Interview mit Prof Rieck

Naja, was wert/wertvoll für Menschen ist ist ja sowiso Ansichtssache. Aber das Fiatsystem ist definitiv nicht einfach nur auf nichts aufgebaut, dann wäre es schon lange kein Geld mehr bzw. würde deutlich schneller verfallen.

Man sagt zwar, dass die Banken Kredite aus dem Nichts erzeugen, aber sie verlangen dafür ja immer auch Sicherheiten. Und diese Sicherheiten sind die Deckung der jeweiligen Kredite.

Der Prozess ist ja immer. Das ein Akteur zur Bank geht und einen Kredit haben will. Der Akteur kann eine Privatperson, eine Firma oder der Staat sein, wobei der Staat noch Sonderbedingungen mit Staatsanleihen usw. hat. Das Grundlegende Prinzip ist aber gleich: Die bank schaut sich an wie vertrauenswürdig der Akteur ist, wie sinvoll das Konzept erscheint, warum der Kredit aufgenommen wird usw. Daraus berechnet sie das Risiko des Kreditausfalls und aufgrund dieser Werte bestimmt sie welche Sicherheiten sie für den Kredit haben will. Zusätzlich bestimmt sie die Zinsen, also den Ertrag für die Dienstleistung des Bereitstellens des Geldes was eigentlich der Konkurrenzkampf zwischen Banken sein sollte, heutzutage aber größtenteils von den Zentralbanken vorgegeben wird. Der Akteur bekommt dann das Geld, was einfach neu und komplett aus dem Nichts geschaffen wurde aber eben je nach Risiko mit Sicherheiten bei der Bank belegt ist. Und diese Sicherheiten können Gehaltseingänge, Steuerschätzungen, Aktien usw. sein, alles was die Bank als wertvoll erachtet.

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Der Akteur zahlt seinen Kredit samt Zinsen zurück, dann wird ein Strich in den Büchern gemacht und das zurückgezahlte Geld vernichtet. Die Zinsen behält die Bank für die Dienstleistung ein. Andernfalls kann der Akteur nicht zahlen. Dann bleibt die bank auf den schulden sitzen und muss dafür haften. Natürlich kann sie sich zivilrechtlich an den Akteur wenden und zB. seinen Besitz verpfänden, das Geld selber ist dann aber im Umlauf und die Bank muss ihre eigenen Geldreserven im Gegenzug vernichten. Damit ist die Geldmenge ist immer genauso groß wie die Kreditmenge (plus Bargeld, aber das macht kaum ein Unterschied). Und die Kreditmenge ist an die Wirtschaft geknüpft, also wie viel Geld die Bevölkerung und ihre Firmen aktuell benötigen.

Gäbe es jetzt einen freien Markt zwischen den Banken, z.B. dass Banken auch bei Fehlentscheidungen auch pleite gehen können und dass sie die Zinsen jeden Kredites komplett selber bestimmen könnten und somit die Banken sich um ihre Kreditkunden bemühen oder werben müssten, dann kann so ein Geldsystem auch problemlos funktionieren. Das ist in der Theorie auch so, aber leider nicht ganz. Es gibt mehrere Faktoren, die zusammenspielen, dass das System aktuell nicht so marktwirtschaftlich funktioniert.

Ein Problem ist, dass diese Sicherheiten eben nicht 100% die Kredite Decken und das nichteinmal Decken müssen. Ich weiß Grad nicht die gesetzlich vorgeschriebene Grenze, aber ich glaub das waren nichteinmal 10%, die mit Werten wie Gold, Aktien usw. gedeckt sein müssen. Die restlichen 90% des Geldes beruhen lediglich auf Vertrauen und Versprechungen. Das anfürsich wäre nicht schlimm, wenn Banken, die zu viel Risiko eingegangen sind auch pleite gehen. Werden sie wie aktuell garantiert aufgefangen, dann ist das ein gravierendes Problem weil es somit keine (ausreichende) Deckung des Geldsystems mehr gibt. Theoretisch gibt es wenigstens noch eine Teildeckung, aber auch die ist Schall und Rauch wenn die Banken sowiso nicht die Risiken des Kredites tragen müssen.

