Die Spieltheorie besagt ja auch nicht, dass es keine Kriege mehr gibt, aber dass sich Kriege nie lange finanzieren lassen. Das ist ein Himmelweiter unterschied. Natürlich kann es weiterhin Kriege geben die dann aber nicht über Jahre geführt werden können da die jeweiligen Kriegsparteien die erforderlichen Mittel nicht lange aufbringen können um ihre Soldaten/Söldner, Waffen usw. zu bezahlen.
Außerdem besagt die Spieltheorie, dass es unwahrscheinlicher wird, das Kriege passieren weil Kriegspartner sich damit finanziell immer selber ruinieren, zB. weil sie Reputation verlieren. Aber dass es Menschen gibt, die andere Gründe wie Macht über den finanziellen Ruin stellen weil sie sich zB. erhoffen den Reichtum der anderen zu erbeuten oder weil es den Machthabern egal ist, was sie mit ihrem Land machen nur um selber Reich zu werden ist nicht ausgeschlossen.
Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Wie definierst du eine Religion?
Ich selber würde mich als Atheist bezeichnen und wie schon geschrieben wurde hat jeder eine andere Weltanschauung. Bezieht man sich auf die Naturwissenschaften, so muss man sich bewiesenermaßen eingestehen, dass in einer Theorie es immer Grundannahmen (sogenannte Axiome) stecken, die in der Theorie nicht bewiesen werden können. In der Mathematik definiert man sich zB. 1+1 = 2 und baut hohe Mathematische Häuser auf dieses (und andere) Fundament, zB. auch Bitcoin. In der gewöhnlichen Axiomatik der Mathematik lässt sich also jeder Aspekt von der Funktionalität des Bitcoincodes auf die Grundannahmen zurückführen, aber nicht tiefer. Was währe wenn wir andere Grundannahmen verwenden? → Entweder sie sind Kompatibel oder wir erhalten eine komplett andere Mathematik mit komplett anderen Häusern.
Über dieses Thema könnte man noch lange Philosophieren. Was ich damit andeuten will ist, dass auch jede Naturwissenschaft somit als Religion angesehen werden kann weil wir an die Grundannahmen glauben (müssen). Unsere Erfahrungen und die Vorhersagekraft belegen die Richtigkeit der Axiome aber das werden wir nie beweisen können. Genauso wie die Religion nie beweisen kann dass die Erde zB. flach ist oder in 7 Tagen entstanden ist, geschweige denn dass Götter existieren.
Bitcoin selber ist aber nicht nur eine Naturwissenschaftliche Technologie. Gerade im Bereich der Finanzpolitik wir sehr viel versucht Soziologie und Spieltheorie anzuwenden. All diese Theorien können natürlich falsch sein denn sie beruhen auf annahmen die sich aus den Eigenschaften von Geld bzw. aus den Eigenschaften von Bitcoin herleiten. Solange man nur die Eigenschaften betrachtet so fußen sie auf den allerseit anerkannten Axiomen. Aber darüber hinaus wird natürlich versucht zuz ergründen wie die Menschen auf so ein neues System reagieren werden und dafür müssen immer weitere Annahmen getroffen werden. Diese Annahmen werden nicht immer korrekt kommuniziert oder in einer Diskusion verwechselt.
Eine Annahme ist zB. dass das deflationäre Geld gegenüber unserem inflationärem System eine komplette Kehrtwende der Geldpolitik (aller, also auch die Geldpolitik jedes einzelnen) bedeutet und eine zweite Annahme ist, dass Geld so fundamental in der Gesellschaft verankert ist, dass ein Politikwechsel auch die Gesellschaft verändert. Dann versucht man sich vorzustellen nd zu begründen, warum das so kommen wird.
Ein für mich überzeugendes Argument ist das der Zeitpräferenz. Heutzutage müssen alle Menschen/Firmen und Staaten ihr Geld sofort auf alle möglichen Projekte werfen weil es sonst entwertet. Das sorgt dafür dass keiner mehr spart sondern überall investiert ist oder das Geld einfach verkonsumiert wird bevor es einem weggenommen wird.
In einem Deflationärem Geld wird meiner Meinung nach viel verantwortungsvoller mit dem Geld umgeganen weil man nicht praktisch gezwungen wird es auszugeben. Man kann sich jederzeit entscheiden was man braucht und wann es sinvoll ist zu investieren oder zu spenden. Diese Zeitpräferenz der Menschen wird sehr weitreichenden Wandel in allen Lebensbereichen wie Klimawandel oder Politik bewirken, in welche Richtung es dann auch immer gehen mag.
Aber, und das ist ganz wichtig, es stecken sehr sehr viele Annahmen in diesen Gedankenkonstrukten, die nicht stimmen müssen oder die nicht eintreten müssen. In diesen Argumentationsketten kann man vielleicht auch schon eine Art Religion sehen. So ziemlich alles davon lässt sich nicht beweisen und man kann es glauben oder man lässt es eben.