"Ethische" Frage bezüglich Hodlen und Traden

Hallo erstmal, ich bin neu hier und dies ist mein erster Beitrag. Ich habe mir bereits ein paar Videos des Blocktrainers angeschaut und das eine oder andere gelesen und mir so ein bisschen Halbwissen angeeignet.
Beeindruckt hat mich dabei vor allem das Phänomen des Hodlens. Wenn Leute fragten, ob jetzt ein guter Zeitpunkt sei, um einzusteigen, und in wieviel % mehr man die Bitcoins später wohl in Fiatwährung zurücktauschen könne, kriegten sie meist die Antwort, dass sie es noch nicht verstanden hätten. Viele der alten Hasen haben einfach durch Booms und Crashes hindurch an ihren Coins festgehalten und die Aussicht auf ein besseres, gerechteres Finanzsystem über kurzfristigen Profit gestellt.

Jetzt mal eine provokative Frage: Angenommen, jemand hat ein gutes Näschen für den vorläufigen Peak und entscheidet sich dafür, einen grösseren Teil seiner Bitcoins in ein unterbewertetes Asset, z.B. Silber, einzutauschen… mit der Absicht, dieses später nach fallenden Kursen in z.B. die dreifache Menge Bitcoins zurückzutauschen, um so den Bitcoin zu pushen, wobei wohl auch etwas Eigennutz im Hinterkopf sein dürfte. Mir ist klar, dass diese Strategie nicht immer aufgehen wird, aber wie seht ihr das vom „ethischen“ Standpunkt her?

Da du dir diese Frage stellst, scheint es bereits Teil deines moralischen Denkens zu sein. Ich persönlich sehe dahingehend nichts unmoralisches, auch wenn mein persönliches Handeln nicht von Trading geprägt ist und ich selber lieber hodl, daher stellt sich mir die Frage nicht.

Wenn du es nun moralisch betrachtest und dabei empirisch die Vorteile des Tradings, des An- und Verkaufs von BTC sowie den switch in andere Assets betrachtest, dann wirst du zu einer persönlichen Entscheidung kommen, die für dich vertretbar ist. Stell dir vor, jeder würde NUR hodlen; wo wäre da der Zahlungs- und Handelsverkehr z.B. im Lightning. Oder als Währung betrachtet, wie würde die Adoption in Ländern wie El Salvador oder der zentralafrikanischen Republik von statten gehen? :wink:

Dabei würde ich die Sache mit dem „Näschen“ aber rauslassen, denn die ist nicht empirisch bzw. wurde schon oft nicht bestätigt. Im klassischen Börsenhandel zeigte sich bisher, dass das „Näschen“ renditetechnisch hinter der DCA-Methode liegt.

Auch glaube ich persönlich, dass man sich vielleicht etwas überschätzt, wenn man glaubt, man selbst würde den BTC-Kurs pushen können. Aber natürlich weiß ich nicht, wieviel Wal in dir steckt. :wink:

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Danke für die Antwort. Natürlich wird kaum eine Einzelperson wirklich den BTC pushen können, aber nach dem Motto „jeder Satoshi zählt“ gemeinsam mit vielen anderen könnte etwas möglich sein (die umstrittene GameStop-Aktion kann diesbezüglich zumindest Mut machen).

Mir gefällt die Idee, dass verschiedene Strategien zum Ziel führen können und man deshalb diejenige auswählen sollte, bei der man sich wohl fühlt und von der man überzeugt ist. Dann wird man hoffentlich eher am Plan festhalten und nicht aus Panik falsche Entscheidungen treffen.

Ist das so?

Sieht man sich den Chart seit 1986 an, halte ich den Silber-Preis nicht für sonderlich unterbewertet - es sei denn man erwartet in der nächsten Zeit einen Rebound zum ehemaligen ATH im Jahre 2011.

Da der Silber-Preis stark von industriellen Anlegern abhängt, ist er meines Erachtens für Privatinvestoren nicht wirklich gut als Assetklasse geeignet. Aber das sind natürlich nur meine bescheidenen 5 Cents - jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden.

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Danke für die Antwort. :slight_smile:

Ja, ich meinte auch eher, dass Silber generell unterbewertet ist, damals wie heute, weil 200 mal so viel „Papiersilber“ im Umlauf sein soll wie physisch wirklich existiert. Natürlich kann man nicht wissen, ob und wann diese Blase einmal platzen wird. War aber nur ein Beispiel, was mich vor allem interessiert ist, ob man auch ein „echter Bitcoiner“ sein kann, wenn man bei fallenden Bitcoin-Kursen in ein anderes Asset tauscht mit der Absicht, später mehr Bitcoin fürs Geld zu bekommen. Und ich denke, Altcoins bieten sich dafür nicht an, die scheinen sich stark am Bitcoin zu orientieren.

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Es gibt keine Definition von einem „echtem Bitcoiner“; würde aber dennoch sagen, dass solch einer eher nicht spekuliert - denn dein Vorhaben ist klar Spekulation.

