie Rohstoffe brauchen, diese „veredeln“ mit Technologie und diese dann teuer wieder verkaufen. Das Geld, das eine andere Nation aber verdient muss sie möglichst schnell wieder ausgeben (genau wie jeder andere Mensch auch). Denn wenn die Nation zB. mehrere Millionen Euro durch Ölverkauf rumliegen hat, dann wird der Wert des Geldes durch Inflation immer geringer und geringer. Was man heute im Weltmarkt sieht ist, dass alle Nationen sich mit Inflation und Gelddrucken überschlagen. Jeder will seine Währung möglichst schnell gegenüber den anderen Währungen abwerten um so ein idealer Kandidat für Investitionen (Geld der anderen zu bekommen) und den eigenen Export erhöhen, weil damit die eigenen Wahren ja überall anders billig sind und das billigste wird gekauft.

Das das Langfristig keine gute Strategie ist bzw. sehr böse soziale Nebeneffekte mit sich bringt ist zumindest den Zentralbanken egal.

Genau diese Überlegungen haben mich zu Bitcoin gebracht, denn mit diesem Geld kann keiner cheaten. Keiner kann die Währung durch Geld drucken entwerten. Natürlich gibt es bestimmt noch andere Möglichkeiten die Marktpreise zu manipulieren, aber das einfachste Mittel wird mit Bitcoin nicht mehr möglich sein.

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Die Doku kam mir ziemlich naiv vor :sweat_smile:

@Lukker Bei ~ 00:29:45 geht er auf die importierte Inflation ein.

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Offenbar steigen seit Abschaffung des Goldstandards die Staatsausgaben für Soziales immer weiter an. Und das könnte etwas damit zu tun haben das die Geldschöpfung diese Zustände wo der Staat helfen muss stark begünstigt hat. Und offenbar können selbst diese Hilfen nicht verhindern dass die Schere zwischen Arm und Reich langfristig weiter wächst. Durch diese Politik wird vermutlich nur etwas mehr Zeit erkauft.

Quelle: Public social spending as a share of GDP - Our World in Data

Werde ich mir heute Abend angucken, danke fürs Teilen!

Ist Inflation Ausbeutung der Armen?

Ich würde definitiv sagen ja:

Grundlegend sind hier zwei Effekte:
Der Cantilioneffekt wo das Geld aus neuerschaffenem Geld größtenteils erst den Leuten zur Verfügung steht die an der Geldquelle sitzen. Und zum anderen bezahlen alle die das Geld halten durch die Wertminderung bei Inflation. Das schließt aber Reiche leider größtenteils aus, da sie kein Geld halten sondern Aktien, Immobilien und andere Sachwerte. Diese Assets profitieren aber durch Inflation und deren Wertsteigerungen. Somit sind die Armen, die nicht Investieren konnten doppelt *****.

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Inflation ist Ausbeutung der Armen. Finanzielle Stützen des Staates, die nur an die Armen gehen, ist allerdings Ausbeutung aller anderen. Andererseits verliert jemand, der nicht reich an Fiat ist auch nichts. Im Grunde genommen, steht jedem frei Bitcoin zu entdecken und sich nicht in finanzielle Verpflichtungen zu geben, wenn man nicht 100% im Berufsleben gefestigt ist und ein gutes Einkommen erzielt. Auch Familie haben und Kinder bekommen muss ich nicht mit 18 als Azubi. Keine Ahnung, manche Armut ist nicht selbstverschuldet, doch oftmals ist es schon der Fall (selbstverschuldet, hoho)