Und Selbst eine Deckung mit Aktien oder sogar Risikofinanzpakete, die im Wert auch gut schwanken können ist hochgradig zweifelhaft, weil der Wert dieser Deckung dann mit dem Wert des Geldes schwankt und damit schwankt wiederum der Grundsatz des Geldes, das damit gedeckt ist. Eine Rückkopplung die Resonanzen in der Bewertung des Geldes auslösen kann und solche Schwingungen können ungedämpft das Geldsystem zerstören (Hyperinflation). Soll heißen: Wenn das Geldsystem entwertet, dann verliert auch die Deckung sein Wert weil der Wert ans Geldsystem gekoppelt ist. Die auf einmal mangelnde Deckung sorgt für eine Weitere Abwertung des Geldes, was wiederum die Deckung schwächt und somit das Geldsystem weiter entwertet …usw…

Wie gesagt: Grundsätzlich kann die Idee des Fiat-Geldes auch funktionieren wenn es keine Zentralbanken gibt, die die Geldregeln ändern könnte. Weil die Deckung dann immer die Wirtschaftsleistung ist und wenn eine Bank ungedeckte oder zu wenig gedeckte Kredite ausgibt daran entweder pleite geht oder zumindest die Kosten dafür trägt. Und wenn die schlechten Kredite wieder zurückgezahlt werden und das neu erschaffene Geld vernichtet wird, dann werden die Kosten nicht inflationär auf alle anderen Menschen umverteilt.

Aber das schleichende aufweichen dieser Geldregeln durch die mächtigen Bänker, allen voran die Zentralbank untergräbt das Geldsystem. Diese Geldkonstruktion ist also nicht persee schlecht, sie krankt aber bei dem einen entscheidenden Detail: wer darf Geldpolitik machen und somit davon profitieren? Und Diejenigen, die die Politik machen sammeln somit immer mehr Macht an was dafür sorgt, dass sie auch die Regeln bestimmen dürfen.

Und deswegen meine Frage: Was hält das Digni-Geld davon ab politisch ausgehöhlt zu werden wie Fiat-Geld? Weil die Inflation ist keine zwangsweise Folge der Konstruktion des Fiat-Geldsystems sondern eine politisch zulasten der Menschen geänderte Regelung im Geldsystem.

Andererseits wurde das Fiat-Geld ja auch erstellt um genau so manipulieren zu können, sonst hätte es ja politisch nicht den Goldstandart abgelöst.

1 „Gefällt mir“

Genau das waren auch meine Gedanken, aber da ich leider auch nur wenig über das Digni-Geld weiß kann ich das nicht beweisen. Deswegen frage ich mich ja, wie er das Problem der Zentralbanken löst?

Das Dilemma ist ja, dass Geld nur werthaltig ist, wenn es abgesichert ist. Kann man aber den Banken vertrauen, dass sie das Erstellen von neuem Geld nicht missbrauchen? Selbst durch Konkurrenzkampf wahrscheinlich nicht weil sich immer zwei Banken finden könnten, die (auch über umwegen z.B. Scheinfirmen) sich gegenseitig beliebig hohe Kredite ausstellen könnten und somit nicht pleite gehen können. Um sowas zu verhindern benötigt man aber eine höhere größere Macht und schon hat man eine Zentralbank.

Bitcoin ersetzt diese Zentralbank duch Physik und Mathematik indem die Regel, wer am meisten Energie verschwendet hat (und somit nicht mehr produktiv darauf zugreifen) kann recht bekommt. Damit verhindert Bitcoin, dass die stärksten Akteure immer mehr Macht bekommen sondern ihre Macht immer abgeben müssen und schafft somit eine Dezentralität.

Wie löst das Dignigeld das Dilemma?

1 „Gefällt mir“

Eben gar nicht. Ich habe mir das Interview angesehen und bin enttäuscht von Prof. Rieck. Seine Gesprächsführung war sehr herablassend Marc Friedrich gegenüber, der verständlicherweise ins Schwimmen gekommen ist, da er sich vermutlich vorher nicht mit den Schwächen des Dignigelds von Rieck auseinandergesetzt hat.

Da hätte man ihn mit all seiner Arroganz wunderbar zerlegen und die Vorzüge von Bitcoin ins Rampenlicht stellen können. Aber das redet sich leicht, ich selbst hätte es mit Sicherheit in dieser Situation nicht besser gemacht.
Bei Roman wäre Rieck damit nicht durchgekommen, da Roman das System Bitcoin quasi lebt.

2 „Gefällt mir“

In Europa beträgt die Eigenkapitalquote von Europäischen Banken im Schnitt 4,8%.

Finanzwende fordert beispielsweise schon lange eine Erhöhung auf mindestens 10%.

2 „Gefällt mir“

Ja genau. Im Prinzip wäre das Geld quasi Aktien-ETF gedeckt. Was ja in der Theorie wahrscheinlich gut wäre, aber in der Praxis die selben Probleme wie Fiat hat. Man kann die Aktien verwässern, wenn der Staat Geld braucht. Und der Staat braucht immer Geld.

Mir kommt es so vor, als versteht Prof Rieck die Idee von Bitcoin, aber akzeptiert sie nicht als Lösung, da sie nicht von ihm kam und er sich in seine Idee verliebt hat. So ein Buch zu schreiben wird eine sehr emotionale Angelegenheit sein. Aber ich kann mich irren. Habe das aktuelle Gespräch nicht gesehen, aber ein langes Video über sein digni Geld vor einiger Zeit.