Ich denke, vor allem wenn man Altbestände von BTC hat (und in D wohnt) kann man natürlich mit einem getrennten Portfolio, etwas Spekulation betreiben.
Ich für meinen Fall mache das zum Beispiel auch zur Zeit mit einem kleinen Betrag, den ich auf lange Sicht eigentlich nicht in BTC haben möchte → um den jetzigen Kurs eingekauft & und wird dann bei circa Verdoppelung wieder verkauft; jederzeit steuerfrei.

Kann alles komplett nach hinten los gehen! Im schlimmsten Fall hätte ich halt mehr Satoshies, was vollkommen OK ist. Und ich würde meine Hodlbestände auch niemals verkaufen, um dann zu versuchen mehr BTC bei niedrigerem Kurs wieder einzukaufen!

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Danke für die Antwort. Ich gebe Dir recht, dass das Spekulation ist. Aber letztlich beruht jede Anlageform auf Zukunftserwartungen, obwohl natürlich ein langfristiger Anlagehorizont weniger Risiken birgt. Aber im Prinzip spekuliert auch jemand, der sein ganzes Vermögen auf dem Sparkonto belässt, darauf, dass das Geldsystem nicht zusammenbrechen wird.
Ich könnte mir vorstellen, dass der Peak beim nächsten BTC-Bullrun irgendwo bei 100’000 EUR sein könnte und dass ich dann vielleicht einen Teil hodlen und einen Teil switchen würde, aber bis dahin kann sich noch vieles ändern.

Schon, ja. Dennoch betreibst du ja Trading. Das ist dann schon LevelUp-Spekulation :smiley:

Sehe ich ähnlich. Ich für mich habe aber ein Hodl-Portfolio, das ich nicht anfassen werde. Vielleicht hilft dir das auch. Man muss ja nur für sich zufrieden sein, mit seinen Handlungen… denn du könntest mit deiner Strategie später mit weniger BTC dastehen als vorher. Das muss dir klar sein und das musst du auch nervlich aushalten; unterschätze das nicht! Ich mit meiner Strategie würde bei einem lang anhaltenen Bärenmarkt dann nur „zu viel“ BTC haben.

Vielleicht hilft dir auch dieser Thread weiter:

Grundsätzlich denke ich auch, dass jeder seine ethischen Positionen selber definieren muss. Was du, @Gartenkralle, mit deinem Vermögen machst, entscheidest du selbst und niemand anders für dich. Nur du kennst deine Handlungsmotive, deine finanzielle Situation und deine Lebensziele.

Generell wird ja zwischen Trading (Handeln) und Investment (Langfristanlage) entschieden. Das Wort „Spekulation“ ist ja bereits negativ konnotiert und erhebt einen moralischen Zeigefinger. Zum Trading wird niemand gezwungen, es treffen sich gleichberechtigte, freie Handelspartner.

Wer sollte dich abhalten - außer du dich selbst? Ob das aber ein so cleverer Gedanke ist, sei mal dahin gestellt.

Ich handhabe das für mich so: BTC ist für mich sehr wichtig. Ich halte es auch für möglich, dass tatsächlich Bitcoin irgendwann einmal die Fiat-Währungen mehr oder weniger komplett ablöst und dann sehr viele Probleme des Fiat-Marktes durch seine nicht-inflationäre Eigenschaft beseitigt. Außerdem ist Bitcoin in meinen Augen das einzig wirklich dezentrale und freiheitliche Asset der Welt. Man kann nur hoffen, dass sich diese Idee durchsetzen wird. Ob ich das noch erlebe (ich bin 59 Jahre alt) steht aber echt in den Sternen.

Bis dahin werde ich so viele Satoshis hodln wie es geht, hauptsächlich über einen regelmäßigen Sparplan und durch gezielte Einzelnachkäufe. Mit den Satoshis werde ich nicht handeln, dafür sind sie mir zu wichtig. Jeder der schon an der Börse aktiv war weiß, dass man mit Assets, die man langfristig halten will, am Besten nicht handelt. „Time in the market beats timing the market“ ist der Spruch dazu. Kaum jemandem gelingt der Verkauf nahe des Höchststandes, nur durch Zufall erwischt man den Nachkaufpunkt am Tiefstand. Also einfach kontinuierlich und resilient nachkaufen, nachkaufen, nachkaufen. Die meisten Leute, denen es um langfristigen Vermögensaufbau geht (und genau das soll BTC ja schließlich auch erreichen) verlieren genau dieses Vermögen beim Versuch es besonders clever „umzuschichten“.

Natürlich ist es jedem völlig unbenommen, mit anderen Assets zu handeln um weiter kurzfristig von Markbegebenheiten zu profitieren. Aber das ist echt schwierig und muss gekonnt werden. Man kann sich äußerst schnell die Finger verbrennen.

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Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Mir scheint, dass viele überzeugte Bitcoiner das so sehen. Und das dürfte auch der Grund sein, warum der Bitcoin allen Unkenrufen zum Trotz immer noch an Beliebtheit steigt. Der intrinsische Wert eines Assets steht und fällt ja letztlich auch mit dem Wert, den die Allgemeinheit ihm zuordnet, und wenn’s hart auf hart kommt, kann man Gold auch nicht essen. Die Dezentralisierung und die begrenzte Verfügbarkeit tun das ihrige dazu, weshalb ich auch sehr am Bitcoin interessiert bin. Ich bin noch weit davon entfernt, ans Umschichten zu denken, da ich erst einmal probehalber einen Bruchteil Bitcoin gekauft habe.

