Fragen als Unternehmer

Lieber Roman, liebes Blocktrainer-Team,

Erstmal riesen Dank an euch für eure phänomenale Arbeit! Ich finde es unglaublich was für tiefe, fundierte Informationen ihr auf konstantem Level zu Bitcoin und zur Geldpolitik zur Verfügung stellt.

Ihr habt mir mit vielen Videos die Augen geöffnet. Eure Erläuterungen zum Geldsystem uvm. haben mir eine riesen Liste an Themen erklärt, die zu lang ist um sie hier aufzuzählen. Einfach mega! Danke!

Ein Aspekt, der mich selbst stark betrifft ist Folgender: Die Entwertung von Arbeitszeit und -Energie im gegenwärtigen System. Ich bin selbstständig als Einzelunternehmer und arbeite im persönlichen Eins-zu-Eins mit meinen Kunden in lang dauernden Sitzungen. Momentan wirtschaftlich das Dämlichste, was man machen kann. Trotzdem habe ich mich bewusst dafür entschieden die wirtschaftlichen Nachteile in Kauf zu nehmen, weil mir die Arbeit mega sinnvoll erscheint und sich wie eine Berufung anfühlt…ich habe es jahrelang als „Naturgesetz“ hingenommen, das Care-Arbeit und Artverwandte einfach schlecht bezahlt sind und man viel Geld verdienen kann, wenn man irgendeinen Schrott in großer Menge vertickt. Dank Euch verstehe ich nun die Wurzel des Problems und auch, dass es eben kein „Naturgesetz“ ist, sondern Mensch gemacht.

Roman, du sagst in mehr als einem Video, dass Bitcoin DAS alternative Geld bzw. Rohstoff ist, das tatsächlich die geleistete Arbeit speichert. Deine Argumente machen absolut Sinn und deshalb stellen sich mir (Nach-)Fragen:

  1. Auf theoretischer Ebene:
    In vielen deiner Videos geht es ja darum, wie ein Geld- und Wirtschaftssystem aussehen würde, wenn Bitcoin sich durchgesetzen würde. Und auch wenn Du mit guten Gründen daran glaubst, dass das geschehen wird, ist darin nicht nur viel Konjunktiv enthalten sondern all dies spielt in der Zukunft. Meine Frage ist: Ist Bitcoin auch jetzt schon das Geld/Rohstoff, das die geleistete Arbeit adäquat speichert? Bzw. Besser speichert als die Fiat-Währungen?

Oder ist es nicht so, dass diese Frage auch stark davon abhängt, wieviele Menschen diese Vorteile in Bitcoin erkennen? Anders gesprochen: Wenn ich mir ein Szenario vorstelle, in dem Bitcoin zwar theoretisch den Fiat-Währungen überlegen ist, aber der Großteil der Menschen das nicht (an-)erkennen will oder kann und irrsinniger Weise am Fiat-Geld fest hält, sind dann all die Vorteile von Bitcoin nicht hinfällig? (Mögliche Eigenschaften des Menschen gibt es ja hierfür genügend, die das als plausible Möglichkeit erscheinen lassen: Handeln wider der Rationalität oder mangelndes Wissen oder hegemonialen Eigeninteressen von Staaten, großen Playern etc.)
Mein Verständnis Stand jetzt wäre: Bitcoin speichert meine Arbeitsleistung nur dann besser als Fiat-Währungen, wenn in Zukunft genauso viele Menschen oder mehr als jetzt den wahren Wert (jenseits des Kursgewinn-Investments) von Bitcoin sehen. Vielleicht liege ich da aber auch falsch und freue mich auf eure Einsichten.

  1. Auf praktischer Ebene:
    A) Als Unternehmer stelle ich mir die Frage, ob es Sinn machen würde auch Bitcoin Zahlungen (onchain oder über lightning) zu akzeptieren. Neben der geringen Verbreitung in Deutschland und der Frage, ob dieser usecase hier überhaupt bald aktuell wird (im Gegensatz zu El Salvador o.ä.) rät mein Steuerberater mir massiv davon ab, weil es laut seiner Aussage als Unternehmen mit enormem Mehraufwand und Problematiken einher gehen würde. Da ihr selbst ja Bitcoin als Spenden akzeptiert: Wie macht ihr das? Wie sind da eure Erfahrungen? VL ist das ein größeres Thema für ein Video: Bitcoin für Unternehmen?

