Diskussion über den (anthropogenen) Klimawandel

Natürlich muss sich Forschung der Erkenntnistheorie stellen. Also Fragen nach den Voraussetzungen für Erkenntnis, dem Zustandekommen von Wissen und anderer Formen von Überzeugungen. Wir müssen hinterfragen was ‚gewiss‘ ist und welche Zweifel an welchen Überzeugungen objektiv bestehen kann.

Du pauschalisierst einfach nur und sprichst von „diesen“ Modellierern? Wer sind denn diese Modellierer eigentlich?

Wenn (unabhängige) Forscher:innen Modelle entwickeln, diese peer-reviewed werden und veröffentlichen, dann kommt am Ende in der Regel ein Konsens hinaus. Willkürliche Eigeninteressen haben keinen Platz.

Oder möchtest Du behaupten, dass sich Forscher:innen weltweit heimlich zusammengeschlossen haben, um eine Erderwärmung zu propagieren?

Der (menschengemachte) Klimawandel ist schlichtweg Konsens und es wird sachlich darüber informiert. Die Modelle kommen zu ähnlichen, wenn auch unterschiedlichen Vorhersagen, aber im Kern sind sie sich einig.

Gewiss, wir kennen die Zukunft nicht, deshalb können wir nicht sagen, welches Szenario genau eintreten wird. Aber wir können Prognosen aufstellen und simulieren, für welche Entwicklungen, welche Ereignisse mit welcher Wahrscheinlichkeit eintreten.

Und ja, diese Vorhersagen sind fehlerbehaftet. Wie alles in der Wissenschaft. Das liegt in der Natur der Naturwissenschaft. (Bei Interesse gerne in das Thema „nature of science“ einlesen.)

Um bei der Erkenntnistheorie zu bleiben. Evidenz ist das, was Glaubenshaltungen (zum Beispiel an den Klimawandel) rechtfertigt oder was es macht, dass eine bestimmte Haltung eingenommen wird.

Du spielst vermutlich eher auf die Wissenschaftstheorie an. Dort werden Evidenzen als das verstanden, was wissenschaftliche Hypothesen bestätigt oder widerlegt.

Wichtig ist, dass diese Evidenzen öffentlich und unumstritten sind. Dies wird durch die Befolgung der wissenschaftlichen Methode gewährleistet und führt in der Regel zu einem wissenschaftlichen Konsens - wie oben bereits angedeutet - durch die schrittweise Anhäufung von Evidenzen.

Es besteht ein starker wissenschaftlicher Konsens darüber, dass sich die Erde erwärmt und dass diese Erwärmung hauptsächlich durch menschliche Aktivitäten verursacht wird. Dieser Konsens wird durch verschiedene Studien zu Standpunkten von Wissenschaftlern und durch Positionserklärungen von Wissenschaftsorganisationen gestützt. Es gibt also ausreichend öffentlich und unumstrittene Evidenz.

Innerhalb dieser Publikationen wird auf die Gefahren, die mit einer Erderwärmung einhergehen, hingewiesen. Deine Aussage, dass es keine sehr großen Probleme gebe ist damit faktisch falsch!

Planetenbewegungen sind auch sehr komplex. Können wir sie dennoch über die Keplerschen Gesetze beschreiben? Ja.

Natürlich gibt es Unbekannte. Und unvorhersehbare Ereignisse. Aber selbst solche unvorhersehbaren Events werden in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung berücksichtigt und diskutiert. Sie fließen in die Betrachtung der Unsicherheit mit ein.

Ein Modell reduziert immer auf eine Menge x an Parametern. Das liegt in der Natur von Modellen. Das macht sie aber nicht gleich schlecht oder lässt sie so etwas wie das Klima nicht hinreichend genau beschreiben. Genau das gelingt diesen Modellen nämlich.

Eine „richtige Temperatur“ gibt es nicht. Aber es geht hier auch nicht um „Wohlfühltemperaturen“.

Es geht darum, dass Lebensräume unbewohnbar werden, da die Luftfeuchtigkeit mit steigender lokaler Temperatur so hoch sein kann, dass unsere Kühlung über Verdunstung nicht funktioniert. Das kann tödlich sein. Da fühlst Du Dich nicht mehr wohl, sondern womöglich fühlst Du nichts mehr.

Außerdem geht es um die weiter oben angesprochenen Kippelemente. Die in ihren ganz unterschiedlichen Folgen eine Bedrohung für die Menschen darstellen.

Hast Du dafür einen Beleg, oder ist das schlichtweg Deine subjektive Erfahrung?

Das Ignorieren des Klimawandels kostet Geld. Die zukunftsorientierten Lösungen kosten jetzt Geld, aber sparen langfristig viel Geld ein.

Als Auswirkung des Klimawandels ist in den nächsten Jahrzehnten mit einer Zunahme von extremen Wetterereignissen zu rechnen. Dies führt zu erheblichen volkswirtschaftlichen Schäden. Wichtig ist es daher, frühzeitig in den Klimaschutz einzusteigen, da die Kosten umso höher werden, je später damit begonnen wird.

Laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) werden die Land- und Forstwirtschaft besonders betroffen sein, wo es aufgrund von Trockenheit und Wassermangel zu Ernteausfällen in Höhe von insgesamt ca. drei Milliarden Euro bis 2050 kommen könnte. Nur, um mal ein Beispiel zu nennen.

Niemand will Menschen den Zugang zu Energie verwehren. Wie kommst Du darauf?

Ich fordere lediglich eine fossilfreie, nachhaltige und gerechte Energieversorgung.

Wie @Bontii schon schrieb:
„Fortschritt und Energieverbrauch korrelieren nur“.

Wir müssen uns also vielmehr darum kümmern, welche Energieumwandlungsprozesse wir nutzen. Strahlungsenergie (Sonne) und Kinetische Energie (Wind) sind gute Energieformen, die für unsere Lebensspanne (der Menschheit) praktisch unendlich zur Verfügung stehen. Mit chemischer Energie (fossile Energieträger) ist dies nicht so.

Hast Du etwa in den IPCC Bericht geschaut?

Welche Belege? Ich habe keine in Deinen Beiträgen gefunden.

Tipp: Schau mal oben, was Evidenz bedeutet.

Erinnerung: Es geht um die unmittelbare kognitive Nachvollziehbarkeit eines Zusammenhangs.

Falls Du eigentlich auf Empirie herauswolltest:
Dort geht es um Erkenntnisgewinn „durch systematische Datenerhebung“ bzw. „durch systematisches Gewinnen von Informationen“. Und ja, dies kann tatsächlich auch durch Modell geschehen. Guess what: Es gibt nämlich sogenannte Empirische Modelle.

Problem ist eben nur, dass diese Sicht nicht stimmt.

Für diesen letzten Satz entschuldige ich mich im Voraus, aber ein wenig Luft muss auch ich mir machen.

Ich sagte ja bereits, dass es bei Evidenz um die unmittelbare kognitive Nachvollziehbarkeit eines Zusammenhangs geht. Vielleicht ist es Dir schlichtweg kognitiv noch nicht gelungen, die im IPCC Bericht dargelegten Probleme zu durchdringen. Vielleicht weist Du es aber auch einfach besser als all die Forschenden dieser Welt.

Toyota. Nichts ist unmöglich.

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