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Naja, bisher betreibe ich noch gar nichts… hab mir nur probehalber einen Bruchteil an Bitcoins gekauft und bin noch dabei, mir mögliche Strategien zurechtzulegen. Danke für Deine Meinung und den Link.

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Wir nennen das Satoshi oder mehrere Satoshis. Ich denke mal, das man bald eh nicht mehr von Bitcoin reden wird weil die ‚preislich‘ total over the Top sind.

Wenn man sich im eigenen Verhalten aus ethischen Gründe einschränken will, sollte man sich das gut überlegen ob es einem das Wert ist. Es gibt viele Leute die z.b. Produkte von Unternehmen meiden, und ich glaube nicht, dass es ihnen den Einkauf unbedingt erleichtert. EDIT: und nein, den Unternehmen juckt das nicht die Bohne.

Sich selbst einschränken OK, dann aber auch klarkommen, dass man gewisse Sachen einfach nicht mehr machen darf, weil man seine Standards eben so hoch hängt.

Wert ist da doch der falsche Ansatz. Man muss sich bei solchen Sachen im Spiegel anschauen können. Bzw geht es darum integer zu handeln; also nach seinen Überzeugungen zu handeln.

Es geht hierbei auch nicht um Leichtigkeit. Sondern s.o. Und ich kann dir sagen, dass es zwar anfangst schwieriger ist, aber nachdem man seine Gewohnheiten allmählich umgestellt hat, ist es genauso leicht, einzukaufen.

Und doch. Natürlich. Wenn ich mich gegen Nestlé und Unilever Produkte entscheide, haben die Unternehmen durch mich keinen Umsatz mehr. Das ist Kapitalismus. Ich wähle mit jeden Einkaufszettel, welche Firmen in Zukunft überleben sollen. Wenn ich zB kein Fleisch esse, müssen weniger Tiere sterben.

Es geht auch nicht um Einschränkung. Wenn man eine nicht ausgeführte Handlung als Einschränkung empfindet, sollte man nochmal prüfen, von was man denn da genau überzeugt ist.

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Es geht eher darum, das die Nestle Verweigerer eine so kleine Gruppe sind, das es das Unternehmen nicht einmal bemerkt.

Sehr richtig. Wenn man Verzicht anstatt Alternative lebt wird das früher oder später zu einem Problem.

Aber aus ethischen Gründen auf Bitcoin verzichten halte ich für Blödsinn.

Nun, ich werde diesbezüglich auch nicht päpstlicher als der Papst sein, aber der Vorteil ist, dass ich als Privatperson meinen Gewinn nicht maximieren muss. Wenn ich die Inflation kompensieren kann und vielleicht noch ein bisschen mehr dabei rumkommt, ist das Minimalziel schon erreicht.
Sollte man einmal auf Bitpanda aus der Schweiz Aktien kaufen können, würde ich sicher die eine oder andere Firma boykottieren, aber es gibt ja dann meist auch andere Aktien, die ebenfalls steigen.

Und einem Kollegen, der nach dem Crash Terra Luna kaufen wollte, riet ich davon ab, musste aber letztlich eingestehen, dass ein paar Euro für Terra Luna auszugeben im Grunde nichts anderes ist als ein Glückslos zu kaufen im Bewusstsein, dass es wahrscheinlich eh ne Niete ist, und solange das für ihn okay ist… wenn ich mal auf Altcoins gamblen wollte, würde ich mir aber nicht grad diesen aussuchen, gibt ja genügend andere.

Ja, den Begriff kenne ich, aber von den Kommastellen her ist der Bitcoin näher. :wink:

Ich auch, ich meinte eher, ob es ethisch korrekt ist, Bitcoin zu verkaufen, sich womöglich zu bereichern und darauf zu vertrauen, dass die anderen den Kurs schon nicht ins Bodenlose sinken lassen werden. :smiley: Aber vielleicht erübrigt sich das eh, weil es selten zu funktionieren scheint?

Eine sehr gewagte These. Die hier zwar nicht hingehört aber für die man, wenn man sowas in den Raum wirft, auch Beweise braucht.

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Hä?!
Ein User hat das Beispiel mit dem Unterlassen von Produktkäufen gewisser Produkte eingeworfen im Zusammenhang mit ethischer Vertretung. Das ist nicht Offtopic, sondern nur ein Beispiel.
Ich wiederum musste in dem Punkt widersprechen.

Und nochmal extra für dich:

Fleisch besteht aus totem Tier → Fleisch wird weniger gekauft → Fleisch wird weniger produziert → es werden für die Fleischproduktion weniger Tiere geschlachtet

Wie soll ich dir das denn jetzt beweisen ? Das ist Logik…

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An dieser Stelle fehlt mir der Bezug zum Hodlen und Traden.