B) Ein Zwischenschritt vom reinen Wertspeicher beim Sparen zum usecase eines aktiven Zahlungsverkehrs wäre es ja Zahlungen, die man in Euro erhält sofort in Bitcoin umzutauschen. (Und entsprechend bei Ausgaben umgekehrt von Bitcoin in Euro). Macht das zum gegenwärtigen Moment Sinn? Gibt es Dienstleister, die sowas anbieten? Ein Bitcoin basiertes Konto, wo ich nicht aktiv Bitcoin kaufen muss, sondern Bitcoin der „First layer“ ist? Das wäre interessant zu erfahren.

Ich hoffe meine Fragen sind verständlich. Es geht mir darum, wie ich meinen Arbeitseinsatz schon jetzt besser speichern und entlohnen kann, jenseits des „Sparen-und-bitcoin-kaufen-und-halten-Modells“, das ich bereits praktiziere. Das aber eben begrenzt ist, da bei meinen Gewinnen keine riesen Sparraten drin sind.

Ich würde mich mega freuen, wenn ihr auf meine Fragen einginget.

Alles Liebe

Euer Topflappen

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Grüß dich Topflappen,

Finde deine Fragestellung zur Arbeitsleistung klasse! Bin auch gespannt was Roman dazu zu sagen hat.

Ich habe mir auch schon viele Gedanken gemacht wie wir unsere gearbeitete Lebenszeit besser speichern können als in Fiat

Ich befasse mich viel mit dem demografischen Wandel und sehe dort eine Möglichkeit für unsere alternde Gesellschaft.

Ich denke um so mehr der Bitcoin bei den institutionellen Anleger, den großen Banken, Staaten, und der Bevölkerung ankommt. Um so größer die Communities auf der ganzen Welt werden. Um so mehr wird sich der Bitcoin etablieren. Ich wüsste auf alle Fälle nicht was unsere Lebenszeit besser speichern könnte.

In vielen Köpfen der Menschen ist oft das Bild von Bitcoin „das ist umweltschädlich“. Denke das größere (Problem) ist eigentlich der fundamentale Gedanke dahinter. Dass den Menschen ohne Vorkenntnisse zu vermitteln ist deutlich schwerer. Fragen wie: „was ist Geld?“ oder „wir haben doch Geld warum brauchen wir Bitcoin“ ist für unsere in Wohlstand lebenden Industrienationen deutlich schwerer zu verstehen. Aber zum Glück haben wir ja die Schwellenländer die deutlich in der Überzahl sind! :slight_smile:

Wünsch dir alles gute lieber Tapflappen
Liebe Grüße Ursli

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Das macht Sinn, wenn du dadurch Transaktionsgebühren (Visa/Mastercard) sparst.

Es macht keinen Sinn, wenn du bei Veräußerung der eingenommenen Bitcoin Steuern bezahlen musst.

Spenden sind doch frei von Steuern oder?
Also könnte er einen Btcpay server laufen lassen zum testen.

Ich gehöre zwar nicht zum Team, antworte aber trotzdem :slight_smile:

Deine Arbeitsleistung in BTC zu speichern macht Sinn, wenn Du sie ansonsten langfristig sparen würdest. Es macht keinen Sinn, wenn Du quasi von der Hand in den Mund lebst - Inflation wird erst über die Zeit spürbar, wenn sie nicht gerade galoppiert und Du wöchentlich (oder schlimmer täglich) höhere Preise siehst. Das wäre der monetäre Gedanke. Eine weitere Überlegung wäre, mit einer eigenen Node Teil des Netzwerks zu werden und es damit zu stärken. Dann hast Du zwar leichte laufende Kosten, aber das gutes Gefühl dabei, etwas sinnvolles mit Deinen Bitcoins anzufangen.

Michael Saylor (von MicroStrategy) sagt darüber hinaus sinngemäß: „Warum sollte ich für meine Firma Geld für Projekte ausgeben, die einen deutlich geringeren ROI als eine Anlage in BTC haben?“ Aber das sind Überlegungen, die doch schon recht weit führen und für mich auch in gewisser Weise falsch sind. Jedenfalls investiert er lieber in BTC als das Geld für Aktienrückkäufe auszugeben.