Ich glaube auch, dass das ein entscheidender Faktor ist. Bitcoin ist ein neues System. Es versucht nicht ein altes System zu reparieren oder zu verbessern. Das ist in einer provokanten Diskussion aber nicht möglich tiefgründig zu erklären, ohne dass es verrückt klingt.

Ich kenne es zu gut, wie man belächelt wird, wenn man Freunden erzählt, dass man Bitcoin nicht (mehr) hat, um damit Euro zu verdienen.

3 „Gefällt mir“

ja, schade das er nicht die Energie mal Zeit Schiene fährt die mittels Kryptografie das Netzwerk sichert. Stattdessen kommt er mit überschüssiger Windkraftenergie

der Kernsatz ist das Konzept von Energie und Zeit, das hat Rieck nicht verstanden und Marc ist da nicht „reingegrätscht“

Bitte das nächste Mal mit dem Blocktrainer, Proof of Hair können beide, aber dann ist es vorbei mit der DIGNIty

Ich persönlich sehe in Roman keinen Interviewer oder Dialogführer. Das ist einfach nicht seine Kernkompetenz.
Roman sollte bei dem bleiben was er gut kann.
Interviews lieber bei Nico.

1 „Gefällt mir“

Entropie mal Zeit in seiner Gesamtheit :wink:

Wenn die Exergie des Minings maximiert wird, dann optimiert sich die Industrie als Wärmeproduzent und erhöht den exergetischen Wirkungsgrad von Bitcoin.

Windkraft ist hier eine tolle Quelle für Exergie!

In diesem exergetischen Kreislauf kann dann eine Währung ohne Vertrauenspartei eingebaut werden, denn das Vertrauen liegt in der Entropie selbst.

Die Kombination von Entropie und Kryptographie gibt Bitcoin ein Vertrauensmaximum, wodurch die im Vertrauen „gespeicherte“ Exergie mit den kleinstmöglichen Verlusten langfristig wieder abgerufen werden kann.

So, das soll der Rieck sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

1 „Gefällt mir“

Ich vermisse noch die Enthalpie-Erwähnung in der Erklärung. Die Erhöhung der Wärme (oder besser der inneren Energie) bedeutet in dem System, dass es sich ausdehnt und somit Volumenarbeit verrichtet. Das bedeutet dass die Miner und die Windkraftanlagen als einen Carnot-Prozess angesehen werden können, der adiabatisch/isotherm und isentrop seine Kreise zieht und dabei Arbeit verrichtet wird und diese Arbeit sichert kryptografisch das Geldsystem ab, wie ein Motor. :partying_face:

1 „Gefällt mir“

Je mehr wir herauszoomen auf der Zeitachse, desto wichtiger ist es sich die Umwandlung von A nach B, also in dem Fall Exergie nach Anergie anzuschauen.
Diese wird von Entropie beschrieben und Volumenarbeit, Wärmeströme und Enthalpie werden Kreisläufe die sich immer wiederholen.

Wie von dir richtig gesagt ist einer dieser Kreisläufe der Carnot-Prozess, welcher von uns so exergetisch optimiert wird, dass die Entropie maximiert wird. (Entropie in Q/T, also hier physikalisch angestrebt maximaler Exergiefluss bei minimaler Temperatur)

Redet ihr von dem Wärmepumpenvideo? Da war aber Quaschnig der Interviewpartner von Professor Rieck.

Achso, nur das normale Abschweifen vom Thema. :smirk:

Ja hätte wahrscheinlich in dem Thread besser gepasst:

1 „Gefällt mir“

Ja, aber da labert fast ausschliesslich Hr. Rieck. Zu einseitig.

In jedem Fall eine echt starke Reaction von Roman auf das Interview. Fachlich und menschlich einfach großartig!
Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich Herr Rieck die Reaction auch ansehen wird und vielleicht ein paar Schritte weiter ins Rabbithole stolpert… :sweat_smile:

1 „Gefällt mir“

Fands irgendwie auch interessant wie Roman erst geschimpft hat, dass dignigeld wie sozialismus sei und super gefährlich deswegen und plötzlich „Das ist ja genau wie Bitcoin“
:face_with_hand_over_mouth:

Ich finde der Hr. Rieck hätte den Marc Friedrich öfter ausreden lassen können. Und ich hatte das Gefühl der Hr. Rieck betrachtet Bitcoin auf einer zu theoretischen Ebene und nur als Anlageklasse. Da waren zum Teil auch Äpfel/Birnen Vergleiche. Ein KGV gibt es bei Bitcoin nicht.

Ein zweites Interview zwischen Prof. Riek und Roman wäre schon interessant. Optimal wäre, wenn Roman vorher das Buch über Dignigeld lesen würde und Prof. Riek der bitcoin standard.

1 „Gefällt mir“