Ein zentraler Punkt der Anarcho Kapitalistischen / Radikal Rechts-Libertären Ethik ist neben dem Nicht Agreessions Prinzip und dem Vertragsrecht der Gedanke des Eigentums auf welchen man dann weitere Ethische Überlegungen aufbaut.
AnCaps argumentieren das Steuern Raub sind weil der Staat damit etwas vom Eigentum der Menschen nimmt, laut den AnCaps ist das falsch, unabhängig davon wofür die Steuern verwendet werden.
Wenn ich bis hierhin einen Denkfehler gemacht haben könnt ihr mich gerne darauf hin weisen.
Die Frage die ich mir Stelle ist: Was definiert/legitimiert für Anarcho Kapitalisten eigentlich Eigentum? Was definiert Diebstahl und Raub?
Hier mal ein paar Ansätze:
Man könnte Eigentum durch den Staat rechtfertigen,
z.B „Grundstück X gehört Person Y weil es so im Grundbuch steht.
Diebstahl und Raub sind was dazu in § 242 Diebstahl und § 249 Raub steht.“
Problem:
Als AnCap erkennt man den Staat nicht als legitime Autorität an.
Wenn man es doch macht kann man nicht mehr behaupten das z.B Steuern Raub sind, da diese laut dem Staat, diesem ja zustehen.
Man könnte Eigentum mit Besitz gleichsetzen
z.B „Person Y hat die Kontrolle über Sache X, darum gehört ihr Sache X.“
Problem: Eigentum wäre dann nur durch das Recht des Stärkeren legitimiert.
Man könnte Eigentum durch Arbeit legitimieren, z.B „Sache X gehört Person Y, weil Person Y, Sache X durch Arbeit hergestellt hat“
Problem: Arbeit allein kann nichts produzieren da man 1. Rohstoffe benötigt die man verrarbeiten kann und 2. Produktionsmittel durch die man seine Arbeit ausführen kann, z.B ein Werkzeug oder eine Maschine.
Man kann natürlich versuchen dasselbe Ethik auf die Rohstoffe und die Produktionsmittel anzuwenden, aber dann wird man irgendwann bei Dingen ankommen die nicht durch Arbeit geschaffen wurden wie Land, Wasser und weitere natürliche Ressourcen wie z.B Öl.
Wenn man also die Kausal Kette von Physischem Eigentum zurück verfolgt, kommt man irgendwann bei Dingen an die nicht durch das Arbeits Prinzip gerechtfertigt werden können.
Die Frage die sich hier stellt ist folgende:
Wie kann Eigentum gerechtfertigt werden wenn man jegliche besondere Autorität, z.B durch einen Staat und/oder Verteilung nach dem Utilitarianistischem Prinzip ablehnt?
Ich gehe mit dir das jeder Eigentum an seinem Körper hat.
Aber an was hat man darüber hinaus Eigentum, beziehungsweise warum?
Wenn 2 Leute sagen das ihnen ein Stück Land gehört, wie stellt man fest wem es wirklich gehört?
Ich antworte hier weil ich den Ethischen Aspekt seperat vom praktischem Aspekt, welcher eher im anderem Thread thematisiert wird, disskutieren möchte.
Und wenn jedes Individuum Eigentum an seinem Körper haben soll, ist es dann ok Tiere zu halten, vorallem wenn diese genauso wie wir Leid und Freude empfinden können?
Auch am ethischen Aspekt sieht man sehr schnell, dass das so nicht funktionieren kann, wie sich das Libertäre usw. vorstellen, denn Ethik ist eben nicht universell. Da reicht ja ein Blick in die Geschichte um das festzustellen.
Als die Europäer den amerikanischen Kontinent besiedelten, taten sie das mit der Vorstellung, dass Land nur dann jemandem gehört, der es auch bestellt. Die indigenen Völker waren Nomaden und nicht sesshaft. Aus der Perspektive der Europäer taten sie also gar nichts unrechtes.
Ob die indigenen Völker diese Landnahme als Raub ansahen ist mir nicht bekannt, doch ich vermute, auch sie taten es nicht, denn als Nomade hat man eben einen anderen Begriff von Eigentum.
Auch ein Verhungernder wird einen anderen Begriff von Eigentum haben, als jemand der im Überfluss lebt.
Beispiele für die Relativität der Ethik gibt es noch und nöcher und da landen wir eben auch irgendwann wieder bei der Praxis. Wer bestimmt denn den moralischen Kompass nach dem dann alle leben sollen?
Und auch was das Eigentum am eigenen Körper angeht ist es ja offenbar nicht eindeutig. Denn wenn dem jeder zustimmen würde, ja, dann gäbe es ja eben keine Sklaverei. Aber selbst heute gibt es sie noch in der offenen Form.
Durch das Prinzip der „Erstaneignung“ (engl. Homesteading). Wenn du der erste bist, welcher aus der wilden Natur ein Gut X aneignet, kannst du keinen Konflikt mit eine anderen Menschen haben und bist legitimer Eigentümer.
Ein Beispiel:
Robinson Crusoe findet einen Stock im Wald und möchte damit Speerfischen gehen. Jetzt kommt Freitag um die Ecke und sagt er brauch den Stock, um sein Lagerfeuer anzuzünden. Beides kann nicht gleichzeitig stattfinden.
Wenn Freitag Robinson den Stock wegnimmt, dann hat er eine Aggression begangen und ist somit nicht legitimer Eigentümer.
Robinson hat also hier ein moralisches Argument, dass sein handeln friedlich/ nicht aggressiv war, deswegen Nicht-Aggressionsprinzip.
(1) Wer mit Gewalt gegen eine Person oder unter Anwendung von Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben eine fremde bewegliche Sache einem anderen in der Absicht wegnimmt, die Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft."
Da Steuern eintreiben keine rechtswidrige Aneignung ist, wäre es auch kein Raub
So begründen AnCaps allerdings Eigentum. Wenn du der Erste bist, welcher ein Gut X für deine Zwecke verwendest bist du legitimer Eigentümer. Wie viel Arbeit das gekostet hat oder welchen gesellschaftlichen produktiven Nutzen du mit dem Gut machst, spielt keine Rolle.
Deswegen habe ich „Erstaneignung“ in Anführungszeichen gesetzt. Es gibt keine so wirklich gute Übersetzung für „Homesteading“
Wenn ein Gut X gestohlen wurde und der ursprüngliche legitime Eigentümer sich nicht ermitteln lässt, dann darf das Gut X erneut gehomesteadet werden, außer natürlich von dem Dieb und seinen beteiligten. Das geht weil das Gut X in dem Moment Eigentümerlos ist und eine erneute Aneignung somit keine Aggression gegenüber anderen Menschen beinhaltet.
Ja logisch, ist klar dass die sich nicht freiwillig rechtswidrig nennen. So eine Definition ist aber nur haltbar, wenn jemand behauptet ein Gewaltmonopol zu besitzen. Ethisch ist das nicht haltbar, da eine Ethik universalisierbar sein muss, also für alle gelten können muss.
D.h. ich darf anderen nichts mit Gewalt nehmen, und die dürfen mir nichts mit Gewalt nehmen. Das gilt auch für den Staat.
Ethik ist eben nicht universell, das ist ein Fakt. Es gibt entlang der Entwicklung der Gesellschaften, entlang der Kulturen, entlang der Umweltbedingungen usw. usf. verschiedene Ansprüche an ein Moralsystem und damit ist die Ethik überall eine andere.
Das ist ja das Problem. Das kannst du selbst gerade in Europa in der Ukraine sehen. Da prallen auch zwei Wahrheiten aufeinander.
Ich habe bewußt „universalisierbar“ geschrieben, nicht „universell“.
Und der Grund ist natürlich, dass ich keiner Ethik zustimmen würde, in der nicht „gleiches Recht für alle“ gilt. Wenn Raub geächtet ist, dann muss das für alle gelten.
Du redest die ganze Zeit von einer Welt, die in einer sozialistischen Versteinerung zum Tode verurteilt ist, einer Welt, in der ich niemals sein möchte.
Vor allem rede ich von Hegel und seinem Weltgeist. Die Welt, die du hier propagierst, die gibt es nicht. Vielleicht auf einer höheren Bewusstseinstufe. Aber davon sind wir noch weit entfernt.
Alles was du tust, ist, irgendwelchen libertären Elitären nach dem Mund zu reden, die ein Interesse daran haben, dass ihnen Staaten ihre Freiheiten lassen. Dich tangiert das aber gar nicht, weil du nicht zu diesen gehörst, sondern zu uns. Zu den 90%. Gehörtest du zu den 10%, dann würdest nicht sozusagen Vollzeit in diesem Forum abhängen sondern deinen Reichtum und deine Macht geniessen.
Diese Typen machen der Gesellschaft Probleme und erzählen dir dann, dass die Gesellschaft verantwortlich sei. Weil diese ja ach so sozialistisch sei. Und du rennst los und verbreitest das in den sozialen Medien und nimmst da noch nicht einmal Geld für. Da sind andere Influencer aber schlauer.
Ah, daher dieses Geraune - Hegels großer Weltgeist, das erklärt dann wohl auch Deinen Staatsfetischismus den Du hier so groß anpreist. Was genau ist Deine Motivation „hier in Vollzeit abzuhängen“? Fühlst Du Dich als der große Aufklärer wider dem Liberalismus?
Ich habe nicht geschrieben, dass man Hegel nicht auch liberal interpretieren kann - deine Interpretation des Weltgeistes ist aber - für mein Verständnis - alles andere als Liberal. Wer sind denn nun diese 10% Besitzende? Gehört da schon der Eigenheimbesitzer dazu, der Bitcoiner mit seiner Wallet, der Aktionär - oder beginnt das alles bei einer magischen Grenze die Du festlegst?
BTW: Wer ermächtigt Dich eigentlich festzulegen was die Interessen der 90% sind? Der Weltgeist?