Ansonsten hast Du Recht: Wenn die Masse meint, Bitcoin hätte keinen Wert mehr, wäre dieser auch hinfällig.
Aber über diesen Zeitpunkt sind wir schon hinaus, denn viele Firmen haben um den Bitcoin herum ihr Geschäftsmodell aufgebaut, der Bitcoin ist offizielle Währung in El Salvador, Die Finanzindustrie begibt ETFs, ETNs and whatnot … Mit anderen Worten: Bitcoin hat heute einen intrinsischen Wert, der höher als der von Gold ist - auch wenn das Gold Bugs, konservative Banker und komische Journalisten noch(!) anders sehen. Der Wert könnte höchstens dann auf Null fallen, wenn ein mathematischer Fehler entdeckt würde, der zu einem sofortigen, absoluten Vertrauensverlust führen würde. Von dieser Katastrophe abgesehen ist allen, die wirtschaftlich vom Bitcoin partizipieren, nicht an einem Scheitern gelegen – natürlich nicht!

Wenn Du Zahlungen in BTC akzeptierst, bist Du auf jeden Fall eines: Ganz weit vorne! Die Investition wird sich aber lange nicht auszahlen, Du bist Pionier. Aber: Alleine der Invoice-QR Code auf dem Kassenbon oder der Rechnung hat eine Signalwirkung, die bei vielen Kunden, natürlich abhängig von Deiner Clientel, etwas auslöst: Nämlich das das kein Spinnkram mehr ist, sondern echt ernst! :slight_smile:

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Moin Topflappen,

danke für Deine inspirierenden Fragen. Ich befürchte, dass Du Dir die erste Frage alleine beantworten musst, weil keiner die Zukunft kennt. Anbei ein paar Links, die mir sehr geholfen haben (in absteigender Wichtigkeit).

Zusammengefasst: Bitcoin ist mit über 1 Mrd Bewertung zu groß, um zu scheitern.

Vielen Dank für eure Antworten!

@Makowski Guter Punkt mit den zusätzlichen Steuern wg Spekulationsgewinnen… Da denkt man selbst schon Bitcoin=Währung aber das Finanzamt nicht… Insofern tatsächlich max. nur an Stelle hoher Gebühren wie PayPal

@Achse Danke für die Links. Und ja, ich glaube auch, dass Bitcoin zu groß zum kompletten Scheitern ist. Meine Frage war allerdings eher, ob es für das Kriterium des besseren Wertspeichers reicht, dass Bitcoin so nachgefragt bleibt, wie es derzeit ist…oder ob es dafür weiter wachsen oder gar zum Standard werden muss. Natürlich hat das was mit einer Prognose über die Zukunft zu tun, insofern hast du natürlich Recht. „Prognosen sind schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen.“

Danke auch dir @FlensMan für einige gute Hinweise. Du hast natürlich Recht mit dem Hinweis, dass sich die Inflation erst mittelfristig bemerkbar macht. Insofern geht’s eigentlich ums Sparen. Allerdings gibt es in einem Unternehmen ja doch immer sowas wie Cash-Reserven auf dem Konto und das relativ konstant…
Irgendwie beißt sich in diesem Punkt aber die Katze auf erstaunliche Weise selbst in den Schwanz: Weil das gegenwärtige System gewisse Arbeitenleistungen schlecht entlohnt, kann hier kaum gespart werden. Bitcoin (und deflationäre Wirtschaft) wäre dafür zwar prinzipiell die Lösung, aber Bitcoin kaufen ist halt nur in kleinem Maßstab möglich…also doch warten, bis Bitcoin zum Standard wird und sie Art und Weise des Wirtschaftens verändert…
Tja, eine Node zu betreiben habe ich mir ehrlich gesagt auch schon überlegt…und genauso sehe ich das Akzeptieren von Bitcoin Zahlungen als genau solch einen Schritt um zu zeigen „das ist kein Blödsinn“ , „da steckt was geniales dahinter“ usw.

Ich glaube ich bin einfach etwas Ungeduldig. Letztere zwei Sachen kann man machen ohne direkten Vorteil, ansonsten heißt es: keep calm and hodl

Richtig… Aber willst du deine Cash Reserve vielleicht wegen der derzeit hohen Volatilität zwangsweise mit Verlust zurücktauschen müssen, weil Du liquide Mittel brauchst? Für Beleihungsgeschäfte mit Kryptos als Basis sind Banken sicherlich noch nicht bereit… :joy: