Ist die Zukunft von Bitcoin rosig oder düster?

Der Artikel bietet eine gute Zusammenfassung über die aktuelle Entwicklung. Der Autor bleibt bescheiden und widersteht der Versuchung, Bitcoin neu zu erfinden. Es geht ihm um eine Zustandsbeschreibung und das Aufzeigen eines potentiellen Problems: Sicherheitsverlust durch zu geringe Gebühren.

Alles in allem durchaus lesenswert. Ich habe darin erstmals von der gap-mining Strategie gehört, obwohl sie bereits in einem Paper von 2016 diskutiert wurde. Es zeigt sich wieder, dass die meisten (alle?) Herausforderungen von Bitcoin bereits bedacht wurden. Dank der vielen Quellenangaben kann man nach Belieben tiefer in das Thema einsteigen.

Was der Autor versäumt, ist seine Annahmen über die Zukunft darzulegen. Er konstatiert, dass sich die fees nicht so wie vor einigen Jahren angenommen entwickelt haben, und die Volatilität in USD ein Problem für die Miner ist. Geht man, wie @mcwinston sagt von Hyperbitcoinization aus, dann erübrigt sich das. Was der Autor anerkennt ist, dass sich ein langer Zeithorizont auch beim Mining durchsetzen wird. Im Grunde genommen ist es mir sympathisch, dass der Autor sich gerade nicht so weit mit Prognosen aus dem Fenster lehnt, aber etwas mehr Kontroverse hätte dem Artikel gut getan.

Eine Sache die mich gestört hat, war die Gleichsetzung von Transaktionsgebühren und Sicherheit, welche in der Wortschöpfung fee security kulminiert. Gebühren sind nicht mit Sicherheit gleichzusetzen. Sicherheit bietet allein die Verteilung der Hashrate, respektive der schlafenden Hashrate. Es gibt keinen Automatismus, nach dem höhere Gebühren auch zu höherer Sicherheit führen. Wenn der Autor also wirklich auf die Sicherheit abzielt, dann hat er das Ziel verfehlt.

Der andere Punkt der gerne übersehen wird ist, dass egal wie man eine sich halbierende block subsidy initial setzt, sie gegen Null konvergiert. Damit konvergiert auch das Verhältnis von subsidy zu fees, oder auch Geldmenge zu reward. Das ist per Definition so. Wäre die block subsidy initial 100 BTC gewesen, dann würde das beklagte Verhältnis von block reward zu Geldmenge eben ein paar Jahre später eintreten. Durch die Konvergenz gegen Null würde das aber auf jeden Fall früher oder später unausweichlich passieren.

Der Autor diskutiert deshalb auch nicht die subsidy, sondern konzentriert sich auf die fees. Wenn aber die fees nachfragegetrieben sind, dann ist die Steuerungsgröße für die fees das Angebot – der blockspace. Diesen Ausblick bleibt der Autor schuldig. Wie die Miner reagieren, halte ich für nebensächlich. Sie werden immer Effizienz anstreben, und es wird immer Miner geben die an der Grenze der Profitabilität operieren, und folglich durch Volatilität vom Markt gefegt werden.

Die interessante Größe ist die Nachfrage nach blockspace und welchen Einfluss 2nd layer Lösungen und andere Innovationen auf diese Nachfrage haben. Wird die Nachfrage nach blockspace nachhaltig das Angebot übersteigen, oder ersticken sidechains und 2nd layer diese Nachfrage?

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